Zur Sicherheit

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Von den Alpen bis zum Hindukusch, von der Kieler Förde bis in den Golf von Aden: Die Kräfte der Bundeswehr sind längst über den halben Globus

Leopard durchschießt Lehmmauern, aber in Afghanistan brauchen wir ihn nicht

| 23 Lesermeinungen

Gestern hatten wir Gelegenheit, die Informationslehrübung ("ILÜ") des Heeres zu besichtigen. Da eine ausführliche Schau in festem Bild und (sehr)...

Gestern hatten wir Gelegenheit, die Informationslehrübung („ILÜ“) des Heeres zu besichtigen. Da eine ausführliche Schau in festem Bild und (sehr) bewegtem Bild beim Kollegen Thomas Wiegold in seinem erfreulicherweise wiedererweckten Blog „Augen geradeaus“  schon zu Wochenbeginn erschienen ist, wollen wir es hier bei sechs Beobachtungen und Notizen belassen.

Für Nicht-Bundeswehrangehörige: Die ILÜ ist eine Art Leistungsschau. Sie richtet sich in erster Linie an den Führungsnachwuchs, dem einmal truppengattungsübergreifend gezeigt werden soll, was das Heer insgesamt an Waffensystemen, Gerät und Einsatzgrundsätzen hat. Vor einer Tribüne mit rund 900 (beim Gefechtsschießen am Nachmittag 600) Besuchern wurde das in einer fiktiven Einsatzlage skizziert und sozusagen in bewegten Bildern dargestellt. Das Ganze hat selbstverständlich etwas Künstliches. Wir erinnern uns, selbst vor gut zwanzig Jahren einmal bei so etwas eine Komparsenrolle eingenommen zu haben: Rauchend hinterm Busch sitzen, dann auf Zeichen im Höchstgalopp und ohne den Schlagschatten der Waldkante zu nutzen über den Acker, in Stellung gehen und lange Feuerstöße mit Platzpatronen abgeben. Aber nun von der Tribüne aus gesehen ergibt das doch ein etwas aussagefähigeres Bild als eine statische Waffenschau oder eine Parade. Und die Art, wie etwas präsentiert wird, enthält ja manchmal auch eine inhaltliche Aussage. Und schließlich das Gefechtschießen war wirklich beeindruckend – dazu unten mehr.

1. Einen rauschenden Abgang hat der Flugabwehrpanzer „Gepard“ bekommen. Erst durfte er mit einem kräftigen Feuerstoß sozusagen den Dirigenten geben, der mit dem Taktstock aufs Pult klopft. Dann wird noch einmal dargestellt, wie er im Gefecht unter Panzerschutz feindliche Hubschrauber bekämpft. Aus dem Off wird das Publikum belehrt, dass das Waffensystem bis Jahresende aus Kostengründen vorzeitig stillgelegt wird. „Das Heer gibt damit die Fähigkeit zur Abwehr von Bedrohungen aus der Luft im Einsatzverbund gepanzerter Fahrzeuge bis auf Weiteres auf.“ Das klingt doch ungeschminkter als beispielsweise die Powerpointschau der Luftwaffe, als Guttenberg zu Jahresbeginn dort seinen Antrittsbesuch machte. Da wurde ohne erkennbar mit der Wimper zu zucken unter den Fähigkeiten der Luftwaffe Combat Search and Rescue genannt (gemeint war, vor der Türe dann zu besichtigen, die betagte Bell UH1-D mit angeflanschtem Maschinengewehr).

2. Es flog nicht nur ein Kampfhubschrauber Tiger zackige Manöver, sondern auch der bisherige Panzerabwehrhubschrauber Bo-105. Dazu der Kommentar über Lautsprecher, der Bo-105 werde künftig nach Umrüstung als Unterstützung in Zusammenarbeit mit den Spezialkräften eingesetzt. Komisch: Die Umrüstung scheint Jahre zu dauern, dabei war uns einmal erklärt worden, es gehe nur darum, außen über den Kufen ein Sitzbänkchen anzuschweißen. Woran hängt’s? Fehlt noch der TÜV?

3. Der Tiger folg nicht nur, er schoss (diesmal) auch. Ob er mit den beiden Schuss HOT (Lenkrakete) auch getroffen hat, konnten wir nicht erkennen. Aber was uns aufgefallen ist: Der Hubschrauber bließ beim Schießen ziemlich lang (wir haben aber leider nicht gestoppt) unbeweglich in der Luft. Aufgrund der Beschreibungen in den Hochglanzblättchen dachten wir, der Kniff bei diesem Fluggerät mit Mastvisier sei, dass es hinter einer Deckung „stehen“ könne und zum Schuss nur kurz hochkommen müsse, um dann schnell wieder abzutauchen. Aber offensichtlich muss er – mindestens beim Übungsschießen – oben stehenbleiben.

Bild zu: Leopard durchschießt Lehmmauern, aber in Afghanistan brauchen wir ihn nicht 

(Bildquelle: Heer)

4. Kommentar am Vormittag, als der Kampfpanzer Leopard-2 eingeführt wird: Dieses Gefechtsfahrzeug werde sehr erfolgreich von den kanadischen und dänischen Verbündeten in Afghanistan eingesetzt. Und nachmittags beim Gefechtsschießen: Ausdrücklicher Hinweis auf eine Lehmmauer (dargestellt durch einen Sandsackwall mit übergeworfener Plane), wie sie auch in Afghanistan vorkomme. Für die angreifenden Panzergrenadiere schieße jetzt der Leopard eine Bresche. Wer es nicht genau gesehen hat, kann das Video am Bildschirm noch einmal anschauen. Was soll dem Zuschauer (also in erster Linie dem eigenen Offiziernachwuchs) dieses Bild sagen? Jedenfalls nicht, dass nun der Leo nach Afghanistan kommt oder kommen müsse, versicherte der Inspeteur des Heeres, Generalleutnant Freers, beim Pressegespräch: „Es kommt darauf an, die richtige Waffenmischung herzustellen. Ich glaube, in Afghanistan haben wir die richtige Waffenmischung erreicht.“

5. Gezeigt wurden auch der Pionierpanzer „Dachs“ und der Brückenlegepanzer „Biber“ – mit dem Kommentar, beide seien auch in Afghanistan eingesetzt. Das war uns neu. Wir wussten nur vom Bergepanzer (für die Marder).

6. Das Gefechtsschießen belegt – neben dem selbstbewussten Willen, das Gefecht der verbundenen Waffen darzustellen, worauf Wiegold zu Recht hinweist – recht eindrucksvoll das Umdenken bei der Schießausbildung infolge der Einsatzerfahrungen. Da gilt auch für die normale Infanterie nicht mehr der Grundsatz, vor der fertiggeladenen Waffe dürfe im 180-Grad-Winkel keiner mehr sein, und keine Bewegung bei roter Flagge. Klar: Wenn man Grenadiere und Jäger in Gefechte wie im Krieg schickt, muss man ihnen auch in der Schießausbildung zutrauen, diszipliniert die linke und rechte Grenze einzuhalten. Die Umstellung ist nicht vollkommen neu. Uns würde aber interessieren, inwieweit sie tatsächlich schon „unten“ angekommen und vollzogen ist.


23 Lesermeinungen

  1. perfekt!57 sagt:

    Dankie. Und genau so hatten...
    Dankie. Und genau so hatten wir uns das auch vorgestellt.

  2. perfekt!57 sagt:

    Und das Schlimmste waren schon...
    Und das Schlimmste waren schon immer diese blöden Namen. All dieses doofe Kleingetier aus dem engen deutschen Wald. Na und der Geh! -pard war halt da doch schon Mal was richtig Exotisches. Konnte man schon stolz drauf sein, oder?
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    Und das man sich da bzgl. der Namen noch nie geschämt hatte (tatsächlich), hatten wir noch nie verstanden. Außerdem wurde diese Tradition der doofen Namensgebeung eins zu eins schon von der teils genau so blöden Wehrmacht nebst deren Zulieferanten (der Deutschen Industrie halt) übernommen.
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    Man schaue evtl. in Hahns Buch über die „Geheimwaffen“ – entwicklung während des WK II. Was da alles für Mist veranstaltet wurde und unter was für Namen – vor allem eben um UK zu bleiben, aber eben auch, um eine standesgemäße Beschäftigung sich zu erhalten, spottet im Grunde jeder Beschreibung.
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    Wobei sich das sogar bei offiziellen Präsentationen tatsächlich schon mal so anhören kann, als wäre es eben der Geh! – pard – und nicht der Lauf! – pard. Oder der Sitz! – pard meinet wegen.
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    https://www.youtube.com/watch?v=jZTPIlReuLM
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    Kein Wunder, das Frau Dr. Merkel das alles geschätzer Weise und sinnvoll über Kapitalentzug eindampft.
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    https://www.buchfreund.de/results.php?q=3763758305
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    („Sonderwffe Viereck“, „SG 117 Rohrblock“, SG Harfe“, SG Bombersäge“, „SG 500 Jagdfaust,“, „X7 Rotkäppchen“, „Gleitbombe Hecht“, „Gleittorpedo Frosch“, „BV 246 Hagelkorn“, „Schleppjäger Eber“, L10 Friedensengel“, Schleppjäger Rammer“, usw. usf.)
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    Also von uns kriegte die BW nicht mal 25 Milliarden im Jahr, ohne zuvor nun endlich eine komplette Namensneufindungsschulung erfolgreich umgesetzt zu haben.
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    Wenn man die Bundeswehr schon nicht richtig professionell privatisieren kann, dann gehörte sie wenigstens ordentlich verstaatlicht. Oder so.
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    Wahrscheinlich ist das einzige, was die Bundeswehr inzwischenhalbwegs odentlich kann „lauschen“. Aber dann hörts schon auf („Zwischen hören und auswerten nämlich“, ist man versucht zu spotten. Was aber nicht stimmt.)
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    Aber was solls: Wenn doch Kernkraftwerke von 1980 noch 30 Jahre laufen können, dann kann eine gleich junge Bo105 eben ganz sicher auch noch 30 Jahre fliegen, bei guter Wartung natürlich nur, versteht sich.
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    Dabei sind Hubschrauber ja eigentlich ganz nett. Viele von uns haben ja schon viele selbst zerlegt und „from scrap“ wieder zusammengebaut.
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    https://www.eads.com/eads/germany/de/jobs-und-karriere/ausbildung-und-duales-studium/ausbildungsorte-der-eads/kassel.html
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    Aber auch Hubschrauber können „Tiger“ heißen … . Ist ja eigentlich auch sinnvoll. Zeigt seine Krallen.
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    Aber wie mans macht, macht man es schließlich auch falsch, ohne dass Nachgeborenen deswegen „blockiert“ wären:
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    „Nach dem Krieg arbeitete Robert Oppenheimer als Berater der neu gegründeten amerikanischen Atomenergiebehörde und nutzte diese Position dazu, sich für eine internationale Kontrolle der Kernenergie und gegen ein nukleares Aufrüsten zwischen der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten einzusetzen. Nachdem er sich mit seinen politischen Ansichten das Missfallen vieler Politiker während der McCarthy-Ära zugezogen hatte, wurde ihm 1954 die Sicherheitsberechtigung entzogen. ….
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    Ein Jahrzehnt später wurde Robert Oppenheimer durch den US-amerikanischen Präsidenten Lyndon B. Johnson als Zeichen seiner politischen Rehabilitierung der Enrico-Fermi-Preis verliehen.“ Na immerhin.
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    https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Oppenheimer
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    Und Öko-Audits müssen jetzt auch Pflicht werden für jede Armee: https://www.youtube.com/watch?v=7MuJmqpobQE&feature=related Man sieht ja kaum was vor Verschmutzung.
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    Und “ … keine Bewegung bei roter Flagge. Klar: Wenn man Grenadiere und Jäger in Gefechte wie im Krieg schickt, muss man ihnen auch in der Schießausbildung zutrauen, diszipliniert die linke und rechte Grenze einzuhalten. Die Umstellung ist nicht vollkommen neu. …“
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    Zum Glück haben wir ja eine moderne Armee. Das wird daher nicht mehr so wie früher so oft dem learning-by-doing im Ernstfall überlassen.

  3. LOsmers sagt:

    Kompliment, Herr Löwenstein....
    Kompliment, Herr Löwenstein. Dieser Bericht hat was, Blick für die Details, Blick fürs Wesentliche, reichlich – berechtigte – Kritik. Zitieren mutiger Aussagen, die der Führung so sicher nicht gefallen („Das Heer gibt damit die Fähigkeit zur Abwehr von Bedrohungen aus der Luft im Einsatzverbund gepanzerter Fahrzeuge bis auf Weiteres auf.“)
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    Traurig, wie der Heeresinspekteur sich offenbar kaltschnäuzig über das in der Vorführung gehaltene Plädoyer für den Einsatz des Kampfpanzers Leopard in Afghanistan hinwegsetzt.
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    Eine Bemerkung – mit Verlaub – zum Gefechtsschießen der Infanterie:
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    Selbstverständlich wurde beim G e f e c h t s schießen der Panzergrenadiere in den sechziger, siebziger Jahren permanent das Vorbei-, auch das Überschießen im scharfen Schuß geübt (TrÜbPl Bergen, Munster, Grafenwöhr, Sennelager, Vogelsang usw. usf.); nichts da von 180-Grad-Winkeln. Denn: „Der Russe steht an der Elbe!“ – und dem hatte man sich gewachsen zu zeigen.
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    Beziehen Sie sich eventuell auf das S c h u l schießen? Oder erfolgte erst nach dem von mir genannten Zeitraum der Schwenk weg von realistischer Ausbildung im scharfen Schuß?
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    @ perfekt!57: Was haben Sie denn eingeworfen? Meinen Sie, Ihr Beitrag gehört hier hin?

  4. perfekt!57 sagt:

    Und es bleibt dabei: "Soldaten...
    Und es bleibt dabei: „Soldaten sind sich alle gleich – lebendig und als Leich!“ ist diesbezüglich der ewige Beitrag Deutscher Kultur zur Weltkultur.
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    Eben als Ergebnis des Ersten Weltkrieges. Und schon auf die 5 Millionen Toten während dieses Krieges, die als Ergebnis von Führungs- und Eliteversagen im Kreuzfeuer feindlicher Maschinengewehrstellungen umkamen, hätten wir gerne und glatt verzichtet.
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    Denn „Soldat“ („… denn sein Sold muss dem Soldaten werden, denn danach heißt er“, Schiller), das ist worauf es, eben vom Menschen der in dieser Sozialnormierung drinsteckt, nun mal ankommt. Und totgeschossen spätestens sind sie immer alle gleich. Und wie der Bunte Rock aussah, und welches die Funktion des Trägers einerlei.
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    „“Soldaten sind sich alle gleich – lebendig und als Leich!““ so ist das nun mal – und wird es bleiben und kann nicht verändert werden – auch wenn die Taktiker des Jetzt (siehe Beitrag) jeder neuen Generation wohl auch weiterhin was anderes von sich und ihrem Handwerk werden glauben müssen.
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    31.536.000 Millionen Sekunden hat ein Jahr. Und es kostet Vater und Mutter die ganze Gesellschaft zusammen mindestens ca. 20-24 solcher Jahre einen Soldaten aufzuziehen und auszubilden usw.. Und in weniger als einer Sekunde wird er totgeschossen oder tot gesprengt. Tolle Kosten/Nutzen-Rechnung, z.B. für die Angehörigen.
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    Und da ist am Ende aller Schutz (durch Entfernung/Fernsteuerung) womöglich noch zu wenig. Und auch Drohnen werden nicht die Lösung sein, gaukeln einen solche – evtl. perfider Weise – evtl. nur noch schöner vor:
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    Denn am Ende ist Leben immer eines: Eins zu eins „people situations“. Man muss reingehen. Auch wenn einfache Soldaten „strategisch fallen“. Die letzten Kriege der USA z. B. haben das Volk arm gemacht, den US-amerikanischen Staat, welcher am Ende der Ära Clinton plus-minus null stand, auf 14.000 Milliarden Dollar Schulden gebracht – aber eben auch Umsatz für bestimmte Bereiche der Wirtschaft gebracht.
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    Wer dabei Taktiker war und wer Stratege auch klar. Und wer Opfer.
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    Also: Neue Diplomaten braucht das Land. Nein die Welt. Und je mehr „glücklichen Dilettantismus“ der genannten Art wie hier im Bericht man zu sehen bekomt, desto mehr und dringender. (Auch und gerade dann, wenn es die Betroffenen selber nicht glauben wollen.)

  5. perfekt!57 sagt:

    Ja, ich bin sicher, mein...
    Ja, ich bin sicher, mein Beitrag gehört genau hier hin. Und nein, wir haben nichts eingeworfen.
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    Schon die Unterstellung disqualifiziert doch wohl im Grunde, nicht wahr? Man lese evtl. also nochmals, was ich schrieb.

  6. perfekt!57 sagt:

    Man kann es, womöglich gerade...
    Man kann es, womöglich gerade auch in einer Zeitung wie der FAZ, heutzutage wahrscheinlich nicht oft genug sagen und wiederholen:
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    “ Die Fünfte Armee unter Führung von 23 Generälen wurde in Stalingrad mit 230.000 Man eingekesselt. 107.800 gingen in Gefangenschaft. Dort starben weitere ca. 101.800. So dass es unter diesen schlussendlich ca. 6000 Überlebende gab (97,4 % Tote). Die 23 Generäle gingen allesamt in Kriegsgefangenschaft. Dort starb einer eines natürlichen Todes. 22 kehrten nach dem Krieg nach Hause zurück (und übernahmen dort u. u. vielfältige Führungsaufgaben).“
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    Es kommt also immer darauf an, was man ist.
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    Allgemein wird daher wohl auch bis auf Weiteres gelten: Höhere Offiziere (und Hersteller von Kriegsbedarf) haben es evtl. leichter für einen Krieg zu sein. Und risikoloser.
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    Und Kriege verändern die Sozialstruktur von Staaten. Und Journalisten wurden unfreier. Oder eingezogen.

  7. perfekt!57 sagt:

    Tut mir leid, dass ich noch...
    Tut mir leid, dass ich noch mal poste. Hier ist der bekante Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Stalingrad

  8. igel sagt:

    Danke für den realistischen...
    Danke für den realistischen Bericht. Ein Trauerspiel.
    Klar, eine große Bundeswehr wie im Kalten Krieg kann, will und muß man sich nicht mehr leisten.
    Es ist aber ahistorisch, das Ende aller „richtigen“, also symmetrischen Konflikte mit ernstzunehmenden staatlichen Gegnern zu verkünden. Zum Glück ist so ein Konflikt zur Zeit sehr unwahrscheinlich. Und die Politik sollte alles tun, damit das so bleibt.
    Dennoch sollte die Bundeswehr für relevante Themen, zum Beispiel Kampf verbundener Waffen (KPz, SPz/PzGren, Artillerie, Fla, Kampfhubschrauber), zumindest über kleine, wirklich auf aktuellem Stand gehaltene Kerntruppen verfügen, die auch mit relevanten Verbündeten (USA, GB,?) richtige Übungen durchführen.
    Um dieses kompetente Personal (Kader) herum könnte bei sich ändernder politischer Lage ein Aufwuchs erfolgen.
    Der Bericht liest sich eher so, als ob z.B. bei der Flugabwehr-Komponente des Heeres (Gepard) faktisch der volle Ausstieg geplant ist. Die Ausrüstung wird eingemottet (sachgemäß eingelagert und gepflegt? Oder läßt man sie einfach verrotten?). Das Know-How und die Erfahrung wird verlorengehen und ist dann nur in einem sehr langen und mühsamen Prozeß wiederherzustellen.
    Ebenso das Trauerspiel um den Tiger: Kein MG/MK, die Inbetriebnahme zieht sich hin, liegt es nun am Hersteller (unfähig?) oder daran, daß für Erprobung und Praxisreif-Machen von Abnehmerseite (BWB, Bw) zu wenig Ressourcen bereitgestellt werden? Das lange Verharren des Tiger in hoher Position (bei einer Show!) wirkt auch nicht sehr vertrauensbildend.
    Aber letztendlich ist das vom Zeitgeist und der aktuellen Führungsschicht, egal welcher Partei, so gewollt. Pazifismus, Ökologie und Multi-Kulti sind angesagt, Verteidigung ist „out“.
    Die „Transformation“ der Bundeswehr mit dem Ziel einer kostspieligen, global einsetzbaren Interventionsarmee (leicht, luftverlastbar, alle Klimazonen)bedeutet letztlich, die Fähigkeiten der klassischen Landes- (und Bündnis-) Verteidigung verfallen zu lassen. Das vorhandene, meist schwere, auf Einsatz in Deutschland optimierte Material ist out of area unbrauchbar. (Leo II, PzH 2000)
    Es bleibt bei dem gegenwärtigen Verteidigungshaushalt auch keine Wahl:
    mit (ich glaube) 1,1% des BSP ist der Verteidigungshaushalt extrem niedrig.
    (Zum Vergleich: die Entwicklungshilfe soll auf 0,7% des BSP erhöht werden)
    Um den Soldaten in Afghanistan eine zumindest begrenzte Überlebenschance zu geben, muß man fast alle Ressourcen dorthin lenken- aus moralischer Pflicht.
    Dort wieder das selbe Bild: keine Hubschrauber, keine eigene Luftnahunterstützung, mäßige Aufklärung. Und alles, was martialisch wirkt, nach Krieg aussieht und in Gefechten vielleicht sogar wirksam ist, hat zu unterbleiben. Die Soldaten sollen Gutmenschen-Pfadfinder bleiben und lieber brav sterben, ohne Widerstand zu leisten. Wehren sie sich doch, kommen sie vor Gericht.
    Das ist alles kein Wunder, wenn alte K-Gruppen-Leute wie Herr Trittin und Herr Ströbele und teils sogar Linkspartei-Leute über Parlament und Ausschüsse wesentlich mitbestimmen, was in Afghanistan zu geschehen hat. Sie sind nur ihren alten Überzeugungen treugeblieben. Das Schlimme ist nur, daß ihre Denkweise inzwischen Mainstream ist. Selbst in Teilen der Union.
    Die faktische Zerstörung der „alten“, zur Landesverteidigung befähigten Bundeswehr ist von diesen Herren- und dem Zeitgeist- auf jeden Fall erwünscht.
    Also, gute Nacht, Freunde.

  9. DeltaHotel sagt:

    Das lange Verweilen des Tiger...
    Das lange Verweilen des Tiger in der Schussposition hängt sicher damit zusammen, dass er eben nicht PARS3 verschießt, mit Infrarotsuchkopf und Zielauffassung übers Mastvisier, sondern eben HOT- drahtgelenkt. Ist jetzt mal meine Behauptung. Macht natürlich die Entwicklung eines neuen Hubschraubers zur Panzerbekämpfung recht fragwürdig, wenn ich dann eine Waffe ranbastele, die das System in seinen Fähigkeiten an das Vorgängermodell angleicht…
    Ich weiß gar nicht, ob PARS3 noch eingeführt wird, oder schon komplett gestorben ist?
    Dass die Geparden ordentlich eingemottet werden erscheint mir fast schon unwahrscheinlich. Sowas ist ja teuer. Vermutlich werden die unterm Schleppdach vergammeln und dann gewinnbringend für den symbolischen Euro ins Ausland verscherbelt. Aber auch das ist nur eine Schätzung meinerseits.

  10. Brillanter Beitrag, so muss...
    Brillanter Beitrag, so muss man sich das vorstellen. Früher wurde sogar noch eine 155mm-Granate geworfen …. Ich denke, die Bundeswehr muss bei solchen Leistungsschauen doch noch mehr bemüht sein, realistischer und kritischer mit dem umzugehen, was sie selbst darstellen will.

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