Zur Sicherheit

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Von den Alpen bis zum Hindukusch, von der Kieler Förde bis in den Golf von Aden: Die Kräfte der Bundeswehr sind längst über den halben Globus

Gesamtstaatliche Verpflichtungen

| 6 Lesermeinungen

Wie viele Soldaten sieht das Bundeswehr-Reformmodell 4 vor, das Generalinspekteur Wieker und Verteidigungsminister zu Guttenberg vorgeschlagen haben? In den...

Wie viele Soldaten sieht das Bundeswehr-Reformmodell 4 vor, das Generalinspekteur Wieker und Verteidigungsminister zu Guttenberg vorgeschlagen haben? In den Modellberechnungen kommt die Zahl 163.500 vor, die daher auch immer wieder zitiert wird. Inzwischen haben sowohl Union und FDP, als auch die SPD mehr Soldaten gefordert. 180.000 bis 185.000 gilt als „best guess“ für das Ergebnis.

Aber so groß, wie es zunächst erscheint, ist die Differenz gar nicht. In seiner Ausarbeitung hat Wieker bereits darauf hingewiesen, dass in die 163.500 nicht die Aufgaben einbezogen seien, die sich aus „gesamtstaatlichen Verpflichtungen“ ergeben. Als Beispiel nennt er den parlamentarischen Flugbetrieb und die Sportförderung sowie „ministerielle Aufgaben“. Am Dienstag zählte er auf der Handelsblatt-Konferenz zu den Truppen, die nicht zu den „militärischen Kernfähigkeiten“ gehören, zusätzlich das Wachbataillon und das sozialwissenschaftliche Institut.

Aber klar ist, dass trotz aller Sparzwänge die Kanzlerin auch künftig nicht Linie fliegen wird. Auch künftig werden Staatsgäste nicht zur Musik vom Band durch Reihen von Zinnsoldaten geführt werden. Und auch derEhrgeiz, im sportlichen Weltgefüge mitzuhalten und dafür auch staatlicherseits den Spitzensport zu fördern, wird nicht ganz erlahmen, zumal nicht vor der Fußball-Frauen-WM im eigenen Land nächstes Jahr und schon gar nicht, sollte doch noch München den Zuschlag für die Winterspiele kriegen. 

Das veranlasst uns, einmal über den Daumen zu peilen. Rechnen wir 2000 Uniformierte im Ministerium. Das Wachbataillon hat 1800 Soldaten. In der Sportförderung sind 780 Sportsoldaten, zuzüglich Ausbildern etcetera kann man dem Vernehmen nach gut 1200 Mann und Frau rechnen. Zählen wir all die zu den 163.500 dazu, sind wir schon bald bei 170.000. Und da ist das sozialwissenschaftliche Institut 69noch gar nicht mitgezählt!

Im Ernst – natürlich würde auch bei diesen Posten noch gekürzt, auch wenn sie beibehalten werden. Aber die Überschlagsrechnung zeigt doch, wie sehr die Zahl 163.500 auch darauf angelegt war, einen allgemeinen Schrecken zu erzeugen – und die Sparklammer zu knacken. Denn das Wort von den gesamtstaatlichen Verpflichtungen impliziert ja: Das muss aus einem anderen Topf als dem Einzelplan 14 finanziert werden. Kein schlechter Plan. Auch die Einsätze könnte man ja mit ähnlicher Argumentation aus dem allgemeinen Haushalt finanzieren. Aber diesen Anlauf hat es ja schon früher oft genug gegeben. Geworden ist daraus bislang nichts.

Womit wir uns beiläufig für zwei herbstliche Wochen abmelden.


6 Lesermeinungen

  1. mietsch sagt:

    780 Sportsoldaten sind schon...
    780 Sportsoldaten sind schon fast ein Infanteriebataillon. Wenn Schwerpunktsetzung, dann bitte richtig und das Sportgedöns kommt ins BMI.

  2. Looki sagt:

    Im Prinzip ist es doch wie in...
    Im Prinzip ist es doch wie in der freien Wirtschaft auch – der Overhead ist zu groß. Ihn zu reduzieren ist schwer.

  3. perfekt!57 sagt:

    "Strategie ist bei uns, wenn...
    „Strategie ist bei uns, wenn de Taktik im Vordergrund steht“ – d.h. man wird eher so weiterwursteln, wie bisher. Eben womöglich auch, weil die Alternativen fehlen:
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    Genaugenommen hat man doch den Eindruck, dass es eine zukünftige Bundeswehr der zwei Altersstufen geben wird:
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    Erstens de Jungen/Jungebliebenen in einer Zukuftsarmee tailormade für asymetrische Bedrohungen (weil in der einen Welt Staatskriege nicht eh vorkommen (die Welt hat aus WK I und WK II gelernt: „Erobern und Reparationen fordern“ sind dummes Zeug. Genauso wie leistungsfähigen Facharbeitern die Maschinen demontieren: die muss man damit arbeiten lassen, ihne weltmarktfähige Unternehmer und Vertriebsspezialisten an die Hand geben und wenns am Geld fehlt, sie finanzieren …))
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    Die Welt ist nämlich schlauer, als wir glauben, hat, was Europa angeht, nur eine Sorge: Deutschland könnte in 20 oder 30 Jahren, in relativ historischen Dimensionen also, erneut und wieder aus dem Ruder laufen. Daher und nur deshalb halten sich die Amerikaner ganz dicht an die „Krauts“, müssen dies, aus ihrer (vollkommen richtigen) Sicht, „denn wer dicht dabei ist, den schlägt man weniger leicht, der kommt einem nicht so leicht abhanden“. (Dies ist vor allem die ganz herausragende historische Leistung der Amerikaner: sich wenns Not tut – und es tut leider immer wieder, manchmal täglich neu Not – „bei diesen dummen Krauts“ ggfls. jeden Tag neu um des Friedens mit denen Willens so zu verbiegen, dass „Frieden durch Nähe“ erhalten bleibt – und aus Sicht des Auslands geschieht dies vollkommen wissentlich, nicht zufällig. Nur „doofe Krauts“ würden leugnen. Aber die kennen ja auch die Welt nicht.)
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    Und das die anderen einander überfallen, ist eher so gut wie ausgeschlossen. Nur die Deutschen fangen „Sonderwege“ an, in historischen Dimensionen gesehen immer, und zwar am Ende auch wie immer, ohne das selbst zu merken; eben wenn man sie lässt, so steht auch weiter zu vermuten, denn es ist nichts anderes zu bemerken, for sure „if i put me anglo-saxon hat on“.
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    Und so blieb für das Bündnis in historischen Dimensionen nur die Wahl zwischen Pest und Cholera: entweder hier bleiben, trotz der Kosten – oder in 30 oder 50 Jahren wieder kommen müssen —
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    Wenn Deutschland vor allem eine“asymetrische Eingreiftruppe“ hätte, würde das weit reichen – und beste, weitreichenden politische Folgen haben: Keiner kommt in den nächsten Jahrzenten mit der Panzertruppe uns zu erobern. Machten wir uns wehrloser, wäre das ….

  4. Plindos sagt:

    perfekt!57@: Welchen der...
    perfekt!57@: Welchen der vielen deutschen Sonderwege und Mythen die sich um diese wohlfeile These herum ranken meinen Sie? Meinen Sie vieleicht die westlichen Verbündeten und deren Nationen wären die besseren Menschen, Staatsführer seit mehr als 200 Jahren, gegenüber den Deutschen gewesen? Das es zu der unrühmlichen Hitlerei kam, ist natürlich ein Fiasko wie es schlimmer nicht hätte kommen können. Es gibt daran nichts zu beschönigen. Darüber herrscht sicherlich weite und breite Übereinkunft.
    Was Sie hier aber andeuten ist jedoch nach all den grässlichen Erfahrungen, das der Schoß noch fruchtbar sei etc. Mit anderen Worten: Unsere Nation gehört also gemäss Ihrer Auffassung nach wie vor unter Kuratel gestellt. Machten wir uns wehrloser, wäre das ja……was denn? Der Cauchemar wäre endlich zahnlos und ein für allemal ruhig gestellt? Ist das wirklich das Problem welches sich gegenwärtig in Europa stellt? Da ist der Mantel der Geschichte doch längst darüber hinweggeweht.
    Le cauchemar allemand change au cauchemar du nucléaire et la question écologique. Dies sind essentielle Herausforderungen. Andere sind die gesamtdemographischen Entwicklungen, die Integration von Migranten. Letztere Frage ist ja allenthalben auch bei unseren Nachbarn virulent. Ob wir es wollen oder nicht, es muß ein gesamt-europäischer, verbindlicher geistiger Konsensus, von toleranz geprägt, gefunden werden. Wer hätte vor zwanzig Jahren gedacht, dass sich religiöse Fragen in den Vordergrund schieben könnten? Das Rekurieren nur auf die Aufklärung hin unter Vernachlässigung der Transzendenz, sprich der judäo-christlichen Weltsicht, wird sich sonst noch einmal furchtbar rächen. Der Islam wird sich der nötigen Reform, zumindest in Europa, nicht auf die Dauer verschliessen können. Unsere Kirchen mussten diesen Weg auch gehen.
    Auch wenn das oft behauptet wird: Religion und ernstgemeinte Philosophie sind keine Ideologien, die Nationen und Völker wissen das immer noch sehr wohl. Im Gegensatz zu vielen Intellektuellen und Demagogen.
    Mit begütigend-betulichen Worten, wie sie der Herr BP Wulff gefunden hat ohne näher auf diese Probleme einzugehen, ist dem Dilemma nicht beizukommen. Die tragfähigen Lösungen werden bestimmt gefunden. Das neue, stimmige europäische Sicherheitskonzept hieraus resultierend findet dann auch breite Zustimmung in den Teilnationen, ähnlich wie eine modifizierte europäische Verfassheit, deren Schluß-fassung beileibe noch nicht gefunden ist. Die eigentliche Zieldefinition und die daraus resultierenden Leitlinien, gefunden vor allen Dingen in den Köpfen engagierter Bürger und in den Parlamenten, in den politischen wie militärischen Stäben, müßen erst noch unter den genannten Prämissen neu justiert werden. Ganz gewiss sind dies auch Machtfragen, die mit reinem Machiavellismus und Cliquen- oder Klientele-wirtschaft aber nicht lösbar sind. Wir sind weithin vorausschauend noch nicht am Ende der Geschichte angelangt.

  5. perfekt!57 sagt:

    Danke für den tollen Beitrag...
    Danke für den tollen Beitrag Plindos! Wir stimmen teilweise zu:
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    Erstens sprachen wir von angelsächischen Eliten – und eben gerade nicht Frankreich (und Frankreich wiederum ist nicht Sarkozy! ist viel besser als der (angelsächische Eliten würden wohl denken „zum Glück ist der bloß so ein Kleiner, Machtloser, dass es mit dem am Ende immerhin in keinem Waterloo enden muss; der hat zwar (wer sucht, der findet) napoleonische Züge, aber zum Glück nicht dessen Format“ – oder so. Und „Format“ und „Napoleon“ geht angelsächisch, so wie wir meinen aben auch nicht wirklich wiederspruchsfrei zusammen: es bedurfte am Ende all dessen, was es bedurfte, und zwar genug, leider! – und zweier Inseln))
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    Und zweitens trifft diese Analyse ja vollkommen unsere Meinung, bestätigt uns:
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    „Das neue, stimmige europäische Sicherheitskonzept hieraus resultierend findet dann auch breite Zustimmung in den Teilnationen, ähnlich wie eine modifizierte europäische Verfassheit, deren Schluß-fassung beileibe noch nicht gefunden ist. Die eigentliche Zieldefinition und die daraus resultierenden Leitlinien, gefunden vor allen Dingen in den Köpfen engagierter Bürger und in den Parlamenten, in den politischen wie militärischen Stäben, müßen erst noch unter den genannten Prämissen neu justiert werden.“
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    Da sind wir 100% d’accord. Oder anders, mehr in der Form einer – tendenziell durchaus naiv-bürgerlichen – Mischung aus Ansprache und Aufruf:
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    „“Gesamtstaatliche Verpflichtungen?“ Das wäre was? Doch wohl am Ende nur eines: Selbst auferlegter Zwang: Zu Wahrheit und Staatsräson.
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    Beide Deutsche Staaten wurden bewaffnet, bewaffneten sich, in den 1950ger Jahren wie man weiß, weil zwischen beiden die bekannte Blockgrenze verlief.
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    Zwischen Japan verlief keine Blockgrenze. Daher hatte Japan, ein 120 Millionen Volk und Auch-Exportweltweister, soweit bekannt, seit 1945 keine Armee.
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    „Japan ist ein Staat vor der Ostküste des asiatischen Kontinents.
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    Der viertgrößte Inselstaat der Welt besteht im Kern aus vier Hauptinseln, auf die sich auch die Bevölkerung konzentriert. Mit über 120 Millionen Einwohnern liegt Japan an Platz zehn der bevölkerungsreichsten Länder der Erde.
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    Der Staat Japan ist seit 1947 eine parlamentarische Monarchie, ohne dass die Verfassung jedoch einen Monarchen als Staatsoberhaupt festschreibt. De-facto-Hauptstadt und größte urbane Siedlung Japans ist Tokio.
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    Japan ist ein hoch entwickeltes Industrieland und war viele Jahre die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt hinter den USA. Es ist das einzige nicht westliche Mitglied der Gruppe der Acht. Militärisch ist es seit 1952 mit den USA verbündet.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Japan … wie allgemein bekannt.
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    Mit den Augen von 2010 gesehen wären also inzwischen genaugenommen die ursprünglichen Begründungen für eine Deutsche Bundeswehr entfallen, und es könnte ein friedliches und stabiles Mitteleuropa auch ohne sie geben, rein im Vertrauen auf Verträge und den vorhandenen unbedingten Friedenswillen unserer europäischen Freunde.
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    Hätte es keine Kalten Krieg gegeben und nicht mit Mitteleuropa auf verschiedenen Seiten, Deutschland hätte womöglich bis heute keine Armee, wie man weiß. Und wäre deswegen weder wirtschaftlich, noch was seine Sicherheit angeht, schlechter dran.
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    Man muss nur bereit sein resp. werden, die Tatsachen des Jahres 2010, jung, also, so wie sie heute sind, als real anzuerkennen, leidenschaftslos und nüchtern zuzugeben.
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    Und da scheint festzustehen, dass es oberhalb allen gegenwärtigen, am Ende womöglich bloß zeitgeist-verhaftetem Gerangels um Geld, Posten, Aufgaben und Einflußspähren und von Einzel-, Gruppen und Wirtschaftsinteressen am Ende nur eines gibt, was zählte: Von Parlament und Kanzler/in für Deutschland und mit Notwendigkeit in in Zusammenschau geübte Staatsräson:
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    Ja, Deutschland könnte sehr weitreichend auch ohne Streitkräfte auskommen – von 2010 wirklich vorurteilslos und nüchtern in die Zukunft gesehen, so scheint es denkbar.
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    Und auch dann wäre die nächste Zukunft auch weiter bloß eines: „Transition-peroid, work in progress.“
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    Und man fahre ggfls. jetzt neu hin: Nach Verdun, nach Douaumont, stelle sich genau an die Stelle an der Dr. Kohl und F. Mitterand sich 1984 die Hand gaben, wie bekannt und erinnerlich. Auch wir haben dies dies Jahr schon gemacht – aus dem Wunsch Veränderungsprozessen nachzuspüren, für das Jahr 2010 den genuis loci zu spüren, selber wissen neu zu wollen, eigene Erfahrung erneut diesem einzigartigen Orte abzufühlen, den inneren Stimmen abzulauschen:
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    Es hat sich viel getan – und wenig, zu wenig wird durch diese Gegenwart anscheinend verstanden: Ob die Toten dort heute unsere Bemühungen verstehen würden, sie wollten, oder guthießen?
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    Uns gibt es leider auch weiterhin möglicherweise zu viel Chauvinismus beim Blick nach vorne. Deutschen Chauvinismus und ggfls. deutschen Chauvismus alleine, um uns klar auszudrücken.
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    Unvoreingenommene Inventur per 2010 täte weiter so Not, wie, glauben wir, viele es auch gleich uns konstatieren – und Bekenntnis zur historischen Verantwortung. Und zu der passen, wie ganz sicher feststeht, auch weiter keine „Deutschen Heldentaten“. Schlichte Bescheidenheit käme wahrscheinlich am besten, möchte man auch weiterhin meinen. „Und vielleicht sogar zukünftig auch wieder überwiegend ganz ohne Rock“.“

  6. Perfekt!57
    „Zwischen Japan...

    Perfekt!57
    „Zwischen Japan verlief keine Blockgrenze. Daher hatte Japan, ein 120 Millionen Volk und Auch-Exportweltweister, soweit bekannt, seit 1945 keine Armee.“ Diese, Ihre Aussage ist unzutreffend!
    Zutreffend ist: Japan hatte 2007 mit rund 50 Milliarden US-Dollar den viertgrößten Militäretat (nach den USA, China, und Großbritannien). Die stark pazifistische Grundhaltung der japanischen Gesellschaft nach dem zweiten Weltkrieg hat sich nicht auf die Politik übertragen. Aufgrund der geostrategischen Lage Japans in der Nähe zu Russland und der Volksrepublik China war es nicht möglich, sich in pazifistische Grundhaltungen zu verlieren. Bereits der 1965 veröffentlichte „Three Arrow-Plan“ sah vor, dass sich Japan im Falle eines neuen Korea-Krieges in einem amerikanisch-japanisch- südkoreanisch-taiwanischen Bündnis engagieren würde.
    Schon seit der Antike weiß man: „Si vis pacem, para bellum.“ Und Sie wollen uns nun auf Grundlage unzulänglicher Fakten und nicht nachvollziehbarer Schlussfolgerungen weißmachen, dass die Aufgabe der Wehrhaftigkeit zu größerer Friedfertigkeit unter den Menschen führt. Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!

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