Sanchos Esel

Sanchos Esel

Spät essen, laut reden, wenig schlafen, kein Fahrrad haben, die Mülltrennung vergessen, dem berühmtesten Fußballverein der Welt zugucken, bei Rot

Anmerkungen zum Geld

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Heute bei der Zeitungslektüre habe ich mich wieder gewundert. „Was für eine hässliche Nummer, wer die wohl gekauft hat?" So lautete der Kommentar einer Frau, als sie im Fernsehen sah, auf welches Los der gordo der Dreikönigslotterie El Niño gefallen war. Erst später begriff die Frau, dass sie die hässliche Nummer selbst hatte: 58588.

Heute bei der Zeitungslektüre habe ich mich wieder gewundert. „Was für eine hässliche Nummer, wer die wohl gekauft hat?“ So lautete der Kommentar einer Frau, als sie im Fernsehen sah, auf welches Los der gordo der Dreikönigslotterie El Niño gefallen war. Erst später begriff die Frau, dass sie die hässliche Nummer selbst hatte: 58588. Da aber offenbar auch andere Menschen in Castelldefels dachten, mit dieser Losnummer sei kein gordo zu gewinnen, wurden nur sieben von sechzig Serien dieses Loses verkauft. Mit anderen Worten: 84 Personen teilen sich vierzehn Millionen Euro, die restlichen 106 Millionen gehen an den Staat.

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Ich habe El Niño nicht gespielt. Ich glaube, mein Glück winkt an irgendeinem 22. Dezember. Und da 2010 eine schöne Zahl ist, rechne ich mir für die diesjährige Weihnachtslotterie gute Chancen aus. Vielleicht sollten wir aber auch eine gemeinsame Nummer für die ganze Blog-WG kaufen. Ich weiß es nicht. Wir sind so verschieden, decken so viele geographische Regionen, Mentalitäten, Lebensalter und Professionen ab – wir haben sogar einen Luftzufächler -, dass ich mir einiges davon verspreche. Wir könnten ab Oktober einmal darüber beraten.

Was den Dreikönigstag und die Geschenke betrifft, von denen am traditionellen Termin der Reyes magos immer die Rede ist, habe ich im Radio viel darüber gehört. Dieses Jahr sagten die meisten, die auf der Straße gefragt wurden, sie wünschten sich „Gesundheit und Arbeit“. Auch die Politiker ersehnten sich für das Jahr 2010 „vor allem Arbeit“. Dann kam der Vorsitzende des Verbands der Spielzeughersteller zu Wort und sagte, der Spielzeugsektor habe die Krise nicht so stark zu spüren bekommen wie andere. Die Moderatorin fragte ihn, ob die Spielzeuge dieses Jahr ein bisschen den gesellschaftlichen Kampf um die Gleichstellung der Geschlechter widerspiegelten.
„Bitte?“
Die Moderatorin wiederholte ihre Frage und erläuterte, es gebe doch stark rollenbezogenes Spielzeug, hier für Mädchen, dort für Jungen. Ob das immer noch so sei oder ob sich die Rollenstereotypen in Spanien allmählich auflösten?
Da sagte der Vorsitzende des Verbands der Spielzeughersteller etwas Kluges. Er sagte, Spielzeuge seien ein Abbild der Gesellschaft. Die Spielzeugindustrie habe keinen ideologischen Auftrag. (Er sagte es mindestens so deutlich und wahrscheinlich schöner.) Was auch meine Antwort ist, wenn ich nach Spielzeugpistolen gefragt werde. Ich denke dann: Wir hatten Spielzeugpistolen und waren mit ihnen glücklich. Warum sollen unsere Kinder keine haben? Ich weiß, dass man diese Formel nicht auf alle Lebensbereiche übertragen kann. Aber doch auf einige.

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Noch etwas zu echten Waffen, zu denen ich eine viel kritischere Einstellung habe. Heute morgen hörte ich ein Interview mit Mikel Buesa, der sich als Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Complutense auf die Wirtschaft des Terrorismus spezialisiert hat. Vor Jahren hatte ich einmal das Vergnügen, mich mit ihm zu unterhalten, damals war er Vorsitzender des Foro Ermua, und begreiflicherweise (sein Bruder Fernando wurde vor zehn Jahren von ETA ermordet) war er mit Zapateros Annäherungskurs an den militanten Nationalismus im Baskenland nicht einverstanden. Heute morgen gab er das Ergebnis seiner neuen Studie bekannt: Der ETA-Terrorismus kostet Spanien jährlich 680 Millionen Euro. Darin sind materielle Schäden durch Anschläge ebenso enthalten wie die Kosten für Sicherheitsbeamte, polizeiliche Untersuchungen und Personenschutz. Eine Menge Geld, ohne jeden Zweifel. Aber immer noch dreißig Millionen Euro weniger, als die Spanier dieses Jahr für die Dreikönigslotterie ausgegeben haben. Der große Unterschied: Die 680 Millionen müssen ausgegeben werden. Die 710 Millionen Euro sind eine freiwillige finanzielle Leistung, mit der sich die Menschen die Anwartschaft auf den gordo kaufen, wichtiger: die sie mit der Familie, mit Freunden, Arbeitskollegen oder Geschäftspartnern teilen. In Deutschland habe ich nie Lotterie gespielt. Aber in Spanien muss es sein, zumindest zu Weihnachten. Ich überlege schon, in welchem Winkel des Landes ich mein nächstes Los kaufen soll. Den kommenden gordo

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Das letzte Foto in diesem Blog habe ich vor einem Jahr gemacht. Der Herr darauf ist Inhaber einer Schreibwarenhandlung und erzählte mir, in den Dezemberwochen dürften die Leute bei ihm wieder mit ihren alten Pesetas bezahlen. Es sei unglaublich, was die Menschen so unter der Matratze hätten. Da ging ich in mich und musste mir eingestehen, dass ich nichts unter der Matratze habe. Keine Pesetas, keine D-Mark. Andererseits brauche ich das auch nicht. Ich rüste mich ja für den gordo.


86 Lesermeinungen

  1. Virtudes sagt:

    Danke für die Fotos der...
    Danke für die Fotos der Köstlichkeiten, Don Paul. Und für den Vorschlag, die WG möge gemeinsam ein Los kaufen. Da ich immer noch hochzerknirscht bin, dass ich mugabarrus Yacht incl. der sieben sie ziehenden Kamele einfach so an die griechische Prinzessin mit der klassischen gepiercten Nase verspielt habe, würde ich meinen Anteil, sollte unser Los gewinnen, sofort für den Erwerb einer neuen Yacht für mugabarru zur Verfügung stellen, auch wenn sie nicht mehr ganz so dringend vonnöten ist für das WG-Treffen, weil das ja auf Dulcineas Terrasse zur Zeit der Wäschebleiche stattfinden wird.

  2. Virtudes sagt:

    Was die Spielzeuge angeht:...
    Was die Spielzeuge angeht: Meine 4 armen Kinder mussten ganz ohne Spielzeugpistolen aufwachsen und auch ohne Barbies. Ich weiß nicht, ob das so richtig war. Mein Sohn sagte mir neulich, er hätte sich manchmal gewünscht, zuschlagen zu können. Die friedensbewegte Mutter habe ihn so beeinflusst, dass er das nicht könne. Immer nur reden habe ihm in manchen Situationen nicht geholfen. Man müsse es können, um darauf verzichten zu können.

  3. Madrid sagt:

    Virtudes, das sehe ich...
    Virtudes, das sehe ich genauso. Man muss es können, um darauf verzichten zu können. Ich war intensiv Cowboy und hatte eine schöne Waffensammlung. Natürlich habe ich dann mit neunzehn auf all das verzichtet und den Kriegsdienst verweigert.

  4. Mein Weihnachtsproblem bezieht...
    Mein Weihnachtsproblem bezieht sich weder auf das Geld noch auf den ideologischen Auftrag der Spielzeuge, sondern auf das Geschenk, das die Heiligen Drei Könige mir gemacht haben. Es handelt sich nämlich um den letzten Erfolgsroman von Dan Brown. Ich würde dieses Buch am liebsten verbrennen, aber eine solche Handlung scheint historisch sehr belastet zu sein. Kann ich von diesem Buch einen vernünftigen Gebrauch machen?

  5. Madrid sagt:

    <p>Ja, JorgeValencia. Sanchos...
    Ja, JorgeValencia. Sanchos Esel weiß Rat. Er hat gestern im Radio gehört, es sei egal, was die Menschen lesen, Hauptsache, sie läsen. Sterbende Kulturpraxis, Sie wissen schon. In diesem Sinne sollten Sie das Buch dieses Autors unauffällig in einer Bäckerei, beim Friseur oder beim Metzger liegenlassen. Der Finder wird begeistert sein, und Sie haben ein gutes Werk getan.

  6. <p>Don Pablo, Sie hören zu...
    Don Pablo, Sie hören zu viel Radio, und Sie scheinen dort nur Unsinn zu hören. Herzlichen Dank für Ihren Rat! Ich folge ihm zunächst nicht, da ich noch auf einen besseren Rat hoffe. Tue ich ein gutes Werk, wenn ich ein solches Werk weiterschenke?

  7. Madrid sagt:

    Und ich sage: ja! Sie tun ein...
    Und ich sage: ja! Sie tun ein gutes Werk. Ein einzigesmal habe ich ein Buch zerstört, richtig zerstört, und am Ende habe ich den Autor damit größer gemacht. Es war in meiner Schulzeit, das Abiturjahr, und wir lasen im Religionsunterricht Ratzingers „Die Tochter Zion“. Es war fürchterlich. Als das Schuljahr zu Ende war, habe ich das Buch… zerrissen. Und die Teile an die Wand geworfen. Und danach in den Müll. Noch nicht einmal recycelt. Und jetzt ist der Autor Papst. Also, JorgeValencia. Wenn Sie nicht wollen, dass Dan Brown den Nobelpreis bekommt, dann folgen Sie meinem (oder einem ähnlich weisen) Rat.

  8. pardel sagt:

    Ihr Vorschlag gefällt mir...
    Ihr Vorschlag gefällt mir ausgezeichnet, Herr Ingendaay. Da können wir monatelang um die richtige Zahl für den 22. Dezember orakeln und um die Ein- und Auszahlungsmodalitäten debattieren. Da freue ich mich drauf. Ich bin gespannt, welche Überlegungen von wem auf welcher Grundlage bemüht werden, um für die eine oder der anderen Zahl und Verfahrensweise zu plädieren. Das wird nicht einfach.
    Ach Virtudes! Sie waren natürlich davon überzeugt, richtig zu handeln! Was denn sonst? Wie war das nochmals mit dem Gut und gut gemeint? Was Traumata angeht, ist das offentlich noch überwindbar. Mussten die Jungs mit Puppen spielen, oder reichte das Spielzeugwaffenverbot als Erziehungsprogramm aus? Und die Mädchen: Mussten die dafür schießen? Das wäre nur konsequent gewesen, aber etwas in meinem Gefühl sagt mir, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wurde.
    Jorge Valencia: Wenn man das Buch im Geiste von Manuel Vázquez Montalbán in einem schönen Kamin mit einem guten Whisky in der Hand verbrennt, müssen sich die Assoziationen, die in Deutschland so nahe liegend erscheinen, nicht einstellen. Aber Herr Ingendaays Vorschlag ist viel eleganter.

  9. pardel sagt:

    <p>Don Paul, was...
    Don Paul, was Kausalitätsketten angeht und Ihren persönlichen Einfluss auf das Weltgeschehen, könnte man den Eindruck bekommen, dass Sie dazu neigen, Ihren Einfluss zu überschätzen. Ich möchte Sie beruhigen: Sie sind nicht maßgeblich daran schuld, dass wir Papst geworden sind.

  10. rocinante sagt:

    In diesem Fall, wäre ein...
    In diesem Fall, wäre ein eBook doch schön. Ein Klick und es ist weg.

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