Die Amerikaner wollen in Helmand im Süden Afghanistans erstmals Kampfpanzer einsetzen, meldet die „Washington Post„. Symbol der Entschlossenheit oder der Verzeiflung? Jedenfalls wird das zweifellos auch in Deutschland die Diskussion wieder anfachen, den Leo nach Kundus zu verfrachten.
Ist das notwendig oder wenigstens zweckdienlich? Das können sinnvollerweise nur die Einsatzführer beantworten. Dass Minister zu Guttenberg keine falsche Scheu hat, aus politischer Rücksichtnahme schweres Kriegsgerät in den Einsatz zu schicken, hat er inzwischen hinreichend bewiesen.
Vielleicht wird der Isaf-Oberbefehlshaber General Petraeus dazu einen Hinweis geben, wenn er nächste Woche in Berlin ist, wie eine Zeitung bereits publiziert hat. Der General wird nicht nur mit Guttenberg, sondern auch mit den Abgeordneten der zuständigen Bundestagsausschüsse reden. Mal sehen, wie dann die Themenlage aussieht.
Nachtrag: Kollege Wiegold weiß zu berichten, dass die Bundeswehr nicht Leos, sondern zusätzliche Schützenpanzer in den Einsatz schicken wolle. Das ist nicht nur deshalb erforderlich, weil vorerst zwei Gefechtsfahrzeuge in der „Operation Halmazag“ ausgefallen sind. Angesichts der politisch verordneten Obergrenze von 5000 Soldaten ist das vermutlich der insgesamt sinnvollere Weg, um mehr Feuerkraft in den Einsatz zu bringen. Neue Waffensysteme erfordern zusätzliches Personal im Feldlager.
Afghanistan? Waren da nicht...
Afghanistan? Waren da nicht auch schon mal die Russen? Und „wir“ haben deswegen die Olympiade 1980 in Moscow abgesagt?
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Lernen die Amis nix? Lernen wir nix?
Doch, wir, das Volk, schon. …wenn da nicht diese Politiker wären. D.b.d.d.h.k.P.
Die Frage, ob der Einsatz von...
Die Frage, ob der Einsatz von Panzern „notwendig oder wenigstens zweckdienlich“ sei, ist „sinnvollerweise nur die Einheitsführer“ zu beantworten, stellt Stephan Löwenstein heraus. Dazu ist festzustellen: Sie ist bereits beantwortet. Oberst i. G. Rohrschneider, ehemaliger Kommandeur PRT Kundus, hat zum Thema schwere Waffen folgendes gesagt:
„Es ist meine Erfahrung gewesen, daß in jeder Krisensituation ein Mangel an wirksamem Feuer das Kernproblem war. Hier erwies sich der Einsatz des SPz Marder als entscheidend. Durchsetzungsfähigkeit, Wirkung und Schutz waren die Voraussetzungen für den Erfolg, wobei wir die Schützenpanzer mehr wie leichte KPz eingesetzt haben. Nach meiner Bewertung sind KPz durchaus in diesem Szenar vorstellbar, weil überall dort, wo SPz eingesetzt wurden auch KPz ihre Wirkung entfalten können und dazu mit besseren Beobachtungsmöglichkeiten und präziserer Wirkung. Auch darf die psychologische Wirkung von SPZ und KPz nicht unterschätzt werden. Die Bevölkerung nimmt sichtbares militärisches Engagement in der Regel als positives Zeichen von Stärke und Sicherheit wahr. Und auch die afghanischen Sicherheitskräfte, insbesondere die Polizei steigerte ihre Leistung deutlich, wenn solche „Korsettstangen“ alleine nur sichtbar waren.“
Die Frage nach der taktisch-operativen Zweckmäßigkeit des Einsatzes von Kampfpanzern ist von Kommandeuren also längst beantwortet. Es ist der politische Widerstand, der eine angemessene Ausstattung der Truppe in Afghanistan verhindert.
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@Politikverdruss
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Bedenkenswert, was Sie hier über Oberst Rohrschneiders Ausführungen zum Thema „Schwere Waffen“ referieren.
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Nachdenkenswert aber auch die Bilder abgeschossener sowjetrussischer Kampfpanzer in Afghanistan im neuen Peter Scholl-Latour „Das Ende der weißen Weltherrschaft, Teil 1 Nostalgie und Höhenflug, Teil 2 Ohnmacht und Anmaßung“ vor wenigen Tagen nachts (wann sonst?!) im Zweiten Fernsehen.
@LOsmers,
sie wollen...
@LOsmers,
sie wollen russische Kampfpanzer mit deutschen oder amerikanischen vergleichen ? Da sind Lichtjahre dazwischen, übrigens werden sowohl bereits Leopard 2 bei den Kanadiern und in nächster Zeit auch amerikanische M1 im Süden eingesetzt. Fragen sie mal die Kanadier und Dänen, wieviel Pz sie bereits verloren haben – 1. Und der konnte meines Wissens nach wieder repariert werden. Übrigens stammen die Pz aus Deutschland – sie sind nach Kanada vermietet weil die selber keine mehr haben.
Ich verstehe bis heute nicht, wie man den russischen Einmarsch mit dem westlichen vergleichen kann. Nicht nur das Verlustverhältnis von ca. 15.000 Russen in 10 Jahren gegen das westliche von etwas über 2000 in ebenfalls fast 10 Jahren.
Ob man auch im Norden damit wirken kann – k.A. Das Gelände ist schwierig, aber aus Kilometern Entfernung MG-Nester auszuschalten kann hilfreich sein 😉
Kurz zu den amerikanischen M1A1 – die haben im Irakkrieg 2003 ohne Probleme eine für sie überraschend angelegte Panzersperre regelrecht überrollt – das waren auch sowjetische Panzer 😉 Man nennt sie auch die größte Panzerschlacht nach Ende des zweiten Weltkrieges.
Der sowjetische...
Der sowjetische Altmetallschrott ist in der Tat nicht mit den aktuellen Begebenheiten zu vergleichen. Nach bisherigen Berichten haben die Kanadier sehr gute Erfahrungen mit ihren Leos gemacht. Ich denke auch, daß neben dem Marder auch deutsche Leos sinnvoll wären.
@LOsmers:
Wieso bedenklich?...
@LOsmers:
Wieso bedenklich? Kann mal wieder nicht sein, was nicht sein darf? Genau das ist die Haltung, der ein Großteil der Gefallenen in Afghanistan ihr Schicksal zu verdanken hat!
Wie sich inzwischen dank...
Wie sich inzwischen dank unseres VgM herumgesprochen hat, befindet sich die Bundeswehr in Afghanistan in einer Art Krieg. Jedenfalls führen unsere Truppen dort Gefechte oft über mehrere Stunden – mit Verwundeten, manchmal mit Toten. In einer solchen Situation auf ein Waffensystem wie den KPz zu verzichten, ist schlicht unvernünftig. Ich kann Politikverdruss nur beipflichten, dass man auf die Leute vor Ort hören sollte.
Vor wenigen Tagen hatte ich die Gelegenheit, den Ablauf zweier Gefechte dieses Jahres aus dem Mund der dort eingesetzten Führer (KpChef und ZgFhr einer PzGrenKp) vor einem Kreis kompetenter Zuhörer geschildert zu bekommen. Dabei wurde durch einen der Marder-ZgFhr überzeugend dargelegt, wie hilfreich die Unterstützung durch einige wenige KPz für ihn in diesen Gefechten gewesen wäre. Warum macht man es dann nicht?
Natürlich ist der Einsatz eines weiteren Waffensystems mit personellem und logistischem Aufwand verbunden. Wenn dies Blut spart und die Erfolgsaussichten in einer Auseinander erhöht, muss man ihn tragen. Im Frieden mag Effizienz wichtiger sein als Effektivität, in kriegerischen Auseinandersetzungen ist es umgekehrt. Ich bin jedenfalls seit langem der Überzeugung, dass sich dieser Aufwand angesichts des physischen und psychologischen Mehrwerts lohnen würde.
Die militärische Führung hat sich leider im Gestrüpp der bisherigen Argumentation verheddert, weil sie für die politische Ablehnung eines Panzereinsatzes militärische Begründungen geliefert hat. Auch hier sollte jedoch das Motto greifen: Vom Einsatz her denken!
@ronner und @Hekto
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Sie...
@ronner und @Hekto
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Sie scheinen mich mißverstanden zu haben.
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Oberst Rohrschneiders Ausführungen nannte ich im positiven Sinne „bedenkenswert“ (nicht etwa „bedenklich“!)*) und die Bilder aus dem neuen Peter Scholl-Latour „nachdenkenswert“ – bitte oben nachlesen.
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Von einem „Vergleich“ sowjetrussischer Kampfpanzer mit dem deutschen Leopard oder den U.S.-amerikanischen Panzern kein Wort!
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Und ich verwahre mich gegen die Unterstellung, meiner Haltung hätte ein Großteil der Gefallenen in Afghanistan ihr Schicksal zu verdanken.
Aus welcher meiner Äußerungen leiten Sie diese beleidigende Ehrabschneidung ab?
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*) Auch den Beitrag des Generals Ruwe halte ich in diesem positiven Sinne für „bedenkenswert“!
@Politikverdruss: "Die...
@Politikverdruss: „Die Bevölkerung nimmt sichtbares militärisches Engagement in der Regel als positives Zeichen von Stärke und Sicherheit wahr. “
Diese Aussage ist gewagt, wirft man einen Blick auf Umfrageergebnisse ( https://www.icosgroup.net/documents/afghanistan_transition_missing_variables.pdf ) innerhalb der afghanischen Bevölkerung.
Machen wir uns nichts vor. Die Afghanen verstehe wer will. Nicht fragen, Panzer schicken. Und wenn wir als Begründung „politischen Widerstand“ nennen müssen.
@Ingolstaedter...
@Ingolstaedter Geisterfahrer,
einem „politischen Widerstand“ Panzer entgegen zu stellen, hieße „Tiananmen“ zu rechtfertigen. Das ist völlig unmöglich! Politisch wie militärisch.
Doch der Krieg in Afghanistan wird gegenwärtig von der afghanischen Armee und den ISAF-Kräften militärisch geführt und richtet sich gegen fundamentalistische Taliban. Dabei verfügt die Allianz aus Afghanen und ISAF nach einem Jahrzehnt der Eskalation erst sei wenigen Monaten über annähernd hinreichende Kräfte, um auf militärischem Wege eine politische Konfliktlösung zu erleichtern. Für die dazu anstehende militärische Entscheidung kann man nicht stark genug sein, sagt ein alter militärischer Grundsatz. Deshalb halte ich den Einsatz von Kampfpanzern für zweckmäßig. Dies gilt besonders, da die überwiegend verfügbare leichte Infanterie flächendeckend Sicherheit in Afghanistan gewährleisten soll und daher in dieser doch eher stationären Aufgabe in den weiten Afghanistans sehr angreifbar wird. Umso notwendiger sind kampfkräftige bewegliche Reserven, die den eigenen Kräften als „Korsettstange“ dienen und auf feindliche Kräfte abschreckend wirken. Kampfpanzer sind dazu besonders geeignet. Es wäre also töricht, aus politischen Gründen auf ein wirkungsvolles Einsatzmittel zu verzichten.