Beinahe wäre uns entgangen, dass der Verteidigungsminister eine weitere Tapferkeitsauszeichnung vorgenommen hat. Schon am Dienstag hat er in Leipzig Hauptfeldwebel Jan Hecht mit dem Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit ausgezeichnet. Hecht war im vergangenen Juni als Zugführer – in der schnellen Eingreiftruppe QRF – mit seinen Leuten einem Spähtrupp zur Hilfe gekommen, der bei Kundus von aufständischen Kämpfern angegriffen worden war.
Er hatte am 4. Juni 2009 in Afghanistan den Auftrag den Spähtrupp einer Aufklärungskompanie zu verstärken. Dieser war massivem feindlichem Feuer ausgesetzt und drohte vernichtet zu werden. Dabei geriet der Hauptfeldwebel mit seinem Zug selbst unter Beschuss. Durch selbstlosen Einsatz und trotz eigener Gefährdung gelang es Hecht damals, den unter Beschuss geratenen Kameraden so zu helfen, dass sie sich vom Feind lösen konnten. „Herr Hauptfeldwebel Hecht, Sie haben persönliche Tapferkeit bewiesen und als militärischer Führer mit Beispiel und Initiative, Wagemut und Umsicht erfolgreich im Gefecht geführt. Sie sind in Haltung und Pflichterfüllung ein Vorbild
„, so der Minister in seiner Begründung für die Auszeichnung.
Eine bemerkenswerte Tat, wie es so viele bemerkenswerte Taten von deutschen Soldaten im Kampf gegeben hat. Wir dürfen wohl vermuten, dass die Auszeichnung dem Individuum, aber auch stellvertretend der Truppe insgesamt gelten soll, die in Kundus gekämpft hat und kämpft.
Umso bemerkenswerter aber auch, dass das Ministerium dazu übergegangen ist, die Tapferkeitsauszeichnung fast nebenher vorzunehmen. Keine eigene Veranstaltung in Berlin, sondern Verleihung im Rahmen eines Rückkehrappells in Leipzig; keine Pressemitteilung auf dem üblichen Verteiler; nicht einmal ein eigener Eintrag auf der Internetseite des Ministeriums, sondern nur zwei Absätze in einem Beitrag unter der Überschrift „Minister begrüßt Heimkehrer in Leipzig“ . Auf der Seite „bundeswehr.de“ finden wir dann einen etwas ausführlicheren eigenen Bericht.
Da heißt es: In den ersten ein bis zwei Stunden war Hauptfeldwebel Hecht dabei als Führer vor Ort auf sich allein gestellt und musste die ersten Maßnahmen koordinieren. Trotz höchster eigener Gefährdung ging Hecht mit seinem Zug gegen einen zahlenmäßig überlegenen Gegner vor. Schließlich gelang es ihm und seinen Männern, die Feuerüberlegenheit zu gewinnen und es dadurch dem Spähtrupp zu ermöglichen, sich vom Feind zu lösen. Auch der Geehrte selbst wird zitiert, aus einem Interview, das er dem Soldatensender Radio Andernach gegeben hat: „Die Auszeichnung haben sich letztendlich meine Soldaten verdient, die in der Situation tapfer gekämpft haben, ja. Wenn es nach mir ginge, würde ich sagen: Gebt mir 35 weitere Auszeichnungen. Und dann würde ich sie an meine Männer verteilen, die Herausragendes geleistet haben.
„
Wir meinen: Es kann natürlich nicht immer die Kanzlerin sein. Und auch Berlin muss es nicht unbedingt sein. Es ist sicher kein Schaden für die Sache, dass Minister Guttenberg sich dem gelegentlich schon aufkeimenden Vorwurf entzieht, er inszeniere solche Gelegenheiten zu eigenem politischen Vorteil. Aber falls das die Absicht hinter der neuen Darstellung war, dann ist man jetzt doch etwas über das Ziel hinausgeschossen.