Verteidigungsminister zu Guttenberg hat in Hamburg eine denkwürdige Rede gehalten.
Ihr Kerngehalt: Die drastische Kürzung des Wehretats um mittelfristig 1,3 Milliarden Euro wird akzeptiert. An diesem Finanzrahmen muss sich ein verringertes Anspruchsniveau der Streitkräfte orientieren. Die Bundeswehrstruktur wird aufs Neue umgestaltet und die Wehrpflicht (zumindest) zur Debatte gestellt. Hier hat das Ministerium den Text und hier die Rede als Hördokument eingestellt.
Dazu drei Anmerkungen:
Ein allgemeiner Aufschrei, wie ihn unseres Ermessens ziemlich überzogen der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes gestern getan hat („Lieber Blut statt Geld“), wäre nicht nur zwecklos, sondern auch unsinnig. Wir halten die Schuldenbremse im Sinne der Zukunft der nächsten Generationen für unumgänglich, und da kann der Wehretat nicht ausgenommen bleiben. Auch nicht andere heilige Kühe, da gehören wir zu den offenbar nur vereinzelten Kommentatoren, die Roland Koch recht geben; das gehört deshalb zum Thema dieses Blogs, weil in den bisherigen Anschlägen des Finanzministers die Verfügungsmasse des Einzelplan 14 überproportional angegriffen wird, zumal wenn man die festliegenden Personalkosten und Pensionsrückstellungen berücksichtigt. Ob es da richtig oder auch nur taktisch klug ist, den Anschlag vorauseilend zu akzeptieren?
Sparen als „höchster strategischer Parameter“ kommt uns wiederum kurzsichtig vor. Sicherheit ist ein Parameter, der nicht erst nach naturgemäß negativen einschlägigen Ereignissen nach oben gestellt werden sollte.
Schließlich: Den „Level of Ambition“ zu senken, ist konsequent. Allerdings darf der Level of Ambition, den man an die eigenen Soldaten im Konkreten stellt, nicht über dem durch Sparzwänge als großen strategischen Rahmen gestellten Level liegen. Sonst baden es die Falschen aus.
"Ob es da richtig oder auch...
„Ob es da richtig oder auch nur taktisch klug ist, den Anschlag vorauseilend zu akzeptieren?“
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Erstens:
Der Auftrag bestimmt die Mittel – das war einmal.
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Zweitens:
Im Sinne des Ganzen – über das Ressort hinaus – zu denken, zu sprechen, zu handeln, prädestiniert für höhere Aufgaben.
Guttenberg hat das ohne Zweifel im Blick.
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Drittens:
Er verspielt seine Vorschußlorbeeren und sein Ansehen in den Streitkräften. Die erwarten, daß er für seinen Etat kämpft. Das Mienenspiel des Kommandeurs der Führungsakademie sprach Bände.
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„Sparen als höchster strategischer Parameter“ – das habe ich ein-, zwei-, dreimal lesen müssen. Das sagt ein Verteidigungsminister! Kaum glaublich. SPAREN als höchster STRATEGISCHER Parameter!
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Das kann nur jemand äußern, der sich zu Höherem berufen fühlt. Also, dann schnell ab vom Hof.
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„Schließlich: Den ‚Level of Ambition‘ zu senken, ist konsequent. Allerdings darf der Level of Ambition, den man an die eigenen Soldaten im Konkreten stellt, nicht über dem durch Sparzwänge als großen strategischen Rahmen gestellten Level liegen.“
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Siehe oben.
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Aber: müssen diese Anglizismen wirklich sein?!
Wie kann das level of ambition...
Wie kann das level of ambition gesenkt werden und gleichzeitig die Zahl der einsatzfähigen Soldaten erhöht werden?
pi
Da bisher niemand wirklich und...
Da bisher niemand wirklich und ernsthaft die Mittel [nicht mal die kostenneutralen, mentalen] dem Auftrag angepaßt hat, ist es nur folgerichtig. Aus den tatsächlichen politischen Entscheidungen muß man als Soldat sich den WAHREN Auftrag selber zurechtdenken, in etwa:
„Wahrung des Scheins der Lastenteilung im Bündnis mit den vorhandenen Mitteln unter der besonderen Berücksichtigung tatsächlicher oder vermuteter Vorbehalte der deutschen Bevölkerung allem militärischem Gegenüber.“
Afghanistan kommt da garnicht vor, wie man schnell merkt.
Und also müßten aufrechte, an Clausewitz im Großen [was ist das politische Ziel?] und der Auftragstaktik [Scheiße, Auftrag!] im Kleinen, geschulte Generale alles daran setzen diesen WAHREN Auftrag effizient zu erfüllen- scheinbar sind sie immer noch torenhaft der Auffassung den „offiziellen“ Auftrag erfüllen zu wollen.
Es gibt vieles, was man...
Es gibt vieles, was man abschaffen und kürzen kann, ohne dass es zu Lasten der Soldaten im Einsatz geht.
Zum Beispiel die gesamte Panzerwaffe um den Leo II. Wer braucht den noch? Bisher kamen die Taliban nicht mit dem T-74 hinter dem Busch hervor.
Und jeder Militär- und Politikwissenschaftler wird vermutlich zustimmend nicken, wenn ich mal frech behaupte, dass die Zeit der Panzerkriege weit zurückliegen und auch nicht wieder kommen werden.
@Hemilas
...naja....soooo...
@Hemilas
…naja….soooo lange ist der letzte Golfkrieg auch noch nicht her…und was im Laufe der Geschichte nicht so alles wiederkommt….?!?
Etwas kurzsichtig…
Der Ruf nach der Auflösung...
Der Ruf nach der Auflösung oder Abschaffung ganzer Waffengattungen oder Fähigkeiten ist zum derzeitigen Zeitpunkt definitiv zu kurz gesprungen. Das wird auch nicht den sicherheitspolitischen Herausforderungen der Zukunft gerecht. Ein ausgewogenes Fähigkeitsdispositiv bleibt Grundlage für eine schlagkräftige und einsatzfähige Armee, wie wir sie auch unseren Partnern im transatlantischen Bündnis zugesichert haben.
Jetzt gilt es vielmehr alle Beschaffungsprojekte, aber auch alle Strukturen, vor dem Hintergrund der aktuellen Einsätze und der Sicherheitsanalysen zukünftig denkbarer Konflikte auf den Prüfstand zu stellen.
Ketzerisch gefragt kann man fragen wann denn ernsthaft ein Eurofighter im Einsatz erwartet wird und welche Fähigkeit er dort abbilden soll. Die Aufklärungsfähigkeit haben wir beim Tornado belassen und die Erdkampffähigkeit war nicht gewünscht…. Wozu also 180 Stück beschaffen?
Nur solche, zum Teil für einige Bereiche unbequeme Fragen, bringen uns wirklich weiter und führen zu realistischen Einsparpotentialen.
Darüber hinaus sollte man nicht aus dem Auge verlieren, dass fast ein Drittel des Personals der Bundeswehr in zivil auf der Seite des 87b dient. Eine weitere Verringerung der Kopfstärke bedeutet damit auch eine weitere Reduzierung des Tross an zivilen Mitarbeitern. Die Gefahr wäre sonst, dass der Schwanz beginnt mit dem Hund zu wedeln…
Ich bitte darum, sich...
Ich bitte darum, sich klarzmachen, daß effektiv bereits ganze Aufgabenspektren abgeschafft worden sind! Stichwort: (Heeres-)flugabwehr. Es gibt mangels Geld und stringenter Beschaffungspolitik keine Flug- und Fliegerabwehr mehr, die diesen Namen noch verdient. Lückenlosigkeit ist nicht nur in der Fläche nicht mehr gewährleistet, sondern noch nichteinmal mehr in den Bedrohungsbereichen nach Höhe gestaffelt.
Bei näherem Hinsehen entpuppt...
Bei näherem Hinsehen entpuppt sich so manche „freche Behauptung“ als Unsinn von Schwadronierern, die sich dann auch noch auf die Wissenschaft berufen.
Alleine in diesem Jahrzehnt sind drei Kriege überwiegend mit Kampfpanzern als Hauptwaffe geführt worden. 2003, im dritten Golfkrieg, waren es Kampfpanzer, die den Kampf sogar in Großstädten( u.a.Bagdad) erfolgreich anführten. 2006 haben die Israelis nach dem Libanon-Krieg festgestellt, dass sie ihre Fähigkeiten im Gefecht der verbundenen Waffen vernachlässigt hatten. Und schließlich haben die Russen den Georgien-Krieg 2008 überwiegend mit Panzertruppen geführt. Gegenwärtig stehen sich Nord-und Südkorea mit insgesamt über 6000 Kampfpanzern gegenüber.
Also, manche „freche Behauptung“ ist nicht frech, sondern leider nur dümmlich.
Jeder deutsche...
Jeder deutsche Verteidigungsminister sollte denkwürdige Reden halten. Das ist also nichts Ungewöhnliches. Der Minister sollte sich aber bitte weniger „verschwurbelt“ ausdrücken.
Dass er seine Sparbereitschaft noch vor den Verhandlungen mit dem Finanzminister und den Gesprächen mit anderen Kabinettskollegen bekundet, ist in Anlehnung an Scharnhorst nicht kühn sondern wenig geschickt, wenn nicht gar ein wenig willfährig.
Die sehr vagen und schwammigen Formulierungen in der langen Rede zu Guttenbergs lassen den Schluss zu, dass die Kenntnis in der Sache, für die kühn zu streiten wäre, noch sehr unvollständig ist. Und nassforsche mediale Wirkung hat mit Kühnheit schon überhaupt nichts zu tun. Voreilige politische Kapitulation ohne hinreichende sachliche Fundierung gerät dann schon eher zum Gegenteil von Kühnheit.
Unmut in der Bundeswehr regt sich zu Recht. Wir alle wollen hoffen, dass der beliebte Politiker zu Guttenberg auch in schwierigen Zeiten ein nicht nur für sich, sondern für die Bundeswehr und die deutsche Sicherheitspolitik erfolgreicher Politiker ist. Wenn man dem Finanzminister voreilig und ohne hinreichende Argumentation in der Sache das Feld überlässt, spricht das nicht für den Mut eines Tüchtigen.
@ hajuem
Weil in anderen...
@ hajuem
Weil in anderen Kriegen Panzer genutzt wurden oder genutzt hätten werden können muss die BRD sie auch behalten?
Beziehungsweise…. wo liegen, neben der Tatsache, dass die Länder eine Panzerwaffe besitzen, die militärischen Parallelen zwischen der BRD auf der einen Seite – und Russland, Israel, USA und den Korea-Staaten auf der anderen Seite?
Wofür braucht eine „Verteidigungsarmee“ Kampfpanzer?