Sanchos Esel

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Spät essen, laut reden, wenig schlafen, kein Fahrrad haben, die Mülltrennung vergessen, dem berühmtesten Fußballverein der Welt zugucken, bei Rot

Penélope Cruz und Boris Becker

| 20 Lesermeinungen

Manche finden, Penélope Cruz dürfe auf keinen Fall den Oscar bekommen, sie mache Werbung für eine Schmuckfirma, die ihr Geld mit der Ausbeutung und Ermordung von Menschen verdiene.

Manche finden, Penélope Cruz dürfe auf keinen Fall den Oscar bekommen, sie mache Werbung für eine Schmuckfirma, die ihr Geld mit der Ausbeutung und Ermordung von Menschen verdiene. Ein anderer schreibt in der Online-Ausgabe von El País: Ist es nicht merkwürdig, erst sieht man sie bei der Oscar-Gala mit diesen sündhaft teuren Diamanten, und in der Woche darauf bittet sie schon wieder um Spenden für die Hungernden in der Welt? Wie geht das zusammen?

Tja, es geht eben nicht zusammen. Así es la vida. Das Allermeiste, was wir um uns herum sehen, dürfte nicht nebeneinander existieren, wenn die Welt vernünftig geordnet wäre. Ist sie aber nicht. Wie konnte es zum Beispiel sein, dass ich Boris Beckers Tennisspiel bewunderte und später von diesen unsäglichen Dummheiten lesen musste, die er beging oder von sich gab? Schrecklich. Einmal, im Schumann’s, traf ich ihn in der Männertoilette. Er hatte am Nachbartisch mit Freunden gesessen, eine Zigarre geraucht und sich offenbar wohlgefühlt, er geht ja öfter ins Schumann’s als ich. Als ich die Männertoilette betrat, war er schon da und besah sich im Spiegel, ich wäre am liebsten wieder umgekehrt, aber das wäre peinlicher gewesen, als mutig hineinzumarschieren und so zu tun, als wäre er irgendwer, und während ich bei ihm stand, fragte ich mich, warum mir sein Ruhm so peinlich war – ihm war er es offensichtlich überhaupt nicht. Boris Becker von außen zu sehen mag manchmal schwierig sein; Boris Becker zu sein könnte zu den leichtesten Übungen der Welt gehören. Alle Gegensätze, die andere zerreißen würden, bügeln sich bei ihm dank einer rundheraus erstaunlichen Charaktermischung aus. Plus die Gewöhnung. Wäre das nicht ein interessanter Film? Being Boris Becker.

Genauso bei Penélope Cruz. Wobei ich mich andererseits frage, wieso wir gerade von Menschen, deren wesentliche Begabung im Errichten von Schein- und Traumwelten besteht, makelloses Betragen in der Öffentlichkeit fordern. Ich kann mit ein paar Frechheiten, Rüpeleien und Drogenskandalen von Fußballern und Hollywoodstars ganz gut leben, sie sprechen ja nicht dauernd vom Himmel. Auch, dass Michael Phelps auf einer Studentenparty Marihuana geraucht hat, finde ich nicht so schlimm. Er sollte es bleibenlassen, natürlich, aber eher um seinet- als um unseretwillen. Den Spruch von der Vorbildfunktion, die Sport- und Filmstars alle haben sollen, kann ich auch nicht mehr hören. Einige der charismatischsten Sportler und Rocksänger waren hochgradig absturzgefährdete Figuren, vielleicht wurden sie deswegen so geliebt.

Übrigens hat Antonio Banderas, der wahrscheinlich wirklich so nett ist, wie er immer wirkt, heftig für Pe geworben und gesagt, wenn sie diesmal keinen Oscar bekäme, also, das könnte er überhaupt nicht verstehen, und es wäre ein Skandal. Was mir als geradezu überschäumende Nettigkeitsattitüde auch wieder ein bisschen weit geht. Hin und wieder hätte ich gern etwas mehr Neid, Konkurrenzkampf und mala leche.

Was ich noch sagen wollte: Pe ist großartig, wenn sie kratzbürstige Frauen spielt und Spanisch dabei spricht. Gerade habe ich einen Trailer des neuen Almodóvar-Films gesehen, da trägt sie in fünfzehn Sekunden sieben verschiedene Kleider, keine Frage, das werde ich mir nächsten Monat ansehen. Was die Diamanten betrifft, mit denen sie sich ja wohl nur bei Gala-Shows und Preisverleihungen behängt, nein, ich weigere mich, Diamanten für so wichtig zu halten, ich weiß nicht einmal, wie sie sich anfühlen.


20 Lesermeinungen

  1. WenigMehr sagt:

    Ich habe mich spätestens ein...
    Ich habe mich spätestens ein wenig in Penélope Cruz verliebt, als ich sie in Almodóvars „Volver“ singen sah.
    Die kleinen und mittleren „Ausrutscher“ der „Stars“ stören mich nicht. Ich schätze sie für ihre „Kunst“ und nicht für ein makelloses Privatleben, das eh niemand hat.
    Wäre ich „prominent“ und im Blick der Öffentlichkeit, würde ich sicher noch neurotischer werden, als ich schon bin! 😉
    Viva la vida!

  2. Madrid sagt:

    Ein unerschöpfliches Thema,...
    Ein unerschöpfliches Thema, WenigMehr. Manche haben sich ja in Pe verliebt, als sie eine Nonne spielte. Männer können so verschieden sein. Als Sie übrigens Penélope Cruz singen sahen, hörten Sie die Stimme der wunderbaren Estrella Morente, so weit gehen Penélopes Talente dann doch nicht. Das Lied findet sich auf der CD „Mujeres“.

  3. WenigMehr sagt:

    Dass Penélope nicht selbst...
    Dass Penélope nicht selbst gesungen hat, hatte ich bereits irgendwo gehört und war auch heilfroh darüber, sonst hätte ich mich vermutlich nicht nur „ein wenig“ verliebt.
    Ich wusste aber noch nicht, wessen Stimme da zum Einsatz kam und werde mir die benannte CD umgehend kaufen! Danke für den Hinweis!
    Am 22. Februar werde ich jedenfalls die Daumen für Frau Cruz drücken!
    Ich fand den Film „Vicky Christina Barcelona“ ganz wunderbar, obwohl ich eigentlich kein grosser Woody Allen-Fan bin!

  4. Dulcinea sagt:

    Natürlich, ich auch. "Manche...
    Natürlich, ich auch. „Manche haben sich ja in Pe verliebt, als sie eine Nonne spielte.“ Eine schwangere Nonne! Interessant. Bei mir geht das zurück bis „Abre los ojos“, an den das Hollywood-Remake „Vanilla Sky“, obwohl ebenfalls mit Pe besetzt, natürlich niemals heranreichen wird. Aber Penélope, in diesen Kleidern… hier (https://www.thecelebrityblog.com/images/penelope-cruz-vogue-2/) — oder hier (https://www.thecelebrityblog.com/images/penelope-cruz-vogue-3/) — ich sterbe. Sie soll alle Auszeichnungen und Männer haben, die sie kriegen kann — Javier Bardem ist ein Glückspilz.
    Nur eins verstehe ich nicht: Wieso stört es Sie, Meister Paul, wenn Antonio Banderas nett ist? Sie sind doch auch nett! Wenn Sie hin und wieder „Neid, Konkurrenzkampf und mala leche“ haben wollen, würde ich sagen: Fangen Sie doch an! Werfen Sie den ersten Stein! Aber nicht auf Boris Becker! Ja, genau, auf eine Kollegin! Nur zu!

  5. Madrid sagt:

    Mich stört überhaupt nicht,...
    Mich stört überhaupt nicht, Dulcinea, dass Antonio Banderas nett ist, im Gegenteil. Es war eine Seitenbemerkung zu seiner übertriebenen patriotischen (oder galanten) Geste, alles andere als einen Oscar an Penélope Cruz für einen „Skandal“ zu halten. Mehr steckt nicht dahinter. Übrigens, finden Sie, ich hätte Steine auf Boris Becker geworfen? Weiß ich nicht. Sein Toilettenvbenehmen erscheint mir eigentlich tadellos. Was nun Kabbeleien unter „unseresgleichen“, den Journalisten, angeht, die gibt es oder gab es, seien Sie ganz sicher. In Madrid natürlich viel weniger, hier draußen ist man froh, wenn man überhaupt jemanden zu Gesicht bekommt. Ein bisschen neidisch bin ich nur, wenn ich sehe, wie sophisticated der Geschmack eines einfachen Bauernmädchens in Modefragen ist. Schöne Bilder, die Sie da zeigen.

  6. Dulcinea sagt:

    Na, Sie sind ja lustig, Don...
    Na, Sie sind ja lustig, Don Paul! Ausgesprochen steht es natürlich nicht da, nein, bis auf die „unsäglichen Dummheiten“ kann man Ihnen nichts nachweisen. Und sein Toilettenbenehmen ist sicher tadellos — davon verstehe ich nicht so viel, ich besuche die andere Abteilung. Aber diese Bilder, nicht wahr — mir ist es wirklich VOLLKOMMEN egal, wer wieviel rauchen muss, um das so hinzubekommen.

  7. haadee sagt:

    Genug von Penelope und ihren...
    Genug von Penelope und ihren schönen Kleidern! Dass unser Boris durchaus auch in der Lage ist Modetrends zu setzen, sollte bei aller Schwärmerei nicht vergessen werden.
    (www.flickr.com/photos/husar/2141846480/)

  8. Madrid sagt:

    Ich weiß noch nicht einmal,...
    Ich weiß noch nicht einmal, ob Penélope Cruz Raucherin ist, es soll ja schlecht für den Teint sein. Der von Boris Becker ist da wohl von der unempflindlicheren Sorte…
    Haadee, Sie haben recht, und ich sage das nicht, weil Dulcinea denkt, ich sei nett. (Woher weiß sie das eigentlich?) Boris hat schon ein paarmal sehr gut ausgesehen in seinen dunklen Anzügen. Die meinten Sie doch, Haadee? Weil seine knappen Tennishosen damals, die können Sie wohl kaum gemeint haben.

  9. haadee sagt:

    Natürlich macht er in in...
    Natürlich macht er in in dunklen Anzügen eine bessere Figur, allein schon wegen seines Teints. Hell steht steht ihm nun wirklich nicht besonders, war wohl ein Fehlgriff in der Wäschekammer.

  10. Madrid sagt:

    Haadee, wir machen einen...
    Haadee, wir machen einen Fehler, wenn wir uns jetzt auf Boris Becker einlassen, wer weiß, ob Dulcinea dann je wieder von sich hören lässt.
    Zu „Abre los ojos“, Dulcinea: ein sagenhafter Film, den man eigentlich nie so ganz kapiert und deshalb vielleicht sogar noch besser findet, jedenfalls bewahrt er in der Erinnerung seine schöne Rätselhaftigkeit. Ich meine übrigens, Pe hätte das Remake verweigern sollen, spätestens nach der Lektüre des Drehbuchs musste ihr klar sein, welchen Krampf Tom Cruise da mit ihr plante. Und jetzt gehe ich mit dem Hund.

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