Sanchos Esel

Sanchos Esel

Spät essen, laut reden, wenig schlafen, kein Fahrrad haben, die Mülltrennung vergessen, dem berühmtesten Fußballverein der Welt zugucken, bei Rot

Unverlangt erhaltene Elektropost (1): Von Trocken- und Nasskontakten

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Bei AFP stolperte ich über folgende interessante Meldung: „Im Kampf gegen die Schweinegrippe hat sich ein Zoo in Sibirien eine ganz besondere Maßnahme einfallen lassen: Die Affen im Tierpark von Krasnojarsk bekommen täglich einen Schluck Rotwein. Auch Affen könnten wegen ihrer Verwandschaft zum Menschen die Schweinegrippe bekommen, sagte ein Tierarzt des Zoos der Zeitung Komsomolskaja Prawda. ‚Fünfzig Gramm Wein sind alles, was sie zum Schutz brauchen.' Laut dem Zeitungsbericht trinken die Affen den Wein gern und schnalzen dabei sogar mit der Zunge. ‚Die Tierärzte passen genau auf, dass die tägliche Ration nicht überschritten wird. Die Affen versuchen nämlich, die ganze Flasche auszutrinken.'"

Bei AFP stolperte ich über folgende interessante Meldung:
„Im Kampf gegen die Schweinegrippe hat sich ein Zoo in Sibirien eine ganz besondere Maßnahme einfallen lassen: Die Affen im Tierpark von Krasnojarsk bekommen täglich einen Schluck Rotwein. Auch Affen könnten wegen ihrer Verwandschaft zum Menschen die Schweinegrippe bekommen, sagte ein Tierarzt des Zoos der Zeitung Komsomolskaja Prawda. ‚Fünfzig Gramm Wein sind alles, was sie zum Schutz brauchen.‘ Laut dem Zeitungsbericht trinken die Affen den Wein gern und schnalzen dabei sogar mit der Zunge. ‚Die Tierärzte passen genau auf, dass die tägliche Ration nicht überschritten wird. Die Affen versuchen nämlich, die ganze Flasche auszutrinken.'“

Auf diese Mitteilung dürften die Menschen wohl sehr unterschiedlich reagieren. Meine spontane Erstreaktion war: Wunderbar! Da ich auch gern Rotwein trinke (und dabei die fünfzig Gramm gelegentlich überschreite), bin ich vor der Schweinegrippe sicher!
Erst dann fragte ich mich – zweitens -, worin wohl der Unterschied zwischen mir und den Affen im Tierpark von Krasnojarsk bestehen könnte und ob die Wirkung von Rotwein auf meine Abwehrkräfte nicht ganz anders aussehen könnte als bei jenen Krasnojarsker Affen?

Sodann las ich – drittens – den Text noch einmal und erfreute mich daran, dass Affen mit der Zunge schnalzen, wenn sie Rotwein bekommen. Sie scheinen ganz genau zu wissen, was gut ist auf dieser Welt. Woraus ich andererseits schließe, dass die Affen uns viel näher sind, als wir im täglichen Leben anzunehmen geneigt sind. Ich jedenfalls spreche wenig von Affen. Ich spreche von Pferden, Hunden und Katzen (besonders denen, die Estrella jagt), ferner von Kaninchen (die Estrella nie einholt) sowie von dem Kleingetier, das so im Haus herumschwirrt und -surrt. Aber von Affen spreche ich nie. Und jetzt erfahre ich, dass sie nach dem Genuss von Rotwein mit der Zunge schnalzen! Dass sie eine ganze Flasche trinken würden, wenn man sie nur ließe, genau wie wir Menschen! Was sind das überhaupt für Affen, dort in Krasnojarsk?

Nun viertens. Viertens nämlich meditierte ich ein wenig über den herrlichen Namen dieser russischen Zeitung, Komsomolskaja Prawda. Ich vermute, das heißt soviel wie „Die Wahrheit von Komsomolsk“ oder „Die Komsomolsker Wahrheit“, und natürlich wird die Zeitung mit der alten Prawda zu tun haben. Oder etwa nicht? Ich wollte mehr über dieses russische Blatt wissen und fand es hier.

Doch eigentlich wollte ich heute von der überraschenden Post erzählen, die ich manchmal bekomme. Unaufgefordert zugesandte Elektropost. Einerseits eine Plage, andererseits meine Inspiration. Denn man weiß nie, was kommt. Sehen Sie sich einmal dieses Bild an:

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Das ist der neue A400M-Airbus, bei dem soeben ein paar Motorentests durchgeführt wurden, und den Berichten zufolge hat der Airbus sie gut überstanden. Sie könnten sich fragen, warum ich so etwas zugeschickt bekomme. Das habe ich mich auch gefragt. Dann las ich den begleitenden Text etwas genauer und sah, dass die Tests in Sevilla (da war ich doch noch gestern!) durchgeführt wurden. Jemand wird sich also gesagt haben: Liegt Sevilla nicht in Spanien? Und sitzt in Spanien nicht dieser… Don Paul? Von Sanchos Esel? Gut. Dann schicken wir ihm jetzt einmal unsere Presseerklärung zu den erfolgreich verlaufenen Motorentests des neuen A400M-Airbus. Vielleicht kann Don Paul etwas damit anfangen. Vielleicht hat er Lust, in der WG davon zu erzählen.

Aber Don Paul kann eigentlich wenig damit anfangen. Obwohl er bisher immer dachte, er verstünde Englisch, bleibt ihm der Technikjargon über diesen dicken Flugapparat weitgehend verschlossen. Nur das Foto, an dem hat er eine gewisse Freude. Hier sehen Sie noch einmal eine Detailansicht der wirklich beeindruckenden Propeller.

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Als ich das Obige geschrieben hatte, dauerte es nur wenige Stunden, und ich bekam schon die nächste Airbus-Mail. Wahrscheinlich haben sie Don Paul wegen der schönen Fotos in seinem Blog auf den Verteiler gesetzt. Oder sie wollen die Themenpalette bei Sanchos Esel etwas erweitern. „Dear Paul“, schrieben sie. „Please, find attached an Airbus Military Press Release. Airbus A330 MRTT demonstrates simultaneous refuelling of two fighters.“

Ich weiß nicht, ob Sie wussten, dass Kampffluzeuge in der Luft aufgetankt werden können. Ohne anzuhalten, ohne Zapfsäule und alles. Bezahlt werden muss auch nicht. Nun, der Airbus A330 MRTT jedenfalls (bitte nicht verwechseln mit dem A400M, von dem weiter oben die Rede war) kann nicht nur einen, sondern zwei Kampfflieger in der Luft auftanken. Gleichzeitig. Diesmal las ich mir den englischen Pressetext Wort für Wort durch, bis ich ihn verstanden hatte. Ich habe es nicht bereut.

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Der dicke Apparat, unser A330 MRTT, flog südlich von Madrid aus los und traf die beiden Kampfflieger, die von Torrejón aus gestartet waren, in der Luft. In dreizehn „Kontakten“, von denen elf gleichzeitig stattfanden, nahmen die beiden Flieger 11.400 Kilogramm Treibstoff auf. Im Lauf des gesamten Testprogramms, schreiben die Airbus-Leute, haben bisher 47 „Trocken- und Nasskontakte“ stattgefunden, was mich besonders freut. Man will doch, dass bei Trocken- und Nasskontakten alles gut abläuft. Also. Schauen Sie an klaren Tagen mal zum Himmel hinauf. Vielleicht sehen Sie, dass sich dort oben aufregende Dinge tun. Dann berichten Sie uns davon.

P.S.  Den untenstehenden ersten Kommentar wollen wir aufgrund seiner Poesie immer im Herzen bewahren. Eine Nahaufnahme des angeblichen Ingenieurs zeigt allerdings, dass es sich nicht um einen Menschen, sondern um einen Schlauch handelt. Einen schönen, mehrfarbigen, geradezu anspruchsvollen Schlauch, dessen genaue Funktionen in poetisches Dunkel gehüllt sind.

Bild zu: Unverlangt erhaltene Elektropost (1): Von Trocken- und Nasskontakten


86 Lesermeinungen

  1. Dulcinea sagt:

    Auf dem Foto Nummer 1, das...
    Auf dem Foto Nummer 1, das haben Sie vergessen zu erwähnen, Don Paul, sieht man auch sehr schön, daß die Ingenieure, welche den Airbus A400M entwickeln und testen, größer sind als wir gewöhnlichen Menschen. Das müssen sie auch! Sonst könnten sie wohl kaum solche großen Flugzeuge bauen. Auf dem Bild sehen Sie, wie einer von diesen Ingenieuren oben auf dem Flugzeug liegt und ihm den Kopf streichelt. Er krault das Flugzeug am Hinterkopf, sehen Sie? Diese Ingenieure haben natürlich auch ganz andere Phantasien als wir gewöhnlichen Menschen, was man gut am letzten Bild erkennen kann. Meinetwegen könnten sie alle unten am Boden bleiben. Nun ja. Ich gehe jetzt schwimmen, und das sage ich nicht, weil ich ein Einzelkind bin, sondern wegen der Naßkontakte. Bis später!

  2. sanjandro sagt:

    Don Paul, ich denke, Sie haben...
    Don Paul, ich denke, Sie haben die Elektropost abfeldmann zu verdanken. Er will Ihre Karriere als Berater fördern. Und wo gäbe es momentan den grössten Beratungsbedarf? Bei Airbus. Und Dulcinea wird Ihre Referentin für Solarenergie. Ich freue mich schon auf die Berichte von Chus, wenn ihre alumni die Bedienungsanleitung des A400M übersetzen müssen. Und Nass- und Trockenkontakte? Hat das damit zu tun, ob der Kontakt bei Copas und matschigen Pintxos stattgefunden hat oder nicht? Was meinen Sie, mugabarru?

  3. Giselakemper sagt:

    Werter Don Paul!
    Wie immer...

    Werter Don Paul!
    Wie immer haben Sie einen Lebensnerv mit Ihrem Beitrag getroffen, und diesmal den einer sorgengeplagten Schulleitung, die innerlich bereit ist, ganz neue, mutige Wege zu gehen bei dem täglichen Kampf mit der Virenabwehr. Lassen Sie mich gestehen, dass mein Unbewusstes sich schon auf diesem Pfad befand, als ich in der heutigen Konferenz mein Kollegium einlud, bei mir zu Hause Anfang Dezember einen wirklich aufregenden Ribera del Duero mit mir zu kosten- wobei die Menge großzügiger bemessen sein wird als bei Ihren Affen.
    Nach der Lektüre Ihres wunderbaren Beitrages habe ich folgende Mail an meine Kolleginnen geschickt, verbunden mit dem Link zu Sanchos Esel:
    „Der 1. Teil ist wahnsinnig interessant und nachahmenswert. Ich bin dankbar für diesen neuen Hinweis zur Gesundheitsprophylaxe im Kollegium, macht uns doch die Schweinegrippe echte Sorgen. Auch das Schnalzen mit der Zunge werden wir in das Programm unserer Bewegten Schule aufnehmen und täglich gewissenhaft üben! Doch wie verfahren wir mit unseren Schülerinnen und Schülern? Wenn sie affengleich die ganze Flasche trinken wollen?- Wie alt sind eigentlich die sibirischen Affen? Um welche Weinsorte, welche Lage, welche Rebsorte mag es sich in Sibirien handeln? Fragen über Fragen……“

  4. Madrid sagt:

    Würden Sie das wollen,...
    Würden Sie das wollen, Dulcinea? Referentin für Solarenergie werden, wie sanjandro vorschlägt?
    Hier noch einmal eine genauere Erläuterung zu trocken und nass:
    https://wiki.answers.com/Q/What_are_dry_and_wet_contacts

  5. Madrid sagt:

    Giselakemper, danke. Mein...
    Giselakemper, danke. Mein eigentlicher Beratertraum liegt wohl im Bildungsbereich.

  6. Melibea sagt:

    Mugabarru, gestern musste ich...
    Mugabarru, gestern musste ich an Sie denken, als man mir hier in einer deutschen Bar die Tonicflasche zum selbst mixen dazustellte: das war mir vorher noch nicht passiert! So war es mir möglich, zu überprüfen, dass mir der Gin nicht in homöopathischer Dosis gereicht wurden war, toll! In den beiden Wochen in Spanien habe ich auch fleißig Gin Tonic bestellt (nur wegen der Testreihe für Sie) und meine Mischtechnik tiefgehend analysiert: also, ich schwinge das Glas sanft in konzentrischen Kreisen, den Nasskontakt strengstens vermeidend! Das klappt wunderbar; jedoch, ich muss es gestehen, nur in den breiteren Gläsern. Für die schmalere Schwester muss ich dann doch einen meiner Finger verwenden, um die Eiswürfel in Gang zu bekommen. Meinen Umfragen zufolge machen das (Finger-Nasskontakt) nicht nur deutsche Touristinnen so, sondern auch die indigene Bevölkerung Spaniens. Eine besonders gewitzte Katalanin nahm sich eines Nachts vom Thresen einen Trinkhalm mit und löste unser Problem auf sehr elegante Weise. (Obwohl Gin Tonic und Trinkhalm nicht zusammenpassen…) Aber mugabarru, wie wir eben gelesen haben, sollten wir uns wieder verstärkt dem Rotwein zuwenden! Ach so, es tut mir leid, Ihnen keinen Youtube-Link anbieten zu können, der Ihnen meinen singenden Bauarbeiter zeigt. Ich habe nur ein sehr einfaches Handy, ohne Kamera, kein Bluetooth, kein Touchscreen, nur Telefonieren und SMS; und als einziges Superplus eine Taschenlampe, die mir bisher treue Überlebensdienste geleistet hat…

  7. sanjandro sagt:

    Rotwein gegen Schweinegrippe,...
    Rotwein gegen Schweinegrippe, und Gin Tonic soll ja gegen Malaria helfen (weil man seinen Zeigefinger beim umrühren desinfiziert?), Whisky beruhigt nach einem aufregendem Wochenende in Getxo. Auch Leitungswasser beruhigt, wenigstens etwas, bevor man seinen Kopf gegen die Wand haut. Don Paul, vielleicht haben Sie Ihr Beraterfeld längst gefunden…

  8. HenryCharms sagt:

    Danke Don Paul, ein...
    Danke Don Paul, ein wunderbarer Artikel! Ich habe herzlich gelacht. Fuer den heutigen Abend freue ich mich entsprechend auch schon auf den Nasskontakt mit einem Ribera del Duero. Ich hoffe, er schuetzt mich dann nicht nur vor Schweinegrippe, sondern heilt auch gleich meinen derzeitigen Schnupfen. Was die Menge betrifft, habe ich noch mal ganz nuechtern kalkuliert, dass ein Affe wahrscheinlich weniger wiegt als ich, vorausgesetzt es ist kein Gorilla. Und dann kann und muss ich mir zur Schluckimpfung deutlich mehr genehmigen, als die 50 Gramm. Abschliessend habe ich mich nur gefragt, warum die Menge fuer die Affen in Krasnojarsk in Gramm bemessen wird. Bekommen diese den Wein nur im Trockenkontakt?

  9. Dulcinea sagt:

    Ich möchte lieber Chus den...
    Ich möchte lieber Chus den Vortritt lassen, danke, sie hat eine Solaranlage auf ihrem Haus. Ich bleiche nur.

  10. Chus sagt:

    Lieber don Paul, ganz kurz...
    Lieber don Paul, ganz kurz (NICHT PUBLIZIEREN!) Sie haben versehentlich „Torejón“ anstatt „Torrejón“ geschrieben. Ganz liebe dankbare Grüsse. Sie versüßen mir wirklich das deutsche Leben…

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