Ein ziemlich verregneter Empfang des Wehrbeauftragten in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft. Aber doch nicht ganz ohne Ertrag.
So sagte Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan als Gastfestredner ein paar Dinge, die notierenswert sind.
Da ist zum einen die nicht grundstürzend neue, aber sehr griffige Formulierung des „Prinzips der Inneren Führung, das das militärisch notwendige Prinzip von Befehl und Gehorsam sittlich und ethisch einhegt“.
Da ist zum anderen ein oberflächlich gesehen banaler Vergleich von Zeitstrecken: Die Bundeswehr ist schon jetzt älter geworden als die kaiserliche Armee. Die Bundeswehr im wiedervereinigten Deutschland ist älter, als die Reichswehr geworden ist. Sie ist schon länger auf dem Balkan eingesetzt, als der Erste und der Zweite Weltkrieg zusammen gedauert haben. Und sie steht schon länger in Afghanistan, als der Zweite Weltkrieg gedauert hat. Bloß zusammengezählt. Doch wo immer jemand gleich „Militarismus“ oder „Nazis“ schreit, wenn in der Bundeswehr etwas schiefläuft, und in einem so großen Apparat wird immer mal etwas schieflaufen, da hilft es doch, an die Relationen zu erinnern.
Drittens und vor allem aber hat Schneiderhan den anwesenden Parlamentariern, auch dem Wehrbeauftragten und, ja, auch uns Presseleuten etwas Unangenehmes zugerufen (wenn auch mit allerlei Vorsichts- und Relativierungsklauseln umgarnt, die wir hier der Einfachkeit halber weglassen). Nämlich, dass es ein „Überangebot an Kümmerern“ gebe, mit und ohne Mandat. Soldaten werde dadurch „ein Fluchtweg aus der eigenen Verantwortung“ angeboten. Die Neigung zur Flucht aus der Verantwortung sei zwar ein gesamtgesellschaftliches Problem. Doch in der Armee werde dadurch das Prinzip der Auftragstaktik unterhöhlt. Es bestehe die Gefahr, dass es nur noch „eine konditionierte Bereitschaft zum treuen Dienen“ gebe. Beispiele: Wenn für den Kongoeinsatz Winterschlafsäcke mitgenommen würden, sei das vielleicht für den Boulevard ein willkommener Anlass zu Schlagzeilen. Aber Anlass zu Empörung im Parlament sollte es nicht sein. Oder: Wenn ein Offizier sich darüber beschwere, dass er zum dritten Mal in den Einsatz geschickt werde, müsse man auch mal den Mut haben, ihm zu sagen, dass das dazugehöre.