Reisefotografie liegt auf Instagram klar im Trend. Allein zu dem Hashtag #instatravel gibt es über 60.500.000 Beiträge in dem Sozialen Netzwerk. Die Posts lassen sich auf den ersten Blick schön anschauen. So sorgen die perfekten Schnappschüsse aus fernen Ländern, bunten Metropolen und atemberaubender Natur unweigerlich für Fernweh.
Kokosnuss am Strand, über den Wolken, vor den bekanntesten Wahrzeichen – im direkten Vergleich zeigt sich jedoch folgendes: Reisefotos auf Instagram sind vor allem ein Einheitsbrei ohne Individualität.
Der Fotograf Oliver Kmia aus Miami hat mit seinem Video “Instatravel – A photogenic mass tourism experience” entlarvt, dass sich die #Instatravel-Fotos kaum unterscheiden. Teilweise stimmen Objekt, Perspektive und Pose sogar eins zu eins überein. Vor allem #followmeto-Nachahmer gibt es zahlreich. Alles wirkt irgendwie inszeniert und gekünstelt. Ob #beachlegs, #followmeto, Vogelperspektive, Posen am schiefen Turm von Pisa, Reisepass in der Hand – alles ist schon mal dagewesen.
In dem Online-Magazin “Fstoppers” erklärt Oliver Kmia, dass er die Idee für das Video in Rom hatte. Hier habe er in einer Menschenmenge vor dem Trevi-Brunnen gewartet, um selbst das perfekte Instagram-Foto zu knipsen. “Ich hatte während meiner Reise das Gefühl, dass viele Leute den Moment nicht wirklich genossen und untrennbar mit ihren Smartphones verbunden waren, als ob das ultimative Ziel des Reisens sei, online damit anzugeben und hinter den Likes und Followern herzurennen.” In seinem Text macht er zwar deutlich, dass er Reise-Instagrammer nicht verurteile, schließlich habe er selbst ebenso viele klischeehafte Reisefotos gemacht, doch kritisiert er deutlich die negativen Auswirkungen von der Suche nach dem perfekten Bild. Als Beispiele hierfür nennt er unter anderem die “Instagram hikers” in den amerikanischen Nationalparks und die geschmacklosen Selfies am Holocaust Mahnmal in Berlin.
“Instatravel – A photogenic mass tourism experience” hat auf vimeo bereits über eine Million Views. Dafür haben sich die sechs Monate Arbeit jedenfalls gelohnt. Zum Abschluss seines Artikels gibt Oliver Kmia den Lesern noch folgenden Rat: “Du kannst jederzeit jedes Bild machen, das du möchten, solange du dir deiner Umgebung bewusst bist. Bereise die Welt und denke daran, dir beim nächsten Mal, wenn du eine Münze in den Trevi-Brunnen wirfst, etwas zu wünschen.”