Berührt, geführt

Schach-Olympia

Während sich nun in Rio zu den olympischen Sommerspielen mehr als 11.000 Sportler in mehr als 300 Wettbewerben messen, ist eine Disziplin nach  wie vor nicht dabei: Schach. Schade finden das natürlich die Schachspieler selbst, die ihre Leistungen durchaus und – wie dieser Autor findet: zu Recht! – für Sport halten.

Es soll jetzt aber nicht darum gehen, was alles dafür spricht, Schach als Sportart anzusehen, die verdient hätte, eine offizielle olympische Disziplin zu sein, und was nicht. Vielmehr wollen wir einen Blick darauf lenken, dass der Weltschachbund Fide ebendeswegen seit vielen Jahren eigene Schach-Olympiaden ausrichtet, Wettkämpfe, in denen Mannschaften der Mitgliedsländer gegeneinander antreten. Die Fide selbst ist bekanntlich am 20. Juli 1924 in Paris ins Leben gerufen worden, als in der französischen Hauptstadt gerade die insgesamt achten olympischen Sommerspiele der Neuzeit ausgetragen worden waren. In jenem Sommer gab es dann auch zum ersten Mal Schach-Olympia – allerdings in einem eher seltsamen Modus, nicht vergleichbar mit den aus jeweils vier Spieler besehenden Mannschafts-Wettstreits, wie sie mittlerweile etabliert sind. Und noch nicht von der Fide selbst veranstaltet, sondern vom französischen Schachbund.

Die stärkste Olympia-Mannschaft aller Zeiten

Als erster offizieller olympischer Schach-Wettstreit gelten darum die Spiele in London drei Jahre später. Olympiasieger wurde damals Ungarn (was im Vorfeld durchaus für möglich gehalten worden war) vor Dänemark (was nicht für möglich gehalten worden war) vor England.

Aus Anlass der olympischen Sommerspiele wollen wir in unserer Freitags-Kombi nun ebenfalls in die Geschichte der Schach-Olympiaden zurückgreifen. Zwei Beispiele sollen es sein, aber nicht aus dem Jahr 1924, sondern aus dem Aufeinandertreffen im griechischen Saloniki im Jahr 1988. Zum ersten Mal seit vielen Jahren nahmen an diesen Spielen wieder zwei deutsche Mannschaften teil, weil die DDR ein eigenes Team ins Rennen schickte. Am Ende siegten die hoch favorisierten Russen, die mit der womöglich stärksten Mannschaft aller Zeiten antraten: Die beiden Weltmeister Garri Kasparow (Brett 1) und Anatoli Karpow  (Brett 2) traten für die Sowjetunion an, außerdem Artur Jussupow, Alexander Beljawski und der auch viele Jahre später noch zur Weltspitze zählende Ukrainer Wassili Iwantschuk.

Unsere erste Knobelaufgabe ist einer Weltmeisterpartie entnommen:

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Die weißen Steine führte der Rumäne Florin Gheorghiu, der gerade seinen Springer von b3 nach c1 gezogen hatte, von wo aus er den schwarzen Läufer auf dem Feld d3 angreift. Schwarz wiederum hatte Garri Kasparow. Er reagierte mit einer forcierter Gewinn-Kombination und schlug mit seinem Läufer von e5 den Bauern auf b2 mit Schach. Es folgten Dxb2, Dxb2+ und Weiß hab auf (nach Txb2 folgt Txc1+ und Matt).

Und dann gab es da noch dieses Stellung:

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Die weißen Figuren führte der deutsche Großmeister Jörg Hickl, der seit Jahrzehnten zu den besten Spielern der Bundesrepublik gehört und mittlerweile für den Zweitligisten Hofheim am Taunus ans Brett geht; Schwarz hatte der Australier Stephen Solomon. Wie zu sehen ist, hat Schwarz zwei Bauern mehr in diesem Turmendspiel – ein gewaltiger Vorteil. Doch ist Hickl, der am Zug ist, wirklich hoffnungslos verloren? Nein. Hickl hätte mit Tg6+ wohl ein Unentschieden erreichen können. Der schwarze König darf den Turm nicht schlagen, sonst würde ein Patt und damit Remis entstehen. Ansonsten geht aber der Bauern auf g5 einfach verloren. Tatsächlich – dramatisch – zog Hickl allerdings Tf8+ und verlor schließlich die Partei.

Zum Schluss noch eines: Die diesjährige Schach-Olympiade wird übrigens vom 1. bis zum 14. September in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku ausgetragen.

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