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A400M

| 9 Lesermeinungen

Nach monatelangen Verhandlungen ist entschieden: Das europäische Militärtransportflugzeug A400M wird trotz erheblicher Verzögerungen und Preisaufschläge...

Nach monatelangen Verhandlungen ist entschieden: Das europäische Militärtransportflugzeug A400M wird trotz erheblicher Verzögerungen und Preisaufschläge beschafft. Darauf haben sich die sieben Bestellernationen und der Hersteller EADS/Airbus am Freitag geeinigt. Zuvor hatten sich die Rüstungs-Staatssekretäre und die EADS-Spitze abermals in Berlin getroffen. Das war in Berlin zu erfahren, nachdem das Verteidigungsministerium sehr kurzfristig eine Pressekonferenz mit Staatssekretär Rüdiger Wolf anberaumt hat – und sie noch kürzerfristig wieder abberaumt hat. Doch das Projekt ist zwischendurch nicht etwa doch wieder gescheitert. Es waren „Termingründe“.  Nun, mal sehen, wer das Baby nach dieser Schwergeburt heute abend im Fernsehen herzeigt.

Nachtrag: Es heißt, die Unterschriften hätten sich verzögert, und der Staatssekretär habe dann einen Anschlusstermin gehabt.


9 Lesermeinungen

  1. ACE sagt:

    3,5 Milliarden Euro mehr !...
    3,5 Milliarden Euro mehr ! für einen hochschwachsinnigen (Propeller-)Flieger den die Welt nicht braucht.
    Und keiner Schreit!
    Wie sieht der Feind aus, den wir mit diesem Rüstungsprodukt bezwingen wollen? Vielleicht wie ein Terrorist?
    Kongatulations EADS-PR-Abteilung, Sie haben eine glänzende Arbeit gemacht! Will gar nicht wissen wie hoch der gesammte Kaufpreis ist.
    Bei Stuttgart 21 zerfetzt sich das ganze Land 10 Jahre lang das Maul über jeden Cent an (Mehr)kosten.
    Wirklich sinnvoll das ganze Theater. Ich verstehs einfach nicht?!

  2. Es ist für den Normalbürger,...
    Es ist für den Normalbürger, darin ist ACE zuzustimmen, in der Tat schwer zu verstehen, was hier gelaufen ist. Er hat auch recht, die PR-Maschine von EADS/Airbus hat es geschafft, die Version von Thomass Enders, dem Airbus-Chef, so wirksam zu verbreiten, daß einige der gezielten Desinformationen zum Schluß sogar von einem Teil der seriösen Presse übernommen wurden:
    Haupt- oder doch Mitschuld an den Mehrkosten, Minderleistungen und horrenden Vespätungen hätten die Besteller. Sie hätten Unmögliches von den Herstellern verlangt, diese gezwungen, für den Bau des Antriebs nicht die bewährte und preiswerte Firma Pratt & Whitney, sondern ein beim Bau großer Turboprop-Triebwerke unerfahrenes europäisches Herstellerkonsortium (Rolls Royce, SNECMA und MTU!) zu beauftragen, zahlreiche kostspielige Sonderwünsche nach Beginn der Entwicklung geäußert und vor allem EADS genötigt, einen völlig unrealistischen Zeitplan und Festpreis zu akzeptieren.
    Deswegen könne Airbus jetzt auch verlangen, daß die Staaten für die durch ihr Verhalten entrstandenen Mehrkosten einständen und auf Strafzahlungen wegen der eingetretenen drei bis vierjährigen Verzögerungen verzichteten.
    Das alles war genauso falsch wie die noch Ende 2007 regelmäßig wiederholten Versicherungen, das Projekt liege im Zeit- und Kostenplan.
    Der Fehler, den die Staaten gemacht haben, bestand nur darin, den Versprechungen von Airbus geglaubt zu haben, obwohl es an Warnungen auch vom Rechnungshof wahrlich nicht gefehlt hat. Für die Politiker zählten bei der Auftragsvergabe aber nicht die vom Prototyp der Antonow-70, dem Konkurrenzmodell, nachweislich erreichten Leistungen. Es reichten die Erzählungen.
    Die jetzige Berichterstattung über die Einigung folgt im Wesentlichen dem „Spin“ von Thomas Enders. Vergessen, daß noch vor wenigen Wochen von 11 Milliarden Euro Kosten und Risiken die Rede war, die sich der Hersteller EADS mit den „mitschuldigen“ Bestellern großzügig 50:50 teilen wollte. Das Kalkül war sso durchsichtig wie die Drohung mit einseitigem Vertragsbruch, denn im Gegensatz zu den Staaten stand Enders kein Kündigungsrecht zu. Aber es gab unter den Verantwortlichen niemand, der die Ankündigung des Vergtragsbruchs mit deutlichen Worten zurück wies.
    Im Kern bekommt Enders weit weniger, als er vorgab zu brauchen, um die Existenz seines Unternehmens Airbus zu erhalten: 2 Milliarden statt 5 Milliarden Euro. Ein rückzahlbares Exportdarlehen mitzuzählen, ist nicht mehr als ein Taschenspielertrick.
    Es wäre schön, wenn die FAZ der Geschichte des europäischen Transportflugzeuges den Platz in ihren redaktionellen Spalten einräumen würde, den sie verdient. Immerhin handelt es sich um eine Beschaffung im Wert von 27 Mrd. Euro
    Nur eins ist sicher: mit Thomas Enders an der Spitze ist die nächste Krise
    vorprogrammiert.

  3. Aktionär sagt:

    Da empfiehlt es sich doch,...
    Da empfiehlt es sich doch, EADS-Aktien zu kaufen. Dieses skrupelfreie Unternehmen zieht Politiker und damit die Steuerzahler so gekonnt über den Tisch, dass man bei der Dividendenzahlung doch jauchzen müsste.

  4. Prekarianer sagt:

    Verehrte...
    Verehrte Blogteilnehmer,
    außer Acht gelassen werden sollte allerdings auch nicht, dass fortwährende Diskussionen um Stückzahlen und Arbeitsanteile und der zeitliche Druck auf den Beginn des Programms, die Industrie erhebliche Kompromisse eingehen ließen.
    Beispielsweise stiegen Italien und Portugal aus dem Programm aus. Deutschlands verursachte Verschiebung des Programmstarts von 2002 auf 2003 sei erwähnt. Entgegen der Zusage von dem damaligen V-Minister R. Scharping von Feb.2002, Deutschland werde 73 A400M im Gesamtwert von damals 9,3 Milliarden € abnehmen, bewilligte der Bundestag aufgrund mangelnder Einplanung von entsprechenden Verpflichtungsermächtigungen durch die damalige Bundesregierung tatsächlich nur Mittel in Höhe von 5,1 Milliarden €.
    Dies ließ einen Programmstart aufgrund der deutschen Haushaltsgesetze nicht zu. Allein dieses eine, durch deutsche politische Entscheidungen hervorgerufene Verzugsjahr hatte unmittelbare negative Auswirkungen auf den späteren Programmverlauf zur Folge.
    Durch die Reduzierung der deutschen Stückzahl von 73 auf 60 Flugzeugen bei Beibehaltung des kommerziellen Verhandlungsergebnisses und der damit einhergehenden Erhöhung der industriellen Eigenbeteiligung, wurden die bisher EIGENfinanzierten industriellen Vorarbeiten für den Bau des A400M wegen der nunmehr unsicher gewordenen polit. Programmentscheidung nahezu auf Null verringert. Die Folge war ein mangelhafter Reifegrad des Projekts zum Programmstart.
    Nachzulesen ist dies in einem Artikel der Januar Ausgabe von Strategie&Technik.
    In solchen Größenordnungen hätte auch ich gern Planungssicherheit, insbesondere wenn man selbst die Vorarbeiten finanziert und Programmaussteiger in Kauf nehmen muß.
    Wie sang Billy Bragg doch schon vor etlichen Jahren: >Please remember, there are two sides of every story.< Mindestens, kann man da nur noch hinzufügen.

  5. Verehrter Herr...
    Verehrter Herr Prekarianer:
    Italien und Portugal stiegen ganz aus dem Programm aus, England halbierte seine Bestellung, aber die verhältnismäßig geringe deutsche Reduzierung der Stückzahl von 73 auf 60 (Deutschland blieb mit Abstand größter Besteller) soll „die Programmentscheidung unsicher“ gemacht haben? Wußte man bei EADS nicht, daß völlig unabhängig von Verpflichtungsermächtigungen für jede Beschaffung über 25 Mio Euro der Verteidigungsminister die Zustimmung des HH-Ausschusses braucht? Er konnte keine rechtlich bindenden Zusagen machen und hat das natürlich auch nicht getan.
    Vielleicht lohnt auch ein Nachdenken darüber, wie es zu der ursprünglichen Verpflichtungsermächtigung kam, und welche Rolle die vom Rechnungshjof monierten Preissteigerungen von rund 40% zwischen Angebotsphase und Vertragsunterzeichnung Ende 2001 gespielt haben.
    Es lohnt sich auch, die Antwort des BMVg auf die kleine Anfrage der FDP (Elke Hoff) in 2006 zu lesen. Da entsprache das Projekt noch den verwegenen Ankündigungen von Airbus: On time, on budget.
    Gleichwohl: Der Name des Verfassers des Artikels in „Strategie und Technik“ (1/10?) würde mich interessieren.

  6. Stefan sagt:

    Die korrekte Alternative wäre...
    Die korrekte Alternative wäre eine Kombination aus C-130J und C-17 so wie so in der NATO inzwischen üblich ist. Selbst kleinere Länder haben inzwischen einige moderne C130. Kanada, Großbritannien und Australien haben ein paar C-17 bestellt. GB eben weil der A400M so lange auf sich warten lies, aber man unbedingt eine Lösung brauchte. Man hat inzwischen 6 und eine siebte Maschine ist bestellt. Deswegen kann man es sich auch erlauben die A400M Bestellungen zu reduzieren.
    Die C17 ist mit $200 Mio. pro Stück zwar noch ein Stück teurer, aber auch wesentlich leistungsfähiger. Ein strategischer Transporter der auch taktisch geflogen werden kann.
    Wenn der A400M mal endlich im Einsatz ist, sieht es aber nach einem guten und brauchbaren Flugzeug aus. Es ist zwar ein rein industrie-politisches Projekt, aber keine Fehlkonstruktion wie die C160. Diese wäre ja noch ok gewesen, wenn man sie rechtzeitig genug durch ein besseres Flugzeug ersetzt oder ergänzt hätte…

  7. Prekarianer sagt:

    Guten Abend Herr Hagena,
    Sie...

    Guten Abend Herr Hagena,
    Sie haben mit Sicherheit recht, wenn Sie meinen, dass EADS davon wusste, wie in Deutschland Beschaffungsmaßnahmen entschieden werden. Wie die geringeren Umsatzzahlen für EADS wirken, vermag ich nicht zu beurteilen. Immerhin waren die zu erwartenden Umsätze, durch die Verringerung von 225 auf 180 zu liefernde A400M um damals ca. 3,25 Milliarden € gesunken.
    Was die Vertragsunterzeichnung 2001 angeht, so gab es laut Wikip. zwar eine solche, die trat aber nie in Kraft. Die eigentliche Vertragsunterzeichnung fand wohl tatsächlich erst im Mai 2003 statt, wie es auch in dem bereits von mir erwähnten Bericht in der Zeitschrift Strategie&Technik angegeben ist.
    Was das Heft angeht und den Verfasser, so kann ich da helfen. In der Tat, Sie haben Recht, ich habe das Jahr vergessen, es handelt sich , wie Sie bereits vermuteten um den Januar 2010. Und der Verfasser des Berichts ist Norbert Kolvenbach.
    Interessant übrigens noch bei Wikip. zu lesen, dass Volker Rühe Ende der 90er für ein Projekt der Zusammenarbeit zwischen Airbus und Antonow eintrat.

  8. @ Prekarianer: Danke für den...
    @ Prekarianer: Danke für den Namen des Verfassers. Norbert Kolvenbach mein Glückwunsch zum Aufstieg vom Leiter des Bonner EADS-Büros zum Vice President Political Affairs ist sicherlich hochverdient für den ehemaligen Jet-Piloten und and der Hamburger Führungsakademie ausgebildeten Stabsoffizier.
    Nachdem die Schlacht um die Zusatzzahlungen für Airbus offensichtlichlich mindestens befriedigend ausgegangen ist, lohnt sich ein Blick auf das Resumé, das Thomas Enders in der ZEIT zieht:
    https://www.zeit.de/2010/11/Airbus-Interview-Enders.

  9. Freund sagt:

    Guten Abend die Herren,
    ich...

    Guten Abend die Herren,
    ich verfolge schon eine ganze Weile diesen Blog und schätze ihre augenscheinliche Fachkompetenz und den höflichen Umgang in ihren Diskussionen. Beide Aspekte sind wie mir scheint in anderen, ähnlichen Foren nicht der Fall und daher möchte ich sie ab und zu mit einigen Fragen belästigen um meinen sicherheitspolitischen Horizont etwas zu erweitern. Meine erste Frage bezieht sich vor allem auf EADS und deren Produkte. Ich bin nach einigen nachforschen zu der Ansicht gelangt, dass dieser Konzern mit Problemen bei all seinen Projekten zu kämpfen hat. Zum einen natürlich beim A400M zum anderen auch beim Tiger und auch der NH90 hat massive Probleme. Es ist mir natürlich klar, dass es überall auf der Welt zu Budgetüberschreitungen und Konstruktionsänderungen kommt dennoch drängt sich mir der Verdacht auf, dass dieser Konzern seine Monopolstellung in manchen Bereichen ausnutzt. Warum werden daher nicht wie schon erwähnt einige leistungsstarke C17 geordert die einerseits die Truppe enlasten und andererseits den Druck auf EADS erhöhen?

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