Neulich in Ecuador dachte ich wieder an den spanischen Anstreichermeister, der mir fast einen Faustschlag verpasst hätte, weil ich seine Arbeit kritisiert habe. Jeder weiß doch, dass man bei dunkleren Farben irgendwann zu Plastikfarben übergehen muss, weil die gewöhnliche nicht gleichmäßig deckt. Der Anstreicher hatte aber die übliche Farbe genommen und in unseren Räumen jede Mengen Nasen, Streifen und Flecken produziert. Und das sagte ich ihm. Dann sagte ich noch, ich hätte die Stellen fotografiert, es seien dreißig Bilder, eine hübsche Sammlung. Da dachte der Anstreicher, ich wolle mit meinem Sensationsfund an die Presse gehen. Ich sagte ihm nicht, dass ich selbst die Presse bin. Er aber schrie mich an und verfluchte den Tag, an dem er den Auftrag angenommen hatte (drei Räume, drei Farben). In seiner rechten Faust (sie war groß) sah ich es verdächtig zucken. Irgendwie muss es mir gelungen sein, den Spanier wieder zur Vernunft zu bringen, was nicht dasselbe ist wie „Vernunft“, sondern nur die Abwesenheit von Faustschlägen.
Am nächsten Tag erschien ein Ecuadorianer, um die schlechten Stellen nachzuarbeiten. Er war sehr still und höflich, wie alle Ecuadorianer, die ich kennengelernt habe. Über seinen spanischen Boss verlor er kein Wort. Er sei nur gekommen, sagte er, um die am Vortag „nicht ganz fertiggestellte Arbeit“ zu meiner Zufriedenheit zu erledigen. Und das tat er. Wir unterhielten uns dann noch ein wenig. Er sagte, ich solle mich melden, wenn ich noch andere Arbeiten für ihn hätte, hier sei seine Telefonnummer. Ich wollte ihm sagen, ich wüsste da etwas, er möge doch zur Stelle sein, wenn sein Boss das nächstemal die Fäuste herausholt, aber dann schwieg ich und nahm die Telefonnummer an mich.
In Ecuador neulich erzählte mir der Schriftsteller Pablo Cuvi (seinerseits ein höflicher und weltläufiger Mann), mit welchem Befremden man dort bemerkt, wie sich die Sprache der auf Heimaturlaub anreisenden ecuadorianischen Immigranten in Spanien verändert. Die Spanier nämlich werfen mit wüsten Schimpfwörtern nur so um sich, und das färbt ziemlich ab. (Außer bei mir). Die in Spanien gesprochene Straßen- und Alltagssprache ist so derb, sie wäre noch nicht einmal druckbar, wenn ich mutiger wäre, als ich bin. Weshalb der ecuadorianische Schriftsteller, der davon vor 120 Studentinnen erzählte, nicht die saftigsten, sondern nur ein paar zahme Beispiele zu bringen wagte. Das Exil der Ecuadorianer ist auch ein sprachliches. Und wer mal dachte, die spanischsprachige Welt sei eins, man rede doch überall gleich, hat sich gewaltig geirrt.