Zur Sicherheit

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Von den Alpen bis zum Hindukusch, von der Kieler Förde bis in den Golf von Aden: Die Kräfte der Bundeswehr sind längst über den halben Globus

Wolfsrudel

| 17 Lesermeinungen

Parallel zum großen Strategiewechsel an den grünen Tischen hat sich für die Öffentlichkeit die Wirklichkeit, wie sie die deutschen Soldaten im...

Parallel zum großen Strategiewechsel an den grünen Tischen hat sich für die Öffentlichkeit die Wirklichkeit, wie sie die deutschen Soldaten im Einsatzland nördlich des Hindukusch erleben,  zurückgemeldet. In einem Feuergefecht bei Kundus wurde ein Mann schwer verwundet, wie die Bundeswehr mitgeteilt hat. „Die deutschen Kräfte erwiderten das Feuer und bekämpften die Stellungen der Aufständischen.“ Das war kein Hinterhalt gegen eine einzelne Patrouille, sondern ein Gefecht im Rahmen einer größeren Operation der Afghanen, unterstützt von immerhin mehr als 400 Deutschen (und auch anderen Isaf-Kräften wie Belgiern, wie aus der Mitteilung hervorgeht; womöglich waren auch noch andere Nationen beteiligt?). Die Operation heißt „Gale-e-Gorg“, zu deutsch: Wolfsrudel. Wenn die vielgenannte neue Strategie, Präsenz in der Fläche zu zeigen und zu halten – das ist das eigentlich Neue und sehr Notwendige – angewandt wird, dann wird dieses Vorgehen vermutlich so oder ähnlich begonnen werden müssen.

Zum erwähnenswerten Strandgut, das im Post-London-Prozess am Freitag auf den Schreibtisch kam, zählen wir die Aussage des SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel in der Rheinischen Post (zitiert nach AP):  „Ich sehe bisher keine Notwendigkeit für 850 zusätzliche deutsche Soldaten. Die Bundesregierung muss erst einmal nachweisen, dass Deutschland zwingend für begrenzte Zeit mehr Soldaten für die Ausbildung bereitstellen müsse. (…) Spätestens 2015 dürften deutsche Soldaten nicht mehr an bewaffneten Kämpfen beteiligt sein, verlangte er.


17 Lesermeinungen

  1. hajuem sagt:

    @ politisch inkorrekt
    Dass der...

    @ politisch inkorrekt
    Dass der ChdSt SACEUR keinen Einfluss hat, ist mir neu. Darüber hinaus kann ich Ihrer Argumentation nicht ganz folgen.
    Politische Ebene: BKlerin(RegErkl Afgh) fordert von den Soldaten: Ausbildung ANA, Schutz Bevölkerung in der Fläche und FüLeistungen. Das ist eine unklare Vorgabe, weil sie so tut, als gäbe es in Afghanistan keinen politisch-militärischen Widersacher.
    Politisch-strategische Ebene: der IBuK ist ebensfall unklar, wenn er fordert, dass in einer überwiegend vom Gegner beherrschten „Fläche“ „nicht-offensiv“ Präsenz gezeigt werden soll.
    Militärstrategische Ebene: Bei soviel Unklarheit auf den vorgenannten Ebenen ist der Generalinspekteur zu besonderer Klarheit verpflichtet und kann der Frage des Kampfes nicht alleine deshalb ausweichen, weil sich die Ebenen darüber vor dieser Frage gedrückt haben.
    Operative Ebene: Aufgrund dieser semantischen Vernebelung erklärt der Com RC Nord, BG Leidenberger am 31.01. (suedd.de), seine Kräfte werden “ in die bedrohten Gebiete vorgehen und den Gegner dort verdrängen.“
    „Vorgehen“ und „verdrängen“ des Gegners. Das hört sich eher nach einer bevorstehenden „Rangelei“ und nicht nach harten Kämpfen mit Verlusten auf eigener Seite, unter der Bevölkerung und beim Gegner an. Auch lässt sich daraus nicht die Forderung nach mehr Kampfkraft ableiten. Stattdessen weiter Friede , Freude Eierkuchen, nur damit sich alle auf dem politischen „Konsensschiff“ Berlin in ihrem Gutmenschentum wohlfühlen? Das kann doch wohl nicht ihr Ernst sein!

  2. Der ChdSt SACEUR hat...
    Der ChdSt SACEUR hat natürlich keinen Einfluss auf die weitere Befassung mit der Akte Klein. Über welche Kanäle sollte er wirken? Beim Golf mit dem Generalbundesanwalt? Beim Kaffeeschwatz mit Mitgliedern des neuen Verteidigungsausschusses von denen einen Großteil neu in Amt und Würden ist?
    Bei den 3 oberen genannten Ebenen gibt es relativ wenig Spielraum durch das UN-Mandat und eine gemeinsame Vorgehensweise durch ISAF. Auf dieser Ebene kann man mit den von ihnen genannten „unklaren“ Vorgaben eigentlich leben.
    Wie sähe da ihr Ansatz aus? Wer meckert, kanns besser!
    „Vorgehen“ und „verdrängen“ des Gegner… Naja soweit mir bekannt, hat er das Interview der BAMS gegeben und da ist eine zielgruppenorientierte Sprache angebracht.
    Die Forderung nach mehr Kampfkraft wird nicht über die BAMS abgeleitet sondern über Ktgt-Berichte und entsprechende interne Einlassungen der Kommandeure vor Ort.
    Zu den letzten zwei Sätzen…
    also ihnen ist schon klar, dass wir in einer Konsensdemokratie leben. Da geht das nicht anders, speziell vor einer Mandatsentscheidung. Wichtig ist doch was am Boden ankommt. Da ändert sich grad ne Menge. CLEAR-HOLD-BUILD
    pi

  3. Noergler sagt:

    Man kann nur hoffen, dass es...
    Man kann nur hoffen, dass es sich um die üblichen „PR-Stunts“ handelt, wie als „von Afghanen durchgeführt“ und „von deutscher Seite nur unterstützt“ präsentierte KSK-Operationen, bei denen gerade Mal ein Afghane dabei war.

  4. HansMeier555 sagt:

    Wie schön.
    Jetzt bekommt...

    Wie schön.
    Jetzt bekommt jeder, was er will.
    Die Taliban ein paar legitime Ziele direkt frei Haus, das Oberste Heereskommando ein paar Tapferkeitsmedaillen, die Firma wieder mehr Geld aus dem Konjunkturpaket.
    .
    Wäre doch zu blöd, wenn die Politik jetzt aus purer Vernunft das koloniale Kriegsabenteuer abblasen würde, bevor die Bundeswehr daraus innenpolitisch Kapital schlagen konnte.

  5. hajuem sagt:

    @ politisch...
    @ politisch inkorrekt,
    Bedaure, aber erneut folge ich Ihren Argumenten nicht. Mit meiner o.a. Darstellung der Entscheidungs-Ebenen habe ich aufgezeigt, wie die Politik versucht, Enscheidungs-und Haftungsverantwortung von der politischen Ebene wegzuleiten und auf der militärischen Ebene abzuladen. Während die oberen Ebenen im Ungefähren bleiben können, muss sich die militärische Ebene mit unzulänglichen Mitteln den Realitäten der „kriegsähnlichen Zustände“ stellen. Eine derartige Politik wird auf dem Rücken der Soldaten ausgetragen.
    Ihre Behauptung, das UN-Mandat ließe den oberen Ebenen wenig Spielraum ist unzutreffend. Im ISAF-Mandat des Bundestages heißt es:“Die internationale Unterstützungstruppe ist autorisiert, alle erforderlichen Maßnahmen einschließlich der Anwendung militärischer Gewalt zu ergreifen, um das Mandat gemäß Resolution 1833 durchzusetzen.“ Die Einengung dieses weiten Spielraums ist von der Bundesregierung selbst (caveats) vorgenommen worden.
    Zum Stichwort Konsensdemokratie: Ja, leider ist diese Entwicklung zu beobachten. Da wird Handlungsschwäche zum politischen Stil.
    Insgesamt geht es mir um folgendes: Unter FJJ habe ich 4 Jahre lang einen unerträglichen politischen Selbstbetrug erlebt, der in dem Luftschlag von Kundus und der „öffentlichen Hinrichtung“ eines Soldaten mündete. Unter TzK kehrte etwas Realismus ein und nun erleben wir nach meiner Einschätzung die Fortsetzung des Selbstbetruges in der deutschen Afghanistanpolitik. Das, mein lieber Mit-Kommentator, sollten wir sehr kritisch begleiten.

  6. @hajuem

    Ich glaub wir liegen...
    @hajuem
    Ich glaub wir liegen garnicht so weit auseinander. Mir gefällt die Diskussion. Ihren letzten Absatz unterstrichen und fett.
    pi

  7. Zivi sagt:

    So ganz am Rande stößt mir...
    So ganz am Rande stößt mir hier eine ganz andere Frage auf: warum wiurd eigentlich nicht hier, wo die konmkreten Probleme liegen, über die GG-Änderung nachgedacht, in der die Rollen zwischen Militärs und Zivilen neue verteilt werdeb sollen. So weit ich die bisherige Diskussion und den Sachstand mitbekommen habe, ist es doch so: Wann immer die Uniformierten gefragt waren, sind sie auch parat gewesen.
    Unser nie offen angesprochenes Hauptproblem in AFG besteht im umgekehrten Fall: Wenn die Militärs die Zuarbeit der Zivilen, in AFG vor allem der Polizei brauchen, kommt nix, weil man Polizisten (anders als Soldaten) nicht zum Auslandseinsatz verplichten kann. Das Ergebnis sehen wir in AFG: Die BW wird von der Poliztei glatt im Stich gelassen mit entsprechenden Konsequenzen: In der Fläche präsent sein und aufklären hat vor allem mit Polizeiarbeit zu tun. Kann mir jemand erklären, warum sich die Politik nicht an dieses zentrale Thema herantraut und statt dessen lieber darauf zielt, Castor-Transporte von der BW schützen zu lassen („Einsatz im Inneren“)?

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