Zur Sicherheit

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Von den Alpen bis zum Hindukusch, von der Kieler Förde bis in den Golf von Aden: Die Kräfte der Bundeswehr sind längst über den halben Globus

Milizen (II)

| 10 Lesermeinungen

Eine Meldung aus der Provinz Kundus: KUNDUZ CITY (PAN): Fifteen people were killed when a fierce gun-battle broke out between militants and tribal militiamen in...

Eine Meldung aus der Provinz Kundus:

KUNDUZ CITY (PAN): Fifteen people were killed when a fierce gun-battle broke out between militants and tribal militiamen in the Qala Zal district of northern Kunduz province, police said on Monday. The clash erupted when a group of insurgents attacked a post of the militiamen late Sunday night in the Antan area, provincial police chief, Abdul Rahman Syedkheli, told Pajhwok Afghan News. Seven militiamen, a police official and seven attackers were killed in the hours-long gun-battle. Two militiamen and one policeman were wounded, according Syedkheli. Thirteen militiamen were manning the post when the attack happened, he said, adding police reached the scene soon after the clash erupted. Taliban spokesman, Zabihullah Mujahid, said the fighters killed eight policemen in the attack. He said they had captured the post and seized weapons and munitions. Last week, four militiamen were killed in a Taliban attack in the Imam Sahib district of the province. Nearly 1,500 tribal militiamen have been hired by the government to protect their areas from Taliban in the province. Local officials say 500 of the 1500 militiamen would soon be absorbed into police force.

Dazu drei Anmerkungen:

Dass die amerikanisch geführte Isaf zunehmend auf Milizen setzt, hat sich – wie schon einmal angemerkt – seit etwa einem Jahr abgezeichnet. Was anfangs noch eher wie ein erratisches Ausprobieren aussah, hat sich inzwischen zu einem Bestandteil der Strategie verfestigt. Das ist zweifellos die Handschrift von General Petraeus, der mit einem ähnlichen Konzept im Irak die Voraussetzungen für den amerikanischen Abzug geschaffen hatte. 1500 Milizmänner in der Provinz Kundus, wie in der PAN-Meldung angegeben, sind eine beachtliche Hausnummer.

Die konkreten militärischen Vorteile, solche Milizen auf der eigenen Seite zu haben, haben die Bundeswehrsoldaten in der Operation „Halmazag“ erfahren. Uns ist das so geschildert worden: Am vierten Tag der Operation seien die sogenannten Abaqis, also örtliche Milizen, die mit Isaf und afghanischen Sicherheitskräften zusammenarbeiten, gemeinsam mit amerikanischen Kräften gekommen, um die Talibankämpfer auf die Stellung der Deutschen zuzutreiben. Am Folgetag sei der Gegner komplett vernichtet gewesen oder ausgewichen – so eine Schilderung nahe am Geschehen. Und diese Unterstützung ist offenbar durchaus nötig gewesen. Denn die Taliban, die zunächst aus den Dörfern ausgewichen waren, hatten den Soldaten drei Tage lang gewaltig Druck gemacht. Es sei „von vorne und hinten gleichzeitig eingeschlagen“. Es hat Luftnahunterstützung durch F-15 und F-16 Kampfflugzeuge gegeben und Artilleriefeuer; dennoch war es die Bodenoperation, die den Kampf um das gute Dutzend Dörfer an der Verbindungsstraße „Little Pluto“ entschieden hat.

Die Kehrseite liegt allerdings auch auf der Hand. Örtliche Milizen bedeuten örtliche Machthaber – eine Stärkung von Kriegsherren. Im besten Fall sind es traditionelle Strukturen, die so befestigt werden, Clanführer, die sich gegen auswärtige „Tschetschenen“ oder „Usbeken“ oder vielleicht auch Talibanführer aus „dem Süden“ oder „Pakistan“ wenden. Mehr Waffen und mehr bewaffnete Gruppierungen werden Afghanistan kaum stabiler machen. Denn auch wenn die Milizionäre wie in obiger Meldung angegeben in die örtliche Polizei aufgenommen werden, werden sie die alte Loyalität kaum abstreifen. In jedem Fall bedeutet dieses Konzept ein weiteres Austrocknen des ohnehin recht dürren demokratischen Strauchwerks am Hindukusch. Die – der Idee nach – in Wahlen legitimierten Institutionen haben immer weniger Zugriff; Kabul ist fern. Vermutlich ist das eine unumgängliche Folge der notwendigen Abkehr von alten Illusionen. Aber man sollte sich darüber auch öffentlich im Klaren sein.


10 Lesermeinungen

  1. LOsmers sagt:

    Im FAZ.NET erschien am 14....
    Im FAZ.NET erschien am 14. November der Bericht „Der Sieg bei Isa Khel“ von Marco Seliger.
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    Mein folgender Kommentar mißfiel offenbar dem F.A.Z.-Zensor – wie auch schon bei früheren meiner Beiträge erschließt es sich mir nicht, was die F.A.Z. bewogen hat, erneut gegen die von ihr doch so hochgehaltenen Prinzipien der Meinungs- und Publikationsfreiheit eklatant zu verstoßen.
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    14. November 2010, 22:40
    Die Überschrift „Der Sieg bei Isa Khel“ klingt zwar arg nach „Landser“-Heftchen, aber mit diesem Bericht ist die F.A.Z. schneller als die Bundeswehr auf ihrer einschlägigen Netzseite und befriedigt ein dringendes Informationsbedürfnis.
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    Diesem ersten kleinen Angriff – das Wort „Offensive“ verbietet sich angesichts des doch sehr bescheidenen und überschaubaren Kräfteansatzes und des außerordentlich begrenzten Ziels – war also Erfolg beschieden.
    (Die deutliche Kritik an den afghanischen „Partnern“ ist allerdings nicht zu überhören – und damit die Zweifel an der Umsetzbarkeit des „Partnering“-Konzepts.)
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    Sicherlich Grund, einige der neu gestifteten „Gefechtsmedaillen“ zu verleihen.
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    Da die Bundeswehr – offenbar erstmalig, mit Erfolg und auch weiterhin („Verfolgung des Gegners“) – zum Angriff übergegangen ist, sollte jedoch auch bedacht werden:
    Wenn diese Operation oder die folgenden deutsche Verluste fordern sollte – was sich niemand wünscht -, verbietet es sich selbstverständlich davon zu sprechen, die Gefallenen oder Verwundeten seien „Opfer“ „hinterhältiger Anschläge“ „feiger Terroristen“ geworden (ich habe immer noch die vor Empörung bebende Stimme des früheren unsäglichen Verteidigungsministers Jung im Ohr).
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    Nein – hier verteidigen sich Angegriffene gegen den u.a. deutschen Angreifer (Synonym frei wählbar).
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    Und noch etwas Skepsis resp. Wasser im Wein – ich zitiere Herrn Erich Kartmann im F.A.Z.-Blog „Zur Sicherheit“ von Stephan Löwenstein:
    „… was hindert die Taliban eigentlich daran, nach Abzug der westlichen Truppen sich das Land zu holen? Sie müssen einfach ein paar Jahre warten. Die Marionettenregierung hält sich dann keine zwei Wochen. Ob dann noch einmal einmarschiert wird, ist sehr zweifelhaft.“

  2. accipiter sagt:

    Ich denke, daß Modelle, wie...
    Ich denke, daß Modelle, wie z.B. Gutes Regieren (wer hat sich das nur ausgedacht?) auf Afghanistan nicht anwendbar sind. Man muß sich von seinen recht anspruchsvollen Zielen verabschieden und sich in der afghanischen Stammes- und Sippenstruktur einrichten, um einen gewissen Erfolg zu haben. Weitere bewaffnete Gruppen sind jedoch in der Tat ein starker Unsicherheitsfaktor. Zumindest für eine Kabuler Zentralregierung. Wenn die Milizen für ihren eigenen Stamm Frieden schaffen kann, ist dies als Gewinn zu betrachten.

  3. Full Circle

    mit der...
    Full Circle
    mit der unheiligen Allianz der USA mit den Milizen fing es im September 2001 an. Schon damals wußten oder vermuteten mindestens ausgebildete Generalstabsoffiziere und die die klugen Köpfe unter den .FAZ-Lesern, daß eine Operation wie die gegen Afganistan einen planerischen Vorlauf braucht, für den mindestens mehrere Monate veranschlagt werden müssen. Der Angriffsbeginn am 7. Oktober – keine vier Wochen nach dem 11. September – läßt zwei Schlüsse zu:
    Entweder waren Stümper am Werk, oder der Angriff war längst beschlossene Sache, und Nine/eleven war lediglich ein willkommener Rechtfestigungsgrund. Wie auch immer: die Fehler wurden am Anfang gemacht, und zwar von den Amerikanern und den hilfswilligen Politikern in der NATO, die Bush „uneingeschränkte Solidarität“ versprachen. Die Einsetzung eines verhaßten und korrupten Premiers, auf dem Petersberg in absentia auf Druck der USA zum vorläufigen Regierungschef bestimmt wurde. Der bedankte sich bei seinen Förderern, indem er alsbald versuchte,die sieben Jahre alten Pipelinepläne der von ihm beratenen Ölfirma UNOCAL zu beleben. Dazu eine 30-köpfige Ministerriege, die als „repräsentativ“ zu bezeichnen eine Beleidigung für jeden anständigen Afghanen war (immnerhin waren zwei Massenmörder dabei). Auf ihrer Agenda stand mit Sicherheit nicht der Aufbau starker zentraler demokratischer Strukturen, sondern die Stärkung des Einflusses der eigenen Stämme. Ein Fehler war auch die Art und Weise des Einsatzes der Luftwaffe und Spezialkräfte bei der Bekämpfung mutmaßlicher Al Qaida- Kämpfer – ohne viel Gespür für die angerichteten Kollateralschäden.
    Ob irgendjemand durchgerechnet hat, was man denn mindestens an eigenen Kräften in einem Land wie Afghanistan braucht, um die Wiederkehr der Taliban zu verhindern?
    Von dem deutschen Feldlager in Kundus konnte ja nicht einmal die Umgebung im Umkreis von fünf km kontrolliert werden.
    Man wünscht diesem geschundenen Land Frieden, Ruhe und Ordnung. Man möchte auch weiterhin Solidarität mit dem Volke von Afghanistan zeigen und es unterstützen, ohne es zu bevormunden und sich dem Verdacht auszusetzen, daß es in Wirklichkeit um den Ausbau eigener Präsenz in der Nähe der strategischen Erdöl- und Erdgaslagerstätten Zentralasiens geht.
    Aber was soll man davon halten, wenn jetzt auf der einen Seite die Anführer der Taliban in den Grenzprovinzen von Pakistan durch Drohnen fast täglich liquidiert werden und ein ISAF-Sprecher für die letzten Monate aufgrund der „Offensiven“ im Süden an die Tausend getötete „Insurgents“ und 336 „Kommandeure“ der Taliban als „killed or captured“ meldet, während gleichzeitig Karsai Geheimgespräche mit eben diesen Taliban-Schurken führt, an denen die ISAF nicht beteiligt wird, die sie aber logistisch unterstützt?
    Und wenn Karsai sich über eine Operation gegen ein Drogenlabor beschwert, weil er darüber nicht vorher informiert wurde, und sein Ernergieminister Ende September
    stolz berichtet, die Sicherheit des gerade beschlossenen Baus einer Pipeline zwischen Turmenistan und Pakistan sei auch in der Provinz Helmand gesichert – durch wen wohl? Ist das eine geplante Doppelstrategie (ISAF zeigt vor dem Abzug noch einmal Stärke und Karsai positioniert sich als künftiger Landesvater aller Afghanen einschließlich der Taliban, der Arbeitsplätze beim Pipeline-Bau schafft? Oder einfach
    nur das chaotische Ende eines schlecht geplanten „Abenteuers“?
    Wie auch immer: die jetzigen Mentoring-Übungen der Deutschen mit den Afghanen werden Episode bleiben. Mit dem Ausgang dieses Konfliktes haben sie nichts zu tun.

  4. hhkfdieter sagt:

    Die Skepsis der Herren Osmers...
    Die Skepsis der Herren Osmers und accipiter erscheint durchaus berechtigt.
    Es ist erfreulich, dass die Bundeswehr aktiv gegen die Taliban vorgeht und verlorengegangenes Terrain zurückgewinnt. Wie heißt es bei Herrn Seliger, F.A.Z. sinngemäß?: Die Bundeswehr kann erfolgreich kämpfen, wenn die deutsche Politik sie lässt.
    Die Phase 3 des NATO-Konzeptes, „Halten“ von gewonnenem Territorium schlecht ausgebildeten Milizen zu überlassen, ist aus der Not wegen nicht verfügbarer deutscher Kampftruppen geboren.
    So wird eher das politisch und moralisch nicht vertretbare Konzept „Declare victory and pull out“ vorbereitet.

  5. Wenn die Taliban strategisch...
    Wenn die Taliban strategisch denken würden, gäben sie für zwei Jahre Ruhe. Obama könnte dies als Sieg verbuchen und würde abziehen. Danach könnten sie dann die Macht übernehmen. Oder glaubt jemand ernsthaft, dass sich Karsai ohne die Okkupationstruppen länger als zwei Wochen halten könnte? Dann nützen auch die Milizen nichts. Es gibt ein Afghanisches Sprichwort: Man einen Afghanen nur mieten, nicht kaufen.

  6. LOsmers sagt:

    Traurige Bundes"wehr" -...
    Traurige Bundes“wehr“ – traurige Marine…
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    Unglaublich! Gerade lese ich – und mir bleibt die Luft weg:
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    Nach dem Unfall auf der „Gorch Fock“, bei dem Anfang November eine Offiziersanwärterin ums Leben kam, wird erstmals in der 52-jährigen Dienstzeit des Segelschulschiffs der laufende Lehrgang an Bord abgegrochen.
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    Die gut 70 Lehrgangsteilnehmer, die in diesen Tagen von Brasilien zu ihrer Ausbildungsfahrt hätten starten sollen, werden nun Anfang kommender Woche die Rückreise antreten.
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    Mit dieser Entscheidung wolle die Marine Rücksicht auf die seelische Verfassung einiger Soldaten nach dem Unfall nehmen, sagte der Sprecher des Flottenkommandos.
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    Erst im September 2011 (!) werde der nächste Jahrgang von Offiziersanwärtern das Schiff übernehmen.
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    Hoffentlich ermöglicht die „seelische Verfassung“ der Offiziersanwärter einen späteren Einsatz im Kriege, im Gefecht.
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    Quelle:
    https://www.welt.de/vermischtes/weltgeschehen/article11040418/Bundeswehr-setzt-Ausbildung-auf-der-Gorch-Fock-aus.html

  7. @Lüder Osmers,
    auffällig ist...

    @Lüder Osmers,
    auffällig ist ja auch, dass in den Gefechtsberichten der Bundeswehr auf Zug-Ebene überwiegend von Portepeeunteroffizieren die Rede ist und Offiziere (Leutnante/Oberleutnante) dieser Führungsebene nicht vorkommen. Traut man denen die Führung eines Zuges unter Gefechtsbedingungen nicht zu? Das würde ja ins Bild passen. Ich teile Ihre Auffassung zum aktuellen Geschehen auf der Gorch Fock. Der höchst bedauerliche Unfalltod einer Kameradin darf nicht zum Abbruch einer Ausbildungsreise führen. Oder hat besonders der Tod einer jungen Frau dazu beigetragen, die seelische Verfassung von Führung und Mannschaft so zu beeinträchtigen, dass die Fortsetzung der Ausbildungsreise unmöglich wird? Aus der israelischen Armee weiß man ja, dass sich Tod und Verwundung von weiblichen Soldaten besonders nachhaltig auf die Psyche der Männer auswirken.

  8. LOsmers sagt:

    @Politikverdruss
    .
    Die ganz...

    @Politikverdruss
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    Die ganz traurige Entscheidung der Marineführung ging mir heute den ganzen Tag im Kopf herum.
    Und dann lese ich im heutigen FAZ.NET:
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    „Als Grund nannte der Sprecher die Behinderungen durch die Ermittlungen nach dem Unfall der 25-Jährigen…“
    .
    Gestern noch wurde vom Sprecher des Flottenkommandos als (wahrer?) Grund für den erstmaligen Abbruch eines Lehrgangs in der 52-jährigen Dienstzeit der „Gorch Fock“ angeführt, mit dieser Entscheidung wolle die Marine Rücksicht auf die seelische Verfassung einiger Soldaten nach dem Unfall nehmen!
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    Hoffentlich ermöglicht die „seelische Verfassung“ der Offizieranwärter einen späteren Einsatz im Kriege, im Gefecht. Und auch ein Vergleich mit der Kriegsmarine der Wehrmacht – horribile dictu – muß erlaubt sein: wie stand es um die „seelische Verfassung“ der Besatzung des Schlachtschiffs „Bismarck“, um die der UBoot-Besatzungen im Zweiten Weltkrieg?!
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    Wie steht es übrigens um die „seelische Verfassung“ der männlichen Kameraden, die ungefragt mit in die Verantwortung genommen werden und nun nach Haus geschickt werden, auf immer mit einem gewissen Makel behaftet? Die wären liebend gern weiter gefahren!
    (Wenn im September 2011[!] der nächste Jahrgang von Offizieranwärtern das Schiff übernehmen wird, ist es für diese Crew zu spät!)
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    Und auch das sei noch angemerkt: Die Inspekteure der Marine waren stets allein vom Habitus und von ihrer äußeren Erscheinung außerordentlich respekteinflößende Persönlichkeiten. Wenn man sich den derzeitigen Inspekteur so ansieht… irgendwie paßt er ins Bild, das die Marine hier abgibt.
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    Schließlich muß eine Bemerkung zum „Gender“-Wahn erlaubt sein:
    Selbstverständlich stellt sich die (politisch nicht korrekte) Frage, was Frauen und Mädchen auf einem Großsegler oder auf Kriegsschiffen der Marine zu suchen haben.
    Ebenso befremdlich finde ich es, daß die Heeres-Kampftruppe der Bundeswehr Frauen in ihren Reihen hat, daß es in der Luftwaffe einen weiblichen Flugzeugführer eines Kampfflugzeuges (inzwischen vielleicht mehrere) gibt etc. pp.
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    Was sind die Konsequenzen, daß wir hier dem „Vorbild“ anderer Armeen folgen? Die U.S.-Amerikaner haben ihre zweifelhaften Erfahrungen gemacht, im Irak zum Beispiel.
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    Ob die Mädchen sich auch an den derzeitigen Angriffen der Bundeswehr in Afghanistan an vorderster Front beteiligen?!
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    (Jetzt noch vom Frauenfußball oder -boxen zu sprechen, würde allerdings wirklich den Rahmen sprengen.)

  9. @Politikverdruss
    Zitat" Traut...

    @Politikverdruss
    Zitat“ Traut man den [Leutnants] die Führung eines Zugs unter Gefechtsbedingungen nicht mehr zu?“
    Die jungen Leutnante befinden sich überwiegend an den Universitäten der Bundeswehr in Hamburg und München, weil anfangs der siebziger Jahre die Bildungsreform in der Bundeswehr begann – mit Regelstudium von drei Jahren für alle Offiziere.
    Es wäre eine dankbare Aufgabe für Herrn Löwenstein, sich einmal bei der Personalabteilung zu erkundigen, wieviel Prozent der jungen Offizieres es in dieser Regelstudienzeit geschafft haben, und wie sich die tagtsächliche Studiendauer tatsächlich entwickelt hat. Andere die FAZ-Leser interessierende Fragen:
    Wie sieht das typische Profil des Berufsoffiziers mit Studium aus? Stimmt es, daß die Bestqualifizierten die Bundeswehr so schnell wie möglich verlassen? Kann ein Studiumabbrecher Berufsoffizier werden? Welchen Stellenwert haben abgeschlossenes Studium und erreichte Note gegenüber den militärischen Beurteilungen?
    Es wäre verhängnisvoll, wenn der Offizier der Bundewehr den Einsatz erst auf der Chef-Ebene kennenlernte.

  10. @Hermann Hagena,
    die Fragen,...

    @Hermann Hagena,
    die Fragen, die Sie aufwerfen, sind höchst bedenkenswert! Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Offiziere an den Bundeswehruniversitäten meines Wissens nach auf Planstellen des Schüleretats geführt werden und deshalb die Planstellen der Kampfeinheiten nicht belasten. Damit dürften die Planstellen für Offiziere einer Kampfeineinheit unter der Voraussetzung besetzbar sein, dass ausreichend Offizier-Anwärter eingestellt worden sind. Da die Bundeswehr bisher immer davon gesprochen hat, dass sie unter den Bewerbern auswählen kann, ist davon auszugehen, dass der Nachwuchs bedarfsgerecht eingestellt worden ist.
    Um so mehr stellt sich die Frage nach den Offizieren auf Zug-Ebene im Kampfeinsatz in Afghanistan. Natürlich hat der junge Leutnant als Zugführer gegenüber dem dienstälteren Portepeeunteroffizier Erfahrungsnachteile. Das war noch nie anders. Kurzsichtig und für das innere Gefüge der Truppe sehr nachteilig wäre es aber, ihn deshalb vom Kampfeinsatz auszuschließen. Man würde den zukünftigen Führungskräften einer Armee ganz wesentliche Führungserfahrungen vorenthalten. Und man stelle sich den kriegsunerfahrenen Kompaniechef im Kriegseinsatz gegenüber seinen kriegserfahrenen Portepeeunteroffizieren vor. Wie soll da ein vertrauensvolles Miteinander entstehen. Wie Sie schon sagen wäre es verhängnisvoll, wenn die Offiziere des Heeres Kampferfahrungen erst auf Kompanieebene sammeln könnten.
    Abschließend will ich betonen, dass ich keine Belege für meine Annahmen habe, dass es aber einfach auffällig ist, wenn in den mittlerweile zahlreichen Berichten und Filmaufnahmen über Afghanistan kaum Leutnante/Oberleutnante als Zugführer vorkommen. Und da mein Vertrauen in die „Kriegstüchtigkeit“ der politischen Akteure des Landes mittlerweile nur noch begrenzt vorhanden ist, schließe ich nicht mehr aus, dass wegen kurzfristiger Vorteile langfristige Nachteile in Kauf genommen werden.

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