Es war nicht gut, die Beine von Andrés Iniesta als Überschrift zu benutzen. Letzten Sonntag hat er sich verletzt, und ich fühle mich mitverantwortlich. Überhaupt haben wir hier vielleicht etwas viel von Beinen gesprochen, und da ja am 27. Mai noch das Champions-League-Finale ansteht, ist es wirklich Zeit für etwas anderes.
Nur entgeht man der Sache nicht immer so leicht. Heute zum Beispiel kam da wieder diese E-Mail von einem spanischen Hostessen-Service, der mir gelegentlich seine vielfältigen Dienste anbietet (Messen, Tagungen, Modenschauen, alles sehr seriös und wahrscheinlich unbezahlbar), und was sehe ich, als ich dem Link folge? Die Beine von Cristina, Ainhoa, Patricia, Shery, Carla, Liliana, Monica, Rosanna, Sandra, Esther, Silvia, Ewelina, Maria und Stephanie. Vielleicht habe ich jemanden vergessen. Und als ich über diesen Kontrast nachdachte – hier die muskulösen, manchmal knubbeligen und lädierten, oft auch sehr behaarten Beine unserer Fußballspieler, dort die wahnsinnig langen, schönen, phantastisch gecremten und garantiert haarlosen Beine der Damen des spanischen Hostessen-Services -, da meldete sich eine Erinnerung an einen Abend aus besseren Zeiten unseres großen Fußballvereins, als ich einen jungen Deutschen zum erstenmal ins Bernabéu-Stadion mitnahm und wir nach dem Spiel (es war noch in der Ära Florentino Pérez, von der ich fürchte, dass sie demnächst allen Ernstes wiederkehrt) die Meisterschaftsfeier von Real Madrid miterlebten. Später zogen wir noch zur Plaza de Cibeles, sahen die Menschenmengen, die Fahnen und so weiter, aber da das alles nicht aufregend war, beschlossen wir, nach Hause zu gehen.
Und dann geschah es. Gerade als wir das Hotel Ritz passierten, gegen Mitternacht, trafen die Spieler mit ihren Frauen zum Meisterschaftsdinner ein, wir standen zufällig da, eine Handvoll Schaulustige, und sie mussten an uns vorbei. „Spielerfrauen“ will man solche Geschöpfe nicht nennen. Die Frau von Raúl, ein spanisches Model. Die Frau von Figo, ein skandinavisches Model. Die Frau von Casillas, auch schon ein spanisches Model? Jenes, von dem er sich neulich getrennt hat?
Ich weiß es nicht mehr genau. Nur, schön waren sie alle bis auf eine. Ich werde jetzt nicht verraten, wessen Frau die eine war, doch soviel kann ich sagen, es war die einzige, mit der ich gern ein Bier getrunken hätte, um zu erfahren, wie es so ist, mit einem berühmten Spieler von Real Madrid verheiratet zu sein. Dieser Spieler, der Mann der einen, war immer einer der anständigsten, auch das kann ich noch anfügen. Übrigens war seine Frau nicht hässlich, überhaupt nicht. Sie hatte nur nicht diese meterlangen Beine wie die anderen. Aber wie um alles in der Welt komme ich jetzt wieder von diesem Thema weg? Später. Beim nächstenmal.
Ich habe einmal im Fernsehen...
Ich habe einmal im Fernsehen ein Interview mit einem Fussballspieler gesehen, den man gefragt hat: „Wärest du nicht ein Fussballspieler geworden, was wärest du gerne geworden?“. Er hat ein bisschen nachgedacht und dann gesagt: „Die Ehefrau eines Fussballspielers“. Wie meinte er es?
Bein zu Gebein
Ein finstres...
Bein zu Gebein
Ein finstres Beinpaar sprach einmal
zu ebensolchem Ehegemahl:
Er: „Ich bin so krumm, du bist so dumm,
wir wolln pöhlen gehen, kumm!
Topp, lass uns am Fußball erben.“
Sie: „Ne, ne – so will ich nicht verderben!“
Und wie es „geht“ – imm- und öfter eben:
Die Schäbigbeine blieben fröhlich leben.
Don Paul! Sie müssen sich...
Don Paul! Sie müssen sich bestimmt nicht mitverantwortlich fühlen, bitte! Sonst hätten sich ja auch Xavi und Messi verletzen müssen, um deren Beine es beim vorletzten Mal ging. Ich klopfe dreimal auf Holz. Und hoffe auf morgen. Mein Vorschlag wäre, von den schönen und interessanten Frauen bei einem der nächsten Einträge, später, auf die Berufsgruppe der Schriftsteller zu kommen. Oder gibt es da etwa keine Verbindung?
Ich hatte ja keine Ahnung,...
Ich hatte ja keine Ahnung, StephanieRe, von den literarischen Hintergründen. Danke für die Poesie am Morgen.
Don Jorge, den Witz habe ich auch schon gehört. Und gelacht. Gemeint ist, dass die Spielerfrauen leben wie die Made im Speck und im Grunde das Beste der Fußballwelt haben (Luxus, etwas Ruhm, freie Tickets), ohne einen Schlag dafür zu tun. Ich bin mir da nicht so sicher. Gesetzt, ich wollte Frau sein, wäre ich wohl nicht so gerne Spielerfrau. Lieber ein erfolgreicher Mezzosopran. Zum Beispiel.
Dulcinea, ich danke für den Trost. Aber man kann auch Unglück auf jemanden herabziehen, indem man einmal zu oft… von Beinen redet. Und das, glaube ich, war eben einmal zuviel.
Ein Nachtrag, Dulcinea, zu...
Ein Nachtrag, Dulcinea, zu Ihrer Frage zu den Schriftstellern. Das ist ein sehr weites Feld! Ich wollte aber bald darauf zu sprechen kommen, also: mit den Schriftstellern beginnen und dann wieder den Bogen zu den schönen und interessanten Frauen schlagen. Womit ich jetzt nicht die Damen des seriösen Hostessen-Services meine (dessen Mails ich gestern abbestellt habe – mal sehen, ob es klappt).
Als erfolgreicher Mezzosopran,...
Als erfolgreicher Mezzosopran, Don Paul, da müßten Sie Ihr Leben aber gleichermaßen in Hotelzimmern verbringen, ähnlich diesen Handelsvertretern, Sie wissen schon. Das will gut überlegt sein. Aber nun wollen Sie ja auch gar keine Frau sein, wer möchte das schon. Ich drücke die Daumen wegen der Hostessen!
Wer das schon möchte? Nun,...
Wer das schon möchte? Nun, ziemlich viele junge Männer wollen das, wenn man sich so umschaut und umhört.
Was die Karriere in meinen künftigen zwei oder drei Leben betrifft, würde ich auf jeden Fall Musik machen, und da ich mich anstrengen würde, bekäme ich viel Geld dafür, und dann, Dulcinea, würde ich wenig und sehr ausgesucht reisen. Verstehen Sie? Das wäre kein schlechtes Leben.
Ich verstehe. Bariton ist aber...
Ich verstehe. Bariton ist aber auch eine schöne Stimmlage! Ich glaube, ich würde lieber Bariton werden wollen, wie Gérard Souzay etwa oder der von Ihnen in anderem Zusammenhang erwähnte Dietrich Henschel. Und schon ist überhaupt keine Rede mehr von behaarten oder unbehaarten Beinen!
Die Amerikaner haben doch...
Die Amerikaner haben doch Recht: Fussball ist ein Sport für Mädchen! Aber es handelt sich nicht überall um dieselben Mädchen: Schulmädchen in den USA, Models in Europa.
Wer schon Frau sein möchte?...
Wer schon Frau sein möchte? Na, ich natürlich. Übrigens auch ganz ohne langen Beine, Fußballergatten oder Auftritte als Mezzosopran. Eine Existenz als Mann würde ich im nächsten und übernächsten Leben nichtmal als Tenor in Betracht ziehen, obwohl ich zugebe, dass ich Menschen, die über eine schöne, entsprechend ausgebildete Stimmer verfügen, wirklich bewundere.