Sanchos Esel

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Spät essen, laut reden, wenig schlafen, kein Fahrrad haben, die Mülltrennung vergessen, dem berühmtesten Fußballverein der Welt zugucken, bei Rot

Wie schöne Menschen über schöne Menschen reden

| 41 Lesermeinungen

Gerade lese ich, dass Sara Carbonero, die Freundin von Iker Casillas, über Cristiano Ronaldo gesagt hat, er sei "egoistisch und individualistisch", und was kann man da anders sagen als: stimmt! Letzten Samstag war ich im Stadion Anoeta und habe das Spiel von Real Sociedad gegen Real Madrid gesehen. Dass Real Sociedad besser war, wird sich herumgesprochen haben, möglicherweise auch, wie verzweifelt Cristiano Ronaldo versucht hat, sein Tor zu schießen.

Gerade lese ich, dass Sara Carbonero, die Freundin von Iker Casillas, über Cristiano Ronaldo gesagt hat, er sei „egoistisch und individualistisch“, und was kann man da anders sagen als: stimmt! Letzten Samstag war ich im Stadion Anoeta und habe das Spiel von Real Sociedad gegen Real Madrid gesehen. Dass Real Sociedad besser war, wird sich herumgesprochen haben, möglicherweise auch, wie verzweifelt Cristiano Ronaldo versucht hat, sein Tor zu schießen. Unser Özil hatte auch darunter zu leiden, er bekam nämlich von all diesen Madrider Stürmern auf Egotrip kaum einen Ball, dabei hätten sie ihn von ihm doch zurückbekommen, nur schöner! Egal. Cristiano Ronaldo jedenfalls. Alles an dem Mann war Theater – neben der beträchtlichen Muskelmasse, dem Antritt, dem strammen Schuss, der im allgemeinen weit danebenging -, und als Theater hat es inzwischen eine eigene Dynamik angenommen, denn kein Mensch weiß, wohin der Stürmer treibt, wenn es so weitergeht. Ich meine, seine Verzweiflung wird zunehmen. Das Tor vom Samstag zählt ja kaum. Zählt es überhaupt? War es nicht eher der Rücken von Pepe, der den Treffer erzielt hat?

An dieser Weggabelung könnte ich jetzt über dreierlei reden: Ronaldo, Anoeta, Sara Carbonero. So hatte ich ja angefangen. Aber ich erzähle jetzt zuerst, wie tief mich dieser Besuch im Stadion beeindruckt hat. Der Krach der 32.000 Zuschauer war ohrenbetäubend. Man hörte Trommeln, Schlachtgesänge, wüste Beschimpfungen des Gegners, mit Vorliebe natürlich Schmähungen gegen Ronaldo, die zu heftig sind, um sie hier wiederzugeben. Als Real Sociedad in Rückstand geriet, wurde die Unterstützung der Fans nur noch lauter. Und als der Ausgleich für dei Heimmannschaft fiel, verwandelte sich die Bude in ein Tollhaus. Dann folgte das 1:2, aber stiller wurde es deswegen nicht. Ich war gespannt auf das Ende. Nun, am Ende… standen die Leute auf und brachten ihrer geschlagenen Mannschaft Ovationen dar. Und ich dachte: Das würde ich im Bernabéu-Stadion auch mal gern sehen. Nur ein einzigesmal! Denn es gibt ja durchaus Partien, wo die moralische Unterstützung durch das Publikum helfen könnte. In Madrid allerdings wird man das kaum erleben. Das Publikum ist kühl und hochnäsig. Manchmal auch von erstaunlicher Fairness. Leider werden hier die eigenen Spieler gern ausgepfiffen. 

Womit ich wieder bei Cristiano Ronaldo bin, der beim letzten Ligaheimspiel einige Pfiffe zu hören bekam, weil er… wie soll ich sagen? Egoistisch und individualistisch gespielt hat. Wie auch gegen Ajax Amsterdam. Sowie gegen Real Sociedad. Eigentlich spielt er ja immer egoistisch und individualistisch. Nur schießt er manchmal eben auch Tore, so dass man es ihm fast verzeiht. Es ist ja für einen guten Zweck. Wenn also nicht bald ein Hattrick abfällt oder irgendein spektakuläres Tor, zusammen mit einer Glanzleistung über die gesamte Länge und Breite des Spielfelds, dann könnte CR7 nervös werden. Wir Beobachter sehen ihn schon jetzt ein wenig angekratzt. Ihm fehlt die Leichtigkeit, auch das Unterscheidungskriterium, wann es sich zu schießen lohnt und wann nicht. Besonders hässlich fand ich, dass der sichtlich genervte Ronaldo am letzten Samstag einen Gegenspieler umsäbelte und noch nicht einmal hinschaute, wie der Gefoulte sich auf dem Boden wand, von einer Entschuldigung ganz zu schweigen. Also. Er wird aufpassen müssen.

Das bedeutet noch lange nicht, eine sehr schöne Person wie Sara Carbonero wäre gut beraten, in einer Talkshow Cristiano Ronaldo zu kritisieren. Ihr Freund, unser Torwart, muss doch mit Ronaldo trainieren! Besonders problematisch finde ich, dass die Dame Journalistin ist. Da wäre Zurückhaltung geboten. Es könnte sein, dass ihr schnelles Aufrücken vom Journalistenstatus in die Klatsch- und Prominentenwelt eine ungute Veränderung bewirkt hat. Man konnte es zum Beispiel sehen, als ein Online-Medium diese beiden schönen Menschen (objektiv schön, wenn auch nicht ganz mein Typ, weder er noch sie) nebeneinander abbildete, Ronaldo mit gestähltem nackten Torso, Sara Carbonero mit ihrem wunderbaren Make-up. Schöner Mensch gegen schönen Menschen. Der Kampf ist immer hart. Und kann naturgemäß nicht fair sein. Über die Schönheit wäre noch viel zu sagen. Ich will mich hier auf die Bemerkung beschränken, dass mir hässliche Stürmer mehr Vertrauen einflößen als hübsche. Sehen Sie mir nach, dass ich keine Beispiele bringe. Aber bei wirklich wichtigen Spielen, bei wüsten Strafraumszenen und im Kampf Mann gegen Mann vertraue ich eher auf den Hässlichen als auf den Hübschen. Leider können wir in Madrid nicht so lange warten, bis sich das Ronaldo-Problem biologisch erledigt. Er wird sich jetzt, als schöner Mensch, am Riemen reißen müssen. Und Sara Carbonero würde ich dasselbe empfehlen.


41 Lesermeinungen

  1. Don Paul,
    objektiv schön???...

    Don Paul,
    objektiv schön??? Und dann noch diese zwei…
    Könnte es sein, dass andere Kulturen unsere „Top-Models“ hässlich finden? Wie – umgekehrt – wir nicht verstehen können, dass das chinesische Wort für „Schönheit“ zugleich „fettes Schaf“ bedeutet.
    Ich überlasse das den Attraktivitätsforschern.
    Du bist in San Sebastián, hast schon zwei Artikel über Fussball geschrieben, aber zum Thema „Festival Internacional de Cine de Donostia-San Sebastián“ noch nichts?

  2. Dulcinea sagt:

    Ich komme heute abend nicht...
    Ich komme heute abend nicht ganz mit, verzeihen Sie. Wir sagen, CR7, vormals 9, sei egoistisch und individualistisch auf dem Spielfeld, das stimmt. Sara Carbonero sagt, CR7, vormals 9, sei egoistisch und individualistisch auf dem Spielfeld, das ist aber nicht richtig. Weil sie eine Journalistin ist. Ich… ich stehe da über dem Suppenhuhn und denke nach. Gut, ihr Freund und CR7, sie trainieren zusammen. Unter Mou. Das läßt sich nicht von der Hand weisen. Nur, ihr Freund steht im Tor. CR7 steht ganz woanders. Was soll sie tun? Soll sie ihre vertretbare journalistische Meinung nicht mehr vertreten aus Rücksicht auf ihren Freund? Dann kann sie sich aber auch gleich zu mir in die Küche stellen. Nicht der schlechteste Ort, natürlich.

  3. Madrid sagt:

    Don Thorsten, ich habe...
    Don Thorsten, ich habe hoffentlich klargemacht, dass die CR und SC nicht meinem Ideal entsprechen. Das „fette Schaf“ finde ich amüsant. Der Festivalartikel wird übrigens gerade geschrieben, aber für die Zeitung, da mochte ich nicht vorgreifen. Wahrscheinlich ging mir auch der aufgeladene Abend im Stadion Anoeta noch nach.

  4. Madrid sagt:

    Dulcinea, ich wollte nur...
    Dulcinea, ich wollte nur sagen: Sara Carbonero ist Moderatorin für einen Fernsehsender. Als solche hätte sie diese Äußerung wohl kaum gemacht. Die Talkshow, in die sie eingeladen wurde, hat sie als Prominente und Freundin von Iker Casillas befragt. Das gibt es, nicht wahr? Dass man in der einen Funktion andere (und heftigere) Dinge sagt als in der anderen. Grüßen Sie bitte das Suppenhuhn von mir.

  5. Dulcinea sagt:

    Jetzt wollte ich gerade...
    Jetzt wollte ich gerade schreiben, daß ich das mit dem „fetten Schaf“ und der Schönheit aber doch gut verstehen kann, Herr Wenzel. Aber nun ist mir Don Paul zuvorgekommen. Also schreibe ich es nicht!

  6. pardel sagt:

    Binden Sie uns einen Bären...
    Binden Sie uns einen Bären auf, Dr. Wenzel, oder stimmt es tatsächlich, dass die Worte für „fettes Schaf“ und für „Schönheit“ auf Chinesisch gleich lauten? Meinen Sie phonetisch, besonders, wenn man es als Ausländer schlecht ausspricht, oder sind die Schriftzeichen tatsächlich identisch? Ich finde Ihre Anmerkung lustig und würde Sie gerne zitieren, darf ich davon ausgehen, dass ich mich dabei nicht lächerlich mache? Schon mal vielen Dank im Voraus für Ihre Antwort.

  7. Dulcinea sagt:

    Das mit den Grüßen... vielen...
    Das mit den Grüßen… vielen Dank, aber es… wie soll ich sagen! Es kommt jetzt leider… zu… ja. Aber das nächste grüße ich sehr gern!

  8. Pardel, ich hatte von diesem...
    Pardel, ich hatte von diesem Synonym dieses Jahr bei einem meiner Besuche in Peking gehört, eine nette Führerin in der Grabanlage der Ming Dynastie hatte mir dieses Beispiel genannt, als wir uns über die chinesische und deutsche Sprache austauschten.
    Entsprechend dem „schwarzen Schaf“ und auch der in unserem Kulturkreis gebräuchlichen Verwendung gibt es dort eben noch das „fette Schaf“ im Sinne von „wohlgenährt“. Zumindest dem Schäfer gefällt das, was dann offensichtlich als im allgemeinen „schön“ interpretiert wird und seinen Weg in die Umgangssprache fand. Mein chinesischer Kollege hat es mir gerade noch einmal per Mail bestätigt.

  9. Dr. Wenzel, wahrscheinlich...
    Dr. Wenzel, wahrscheinlich gelten die Beschriebenen in „gewissen Kreisen“, in deren konstruierter Wirklichkeit und dort intersubjektiv als schön. Was kann man schon objektiv betrachten und beurteilen? Ich vermute allerdings, dass ich Ihren Sinn für Ästhetik teile… Aber auch das ist eine bloße Unterstellung.

  10. Don Paul, jetzt habe ich...
    Don Paul, jetzt habe ich gerade Deinen Artikel zum Filmfestival von San Sebastián gelesen. Ein Genuss, besten Dank! Ein Bericht über diverse Personen und Charaktere mit explizit „nachhaltiger Schönheit“! Den Beweis, dass sie hier mithalten können, haben CR und SC erst noch zu erbringen.

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