Zum 1.10. übernimmt Heinz Josef Feldmann, Oberst i.G., künftig Brigadegeneral, das Kommando über die Spezialkräfte der Bundeswehr. Morgen wird er in Calw in sein Amt eingeführt. In diesem speziellen militärischen Segment ist er ein noch unbeschriebenes Blatt (militärischer Werdegang siehe unten), was die natürliche Neugierde weckt, wie Feldmann dazu kam und wie er sich seine Aufgabe vorstellt. Wir haben mit ihm darüber gesprochen:
Wie kommt ein Raketenmann zum KSK? Welche Schwerpunkte wollen Sie setzen?
Für mich stehen erstmal die Menschen im Mittelpunkt. Gerade beim KSK muss man sich um die Menschen ganz besonders kümmern – so wie es auch meine Vorgänger getan haben. Es gibt besondere Belastungen, denen die Männer und Frauen dort ausgesetzt sind. Dem habe ich mich zu widmen. Da helfen mir meine Kenntnisse über Spezialkräfte aus meinen Vorverwendungen. Ob der Mann, der da kommt, Artillerist ist oder einer anderen Truppengattung angehört, ist dagegen völlig belanglos. Es ist auch wichtig, dass derjenige, der in Calw seinen Dienst als Kommandeur versieht, weiß, dass das Kommando an der strategischen Schnittstelle der Politik anzusiedeln ist sowie, über ganz besondere Fähigkeiten verfügt, die der Politik auch ganz besondere Möglichkeiten eröffnen. Da gibt es natürlich Spannungsfelder, und in diesen Spannungsfeldern muss man sich bewegen. Das kann man, wenn man – wie mein Vorgänger, – eine offene Informationspolitik betreibt. So offen, wie es nur irgend möglich ist. Das möchte ich fortsetzen.
Frühere KSK-Kommandeure schienen eher dem Klischee von einem Trouppier zu entsprechen.
Aus meiner Sicht ist ein Trouppier einer, der ein Herz für Soldaten hat. Der sich kümmert, und zwar nicht nur im Scheinwerferlicht, sondern auch für die ganz einfachen Dinge im Leben. Das ist einer zum Anfassen, der sich nicht versteckt hinter seiner Tür. Einer bei dem man eine klare Sprache sprechen kann und nicht drumherumreden muss. Das, würde ich sagen, ist ein Trouppier, und ich habe eigentlich immer gedacht, dass ich auch einer bin. Ich war gerne Batteriechef, ich war gerne Bataillonskommandeur. Auch wenn sich das komisch anhört: Hier oben, im Referat, da kann man auch Trouppier sein. Weil es darauf ankommt, wie man miteinander umgeht. Jetzt bin ich halt kein Fallschirmjäger, das kann ich auch nicht ändern. Entscheidend ist, dass man für die Männer erreichbar ist und nicht irgendeiner da oben, und dass man die berechtigten Anliegen, die da sind, dann auch geschickt einsteuert und durchzusetzen versucht. Dann, glaube ich, können die auch mit einem Typen wie mir leben, der als Militärstratege auch mal für zivile Krisenprävention verantwortlich war.
Im Internet wird Ihr Name mit dem MAD in Verbindung gebracht (siehe unseren Eintrag Neue Köpfe).
Zu Unrecht. Irgendjemand veröffentlicht im Internet diese Personallisten an den Botschaften. Irgendeiner hat mich da mal 14 Tage als Mitarbeiter des Abschirmdienstes ins Spiel gebracht. Aber ich bin’s nicht. Ich bin ganz normaler Truppenoffizier. Das ist genauso wie mit dem Unterausschuss zivile Krisenprävention. Ich war zwar eingeladen, bin aber gar nicht dagewesen. Aber was einmal fliegt, das fliegt.
Minister zu Guttenberg hat angedeutet, dass in Afghanistan „Nachsorgelemente“ eine größere Rolle spielen sollen. Wird die Bedeutung der Spezialkräfte der Bundeswehr wachsen?
Ich glaube, dass Spezialkräfte in Zukunft eine eher noch größere Rolle spielen werden, weil ich mir viele Szenare möglicher zukünftiger Einsätze vorstellen kann, die vielleicht eher von Spezialkräften, oder mit Unterstützung von Spezialkräften, durchgeführt werden kann. Was dann in Afghanistan kommt, wann auch immer, wird man sehen. Wichtig ist, dass man weiß, was so ein Instrument kann, und dass man weiß, was so ein Instrument nicht kann.
Was kann es, und was nicht?
Man muss Grenzen kennen. Grenzen würde ich zum Beispiel da sehen, wo es in eine zeitliche Dimension geht. Einsätze irgendwo und unbegrenzt, das sehe ich eher nicht. Ich sehe eher, dass man Spezialkräfte zu dem nutzt, wo sie besondere Fähigkeiten bereitstellen können.
Sein militärischer Werdegang (siehe auch den Eintrag bei Wikipedia):
1979 Eintritt in die Bundeswehr an der Raketenschule der Artillerie der Bundeswehr, Geilenkirchen
1980-1983 Studium der Wirtschafts- und Organisationswissenschaften an der Hochschule der Bundeswehr, Hamburg
1983-1984 Teilnahme an verschiedenen Offizierlehrgängen
1984-1986 Zugführer Raketenartilleriebataillon 62, Kellinghusen
1986-1987 Zugführer Begleitbatterie 6, Kellinghusen
1987-1990 Batteriechef 4./Beobachtungsbataillon 63, Itzehoe
1990-1992 S3 Offizier Panzergrenadierbrigade 17, Hamburg
1992 bis 1994 Nationaler Generalstabslehrgang an der Führungsakademie der Bundeswehr, Hamburg
1994 bis 1996 G3 Op, Heeresführungskommando, Koblenz
1996 bis 1997 Lehrgangsteilnehmer am Command an General Staff College, Ft. Leavenworth, Kansas, USA
1997 bis 2000 G3 und Chef des Stabes Panzerbrigade 36, Veitshöchheim
2000 bis 2002 Kommandeur Beobachtungspanzerartilleriebataillon 71, Dülmen
2002 bis 2005 Adjutant beim Inspekteur des Heeres, Bonn
2005 bis 2008 Heeresattaché an der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Washington DC, USA
2009 bis 2010 Referatsleiter im Führungsstab der Streitkräfte Referat FüS III 2, Berlin
(Foto sowie Werdegang: BMVg)