Mathematiker in aller Welt rüsten sich zum Hamsterkauf. Seit die japanische Kreidefirma Hagoromo Fulltouch Chalk ankündigte die Produktion einzustellen, herrscht Aufruhr. Denn diese spezielle Kreide gilt als der „Rolls Royce“ unter den Tafelstiften. Das schreibt Gizmodo-Autorin Sarah Zhang.
Schlimm trifft es beispielsweise den Mathematiker Brian Conrad aus Stanford. Digitale Präsentationsformen hält er für fehleranfällig und Whiteboards sind ihm zu kompliziert in der Instandhaltung.
Bleibt die Tafel. Und die will er eben nur mit einem ganz bestimmten Stift beschreiben. Er hat sich sicherheitshalber mit einem Vorrat der „Fulltouch Chalk“ eingedeckt, der locker fürdie nächsten 15 Jahre reichen wird. Schon entspinnen sich in Online-Foren lange Diskussionen über die Frage, wo man die begehrten Schreibwerkzeuge heute noch kaufen kann. Je nervöser die Käufer wurden, desto schneller wuchs auch der Preis des begehrten Stiftes wie die Preisbeobachtungsseite CamelCamelCamel verrät.
holy crap look at this hagoromo chalk price surge! https://t.co/rVGOXEnwMR cc @satellite_k pic.twitter.com/RwJvwysNKz
— Ivy (@amatsuki)
Doch wozu das ganze Drama um ein Stück gemahlenen und gepressten Kalkstein? Die Autorin hat sich mit ein paar Rechenübungen auf einer Tafel der UC Berkeley ausprobiert. Direkt sei ihr die glänzende, fast schon emailleartige Oberfläche aufgefallen. Und? Der Überzug, das gesteht auch sie ein, sei mehr als nur als ein schickes Design-Element, denn die Kreide liege dadurch besser in der Hand. Auch die staubigen Finger seien kein Problem mehr. Ein durchaus praktischer Vorteil also. Darüber hinaus ist sie einen Tick dicker und robuster als das herkömmliche, amerikanische Kreidemodell. Unterschiede, ja, aber ehrlich gesagt, auch keine großen.
Auch bei Twitter freute sich der Mathematiker @stevekass über ein Päckchen der begehrten Kreide:
Very happy mathematician OTD: me, with a brand new package of Hagoromo Fulltouch color chalk. https://t.co/mg6le4EUC0 pic.twitter.com/qzMv3tqK0e
— Steve ℥. Kαss (@stevekass)
Brian Conrad, der hortende Stanford-Professor, kann seine Leidenschaft für die Kreide selbst nicht genau erklären. Das Schreiben an der Tafel fühle sich einfacher besser an, der Strich folge einem schönen Lauf und außerdem, und das ist ein praktischer Vorteil, halte sie auch länger als andere Fabrikate.
Warum ausgerechnet Mathematiker derart versessen auf Tafelanschriebe generell und auf aus dieser Kreide angefertigten im Besonderen sind, bleibt rätselhaft. Schließlich tippt der Rest der Welt heute in der Regel auf iPads oder Laptops. Deswegen muss schließlich auch der Kreide-Anbieter dicht machen. In der digitalisierten Welt gab es zuletzt einfach zu wenig Nachfrage für das analoge Schreibwerkzeug.
Für Conrad und seine Kollegen zeichnet sich nun ein Hoffnungsschimmer am Horizont ab: Hagoromo Bungu übergab seine Geschäfte und das Technikwissen zur Kreideproduktion an Uma-jirushi, einen großen Anbieter für Bürobedarf.