Sanchos Esel

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Spät essen, laut reden, wenig schlafen, kein Fahrrad haben, die Mülltrennung vergessen, dem berühmtesten Fußballverein der Welt zugucken, bei Rot

Was ist und wozu dient ein Kulturinstitut? (1)

| 19 Lesermeinungen

Ja, wer braucht es? Wem nützt es? Wer findet es unentbehrlich, so ein Kulturinstitut, wo man eine fremde Sprache lernen kann und Vorträge und Podiumsdiskussionen hört, die mit einem bestimmten Land oder einem Kulturkreis zu tun haben?

Ja, wer braucht es? Wem nützt es? Wer findet es unentbehrlich, so ein Kulturinstitut, wo man eine fremde Sprache lernen kann und Vorträge und Podiumsdiskussionen hört, die mit einem bestimmten Land oder einem Kulturkreis zu tun haben? Wo es Ausstellungen gibt, Filmvorführungen, Seminare und derlei Sachen?

Also, um mal im eigenen Haus zu beginnen. Im Jahr 1987 verbrachte ich vier bis fünf Monate in Mexiko-Stadt. Wir waren zu dritt geflogen, mit wenig Geld, die Buden in München waren untervermietet, was unseren Lebensunterhalt deckte, aber keine großen Sprünge erlaubte, und jetzt war die Frage, woher man in Mexiko-Stadt deutsche Bücher bekäme, wenn man mal kein spanisches lesen wollte. So kam ich zum erstenmal ins Goethe-Institut in der Tonalá. Wie ich der Webseite entnehme, die es damals noch nicht gab, ist das Goethe-Institut von Mexiko-Stadt inzwischen in die Zona Rosa umgezogen, wahrscheinlich in etwas Repräsentativeres (das damalige Gebäude war in Ordnung, aber nicht verschwenderisch groß), nur das Goethe-Institut in Peru hat es offenbar noch nicht mitbekommen und gibt immer noch die alte Adresse an.

Jedenfalls gehört auch das zu den Aufgaben eines Kulturinstituts: den Durst der eigenen Landsleute zu löschen, wenn sie in der Fremde mal nichts mehr zu trinken haben. Vor der Ära des Internets war es schön, wenn man im Goethe-Institut von Mexiko-Stadt eine zwei oder drei Tage alte Zeitung fand und von Steffi Graf und dem 1. FC Köln lesen konnte. Es gab Fassbinder- und Werner-Herzog-Filmzyklen in Zusammenarbeit mit der Universidad Autónoma, wenn meine Erinnerung nicht trügt, die Bibliothek stand voller Grass, Böll, Lenz und Enzensberger, war aber auch reichlich bestückt mit den schönen Haffmans-Ausgaben von Arno Schmidt, die ich mir auslieh, und wenn ich das heute so vor meinem inneren Auge vorbeiziehen lasse, steht außer Zweifel, dass Franz-Josef Strauss mit seiner Klage völlig recht hatte: Die „geistig-moralische Wende“, die Helmut Kohl gut fünf Jahre zuvor angekündigt hatte, als man ihn zum Nachfolger Helmut Schmidts wählte, sie hatte nicht stattgefunden. All die linken Schriftsteller und Filmemacher, die schon zuvor in ihrem Element gewesen waren, repräsentierten auch 1987 die deutsche Kultur im Ausland. Es war keine Veränderung wahrzunehmen.

Schon damals dachte ich: Gut, dass ein Machtwechsel so wenig Spuren hinterlässt. Und ich erklärte mir das in meiner Einfalt (die mir nachträglich wie ein zuverlässiger Instinkt vorkommt) mit der allzu begreiflichen Unlust der Goethe-Mitarbeiter, ihr politisches Programm von heute auf morgen auszutauschen und heute Dinge zu vertreten, die sie gestern noch kritisch betrachtet hatten. Damals war es so. Es gab links und rechts und irgendeine Mitte, aber was es kaum gab, war der Zeitgenosse, der so tat, als gingen ihn die politischen Tendenzen in der Kunst, im Film, im Schreiben nichts an. So dass man es durchaus als vornehmste Aufgabe all dieser Kulturarbeiter des Goethe-Instituts ansehen durfte, den politischen Ehrgeiz der jeweiligen Zentrale zu dämpfen, die Instrumentalisierung der Kultur zu erschweren und die strategische Benutzung ästhetischer Gegenstände nach Möglichkeit zu hintertreiben. Also auch das, was sich Strauss unter „geistig-moralischer Wende“ vorgestellt hatte.

Natürlich geht es darum auch in Spanien. Dort will das Bildungs- und Kulturmininsterium die Oberhoheit über das Cervantes-Institut gewinnen, die zur Zeit noch das Außenministerium hat (und vorläufig behalten wird). Dort wird nach einem Machtwechsel habituell auch der Direktor des Cervantes-Instituts ausgetauscht. Oder gleich ein Präsident gesucht, eine Funktion, die es vorher nicht gab und die nach der Absage Mario Vargas Llosas auch wieder vom Tisch ist.

Ich bin vom Thema abgekommen. Ein Deutscher in Mexiko, der die Einrichtungen des Goethe-Instituts nutzt. Da waren wir. Man wird einwenden, darum gehe es nicht bei so einem Kulturinstitut, für jemanden wie mich sei es nicht in erster Linie gedacht. Gut. Sehen wir uns die andere Seite an. Die Menschen, die dort eine Fremdsprache lernen. Das Madrider Goethe-Institut ist nach dem in Moskau jenes, das den höchsten Umsatz mit Sprachkursen erzielt. Das liegt auch an der Krise, die viele Spanier aus dem Land treibt. Doch außerdem wären die spanischen Schulen völlig überfordert, diesen Deutschunterricht zu geben. Ebenso, wie Schulen in Deutschland damit überfordert wären, all den Spanischunterricht zu erteilen, der angefragt wird. Denn die Zahlen des Cervantes-Instituts sind gut, wenn ich das richtig sehe. Die letzten zwanzig Jahre – das Cervantes-Institut gibt es seit 1991 – haben einen enormen Aufschwung des Spanischen erlebt, aus den verschiedensten Gründen, doch selbst das soll jetzt egal sein.

Damit man sich unter der Bedeutung von Sprachunterricht etwas vorstellen kann, greife ich mal einen etwas abseitigen Werdegang heraus, nämlich den des peruanischen Übersetzers Juan José del Solar. Es ist ziemlich genau zehn Jahre her, dass ich ihn kennenlernte, er lebte damals in Vilanova i La Geltrù und schlug sich eher schlecht als recht durchs Leben, seit er nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmt und auf Hilfe angewiesen war. Del Solar wurde in Lima geboren und ging in das dortige Goethe-Institut, um Deutsch zu lernen. In einem Artikel schrieb ich über ihn, auch Zufälle spielten eine Rolle, „zum Beispiel die Aufnahme der Zauberflöte, die er als Elfjähriger geschenkt bekam, oder die Freundin aus Wien, die dem Jungen Schikaneders Libretto erklärte“. Die Deutschkurse jedenfalls, die erwähnten, folgten, als er fünfzehn war. Mit neunzehn Jahren ging er nach Heidelberg, um Germanistik und Romanistik zu studieren, und schloss in Paris das Studium ab. Nach der Rückkehr nach Lima versuchte er sich im Kulturjournalismus, aber das war nicht seine Sache, so dass er 1972 nach Barcelona reiste. Dort fertigte er für den Verleger Carlos Barral seine ersten Übersetzungen an.

O, ich habe etwas vergessen. Das Wichtigste. Warum Juan José del Solar uns hier interessieren könnte. Weil er unter anderem Kafka und Elias Canetti ins Spanische übersetzt hat. Auch Lichtenberg und Robert Walser und Brecht. Sowie Thomas Manns „Tod in Venedig“. Und von Dürrenmatt „Die Physiker“, „Der Besuch der alten Dame“ und „Die Panne“. Aber vor allem und immer wieder Canetti, der in ihm seine spanische Stimme sah und ihm vertraute. Das Leben von Juan José del Solar, eine Existenz zwischen Peru, Deutschland und Spanien, die der Vermittlung anspruchsvoller Literatur gewidmet war, wäre ohne sein fremdsprachliches Fundament gar nicht denkbar gewesen. In solchen Fällen läuft alles auf eine einzige Frage hinaus: Hat so ein Jugendlicher die Chance, Deutsch zu lernen? Oder hat er sie nicht? Damals, als ich mit ihm darüber sprach, war er voller Dankbarkeit. Sein Leben, sagte er, wäre ohne das Goethe-Institut ganz anders verlaufen, und es war klar, was er damit meinte: nicht auszudenken, es hätte in Lima kein Goethe-Institut gegeben.


19 Lesermeinungen

  1. Melibea sagt:

    Vorab: ich bin gegen jegliche...
    Vorab: ich bin gegen jegliche Kürzungen und Abschaffungen im Kultursektor. Das ist sehr pauschal formuliert, es gibt sicherlich genügend einleuchtende Gegenbeispiele, aber ich bleibe aus naiver Überzeugung heraus vorerst bei diesem Standpunkt. So, ich habe gelesen, was Pardel und Herr Ingendaay geschrieben haben, und ich verstehe beide Meinungen. Ich denke, um in Zukunft bestehen zu können, müssen sich die Kulturinstitute dieser Welt beiden Herausforderungen stellen, je nach örtlichen Gegebenheiten: Einerseits die eigene Sprache und Kultur in den Gebieten der Welt bekannt machen und fördern, wo es eben keine preiswerteren Möglichkeiten durch (Bürger-)Universitäten oder per Sprachtandem gibt, wo das Internet noch nicht die Lösung aller Probleme darstellt, wo es kaum/keine anderen Möglichkeiten gibt, Konzerte, Lesungen, Filmabende und Vortragsreihen in einer Fremdsprache anzubieten. Und andererseits frischen Wind in die etablierte Ordnung lassen, um vor allem jene anzulocken, die bereits außerhalb der Institute die Sprache gelernt haben, die bereits länger in dem Land gelebt/studiert/gearbeitet haben, die über Internet fast unbegrenzten Zugang zu Buch, Film, Musik und Fernsehen haben. Ich denke ja, die ‘Aufgabenbereiche‘ der Institute haben sich im Laufe der Jahrzehnte verändert; man kann das heutige Berlin nicht mit dem Mexiko von 1985 oder dem Lima des jungen Juan José del Solar vergleichen. Jedoch, wer bin ich, dass ich mir eine pauschale Bewertung aller Institute diese Welt anmaßen dürfte. Sicherlich ist jedes Institut anders, sicherlich passt sich jedes Institut eben diesen unterschiedlichen Bedingungen an. Mmh, langer Rede kurzer Sinn, vielleicht will ich einfach nur sagen, dass Sie, lieber Pardel, und Sie, werter Herr Ingendaay, vielleicht über zwei verschiedene Paar Schuhe sprechen.

  2. Madrid sagt:

    Danke, Melibea. Ich glaube ja,...
    Danke, Melibea. Ich glaube ja, dass pardel und ich ähnliche Dinge interessant (und ähnliche Dinge langweilig und überflüssig) finden würden. Insofern unterscheiden wir uns einerseits durch unsere Erfahrungen, die natürlich prägen, andererseits durch unseren Blickwinkel. Dieser Blogeintrag wird eine Fortsetzung haben, und zwar in wenigen Tagen, dann ergibt sich ein vollständigeres Bild. Aber vielleicht wollen ja auch andere über ihre Erfahrungen mit Kulturinstituten berichten.

  3. pardel sagt:

    Zunächst vielen Dank, Herr...
    Zunächst vielen Dank, Herr Ingendaay, für diesen ersten Teil Ihrer Antwort. Ich bin schon auf die Fortsetzung(en) gespannt.
    Dann auch Ihnen, Melibea, vielen Dank für Ihre Vermittlungsversuche. Machen Sie sich bitte keine Sorgen: Ich spiele gerne den advocatus diaboli, no hard feelings auf beiden Seiten, da bin ich mir ganz sicher.
    In der Tat sprechen wir noch (aber das kann sich noch ändern!) über unterschiedliches: Ich bezog mich vor allem auf das Instituto Cervantes in Berlin, wenn auch nicht ausschließlich und doch beispielhaft für andere Zusammenhänge; Herr Ingendaay kontert mit den Goethe Instituten in Mexiko City und Lima vor einem Vierteljahrhundert. Das ist nicht dasselbe. Bevor das Cervantes überhaupt 1991 gegründet wurde habe ich in Berlin (wo das Cervantes sich erst 2003 niederliess, wenn mich die Erinnerung nicht trügt) Konzerte von Atahualpa Yupanqui bis Lluìs Llach genossen, ebenso Auftritte der Fura del Baus und Els Joglars, zahllose Lesungen, Katalanische Wochen mit Castells (für die, die das nicht kennen: aufeinander gestapelte Menschen, sozusagen https://de.wikipedia.org/wiki/Castells ) vor dem verhüllten Reichstag, gastronomische Ereignisse bei denen ich sogar selber mitkochen konnte, um nur einiges zu nennen. Und ich bin kein Berufsspanier! Das war alles sehr peripher, zufällig, nebenbei! Die spanischen Bücher des Ibero-Amerikanischen Instituts am Reichpietschufer/Postdamerstraße schlagen alles, was die Mario Vargas Llosa-Bibliothek des Cervantes jemals haben wird, um Längen. Das Lateinamerikanische Institut der FU-Berlin ist für Studenten, Interessenten und Gasthörer offen. Die Volkshochschulen haben in Berlin schon Katalanischkurse angeboten, als diese Sprache in Spanien noch verboten war (das weiss ich nur vom Hörensagen, damals war ich selber noch ein Kind in Spanien), Spanischkurse sowieso. Von der Kultur „von unten“ ganz zu schweigen, sei es in Kneipen wie La Batea oder im Mafalda, oder die zahlreichen Nicaragua- und El Salvador-Gruppen im Mehringhof in den 70er und 80er Jahren, oder das spätere Karneval der Kulturen der Welt, wo Lateinamerika immer zahlreich vertreten war. Und meine Frage lautete: Was bietet das Instituto Cervantes, was es nicht vorher schon besser gab? Und ich stellte mir diese Frage, weil mir Cervantes als ein fehlgeleiteter möchtegern-imperialistischer Versuch einer bescheidenen kleinen Macht vorkommt, eine kleine Macht, die sich Allüren erlaubt, als ob sie die Grande Nation wäre (von der sie das Konzept kopiert haben).
    Beim Goethe gilt das nicht, von Möchtegern kann nicht die Rede sein. Daher zielt dieser erste Teil Ihrer Antwort, Don Paul, ein Wenig ins Leere. Vielmehr war das Goethe Institut wohl ein weiteres Vorbild für Spanien, nur leider ein unerreichtes. Bedaure, es wäre schön, wenn es anders wäre. Woran ich das festmache? Es werden zum Beispiel mehr Bücher aus dem Spanischen ins Deutsche übersetzt als andersherum, was daran liegt, dass es mehr Deutsche Übersetzer mit Spanischkenntnissen gibt, als ins Spanisch übertragende Übersetzer mit Deutschkenntnissen. Dabei gibt es mehr Spanisch sprechende Menschen als Deutsch sprechende Menschen und es herrscht kein Mangel an deutsche Bücher, die zu übersetzen sich lohnen würde! Die wenigen Übersetzer ins Spanische haben sicher oft, wie in Ihrem Beispiel oben, Don Paul, Deutsch im oder mit Unterstützung des Goethe-Instituts gelernt. Die Übersetzer ins Deutsche hingegen haben ihr Spanisch gewiss nicht im Cervantes gelernt, das sieht man schon daran, dass es das Cervantes einfach nicht lange genug gibt. Die Deutschen brauchen das Cervantes nicht, um die spanische bzw. lateinamerikanische Kultur kennenzulernen und die Literatur zu übertragen. Das schaffen sie auch so. Das Cervantes erfüllt seine angebliche Mission nicht. Es ist überflüssig, angeberisch, eitel und hohl. In Berlin jedenfalls. Und Ihrem letzten Beitrag nach zu urteilen, in den USA wohl auch.
    Aber genug advocatus diaboli gespielt für’s erste. Ich bin gespannt, was andere zu sagen haben.

  4. stefanmadrid sagt:

    Beim Lesen stellt man sich...
    Beim Lesen stellt man sich unwillkürlich vor, wie sich Goethe und Cervantes im Dichterhimmel treffen. Und mit Franz-Josef Strauß Weißwurscht frühstücken.
    Eigene Erfahrungen mit Kulturinstituten? Wie wäre es mit der Alexander-Kluge-(AK)-Filmreihe im Goethe Madrid, Dezember 2007? Erinnere mich noch gut an seine Lesung und den anschließenden „vino español”, den embutidos und quesos manchegos, denen AK und wir zugesprochen hatten. Auch an die Misere in der Filmvorführung, als immer mehr Zuschauer den Kinosaal verließen, bis ich Durstiger am Ende allein dasaß. Weiß nicht, wie es im Oktober 2011 verlief, doch läßt die Tatsache, dass diese Filmreihe, im Gegensatz zu der von 2007, fast peinlich versteckt von der inzwischen ausgetauschten Institutsleitung angekündigt wurde, auf eine gewisse Panik vor ähnlicher Publikumswirkung schließen.
    Gegen jede Einsparung im Kulturetat, Melibea? Vielleicht ist dieses Gespenst aber ein anspornendes Mittel gegen allzu engstirnig-frustrierte Beamten- und Pfründementalität in Kulturinstituten. Das noch zu gründende Kulturinstitut der Europäischen Union sollte sich Homer-Institut nennen. Oder nach einer persönlichen Vorliebe: Nikos-Kazantzakis-Institut (NKI). Mit Tanzkursen.

  5. Dulcinea sagt:

    Ich finde es gut, daß es...
    Ich finde es gut, daß es überall auf der Welt Goethe- und Cervantes-Institute gibt. Das wird mir den Schritt auszuwandern einmal leichter machen, denn wenn das so weitergeht hier, dann mag selbst ich (!) irgendwann nicht mehr in Spanien leben: https://sociedad.elpais.com/sociedad/2012/01/31/actualidad/1328004061_174071.html.

  6. Madrid sagt:

    Nun, pardel, mir scheint, Sie...
    Nun, pardel, mir scheint, Sie sprechen genauso privat wie ich. Möglicherweise ziehen Sie aus Ihren Erfahrungen etwas eindeutigere Schlussfolgerungen („überflüssig, angeberisch, eitel und hohl“). Ich dagegen sammele noch. Ob es das, was es im Berliner oder einem anderen Cervantes-Institut gibt, ohnehin überall gibt, vermag ich nicht zu beurteilen; ganz sicher weiß ich, dass Kulturen von unten und aus der Mitte nicht von offiziellem Begleitschutz abhängen. Darum geht es also nicht. Sondern eher darum, ob die Kulturinstitute das Leben der Menschen bereichern, ob sie sinnvoll oder gar für manche notwendig sind. Zufällig habe ich Veranstaltungen in allen vier Cervantes-Instituten in Deutschland erlebt. Umgekehrt hatte ich Gelegenheit, die Goethe-Institute in Madrid, Barcelona, Lissabon und Porto zu besuchen. Auch in den Goethe-Vertretungen in New York, Dublin und Quito war ich schon einmal. Es ist lustig, wie der Ort die Probleme bestimmt. Und wie die leitende Figur einem Institut ein Gesicht geben kann. Deshalb urteile ich nicht so gern über die Institution als über die konkrete Niederlassung. Ich nehme an, diese Erfahrung haben die meisten von uns schon gemacht: Ein bestimmter Direktor, eine bestimmte Direktorin oder Programmleiterin hat etwas Großartiges auf die Beine gestellt, und schon ist der Aufwand gerechtfertigt. Für den Sprachunterricht ist er es sowieso, das lasse ich mir nicht ausreden. Der Rest hängt, wie überall in der Kultur, von Ideen, Enthusiasmus und Menschenfreundlichkeit ab. Oder ihrem Mangel.

  7. Melibea sagt:

    Oh ja, Dulcinea. Ich finde es...
    Oh ja, Dulcinea. Ich finde es auch ganz schauerig. Und traurig.

  8. gloriah sagt:

    Vielen Dank fuer diese...
    Vielen Dank fuer diese schoenen Worte, Herr Ingendaay!
    „den Durst der eigenen Landsleute zu löschen, wenn sie in der Fremde mal nichts mehr zu trinken haben“ –das ist schoen ausgedrueckt!
    Ich lebe zur Zeit in England; ich mag England, seine Sprache, Literatur und Kultur -aber die Spanische, die liebe ich eben. Obgleich ich das Leben hier geniesse wird mir bisweilen der britische Regen zu viel und ich sehe mich nach dem ‚orbayu‘ Asturiens –sozusagen. Und dann bin ich dankbar fuer die Existenz des IC -und sei es nur um den Durst eines „Exil Wahl-Spaniers“ zu loeschen.

  9. Melibea sagt:

    A propos kalt. Wir hatten von...
    A propos kalt. Wir hatten von gestern 20 Uhr bis heute irgendwann nach 16 Uhr (wohl bis gegen 18 Uhr) keinen Strom. Das hieß, kein Licht, kein warmes Wasser, kein Herd, kein Internet, kein gar nichts. Und es wurde sehr kalt, so ohne Heizung; denn selbst der Gas betriebene Durchlauferhitzer funktioniert mit Strom, um den Funken zu zünden. Ich will mich nicht beklagen, wirklich nicht. Es gibt Menschen auf der Straße, mit denen ich unser Luxusleben nicht vergleichen will. Es ist nur so absurd, wie abhängig unsere Gesellschaft von Elektrizität ist. Es gibt in unserem Haus ja auch eine Frau, die sitzt im Rollstuhl und sie wohnt im 4. Stock… Und ja, ich kenne so etwas nicht von Deutschland. Ich bin zwar als Kind zu DDR-Zeiten im Dorf meiner Großeltern mit Stromausfällen groß geworden, und auch später gab es mal hier und da einen kurzen Ausfall, aber 22 Stunden?!? Die Bauarbeiter haben mir die alten, durchgebrannten Kabel gezeigt. Und mein Freund meinte, dass er gehört habe, dass Stromausfälle in Barcelona öfters vorkommen. Ich habe natürlich keine Ahnung, ob das so stimmt. Dulcinea, pardel! Was meinen Sie dazu?

  10. Madrid sagt:

    <p>Das tut mir leid, Melibea!...
    Das tut mir leid, Melibea! Letzte Woche, beim clásico, fand ich es in Barcelona recht mild (wir zogen bis 4:30 morgens um die Häuser, um das Spiel zu analysieren), aber das wird sich geändert haben, und es ist kein Trost für Sie, die frieren musste, wenn ein anderer vor acht Tagen nicht gefroren hat. Also warten wir, was Dulcinea und pardel über Stromausfälle zu sagen haben.
    *
    Ja, gloriah, Ihre Empfindungen in England kann ich nachempfinden! Every inch of them.

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