Manchmal sind es die unwichtigsten Dinge, die einem im Kopf bleiben und an die man in grauen Stunden zurückdenkt, so zum Beispiel der Esel, auf den die Behörden vor einem Dreivierteljahr in einem katalanischen Dorf aufmerksam wurden, vielleicht durch eine Routine-Inspektion. Zwei nichtsahnende Beamten schauen mal auf dem Lande vorbei, wie die Tiere dort so gehalten werden, und entdecken in seinem Stall einen alten Esel mit zwanzig Zentimeter langen Fußnägeln, wie wir Menschen das nennen würden, bei einem Esel muss man wohl von Hufnägeln sprechen. Da stand der arme Kerl, unfähig, sich zu rühren, genau so, wie er schon seit zweiundzwanzig Jahren gestanden hatte, wenn dem Bericht zu trauen ist.
Der Bauer, der das Tier in all der Zeit nicht aus seinem Stall gelassen hatte, wurde wegen Tierquälerei angezeigt, aber das ist es nicht, woran ich denken muss. Die Strafe für den Bauern ist mir egal, dem Esel gibt ja niemand seine Zeit zurück oder die verlorenen Kilometer, die er in seinem langen Leben nicht laufen durfte. Ich frage mich eher: Woran hat der Esel zweiundzwanzig Jahre lang gedacht? Immerhin kam er dann ins Tierheim, und dort haben sie ihm erstmal die Hufnägel geschnitten. Der Esel, hieß es, erhole sich gut. Gerade habe ich mal auf der Homepage des Tierheims nachgeschaut, aber nur Hunde, Katzen und Vögel gefunden. Und jetzt die Frage: Könnte der Esel allen Mut zusammengenommen und sich mit seinen jungen, sauber pedikürten Hufen davongemacht haben?