Sanchos Esel

Sanchos Esel

Spät essen, laut reden, wenig schlafen, kein Fahrrad haben, die Mülltrennung vergessen, dem berühmtesten Fußballverein der Welt zugucken, bei Rot

Man kommt noch nicht einmal dazu, sich herauszureden

| 41 Lesermeinungen

Wenn man mich fragte, ob ich mich wengistens schäme, würde ich sagen: Klar!

Wenn man mich fragte, ob ich mich wengistens schäme, würde ich sagen: Klar! Sich wochenlang im Blog nicht zu melden ist schändlich. Was sollen denn die Leute denken? Ist das Leben nicht unregelmäßig genug? Muss auch noch der Blog Unordnung hineinbringen?

Im Prinzip nein. Doch es gab gute Gründe. Den einen oder anderen würde ich gern nennen. Dies wird also ein Entschuldigungs-, Erklärungs- und Beschwichtigungsblog. So etwas hatten wir noch nicht. Ganz abgesehen davon, dass gerade die Dachdecker da sind, weil es seit längerem hereinregnete. Stellen Sie sich vor: Es regnete dicht an dem Computer vorbei, mit dem dieser Blog beliefert wird. Nun ja. Und dann waren die Dachdecker da, und was sagen sie? Dass sie den Kasten für die Klimaanlage im Büro, der auf dem Dach steht, verlegen müssen. Beziehungsweise dass dafür der Klimaanlagentechniker kommen muss, denn sie selbst, die Dachdecker oder pizarristas, trauen sich an die Kabel nicht heran. Was wäre denn, wenn die Klimaanlage nachher nicht mehr funktioniert? Nein, dafür müsse der Techniker kommen. Abstöpseln, ein oder zwei Meter verschieben und wieder einstöpseln.

Ich rede mal gar nicht davon, was die Zigarette, die einer der Dachdecker dort oben auf dem Dach geraucht hat, weiter unten angerichtet hat. Das war auch nicht schön. (Er sagt, er raucht dort jetzt nicht mehr.) Nein, viel schlimmer war, das der Techniker den Kasten auf dem Dach zwar an die richtige Stelle getan hat, die Klimaanlage danach aber nicht mehr funktionierte. Natürlich hat dieser handwerkerliche Tätigkeit viel Geld gekostet.  Als ich dann anrief, um denen zu sagen, dass die Klimaanlage, die vorher so wunderbar funktionierte, jetzt nicht mehr funktioniert (ich sagte Beatriz nicht, dass in dem Büro, welches die Klimaanlage bisher so zuverlässig gekühlt hat, dieser unsterbliche Blog verfasst wird), hieß es, ja, der Techniker könne vielleicht in einer Woche wieder bei mir vorbeikommen. Ob wir daran interessiert seien?
– In einer Woche sind wir hier gegart und gebrutzelt! sagte ich. Hier oben unterm Dach messen wir an die vierzig Grad!
– Ob mir bewusst sein, sagte Beatriz, dass die neuerliche Anfahrt des Technikers fünfzig Euro koste?
Zuerst dachte ich: Sehr witzig. Ich sage, vierzig Grad. Beatriz sagt, fünfzig Euro.
Dann sagte ich: Machen Sie Witze?
Wir wurden über dieser Frage beide etwas lauter. Beatriz und ich.

Und jetzt? Während hinter mir der Ventilator surrt, habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass morgen der Dachdecker kommt und seinen Fehler wieder ausbügelt. Ob er dann fünfzig Euro haben will, darüber müssen wir noch reden. Die Dachdecker haben gesagt, die entstandenen Schäden allgemeinerer Natur ließen sich bestimmt beheben. Ich liebe den spanischen Optimismus.

Oh, meine Entschuldigungen und Beschwichtigungen. Das waren sie noch gar nicht. Seien Sie sicher, dass es nicht lange dauert, bis ich das Versprochene liefere. Ich will mit reinem Gewissen in die Sommerferien fahren, später dann. Sie nicht?


41 Lesermeinungen

  1. HenryCharms sagt:

    Schoen, dass Sie wieder da...
    Schoen, dass Sie wieder da sind Don Paul! Und die Geschichte spricht mir aus der Seele. Wir haben schon so oft mehr Probleme NACH dem Besuch von Handwerkern gehabt, als vorher. Deshalb sind wir dazu uebergegangen alles moeglichst selbst zu reparieren, oder es zumindest zu versuchen. Und zwar nicht um die obligatorischen 50 Euro zu sparen, sondern mehr um den Folgeärger zu vermeiden. Zugegeben, Klimanalage hatten wir noch nicht, aber kaputte Jalousien, stumme Klingelanlage und abgerissenes Antennenkabel haben wir wieder selbst hingekriegt, nachdem Handwerker uns mit dem Problem zurueckgelassen haben. Ganz zu schweigen von dem automatischen Garagentor. Und so empfehle ich Ihnen, es vielleicht selbst zu versuchen. Fuer die Loesung vieler Probleme muss man nicht Raketentechnik oder Gehirnchirurgie studiert haben, so dass man mit etwas gesundem Menschenverstand schon ganz schoen viel erreichen kann mit der Selbsthilfe.
    Viel Erfolg und ich hoffe, dass Óscar heute noch kommt und den Schaden behebt.

  2. Madrid sagt:

    Danke, HenryCharms. Ich bin...
    Danke, HenryCharms. Ich bin nicht sicher, ob Sie und ich von denselben Voraussetzungen ausgehen. Sie haben bei der Fotografie auch den besseren Weißabgleich. Bisher hat sich Óscar übrigens nicht gemeldet. Wenn er wüsste, was hier los ist, würde er sich schämen. Aber da er es nicht weiß, schämt er sich nicht.

  3. stefanmadrid sagt:

    Persönlich bin ich gegen...
    Persönlich bin ich gegen Klimaanlagen, wenn es jetzt wieder höllisch heiss wird, ist meine bevorzugte, traditionell-spanische Methode: von 11-20h die Fenster, sowie die aussengelegenen Holzrolläden (persianas) und die innengelegenen Holzfensterläden (contraventanas) schliessen, Gardinen (cortinas) zuziehen, Ventilator (ventilador, laut Wörterbuch in Lateinamerika: abanico eléctrico, elektrischer Fächer, das Wort war mir neu) anknipsen, abwechselnd kalt duschen (ducha fría) und Wassermelonen (sandías) essen. Von abends bis zum nächsten Morgen alle Fenster wieder öffnen, ein kühles Glas Weisswein, viel Sprudelwasser und sich daran erfreuen, wenn ein Windchen leicht die Gardinen aufbläht. Das ist preiswert, CO2- und Handwerker-neutral, und ein wenig poetisch

  4. pardel sagt:

    Sie könnten Óscars...
    Sie könnten Óscars Handynummer veröffentlichen. Wir überfluten ihn dann mit SMS aus ganz Europa und fordern ihn auf, sich endlich bei Ihnen zu melden. Der wird staunen! Noch besser, als Bücher werfen.

  5. HenryCharms sagt:

    Ja, ja, das mit dem Anmelden...
    Ja, ja, das mit dem Anmelden und dann nicht kommen, das kenne ich auch. Hat man mit sich selbst uebrigens auch besser im Griff. Manchmal braucht man gar nicht viel Voraussetzungen. Mal ist nur der Stecker nicht drin, ein Kabel nicht angeschlossen oder die Sicherung rausgeflogen.
    Danke fuer den Weißabgleich.

  6. JWBG sagt:

    Mein Kontakt ist ein ehrbarer...
    Mein Kontakt ist ein ehrbarer Handwerker, angeheiratete Familie, der sich auf Klimaanlagen spezialisiert hat. Er sieht aus, wie Hemingway in seiner Depesche „Die Chauffeure von Madrid“ den letzten, ich glaube Tomás, beschreibt.

  7. Madrid sagt:

    Und jetzt bin ich unterwegs...
    Und jetzt bin ich unterwegs und kann mich um nichts mehr kümmern. Nur so viel, stefanmadrid: Im Büro unterm Dach reichen Ihre Methoden nicht. Ich wende sie in den anderen Räumen ja an. Nein. Óscar muss ran.

  8. Virtudes sagt:

    Lassen Sie mich umgekehrt...
    Lassen Sie mich umgekehrt erzählen: Ein Madrilene zu Besuch in meinem Haus, Sylvester, 17 Uhr. Wasser läuft die Wand herunter. Der Installateur kommt bald, im Auto unglaubliche Geräte zur präzisen Ortung eines Wasserschadens. Nach Einsatz dieser an ärztliche Untersuchungen erinnernde Instrumente wird nach 2 Stunden punktgenau die Bodenfliese aufgebohrt, unter der sich das defekte Kupferrohr befindet. Die Hausherrin erleichtert, der Madrilene fassungslos, hatte er mir doch schon in blühenden Farben geschildert, dass jetzt sicherlich 100 qm des Bodens aufgebohrt und umgepflügt würden….. Seitdem wird das Hohelied auf das deutsche Handwerk immer wieder in Madrid gesungen, aber nicht von mir. Denn ich habe die Rechnung bezahlt.

  9. stefanmadrid sagt:

    Hm, vielleicht könnte man die...
    Hm, vielleicht könnte man die Büroarbeiten in den mörderheissen Wochen an einen anderen Ort verlagern. Wenn ich richtig verstanden habe, werden in diesem Blog subliminal Vorurteile geschürt (Handwerker, spanische; Dachdecker, marrokanische; Schlendrian, spanischer und französischer; Gewissenhaftigkeit, vermeintliche deutsche). Hier mein Beitrag: eigene Erfahrungen mit Handwerkern in Deutschland und in Spanien lassen sich auf den Punkt bringen, dass der spanische Generalunternehmer namens Dionisio, den wir einst für Wohnungsrenovierungen engagiert hatten, sympathischere, aber nicht unbedingt beruflich kompetentere Eindrücke hinterlassen hat als sein deutsches Gegenstück. Positiv blieb sein strahlendes Lächeln auch in schwierigen Situation (Fussleiste wurde so vernagelt, dass ein neuinstalliertes Heizungsrohr leckte, wodurch die Nachbarn unter uns eine erfrischende Dusche in ihrem Schlafzimmer bekamen) in Erinnerung, sein Name löste bei mir immer die Assoziation von Wein, Griechenland und Nietzsche aus. In Deutschland hatte ich mal mit einem Maler namens Brüll zu tun, dessen Name und Profession mich an Reichsparteitag denken liessen, und dessen schlitzohrig gemurmelte Fragen, wie ich es denn mit der „Märchensteuer“ halte, mein Rechtsempfinden strapazierte. Diese unguten Vorboten manifestierten sich darin, dass er vor getaner Arbeit plötzlich nicht mehr auffindbar war (steuerflüchtig geworden, vermutlich). Óscar löst die Assoziationen Sesamstrasse, Mülltonne, Diogenes bei mir aus. Fazit: in Spanien haben die Handwerker lustigere Namen.

  10. Madrid sagt:

    Ich muss betonen, dass ich die...
    Ich muss betonen, dass ich die Arbeit der Dachdecker nicht kritisiert habe. Wenn ich Sie richtig verstehe, stefanmadrid, empfehlen Sie mir ein Ferienhaus. Warum habe ich noch keins?

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