Aus der Ansprache General Wolfgang Schneiderhans bei seiner Verabschiedung in der vergangenen Woche fallen uns drei bemerkenswerte Passagen auf:
Erstens: „Ich danke den Ministern, denen ich im BMVg dienen durfte: Volker Rühe, der mich aus Erfurt als Bundeswehr-Planer holte und zum Stabsabteilungsleiter FüS III machte, Rudolf Scharping, dem ich als StAL III ab 24.3.99, Beginn Kosovo Luftkrieg, und ab Mitte 2000 als Leiter Planungsstab und dann ganze 19 Tage als GI zur Seite stehen durfte (gestern Geburtstag), Peter Struck, mit dem ich etwas mehr als 3 ½ Jahre, ab Mitte 2002 auch für Afghanistan (solange GI Kujat) zusammengearbeitet habe, und ganz ausdrücklich danke ich Franz-Josef Jung, mit dem ich am längsten vier Jahre Führungsverantwortung tragen durfte.“ Merke: Wem dankt der General nicht, obwohl er ihm mehr als 19 Tage als GI dienen zur Seite stehen durfte (allerdings nicht viel mehr)?
Zweitens: „Ich danke dafür, dass ich die enge Weste der Loyalität, die ich mir manchmal selbst enger als vielleicht nötig geschnallt habe, ablegen kann und in die weiter geschnittene des Soldatengesetzes – so wie viele sie tragen – schlüpfen kann. Ich bin dankbar, dass keine neuen Loyalitätszwänge auf mich warten. Ich bin dankbar, dass ich vielleicht bald nicht nur immer Antworten geben muss, sondern auch wieder Fragen stellen darf. Davon habe ich einige.“ Dazu fällt uns ein Satz ein, den ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Montag vor der Bundespressekonferenz im Zusammenhang mit der Tanklaster-Bombardierung gesagt hat und der einen unangenehmen Vorgeschmack auf zu Erwartendes gibt: „Zur Einschätzung von bestimmten Quellen: Erst einmal erleben wir durch die maßgeblichen Blätter hinweg, dass verschiedene Protagonisten in diesem Zusammenhang versuchen, durch eigene Aussagen im Hintergrund bzw. durch Einbringung im Hintergrund ihre eigenen Legenden zu setzen. Das muss man alles unter dem Licht des anlaufenden Untersuchungsausschusses sehen.“
Drittens: „Ich will eine Erklärung abgeben: meine Neigung zu Konfuzius kennen viele von Ihnen – ja zu Konfuzius, nicht zu Clausewitz. Sie kennen den Abschnitt: Schüler fragt Meister: Was ist sittliches Verhalten? Meister antwortet: Wer sich durch sittliches Verhalten auszeichnet – wählt seine Worte mit Bedacht. Schüler fragt weiter: Mit Bedacht reden, – das soll sittliches Verhalten sein? Meister antwortet mit Gegenfrage: Das Handeln ist so schwierig, darf da das Reden unbedacht sein? Mitte Juni 2009 habe ich in einer Diskussion meinen Leitsatz missachtet und mich in einer Diskussion mit Wehrpflichtigen zu sehr in Stammtischmanier und wohl zu unbedacht, zu locker über Kameradinnen und Kameraden im Sanitätsdienst und über Spieße und Chefs missverständlich geäußert. Und es wurde prompt missverstanden. Dabei habe ich einige verletzt. Ich habe das mehrfach bedauert. Ich will mich heute nicht abmelden, ohne mich dafür in dieser Öffentlichkeit nochmals zu entschuldigen.“ Wir meinen: Eine honorige Entschuldigung an markanter Stelle.
Am 13. März, zwei Tage nach...
Am 13. März, zwei Tage nach der Aberkennung des Traditionsnamens Mölders in Neuburg, gab Wolfgang Schneiderhan in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ die Auffassung der militärischen Führung zur Aberkennung der über 30-jährigen Luftwaffentradition bekannt: Auf die Frage, wie er zur „Umbenennung“ im Falle des Jagdfliegers der „nationalsozialistischen Luftwaffe“[Werner Mölders] stehe, kommt die militärisch knappe Antwort: „Im Falle Mölders sind die Dinge eindeutig. Da gibt es einen Parlamentsbeschluss zur Legion Condor. Wenn der Souverän so entschieden hat, ist dies vom loyalen Staatsbürger in Uniform in einer Parlamentsarmee zu respektieren.“
Zugegeben: Das Handeln unter diesem Minister war für einen Generalinspekteur nicht einfach. Aber waren seine zitierten Worte in einer Frage, die Ehre und Würde eines Toten betraf, wirklich „mit Bedacht gewählt“? War es „sittliches Verhalten“, alle die Staatsbürger in Uniform, die diesem Beschluß des Parlamentes den Respekt verweigerten, der Illoyalität zu bezichtigen?
Jahre später hat der gleiche Generalinspekteur bei der Eröffnung eines Soldatenfriedhofes in der ehemaligen Sowjetunion den schönen Satz geprägt: „Die Würde des Menschen reicht über den Tod hinaus.“ Das muß auch für Mölders gelten.
dulce et decorum est...
dulce et decorum est
Aber im Ernst - Meine...
Aber im Ernst – Meine Gretchenfrage wäre:
Kann man aus den Worten Schneiderhans die Aussage herauslesen, daß er sozusagen aus Loyalität Berichte und Erkenntnisse zurückgehalten hat, um die Politik vor den Wahlen nicht unnötig in die Bredouille zu bringen?
Hat er sich sozuagen durch sein Fehlverhalten „geopfert“, damit andere unschuldig und ahnungslos tun konnten?
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Hat er damit also dazu beigetragen den Afghanistankrieg aus dem Wahlkampf rauszuhalten? Das wäre natürlich eine Heldentat, für die alle Deutschen und Afghanen im aufrichtig dankbar sein werden.
Wer die Sicherheit des...
Wer die Sicherheit des deutschen Steuerzahlers vor provozierend frechen Aussenforderungen nicht absichern kann, braucht das Wort Verteidigung gar nicht in den Mund zu nehmen.
Derartige Fraktionen sind von jeder Regierungsverantwortung fern zu halten.
Vielen Dank, dass Sie uns mit...
Vielen Dank, dass Sie uns mit einigen bemerkenswerten Passagen der Abschiedsansprache General a.D. Schneiderhans vertraut gemacht haben.
Die erste Aussage ist nachvollziehbar, lässt aber auch erkennen, wie sehr er sich als ein „politischer Soldat“ empfunden hat. Darin zeigt sich, dass er die Rolle eines Generalinspekteurs bis zum Schluss nicht verstanden hat. Die notwendige Kürze eines Blog-Kommentars verbietet leider eine Vertiefung dieses Gedankens.
Der zweiten Aussage möchte man spontan beipflichten. General a.D. Schneiderhan erwähnt allerdings nicht, dass er anderen eine noch engere Weste angelegt hat. Seine Interpretation der Loyalität hat die freie Meinungsäußerung in der Bundeswehr nahezu erstickt. Das wird leider noch lange nachwirken. Die Ankündigung am Schluss dieser Passage muss niemanden schrecken. Wer im Glashaus sitzt, wird nicht mit Steinen werfen. Und wer sein Lebtag nicht in der Lage war, Klartext zu reden, wird sich dies auch im Alter nicht mehr aneignen.
Die dritte Aussage klingt auf den ersten Blick honorig. Tatsächlich aber bedauert General a.D. Schneiderhan lediglich die Wahl seiner Worte und beklagt, dass sie missverstanden worden seien. Das ist, wie ich an anderer Stelle beschrieben habe, unzutreffend. Von dem, was er seinerzeit gesagt hat, ist er in Wahrheit zutiefst überzeugt. Und das stimmt traurig.
Die Bilanz der Ära Schneiderhan fällt je nach Blickwinkel sehr unterschiedlich aus. Die Politik konnte recht zufrieden mit ihm sein, weil er ihr viele unbequeme und manchmal auch unpopuläre Entscheidungen erspart hat. Die Bundeswehr hat weit weniger Grund zur Zufriedenheit, weil viele drängende Probleme, die die Truppe schwer belasten, nicht angepackt wurden.
Der neue Minister lässt hoffen, dass es nun endlich wieder vorangeht. Ihm und der Bundeswehr ist zu wünschen, dass er bei der Auswahl des Nachfolgers eine glückliche Hand hat.
Respekt und Hochachtung - die...
Respekt und Hochachtung – die ausgewogene Kommentierung der Abschiedsrede von General Schneiderhan aus der Feder von Generals Ruwe sollte zur Pflichtlektüre an der Führungsakademie und an den Universitäten der Bundeswehr gehören, wenn es um Themen wie Primat der Politik, zivile Kontrolle, Loyalität und mitdenkenden, kritischen Gehorsam geht.
Einen Punkt würde ich schärfer formulieren: in der Amtszeit des letzten Generalinspekteurs, der für die Entwicklung der Gesamtkonzeption der Bundeswehr und die daraus abgeleitete langfristige Planung zuständig ist, wurden viele drängende Probleme, wie General Ruwe zutreffend feststellt, nicht angepackt bzw. auf die lange Bank geschoben. Eines dieser Probleme berührt die Frage des Mißverhältnissses zwischen Planungszielen und verfügbaren Mitteln, und „wie“ man sie ansprechen sollte.
Unter Schneiderhan blieb es beí Großprojekten bei der der Vervollkommnung von verbalen Methoden: zerreden, beschönigen, relativieren und beschreiben in einer für den normalen Leser zumeist unverständlichen Sprache. Schade, daß der Generalinspekteur hier nicht prägender gewirkt hat.
Was habe ich vor ein paar...
Was habe ich vor ein paar Tagen geschrieben? Und nun scheint es so, dass sich beim Lesen der Ansprache des ehemaligen Generalinspekteurs – gerade zwischen den Zeilen – genau das abzeichnet. Andererseits muß auch nochmals die Frage betont werden, was Oberst Klein ohne verfügbare, einsetzbare Bodentruppen hätte tun sollen? Und weiterhin muß die Frage erlaubt sein, was nachts gegen 2:00 Uhr Zivilisten und sogar Kinder, wenn denn die Berichte die man nach dem Luftschlag gegen die entführten Tanklastzüge lesen und hören konnte stimmen, an dieser Stelle zu suchen hatten?
Heute 08.12.09. 20:00 konnte man im DLF hören, dass Entschädigungen in Millionenhöhe für die zivilen Opfer, nach eingehender Prüfung, laut Verteidigungsminister Guttenberg, gezahlt werden sollen. Zahlen die Amerikaner, Briten und was sich sonst noch so in Afghanistan an Truppen tummelt eigentlich auch Entschädigungen an betroffene Hinterbliebende von zivilen Opfern?
Dieser Krieg dort ist ein dreckiger Krieg, denn er ist das, was man früher als Partisanenkrieg bezeichnete und der war hinterrücks, heimtückisch und unerkennbar für reguläre Truppen und trug schon immer dazu bei, dass Zivilisten unter den Kriegshandlungen besonders zu leiden hatten, was sie ohnehin schon in kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen regulären Truppen tun.
Da unsere jungen Männer nun dort sind – was meiner Meinung nach nie hätte geschehen dürfen, da der Auslösungsmoment der 11.09. keinen Natofall rechtfertigte, weil es sich eben nicht um einen Angriff eines feindlichen Staates handelte – sollten Sie zunächst die bestmöglichste Unterstützung und Ausrüstung erhalten, damit in solchen Situationen wie Anfang September selbstständig reagiert werden kann. Aufklären, Erkennen, Eingreifen mit eigener Luftunterstützung in Form von Hubschraubern und schnellen sehr gut ausgerüsteten Bodentruppen, die möglichst gewaltverringernd wirken, allerdings bei erkennbaren Widerstand von ihren Waffen Gebrauch machen.
Und es sollte sofort ein zeitlicher Rahmen geschaffen werden, in dem unsere Soldaten dort geordnet abziehen. Abgeschlossen sollte der Abzug Anfang 2011 sein. Wie haben nichts davon, dass unsere Soldaten womöglich als Mörder hingestellt werden.
Ein weiterer Bericht im DLF um 19:15 schlägt nämlich genau in diese Kerbe. Dort geht es um die unterschiedlichen Interessen der paschtunischen Taliban und denen der tadschikischen, sowie um die Einflußnahme des usbekischen Generals Dostum. Betitelt ist der Bericht mit >Mord unter deutschem Schutz?< Es geht um Kommandounternehmen der Amerikaner in dem ISAF Gebiet der BW, in dem eigentlich keine OEF Operationen mehr stattfinden sollen und die nicht mit der Bundeswehr abgesprochen worden sind. Es geht um Ermordungen von paschtunischen Stammesführern durch die oben bereits geannnten tadsch. und usb. Taliban. Die nächste und letzte Frage in diesem Zusammenhang lautet daher: Was haben unsere Soldaten dort zu tun und welchen Interessen dient der Einsatz wirklich? Der Bericht ist nachzuhören und zwar ([URL= https://www.dradio.de/aodflash/player.php?station=&/%5Dhier%5B/URL%5D)
Daß sich ein General mit Konfuzius beschäftigt, hätte ich so rasch nicht vermutet. Fehlt nur noch, dass ich demnächst lese, dass sich Oberst Klein mit dem I Ging beschäftigt, was mir die Soldaten nur noch sympathischer machen würde.
Herr Hagena, ich musste tatsächlich etwas nachdenken, aber ich finde auch: Den Respekt darf man verweigern, ohne damit illoyal zu wirken.
Ihre angegebene Seite über Mölders fand ich übrigens recht aufschlussreich.
Zum Schluß noch einmal eine ganz andere Frage: Im Zuge der Kosten für den Airbus interessiert mich auch, was eigentlich die Herstellung eines Flugzeugträgers mit, sagen wir, 42 Flugzeugen kosten würde?
Kann und würde einer der Herren mir eine entsprechende Antwort geben?
@ Prekarianer: Ein...
@ Prekarianer: Ein Flugzeugträger mit 40-45 Kampfflugzeugen entspricht in etwa der britischen Queen-Elisabeth-Klasse, für die man als Baukosten rund 2,5 Mrd Euro veranschlagen kann, allerdings ohne die Flugzeuge und ohne die erforderlichen Begleitschiffe. Ein deutlich größerer US-Träger der Nimitz-Klasse kostet mehr als das Doppelte.
Auch der russische Flugzeugträger der Admiral-Gorshkow-Klasse, der an Indien verkauft wurde, soll nach Modernisierung über 2 Mrd US Dollar kosten.