Zur Sicherheit

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Von den Alpen bis zum Hindukusch, von der Kieler Förde bis in den Golf von Aden: Die Kräfte der Bundeswehr sind längst über den halben Globus

Ministermedaille

| 14 Lesermeinungen

Zum zweiten Mal soll am kommenden Freitag, wie in Berlin zu hören ist, die Tapferkeitsmedaille an zwei Soldaten der Bundeswehr verliehen werden. In einem...

Zum zweiten Mal soll am kommenden Freitag, wie in Berlin zu hören ist, die Tapferkeitsmedaille an zwei Soldaten der Bundeswehr verliehen werden. In einem Fall soll das verbunden werden mit einer Weiterbeschäftigung nach dem Einsatzweiterbeschäftigungsgesetz. Das bedeutet, dass ein im Einsatz schwer verwundeter Soldat, der einen Anspruch auf Weiterbeschäftigung in den Streitkräften geltend machen kann, ausgezeichnet wird. Wie aus der jetzt veröffentlichten Mitteilung des Ministeriums hervorgeht, soll ein weiterer Soldat „in Folge seiner schweren Verletzung im Einsatz von Minister zu Guttenberg die Ernennungsurkunde zur Berufung in das Dienstverhältnis eines Berufssoldaten erhalten“. Beides – die Medaille und das Gesetz – gehen auf die Amtszeit des früheren Ministers Franz Josef Jung zurück; die beiden Initiativen kontrastieren mit dem ansonsten verbreiteten Eindruck, diese Amtszeit sei eine glücklose gewesen. Als die Medaille zum ersten Mal verliehen wurde, gab die Bundeskanzlerin den vier ausgezeichneten Soldaten die Ehre. Diesmal, diese Vorhersage sei gewagt, wird eher der neue Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg neben den Auszuzeichnenden im Blickpunkt stehen. Auch löbliche Initiativen müssen sich in einen politischen Kalender fügen, was ihrer Löblichkeit grundsätzlich nicht Abbruch tut.


14 Lesermeinungen

  1. hhkfdieter sagt:

    Es handelt sich nicht um eine...
    Es handelt sich nicht um eine „Ministermedaille“ sondern – wie sie richtig schreiben – um eine Tapferkeitsmedaille.
    Es ist gut und richtig, dass im Einsatz tapfere Soldaten ausgezeichnet werden. Wenn der Minister die Auszeichnung vornimmt, dann schmälert das die Anerkennung nicht, denn er nimmt ja seine Aufgaben wahr. So weit so richtig.
    Die Medaille ist wichtig, das Gesetz war überfällig und es ist einen Hinweis wert, dass beides in die Amtszeit von Minister Jung fällt. Der Hinweis auf einen vermeintlichen „Kontrast“ ist allerdings trotzdem nur schwer zu verstehen. Die Amtszeit des Ministers Jung war nicht „glücklos“ sondern durch vielfältig dokumentierte Unfähigkeit und durch „notorische Schönfärberei und Schönrednerei“ des Afghanistaneinsatzes geprägt. Dieser miserable Eindruck, den Herr Jung hinterlassen hat, ist nicht irgendwie „ansonsten verbreitet“, sondern ist der durch vielfältige Beispiele belegte Eindruck der weit überwiegenden Anzahl relevanter Medien und auch der Bundeswehr. Man kann sich an einen solch „schwierigen“ Minister eigentlich nicht erinnern.
    Anders ausgedrückt, die sicherheitspolitisch interessierten Bürger und ganz sicher auch die Soldaten der Bundeswehr sind heilfroh, einen anderen Minister zu haben.

  2. LOsmers sagt:

    Stephan Löwenstein vermutet,...
    Stephan Löwenstein vermutet, daß die bevorstehende zweite Verleihung der Bundeswehr-Tapferkeitsmedaillen vom Verteidigungsminister vorgenommen wird, nachdem die Bundeskanzlerin es sich nicht hatte nehmen lassen, die ersten Ehrenkreuze für Tapferkeit im vergangenen Sommer höchstpersönlich zu überreichen.
    Damit nahm sie eine Tradition auf, die sie bei etwas ausgeprägterer historischer Kenntnis sicher gemieden hätte; die Verleihung durch die Regierungschefin überhöht den Rang der Tapferkeitsmedaille maßlos auf den des Ritterkreuzes oder seiner höheren Stufen.
    Nun also übernimmt die Auszeichnung „nur“ noch der Minister – recht so, obwohl ich doch sehr hoffe, daß nicht der zu erwartende Medienandrang den Minister bewog, persönlich in Erscheinung zu treten.
    Einer der beiden zu Dekorierenden wird nach Löwensteins Informationen ein schwer verwundeter Soldat sein, der einen Anspruch auf Weiterbeschäftigung in der Bundeswehr hat.
    Das fügt sich in die Begründung der Verleihung der ersten vier Ehrenkreuze im letzten Sommer. Seinerzeit bemerkte ich hier:
    „Bergungsversuch unter Lebensgefahr kann kein Kriterium für einen Tapferkeitsorden sein, auch nicht, daß neben den Kameraden auch mehreren afghanischen Kindern geholfen werden sollte. Diese Begründung zeigt nur, wie schwer sich die Bundeswehr, Jung und Merkel tun, die Verleihung des Ordens an überragende Tapferkeit im Gefecht, im Krieg zu binden. Lebensgefahr durch explodierende Munition kann auch beim Scharfschießen auf dem Truppenübungsplatz entstehen, und der Hilfeversuch für einheimische Kinder ist zwar sehr ehrenhaft, die Verleihung aus diesem Grund ist jedoch nur der politischen Korrektheit geschuldet und einfach nur peinlich und wirkt krampfhaft: Tapferkeit soll sich nur in der Hilfeleistung manifestieren.“
    Und ich darf General Hagena zitieren, der seinerzeit auf diesem Forum ausführte:
    „Wenn das beherzte Retten eines Kameraden (oder auch der Versuch der Rettung) aus einem brennenden Fahrzeug eine „außergewöhnlich“ tapfere Tat war, welches Verhalten erwartet in einem solchen Fall denn die Bundeswehr „regelmäßig“ von einem nur „gewöhnlich“ tapferen Soldaten? Die Vorstellung, dass ein Kamerad in einem solchen Fall zuschaut und wartet, bis der Brand nachgelassen hat, ist ja wohl grotesk.
    Mit dem Begriff der soldatischen Tapferkeit verbindet man normalerweise den Kampf gegen einen Gegner. Wäre deswegen im vorliegenden Fall nicht das Goldene Ehrenkreuz für „besonders herausragende Leistungen, insbesondere für eine hervorragende Einzeltat unter Gefahr für Leib und Leben“ angemessener gewesen? Worin liegt ggf. der Unterschied zwischen einer „hervorragenden Einzeltat unter Gefahr für Leib und Leben“ und einer „außergewöhnlich tapferen“ Tat, wenn man letztere nicht nur auf den Fall der aktiven Verteidigung gegen einen Gegner beziehen will?“
    Der Rückblick auf den traurigen Vorfall bei Kundus Anfang September letzten Jahres, als die deutsche gepanzerte Reserve nicht eingesetzt wurde, ggf. nicht eingesetzt werden konnte, zeigt: Allemal ist ein Einsatz am Boden mutiger und erfordert ein weit höheres Maß an Tapferkeit als das Werfen von Bomben aus sicherer Höhe. Es sei denn, eigene Verluste sollen unter allen Umständen vermieden werden – oder ketzerisch gesagt: das neugeschaffene Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit soll weiterhin Taten wie dem Bergen von Verwundeten vorbehalten bleiben.
    Und jetzt?
    Es soll offensichtlich politisch korrekt weitergehen, es sei denn, der erste der beiden neuen Träger der Auszeichnung hätte seine schwere Verwundung außergewöhnlich tapfer kämpfend erlitten (zum zweiten neuen Träger der Tapferkeitsmedaille äußert sich Löwenstein nicht).
    Es liegt nahe, über ein Verwundetenabzeichen nachzudenken, um differenzierter bei der Ordensverleihung vorgehen zu können. Nur die Beschränkung der Ehrenkreuzverleihung auf Tapferkeitstaten vor dem Feinde erhält den Rang der Medaille!

  3. Gruendlich sagt:

    Ich kann den Kommentierenden...
    Ich kann den Kommentierenden nur beipflichten. Unser Ordens- und Ehrenzeichensystem ist immer noch nicht befriedigend. Der Mangel eines Verwundetenabzeichens wurde bereits angesprochen. Die Gestaltung der Einsatzmedaillen und des Ehrenzeichens empfinde ich persönlich noch als zu 08/15. Ein hochausgezeichneter Soldat trägt auf seiner Brust eine Reihe Schwarz-Rot-Gold nach der anderen. Der Zweck von Orden und Ehrenzeichen ist immer noch die öffentliche Ehrung. Wenn andere nicht eindeutig sehen können, was der Geehrte wo gemacht hat, hilft die reine Existenz der Medaille auch nicht. Kleinere Einsätze könnte man bei der Gestaltung zweifellos zusammenfassen und nur durch Aufschrift unterscheiden, größere Einsätze sollten aber auch eine unterscheidbare Gestaltung aufweisen (bspw. Nationalfarben des Einsatzlandes als Ordensband). Letztlich muss ich das Ehrenkreuz für Tapferkeit aber ablehnen. Es gibt einfach keinen Grund, warum man nicht ein Eisernes Kreuz stiften kann, außer die – ich muss es leider sagen – Feigheit der politisch Verantwortlichen. Im Falle einer Tapferkeitsauszeichnung ist das schon stark ironisch. Weniger als eine vollständige Überarbeitung unseres Ordens- und Ehrenzeichensystem wird nicht genügen.

  4. LOsmers sagt:

    Ich stimme Ihnen zu, Herr...
    Ich stimme Ihnen zu, Herr Gruendlich – bis auf Ihre Anmerkung, es gäbe einfach keinen Grund, das Eiserne Kreuz (E.K.) nicht neu zu stiften.
    Doch, diesen Grund gibt es: Stiftung und Neustiftungen des E.K. erfolgten nur bei erklärter Gefahr für das Vaterland – und davon kann aktuell ja wohl keine Rede sein.
    .
    Zur Ausführung des Bundeswehr-Ordens darf ich ergänzend zu Ihren Ausführungen noch einmal General Hagena zitieren:
    „Vielleicht erleben wir ja noch einmal eine Führung, die für die Bedeutung der immateriellen Elemente des Soldatenberufe (dazu gehören Stil und Form) ein eigenes Gespür entwickelt. Denn wer glaubt, sich nur ein Ehrenkreuz „in Gold“ leisten zu können, das in Art. 3 des Stiftungserlasses fälschlich als „goldfarben“ beschrieben wird und in Wirklichkeit aus einer billigen Legierung besteht und genau so aussieht, der sollte einmal ein Eisernes Kreuz aus dem Ersten Weltkrieg daneben legen und die zeitlose Schlichtheit dieser Auszeichnung im Vergleich mit dem „Goldenen“ Talmikreuz auf sich wirken lassen.“
    .
    Und auch angesichts der bisherigen (politisch korrekten) Verleihungspraxis steht fest: So wird das nichts mit dem neuen Orden. Sein Prestige wird nie auch nur im Ansatz an das des früheren, im Zuge der Erhebung gegen Napoleon vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. 1813 gestifteten und 1870, 1914 und 1939 jeweils erneuerten Eisernen Kreuzes heranreichen.
    .
    Nach der ersten Erfahrung mit der Verleihungspraxis im letzten Sommer bin ich sogar dankbar dafür, daß das Eiserne Kreuz für die Bundeswehr n i c h t erneuert wurde – für die Beliehenen früherer Generationen wäre das eine üble Kränkung gewesen!

  5. LOsmers sagt:

    Gerade lese ich - von Herrn...
    Gerade lese ich – von Herrn Löwenstein darauf oben hingewiesen – die Mitteilung des Ministeriums: „Ein weiterer Soldat wird in Folge seiner schweren Verletzung im Einsatz…“
    .
    Na, wenn selbst das Verteidigungsministerium nicht zwischen Verletzung und Verwundung unterscheiden kann…!

  6. hajuem sagt:

    Die Argumente meiner...
    Die Argumente meiner Mit-Kommentatoren gegen die Einführung des Eisernen Kreuzes als Tapferkeitsauszeichnung sind nicht schlüssig.
    Seit 1956 ziert das Eiserne Kreuz als Hoheitsabzeichen die Gefechts-und Luftfahrzeuge Deutschlands. Der Traditionserlaß der Bundeswehr von 1965 wertet das Eiserne Kreuz als“Sinnbild sittlich gebundener soldatischer Tapferkeit“. Und auch der von Verteidigungsminister Hans Apel verabschiedete Nachfolgeerlaß von 1982 spricht dem Symbol besondere Bedeutung als“ nationalem Erkennungszeichen und als Sinnbild für Tapferkeit, Freiheitsliebe und Ritterlichkeit“ zu.
    Seit Bestehen der Bundeswehr gilt also das Eiserne Kreuz als Sinnbild soldatischer Tapferkeit. Die Stiftung des Eisernen Kreuze als Tapferkeitsauszeichnung wäre daher folgerichtig und angemessen gewesen. Aber dazu fehlte es Herrn Jung an politischer Kraft.

  7. LOsmers sagt:

    Nachdem ich die heutige...
    Nachdem ich die heutige Mitteilung des Verteidigungsministeriums über die Verleihung der Ehrenkreuze für Tapferkeit an den Hauptfeldwebel Seibert und den Oberfeldwebel Knoska gelsen habe, muß ich meine obigen Beiträge in diesem Forum in Teilen korrigieren:
    .
    Beide Soldaten haben zweifellos ein hohes Maß persönlicher Tapferkeit im Kampf gegen den Gegner gezeigt und sind dafür zu Recht ausgezeichnet worden.
    .
    Ich hatte mich auf die erste Fassung der Mitteilung von Stephan Löwenstein bezogen und ging daher davon aus, daß auf einen der zwei zu ehrenden Soldaten wegen seiner schweren Verwundung das Einsatz-Weiterverwendungsgesetz angewandt werden sollte; jetzt stellt sich heraus, daß ein weiterer, dritter Soldat – in der Tat im Einsatz „verletzt“ und nicht „verwundet“ – zum Berufssoldaten ernannt wurde.

  8. Gruendlich sagt:

    LOsmers, ich foderte auch...
    LOsmers, ich foderte auch nicht die Einführung von *dem* Eisernen Kreuz, sondern von *einem* Eisernen Kreuz. Das neue Eiserne Kreuz sollte keinesfalls eine Fortführung der Linie 1813-1871-1914-1939 bilden. Es sollte äußerlich dem Symbol entsprechen (das ja auch unsere Bundeswehr symbolisiert), innerlich aber dem Geist der Gegenwart Gerecht werden, indem es bewusst Fehlentwicklungen bei der vergangenen Verleihungspraxis entgegenwirkt. Es sollte kein Symbol für Militarismus sein, keinen gesellschaftlichen Stand definieren, Sozialprestige einfordern oder inflationär verliehener Allerwelts-Orden werden. Entscheidend ist die Ehrung der Tat, die Tapferkeit im Gefecht. Deshalb eine einzige Stufe, keine Jahreszahl in der Mitte, dafür ein Bundesadler, und Tragen in Originalgröße an der linken Brusttasche.
    P.S. Herr Löwenstein, könnten Sie bitte meine E-Mail-Adresse aus meinem vorherigen Posting entfernen? Ich war geistig noch bei den WordPress-Blogs, wo man eine E-Mail-Adresse eingebene muss, um posten zu können, und habe deshalb das Feld nicht korrekt gelesen. 🙂

  9. Thelamon sagt:

    1. Die beiden Ausgezeichneten...
    1. Die beiden Ausgezeichneten haben tapfer den Feind bekämpft:
    https://www.deutschesheer.de/portal/a/heer/kcxml/04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLNzSLN_YzDwJJgjkWBs76kQjhoJRUfV-P_NxUfW_9AP2C3IhyR0dFRQBdO2eW/delta/base64xml/L2dJQSEvUUt3QS80SVVFLzZfMTZfM043Ug!!?yw_contentURL=%2FC1256F870054206E%2FW27ZWDB3464INFODE%2Fcontent.jsp
    Das einzig bedauerliche ist tatsächlich, dass sich der Orden für solche herausragenden Leistungen nur durch ein kleines aufgestecktes Eichenlaub vom Ehrenkreuz in Gold unterscheidet, das bereits für die langjährige „tapfere“ Teilnahme an der Truppenverpflegung verliehen wird.
    Hier hat der Stifter des Ordens eindeutig versagt.
    (Unter Jung wäre vermutlich auch kein Soldat für das Kämpfen ausgezeichnet worden und einen detaillierten Bericht zu den Kampfhandlungen hätte es – schon gar nicht auf Bundeswehr.de – auch nicht gegeben.)
    2. Eine Verwundeten Abzeichen fehlt eindeutig.
    In diesem Zusammenhang sollte dann aber auch darüber nachgedacht werden, mit dem „Stück Blech“ auch tatsächliche Vorteile für den Träger zu verknüpfen.
    (z.B. lebenslanger kostenlosen Eintritt in alle Einrichtungen des Bundes und der Länder für den Träger, bevorzugte Einstellung in den öffentlichen Dienst etc.)
    Damit könnte der Dank der Gesellschaft dann auch über eine kurze Zeremonie und den Eintrag in die Personalakte hinausgehen.
    -> Auch für die Tapferkeitsauszeichnung sollte es etwas mehr als ein Stück Blech und warme Worte geben.

  10. Gruendlich sagt:

    Was vielleicht noch kurz...
    Was vielleicht noch kurz angesprochen werden sollte: die geehrte Leistung der betreffenden Soldaten war bereits im Juni letzten Jahres. Seitdem sind über 7 Monate vergangen. Soll das wirklich so lange dauern?

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