Sanchos Esel

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Spät essen, laut reden, wenig schlafen, kein Fahrrad haben, die Mülltrennung vergessen, dem berühmtesten Fußballverein der Welt zugucken, bei Rot

Ein jedes Ding bei seinem Namen

| 27 Lesermeinungen

Vor wenigen Stunden hat der neue spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy im Parlament versprochen, er wolle das Brot stets Brot und den Wein immer Wein nennen. Also jedes Ding bei seinem Namen.

Vor wenigen Stunden hat der neue spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy im Parlament versprochen, er wolle das Brot stets Brot und den Wein immer Wein nennen. Also jedes Ding bei seinem Namen. Er wolle die Spanier auch nicht anlügen, sagte er, während es zur selben Stunde in Valencia vor Gericht um die Korruptionsaffäre seines alten Kumpels Francisco Camps ging, für den eine Schneiderei nach neuesten Erkenntnissen nicht nur einen Anzug gefertigt hat, wie er behauptet, sondern fünf. Insgesamt ist die Rede von zwölf Anzügen, die der ehemalige Ministerpräsident der Region Valencia mutmaßlich erhalten hat. Es fällt also ein bisschen schwer, Rajoys hochtönender Ankündigung Glauben zu schenken, wenn mit der Wahrheit so selektiv umgegangen wird.

Aber vielleicht kommt es darauf gar nicht an. Wir sind ja nicht in Deutschland. Vielleicht besteht in Spanien die wichtigste Frage darin, ob überhaupt irgendwelche Mittel der neuen Regierung gegen Arbeitslosigkeit und Schuldenkrise greifen. Ob es reicht. Ob der gesellschaftliche Konsens groß genug ist. Ob jeder bereit ist, etwas weniger zu haben, damit alle zumindest etwas haben.

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Ich gestehe, auch da bin ich nicht sonderlich optimistisch. Natürlich ist es keine schlechte Idee, den Unfug der spanischen Brückentage, die das ganze Land immer wieder lahmgelegt haben, etwas zu begrenzen, wie Rajoy jetzt angekündigt hat. Ja, das sollte man machen. Kostet nicht viel und bringt sicherlich einen gewissen Effizienzgewinn.

Doch die betrügerischen Affären des Herrn Urdangarin, des Schwiegersohns des spanischen Königs, zeigen, mit welch staunenswerter Frechheit auch die begüterten, jedenfalls nicht bedürftigen Kreise die öffentlichen Kassen plündern. Und wenn zutrifft, was jetzt verbreitet wird – dass der Monarch seinen Schwiegersohn im Jahr 2006 einfach aus dem Verkehr zog, indem er ihm dank bester Kontakte zur spanischen Industrie erst einen hochdotierten Posten bei Telefónica in Barcelona, 2009 dann einen Job in Washington verschaffte -, gibt es wenig Anlass, ausgerechnet in der Schuldenkrise auf spanische Ziviltugenden zu setzen. Zu Mitleid mit Christian Wulff besteht gewiss kein Anlass; aber die Vorgänge um Urdangarin setzen das spanische Staatsoberhaupt in kein geringeres Zwielicht als jenes, in welchem sich Wulff gerade befindet. Nur eben, dass sich hier kein Mensch mehr darüber aufregt. Man wünscht dem spanischen König doch keine Scherereien mit der Justiz!

Sprechen wir vom kommenden Glück, dem gordo, dem großen Los, das uns am 22. Dezember alle reich machen wird. Ich erwarb den décimo für uns acht Teilnehmer(innen) am 10. Dezember, eine Stunde vor dem clásico, direkt am Bernabéu-Stadion. Ich sagte mir: Wenn Barcelona gewinnt, bekommen wir den gordo. Wenn Real Madrid gewinnt, bekommen wir ihn nicht. Kein Witz, das waren meine Gedanken. Hier sehen Sie unser Los.

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Ich fragte den Losverkäufer, ob er glaube, daß wir mit diesem Los gewinnen.
Er sagte: „Todsicher.“ Dann empfahl er mir noch, gleich das Los für den 6. Januar mitzukaufen, denn später könne ich das nicht mehr.
„Warum nicht?“, fragte ich.
„Nach dem 22. Dezember siehst du mich nicht wieder. Dann bin ich mit meinem Losgewinn auf und davon.“
„Oh“, sagte ich. „Verstehe. Aber dann gibt es für mich auch keinen Grund, ein Los für den 6. Januar zu kaufen. Ich gewinne am 22. Dezember doch auch.“
Das sah mein Losverkäufer ein und wünschte mir Glück. Wir gaben uns sogar die Hand. Dann sahen wir uns in die Augen wie Männer, die sich nicht wiedersehen werden.

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                                                               [ Fotos : Sanchos Esel }


27 Lesermeinungen

  1. Madrid sagt:

    <p>Zwei <i>décimos...
    Zwei décimos von Dulcinea, einer von Sanchos Esel, die guten Wünsche von Don Alphonso: Es kann nichts mehr schiefgehen.

  2. Gatamad sagt:

    Mein Gott, Morgen ist der...
    Mein Gott, Morgen ist der grosse Tag….. ¡¡y yo con estos pelos!! Ich habe noch immer nicht entschieden, ob ich mich vom grossen Geld nicht verändern lassen werde, wie stefanmadrid es vorhat, oder doch lieber ganz toll verändert werden will, wie unser Gastgeber es vorhat. Eine wirklich schwierige Entscheidung.
    Pardel, vor allem Darth Vaders Laserschwert finde ich ebenfalls sehr, sehr notwendig Bei Saurons Ring habe ich meine Zweife, wegen der Nebeneffekte. Und nachdem ich die Goldbachse Vermutung nachgegoogelt habe, würde ich auch gern den Beweis dafür erbringen können. Hauptsächlich der Million $ wegen.
    Und nun zu unserem Königshaus. Manche behaupten dessen Stunde habe geschlagen… Mal sehen. Angeblich steckt doch unsere Kronprinzessin Letizia hinter dem königlichen Schwiersohn-Skandal (um ihre angeblich verhassten Schwägerinnen ins Abseits und den ebenfalls angeblich gehassten Schwiegervater zur Abdankung zu zwingen, um sich selbst und ihren eigenen Mann zu amtierenden Monarchen zu befördern….). Sollten sich die Geschehnisse in diese Richtung entwickeln, könnte es ja sein, dass die Posten unserer beiden Infantas frei werden. Und da ich heute noch arm bin, möchte ich mich für irgendeinen dieser Posten bewerben. Ich übe schon die ganze Woche das majestätische Winken und Reden vorlesen. Meine Mutter und mein Sohn finden meine Fortschritte beachtlich. Ausserdem bin ich überzeugt, dass beide Infantas ihre öffentlich ausgeschriebenen Stellen nur aufgrund ihrer eigenen Ausbildung und Leistung erhalten haben. Der Herr Vater und dessen Verbindungen haben damit überhaupt, oder aber, nur ganz wenig dazu beigetragen. So wenig wie zu den vielen Posten die der andere Schwiegersohn hatte, als er noch der königliche Schwiegersohn war. Denn, wie allgemein bekannt, ist die private Wirtschaft ja auf Rentabilität, Produktivität, viele andere ……täts erpicht, und hat daher keinen cent und keine Sekunde Zeit für Schnick-Schnack. So ist es, und so soll es auch bleiben.
    Ich meditiere jetzt weiter über meine Zukunft als reiche Frau.

  3. Madrid sagt:

    <p>Nach den Enthüllungen im...
    Nach den Enthüllungen im Urdangarin-Skandal fragt man sich ja, wieso sich denn niemand gefragt hat, woher der ganze Reichtum eigentlich kommt. Aber das galt auch schon bei der Marbella Connection und vergleichbaren Affären. Und eine andere Frage, die ich mir stelle: Wenn das Königshaus schon 2006 herausfand, dass bei Nóos etwas nicht stimmte, um es milde auszudrücken – hätte es nicht die Verpflichtung gehabt, mehr zu tun, als den Schwiegersohn aus dem Verkehr zu ziehen? Der moralische Anspruch an öffentliche Ämter ist offenbar nicht sehr hoch.

  4. CarlMoses sagt:

    Hier noch ein schöner Beitrag...
    Hier noch ein schöner Beitrag zum Thema Unersättlichkeit und Gier aus einem der vielen Adventskalender, die wir heutzutage alle virtuell geniessen können.
    https://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1504978/Satirischer-Adventskalender-15.-Dezember?bc=sts;stt;kua1505386

  5. Melibea sagt:

    Rajoy hat gesprochen. Lassen...
    Rajoy hat gesprochen. Lassen Sie uns eine Flasche Hoffnung köpfen und anstoßen: Prosit!

  6. Gatamad sagt:

    Ach Herr Ingedaay, über die...
    Ach Herr Ingedaay, über die spanische Königsfamilie schweige ich lieber, es sei denn ein Anwalt sitzt neben mir und klopft auf meine Finger sollte ich beim Thema warm werden. Erinnern Sie sich noch an die „Freundschaften“ die der König pflegte: Colon de Carvajal usw.? Er soll ja finanziell ziemlich knapp bemessen in Spanien zu Franco gekommen sein. Jetzt scheint er nicht mehr so arm zu sein. Von unseren Steuergeldern allein kommt dies bestimmt nicht. Und was mich besonders ärgert ist, dass erst Urdangarín ihn dazu gebracht hat einen kleinen Einblick in seine ofiziellen Ausgaben zu werfen.
    Und was den moralischen Anspruch an hohe Ämter anbelangt….. Herr Ingendaay, Sie sind doch lang genug hier. Sie kennen doch den spanischen Fatalismus, „si todos son iguales“, und den kompromisslose Zusammenhalt zu den eigenen Leuten. Rajoy hat dies doch wieder in seiner Antrittsrede (Antwort an Rosa Díez) vorgemacht. Und die restlichen Parteien halten es mit dem Anstand auch nicht viel besser. Erinnern Sie sich noch an die indignados und deren Forderungen gegen die Korruption?

  7. Gatamad sagt:

    Ich gehe jetzt schlafen. Bitte...
    Ich gehe jetzt schlafen. Bitte wecken Sie mich sobald unser Preis gesungen wird.
    Melibeea, ich hoffe Sie sind rechtzeitig zur Feier zurück.

  8. Madrid sagt:

    <p>Gatamad, ich muss Sie...
    Gatamad, ich muss Sie aufwecken. Der gordo ist gesungen und vergeben. Die Nummer lautet 58.268. Unsere Nummer – 53.947 – ist ganz dicht dran, aber es hat nicht ganz geklappt.
    http://www.elpais.com/…/Tes

  9. Gatamad sagt:

    Danke für Ihr sanftes Wecken,...
    Danke für Ihr sanftes Wecken, Herr Ingendaay. Eindeutig ist kein Verlass auf Cristiano Ronaldo. Entweder Real Madrid verkauft ihn, oder sie kaufen sich Messi.
    Meine jüngste Tante war überhaupt nicht rücksichtsvoll. Ihr Mann hat vor Monaten in Utebo (Zaragoza) ein Los gekauft weil es seiner Meinung nach das Geburtsdatum seines Enkels ähnelte (03.03.2003). Selbstverständlich kaufte er ein Los für sich, noch eines für seine Schwager und Schwägerinnen, und ein weiteres für Nichten und Neffen. Nichten und Neffen erhalten 100 Euros pro Kopf und meine Tante musste natürlich unbedingt und sofort wissen, ob ich den Preis in Wein ausbezahlt haben will – wenn ja, ob Rioja Alta oder Rioja Baja -, oder doch lieber ein Wochenende im Mai in der Sierra de Cameros. Deshalb habe ich Cariñena angefordert und ein Wochenende in Jaca. Weit weg von ihr und ihrer jugendlichen Ungeduld.
    Danach hat mich ein alter Bekannter angerufen. Das (mit mir) geteilte Los von seiner Firma hat Nichts gewonnen. Aber er lädt mich zum Mittagessen ein, weil ich doch recht hatte, und Ruiz Gallardón gleich in der 1. Rajoy Regierung Minister wurde. Aber ich will doch nur schlafen.
    Ausserdem reicht es doch nicht für die Stiftung die ich mal haben will. Aber jetzt bin ich wach, und etwas sauer, weil unausgeschlafen. Also hoffe ich, dass Movistar oder sonst jemand anruft, damit ich ….. Beschämend, ich weiss.

  10. pardel sagt:

    ...
    https://www.elpais.com/vineta/?d_date=20111222&autor=Forges&anchor=elpporopivin&xref=20111222elpepivin_1&type=Tes&k=Forges
    Urdangarin… Was soll ein Normalsterblicher wie ich von einem solchen Menschen halten? Vierzehn Jahre Profihandballer beim F.C. Barcelona. Er hat nicht so gut verdient wie Messi, aber arm war er auch nicht. Das waren die Jahre, als Barça in Spanien und Europa alles gewonnen hat (einschl. 5 Europapokale und 4 Superpokale hintereinander), und Spanien mehrfach Olympiabronze gewann. Noch vor Ende seiner Karriere hat er eine Infanta geheiratet (angeblich die geistig hellere von den beiden), seitdem ist er Excelentísimo Señor (und seine/ihre vier Kinder je Grandes de España). Er bekommt eine großzügige Apanage, und falls das nicht reicht, einen sehr gut dotierten Job bei Telefónica (angeblich 1 Mio. € jährlich, ob vor oder nach Steuern ist mir nicht klar). Er ist nicht hässlich, privilegiert, reich… warum muss er korrupt werden? Das habe ich mich damals beim ehemaligen Postchef und beim letzten Verteidigungsminister (wie hiessen die Herren nochmal?) auch gefragt. Wieso brauchen die das? Als ich vor einiger Zeit mit dem 100er Bus am Schloss Bellevue vorbeifuhr, sagte eine ältere Berlinerin ihrer Begleiterin (vermutlich eine Besucherin): „Ist der Lappen drauf, sind die Lumpen drin.“ Die Fahne wehte auf dem Dach; der Bundespräsident war also inhäusig und Volkes Meinung über ihn war schon damals schlecht. Wie über seine Vorgänger. Menschen mit Privilegien neigen dazu, diese zu missbrauchen. In Spanien wie in Deutschland wie in https://www.youtube.com/watch?v=-K2J1HIRviU Menschen ohne Privilegien verachten und beneiden sie dafür. Und manchmal, ganz selten, wenn sie es zu doll treiben, hängen sie einige davon an Straßenlaternen auf.
    Und wir? Wir wollten doch nur 400.000 € durch acht teilen! Peanuts! Falsche Zahl, Pech gehabt.
    PS: Gatamad, ich bitte Sie! Real kauft Messi NICHT! Es ist schon schlimm genug, dass die neue Regierung merengue hasta el tuétano ist und dass im palco del Bernabéu wieder Geschäfte unter der Hand getätigt werden (s.o.), aber Messi kriegen die nicht. Punto pelota, ¡coño!

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