Sanchos Esel

Sanchos Esel

Spät essen, laut reden, wenig schlafen, kein Fahrrad haben, die Mülltrennung vergessen, dem berühmtesten Fußballverein der Welt zugucken, bei Rot

Die Briefmarke oder Was haben Sie mit meinem schlechten Karma zu tun?

| 56 Lesermeinungen

Bevor die spanische Parlamentswahl unsere ganze Aufmerksamkeit gefangennimmt, sofern sie das schafft, muss ich noch von einem Gespräch neulich auf dem Postamt berichten.

Bevor die spanische Parlamentswahl unsere ganze Aufmerksamkeit gefangennimmt, sofern sie das schafft, muss ich noch von einem Gespräch neulich auf dem Postamt berichten. Ich weiß nicht, ob es das in anderen Ländern auch gibt, aber in Spanien existieren Postämter, die ausschließlich Pakete und große Sendungen ausgeben, und andere, in denen man etwas abschicken kann. Früher dachte man ja mal: Ah, da ist ein gelbes Postamt, nichts wie hin! Aber das hilft einem heute nicht mehr. Man muss die Rein/Raus-Unterscheidung treffen, sondern landet man garantiert im falschen. Das Lustige ist, das man in den Abholungspostämtern noch nicht einmal eine Briefmarke kaufen kann, aber dazu gleich mehr.

Letzte Woche jedenfalls lag in meinem Briefkasten einer dieser gelben Benachrichtigungszettel, auf dem stand, ich sei um 10:45 Uhr nicht zu Hause angetroffen worden und könne (aber nicht vor dem morgigen Tag) in einem bestimmten Postamt ein an mich adressiertes Paket abholen. Der Weg dorthin und wieder zurück kostet mit Parkplatzsuche zwanzig Minuten, die Wartezeit im Postamt nicht gerechnet. Ich hielt den Zettel in Händen und verstand die Welt nicht mehr. Zu der fraglichen Zeit waren drei Personen im Haus gewesen, und eine von ihnen hätte die Klingel sicherlich gehört. Ich fuhr also am nächsten Tag leicht genervt zu meinem Abholpostamt, in der Gewissheit, der Paketbote habe sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, den Klingelknopf zu drücken.

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Und so war es. Ich trug meine Beschwerde vor, erwähnte, wir seien zu Hause gewesen, als der Paketbote klingelte, und sah die Postdame freundlich nicken.
Das sei zweierlei, sagte sie.
„Was ist zweierlei?“
„Was hier auf der Benachrichtigung steht und was dann in Wirklichkeit geschieht.“
Das ist Kafka, dachte ich im Stillen, sagte dann aber: „Sie wollen mir sagen, der Paketbote schreibt hin, er sei dagewesen, wenn er gar nicht da war?“
„Nein“, sagte die Dame. „So ist es auch wieder nicht. Der Paketbote war da, hat aber nicht auf Ihre Klingel gedrückt. Er hat nur die Benachrichtigung in Ihren Briefkasten geworfen.“
„Und das Paket“, sagte ich. „Glauben Sie, er hatte es bei sich?“
„Ja, die kommen mit dem kleinen Lieferwagen. Die haben alle Pakete bei sich.“
„Aber warum liefert er es dann nicht ab?“
„Weil es ihn zuviel Zeit kostet. Es sind sehr viele Pakete.“
„Und warum fährt er alle diese Pakete durch Madrid, wenn er keines von ihnen abliefert?“
„Er muss. Er ist ja der Paketbote. Stellen Sie sich vor, der Paketbote hätte keine Pakete bei sich.“

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Ich schwöre, dass der Dialog ungefähr so abgelaufen ist, mit demselben Maß an beamtenhafter Logik und alltäglicher Absurdität. Natürlich gehe ich aus solchen gleichsam literarischen Gesprächen gestärkt hervor, um nicht zu sagen, versöhnt. Es reicht mir schon, wenn ich in meinem Kampf gegen den Irrsinn dieser Welt nicht allein bin und andere auf derselben Erkenntnisstufe verharren wie ich. Ich sage „verharren“, weil man von dort auch nicht mehr wegkommt. Man wüsste ja, wie Fehler zu korrigieren und die Zustände zu verbessern wären. Doch man tut es nicht, weil man aus Schaden klug geworden ist.
„Wenn Sie eine Beschwerde einreichen wollen“, sagte die Dame am Ende, „hier sind die Vordrucke.“
„Vielen Dank“, sagte ich. „Ich bin verärgert, aber nicht blöd.“

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Nein, stimmt nicht. Die letzte Zeile habe ich so nicht gesprochen, nur gedacht. Und ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob sie stimmt. Denn erstens bin ich gar nicht mehr verärgert, die vielen Jahre der Schikane stumpfen ab, man liest noch ein bisschen Montaigne und kommt klar. Zweitens könnte es sein, dass ich wirklich blöd bin. Jedes Jahr nämlich werfe ich mich mit den Postangestellten in ein Gespräch über die neuen Posttarife.

Das wollte ich Ihnen auch noch erzählen: Jedes Jahr, zum 1. Januar, erhöht die spanische Post die Tarife. Das war schon immer ärgerlich und riecht nach blödsinniger Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, nur dass jene, die diese Arbeit leisten müssen, selbst keine Ahnung haben, was sie nach dem 1. Januar eines neuen Jahres tun sollen. Es gibt zum Beispiel keine Tarifinformationen, die der Kunde bei der Post einsehen oder gar einstecken könnte. Früher waren die Angestellten so nett, mir die neuen Tarife zu kopieren und mitzugeben. („Aber sagen Sie niemandem, dass Sie das von mir bekommen haben.“) Heute gehe ich ins Internet und drucke mir die neuen Tarife aus. Doch was machen die Millionen Spanier, die immer noch kein Internet benutzen? Das ist der spanischen Post wurscht. Sie will, dass die Menschen ins Postamt kommen, ein Zettelchen ziehen und warten, bis sie an der Reihe sind. Möglicherweise wiederhole ich mich, aber es verdient immer und immer wieder gesagt zu werden: Im Spanischen sind „Hoffen“ und „Warten“ dasselbe. Das Wort für beides heißt esperar.

Verschärft hat sich das Problem durch eine folgenschwere Neuerung. Früher hatten spanische Postämter diese Maschinen, auf denen man Briefmarken jedes beliebigen Werts drucken lassen konnte. Jemand brauchte ein Porto von 3,67 € ? Kein Problem. Die Maschine druckte es. Oder 11,70 € ? Ein Kinderspiel, 11,70 € gingen auf einen kleinen Fetzen Papier. Die Briefmarken, die aus der Maschine kamen, waren hässliche pegatinas oder Abziehbildchen, aber auf Schönheit kann man mal verzichten, wenn das Leben dadurch einfacher wird.

Inzwischen jedoch gibt es diese Maschinen nicht mehr. Die spanische Post verkauft nur noch traditionelle, also vorgedruckte Marken, die zwar auch den praktischen Selbstkleber haben, aber längst nicht in allen erforderlichen Werten hergestellt werden, ganz abgesehen davon, dass die meisten nicht vorrätig sind. Sie ahnen, was jedes Jahr passiert. Man kauft sich nach der Preissteigerung Wahnsinnsmengen Ein-Cent-Briefmarken mit dem Porträt des spanischen Königs, um seinen alten Markenvorrat umzurüsten.

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Zur Zeit kostet der einfache EU-Brief in Spanien 0,65 €, um Ihnen mal einen Begriff zu geben. Anfang kommenden Jahres wird er 0,66 oder 0,67 € kosten. Spanien ist also deutlich teurer als Deutschland. Ja, ich weiß, dass die Metro von Madrid und Barcelona immer noch billiger ist als die U-Bahn in Berlin, Frankfurt oder München. Aber nicht mehr lange. Mark my words. Die spanische Post ist schon mal mit schlechtem Beispiel vorangegangen.

Ich will Sie aber so nicht allein lassen, mit all meinem schlechten Karma. Sie sollen auch noch an meiner Freude teilhaben, nämlich meinem jüngsten Briefmarkenkauf. Man druckt dort bei der Post nämlich jetzt Illustrationen der „Ziviltugenden“ auf die Briefmarken, und die fand ich so bezaubernd, dass ich dachte, Sie sollten ein paar von ihnen kennenlernen. Etwa den Aufruf, im Auto den Gurt zu benutzen. Oder das caca des Hundes wegzumachen. Sehen Sie die Tüte? Bolsa caca!, sage ich da nur.

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Natürlich gibt es auch sehr hübsche Schmetterlingsbriefmarken oder Marken zu Artenreichtum und Ozeanographie.

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Und dann die 2,84er mit Teppichen, die Teil des spanischen Kulturerbes oder patrimonio nacional sind! Sie sehen Sie oben auf meinem Cossío liegen. So ein riesiger Lappen für so eine kleine Briefmarke! Man will schon an Weihnachten und Adventskalender denken, aber wenn ich das jetzt tue, denke ich auch wieder an all die Pakete, die der Paketbote in der festlichen Zeit nicht bei mir abliefern wird, weil er für das, was seine Aufgabe ist, keine Zeit hat, und dann werde ich wieder traurig oder ärgerlich oder blöd, und das will ich nicht so kurz vor der Wahl. Also Schluss für heute. Gracias por su atención.

                                                                         [ Fotos : Sanchos Esel ]


56 Lesermeinungen

  1. derast sagt:

    Ein kleines Kunstwerk, vor...
    Ein kleines Kunstwerk, vor allem der Dialog im Postamt! Anscheinend hat alles auch etwas gutes: Ärger kann Kreativität freisetzen …
    Vielleicht ist auch das noch ein kleiner Trost (könne allerdings den Ärger über die Absurdität des Alltags auch vergrößern): auch in Deutschland passiert exakt das Gleiche. Wir sind zuhause und finden eine Benachrichtigung mit genau dem gleichen Text vor – diese Formulierungen müssen wohl einer EU-Norm entsprungen sein.
    Kafka war ein Vertreter des modernen Realismus …

  2. atorvil19 sagt:

    Ja, ja, ja, ja!!! (sowohl in...
    Ja, ja, ja, ja!!! (sowohl in spanischer als auch in deutscher Fassung anzuwenden!!)
    Ich habe mich sehr an Ihren Beitrag amüsiert! So „schöne“ Errinerung an mein (manchmal) stundenlanges Anstehen bei der Post!! „Esperar“ no espero nada bueno de Correos, solo espero a que me toque!! Und das ist nicht immer einfach….
    Solche Gespräche, wie Sie mit dem Postbeamten geführt haben, waren immer an der Reihe!! Und nie hatten sie was falsch gemacht…. es lag immer an uns Sterblichen, die ihnen eigentlich dankbar sein müssten, dass die Pakete und Briefe ankommen….. das sind die sogenannten und nervenzerreibende „funcionarios de ventanilla“…. Gott bewahre uns vor denen!!!!
    Eine schöne Woche mitten im Wahlkampf!!

  3. VroniG sagt:

    Herrlicher Dialog! Diese...
    Herrlicher Dialog! Diese Beamtenlogik!
    Und ich hatte tatsächlich einmal schriftlich per Vordruck und danach persönlich (persönlicher aber charmanter Nachdruck hilft immer, dachte ich) bei genau diesem Nürnberger Paketamtsleiter beschwert. Weil: Ich war ja DA, und er klingelte nicht. Und ich sah das Paketauto vom Fenster auch noch perfide davonfahren.
    .
    Nun: Ich beschwerte mich nie wieder. Man kommt sich vor wie ein Esel, oder wie dem Depp seine Vorhut. Windmühlenflügerl sind überall.
    .
    Aber Eines stimmt: Sie haben wirklich keine Zeit, alle Pakete, die sie ja im Auto HABEN, auszuliefern.
    .
    Das ist keine Beamtenlogik, sondern vermutlich ausbeuterischen Arbeitsbedingungen geschuldet. Solchen, in denen früher ein halbwegs redlicher REFA-Fachmann die körperlichen Arbeitsabläufe mit der Stoppuhr festlegte und heute wohl ein Ferengi, damit es den Shareholder Value befriedigt. Das ökonomische Denken ausschließlich vom Ende her gedacht … target costing … ein Festessen für Controller …
    .
    Conclusio: Beamte und Controller dürften sich demnach gar nicht so unähnlich sein … wenn die Ergebnisse doch auf das Gleiche hinauslaufen, nämlich kafkaeskes Chaos zu gebären. In Spanien und anderswo.

  4. pardel sagt:

    Zu ihrem Post "Vielleicht...
    Zu ihrem Post „Vielleicht sieht so der Teufel aus“ vom letzten Juli kommentierte ich:
    „13. Juli 2011, 15:58
    Ich ging neulich zur schicken neuen Postfiliale am Wittembergplatz, um mich darüber zu beschweren, dass der Postbote Päckchen mit Bücher nicht bei uns abgab, obwohl wir zuhause waren. Bei uns gibt es eine Gegensprechanlage und einen Fahrstuhl, es gelten keine Ausreden. Das macht er öfter, dann kriegen wir die Bücher nicht mehr am selben Tag („heute jedoch nicht“ lautet die Formulierung), wir haben es satt. Die „Beamtin“ der Post stand in ihrer schicken Uniform hinter dem Schalter, direkt vor einem risiegen Schild mit dem gelben Logo der Deutschen Post, und erklärte mir geduldig, dass sie nichts dafür könne. Ich soll meine Beschwerde bitte bei der Deutschen Post einreichen, nicht bei ihr. Ich zeige auf das Schild: Deutsche Post. Sie sagt eiskalt, sie sei nicht die Deutsche Post. Ich zeige wieder auf das Schild: „Was steht da?“ – andere Kunden lachen schon. Sie wiederholt es: Ich soll mich an die Deutsche Post wenden. Sie sei nur die Postbank, die nur einige Aufgaben der Deutschen Post übernehme. Beschwerdeführung gehöre nicht dazu.
    Aber Briefmarken verkaufen sie noch. Meine Bücher durfte ich am nächsten Tag abholen. Der Teufel soll sie holen!“
    Das ist offenbar eine universelle Plage. Bei „Men in Black II“ wird behauptet, alle Postbeamte seien Aliens. Es steht zu befürchten, dass es im Oriongürtel auch nicht besser ist.

  5. Siggi0103 sagt:

    Da spricht mir Sanchos Esel...
    Da spricht mir Sanchos Esel aber aus dem Herzen – Ich bin nicht alleine!
    Klar gibt es auch in anderen Ländern Beamtentum, doch ich unterstelle den Spaniern gewisse Perfektion. Und übrigens DHL, UPS, MRW, Seur, etc. kommen an und wenn es um 20.30 Uhr ist.
    Zudem musste ich bei der Lektüre dieses Eintrags an unsere Postbotin (der normalen Post) denken und schmunzeln. Sie macht ihren Job gut und schon sehr, vielleicht zu bürgernah:
    Bei den „cartas certificadas“ die vom DGT oder dem Rathaus kommen und augenscheinlich „multas“ wg. Verkehrsvergehen oder Falschparkens enthalten, klingelt sie und verkündet über die Gegensprechanlage „MULTA“. Wenn man dann nicht öffnet und auch den Schrieb im Briefkasten ignoriert, hat man viel, viel Zeit gewonnen, denn es dauert mit unter Monate oder Jahre bis man wieder von der Behörde hört, oft ohne das man sich straffbar macht oder das Bussgeld höher ist. Somit wird sie für viele zur Heiligen. Was macht es da schon wenn man ab und an mal auf ein Paket warten muss, nur weil der Kollege nicht mit so viel Herz arbeitet?

  6. Madrid sagt:

    Pardel, danke, jetzt erinnere...
    Pardel, danke, jetzt erinnere ich mich wieder. Damals habe ich natürlich gelächelt, war aber noch nicht so weit. Damals wurden die Päckchen noch bei uns abgegeben. Jetzt kann ich es intensiv nachfühlen. Offenbar können alle es nachfühlen. Denn wir alle sind Opfer des Postwesens. Das sind die Augenblicke, an denen mir besonders liegt: Wenn Sanchos Esel zu einem Verständigungsforum der Opfer des internationalen Postwesens wird.

  7. atorvil19 sagt:

    Siggi0103 - Ich würde es an...
    Siggi0103 – Ich würde es an Ihrer Stelle nicht machen!! Heutzutage werden Sie dann via Amtsblatt „zugestellt“ und plötzlich sehen Sie wie Ihr Bankkonto für diesen Betrag gepfändet wird, ohne dass Sie jegliche Möglichkeit zur Verteidigung haben. Dies gesagt, muss ich Ihnen gratulieren, dass Ihnen die „Multas“ zugestellt werden!!! In Madrid kommt plötzlich ein Schreiben, wo steht: „nachdem Ihnen diese multa zweimal erfolgslos versucht wurde zuzustellen, wurde Ihr Bankkonto für den Betrag X gepfändet“. Dieses letzte Schreiben wird immer mit Erfolg zugestellt, aber man hat nie die „multa“ gesehen, noch die schöne Benachrichtigungszetteln der Post, die Herr Ingendaay abgebildet hat…. nichts wurde zugestellt und schon gar nicht zweimal…. Jetzt dürfen Sie zahlen und, wenn Sie noch gutes Geld schlechtes hinterherwerfen wollen, einen verwaltungsrechtlichen Verfahren starten, der stets abgewiesen wird und in Folge in einen gerichtlichen Verfahren endet….
    Ob das an den Postbeamten liegt, der die Benachrichtigung nur die ersten zwei Male vergessen hat (oder besser gesagt, immer vergisst), weiss ich nicht, aber ärgerlich ist es allemal…..
    Sorry für den Exkurs, aber sollen Sie gewarnt sein, die „multa“ nicht anzunehmen!!!
    Un saludo

  8. Siggi0103 sagt:

    Danke! Natürlich hat...
    Danke! Natürlich hat atorvil19 recht. Wer die Schuld hat soll auch zahlen, schon aus moralischen Gründen! Dies hätte ich erwähnen sollen – ¡lo siento! Auch ist der Anreiz einer 50% Reduktion bei zügigem Begleichen des Strafgeldes meiner Meinung nach eine gute Maßnahme. Oder auch die Google-Ähnlichen Fahrzeuge, die per Kamera die Busspuren überwachen und heftige multas bescheren – selbst der Park-Service (Valet) hier um die Ecke bei einer Nobel-Marisqueria musste schon mehrmals und zu recht dran glauben.
    Mir ging es mehr um dieses „solidarisierende“ Verhalten der cartera (Postbotin) in diesem speziellen Fall welches mich erstaunte – ob man es gut findet lasse ich aussen vor. Andere öffentliche Angestellte wie Sanchos Esels Paketbote, oder auch die Parkmoral von Polizisten, achtloses Wegwerfen von Müll vom Reinigungspersonal auf Gehwegen und ähnlichem zeigen ja oft das Gegenteil und wurden hier auch schon oft erwähnt. Die Gegensätze und Wiedersprüche im eigenen Verhalten, bei allen Leuten (siehe die zufällig liegengebliebenen oder halt aufzusammelnden Hundehaufen auf der Briefmarke), aber gerade auch im Beamtentum wo es stärker sichtbar wird, sind in vieler Lande (wie auch hier in Spanien) Stoff für Diskussion, fragwürdig, aber auch menschlich. Was ist wirklich solidarisch, was ist Trittbrettfahren, was hilft der Gemeinschaft und ist sozial? Ist es da so erstaunlich, dass am Ende viele gerade per oposición (Auswahlverfahren) einen solchen Beamtenjob ergattern wollen?

  9. Melibea sagt:

    Ich habe von der spanischen...
    Ich habe von der spanischen Post vor kurzem andere seltsame Dinge gehört: Mein Freund und seine Mitbewohner hatten eine Sammelbestellung bei einer amerikanischen Bekleidungsfirma aufgegeben. Nachdem diese sehr lange auf sich warten ließ, informierten sie sich bei der Firma, die angab, alles korrekt und fristgemäß abgeschickt zu haben. Also gingen sie zu ihrem „Abholungspostamt“; ich nehme an, in die Sahnetorte an der plaza de Cibeles, da musste ich auch immer hin. Dort sagte man ihnen, dass sie ihr Paket nur abholen könnten, wenn sie den gelben Aviso vorzeigen. Der war aber nie angekommen. Und über den Namen könne man das ganze nicht nachvollziehen, nur der Aviso berechtige zum Abholen…

  10. Dulcinea sagt:

    "Den Berichten nach zu...
    „Den Berichten nach zu urteilen, leidet am meisten von allen die Post. Wenn sich ein guter Mensch fände, der die Mühe auf sich nähme, den sibirischen Postverkehr nur von Perm bis Irkutsk zu verfolgen und seine Eindrücke aufzuzeichnen, so erhielte man einen Bericht, der den Leser zu Tränen rühren würde. … Über Flüsse und überschwemmte Wiesen werden die schweren Postkutschen auf kleinen Booten übergesetzt, die nur deshalb nicht umkippen, weil wahrscheinlich für die sibirischen Postillione ihre Mütter heiße Gebete verrichten. Die sibirischen Postillione sind Märtyrer, sie tragen ein schweres Kreuz.“
    Was will ich damit sagen?
    Unzugestellte Aviso-Scheine, Abhol- und Bringepostämter, Bolsa Caca und Preiserhöhung sind am Ende gar nicht so schlimm. Ich kann eigentlich nicht klagen! Post wird bei mir zugestellt von Dienstag bis Freitag, Pakete werden gebracht oder auch nicht, alle sind freundlich, das Postamt ist geheizt.

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