Ein weiterer Schuss im Scharmützel zwischen Verteidigungs- und Außenministerium über die Formulierung der deutschen Abzugsperspektive aus Afghanistan: Die Verteidiger sehen noch keinen Abzug dieses Jahr. In einem Begleittext des BMVg zu dem sogenannten Fortschrittsbericht der Bundesregierung heißt es:
„Ziel der Bundesregierung ist es, 2011 auch im deutschen Verantwortungsbereich im Norden den Übergabeprozess einzuleiten. Dies wird nicht sofort zu einem Abzug von Soldaten führen, dafür aber eine klare Perspektive ab 2012 eröffnen.“
Das lädt ein zu Kreml-Astrologie: Der Bericht stammt aus dem Dezember. Federführend war das AA, aber der Bericht ist einer der gesamten Regierung. Warum stellt ihn das BMVg jetzt (Freitag, 7.1.) mit dieser Zusammenfassung auf der eigenen Homepage ein? Ist das eine Reaktion auf die jüngste Aussage des Außenministers als FDP-Vorsitzender in Stuttgart?
Wir erinnern uns: Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hatte im Dezember im Bundestag die Zuversicht bekundet, schon Ende dieses Jahres mit einer Reduzierung des deutschen Kontingentes beginnen zu können. Das war in der Regierungserklärung zu dem Fortschrittsbericht. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sprach damals nicht. Aber im Fernsehen hat er das dann fast unumwunden kritisiert und vor einem Abzug „Hals über Kopf“ gewarnt: „Ich kann für mich oder die Bundesregierung nicht verantworten, verbleibende Soldaten zu gefährden, bloß weil man einer gewissen Sache nachkommen will, die man behauptet hat.“ Kanzlerin Angela Merkel lavierte. Wir haben das an anderer Stelle einmal zusammengefasst. Gestern hat dann Westerwelle in seiner Dreikönigsansprache gesagt: „Die Bundesregierung ist zuversichtlich, im Zuge der Übergabe der Sicherheitsverantwortung die Präsenz der Bundeswehr ab Ende 2011 reduzieren zu können, und wird dabei jeden sicherheitspolitisch vertretbaren Spielraum für eine frühestmögliche Reduzierung nutzen, soweit die Lage dies erlaubt und ohne dadurch unsere Truppen oder die Nachhaltigkeit des Übergabeprozesses zu gefährden.“ Wohlgemerkt: „Die Bundesregierung“ – nicht wie noch in der Regierungserklärung „ich“ (obwohl er doch damals als zuständiger Minister gesprochen hatte und jetzt als Parteipolitiker, was eigentlich eine umgekehrte Verteilung der Personalpronomina nahegelegt hätte).
Für die Lage „am Boden“ ist dieses unwürdige Gezerre kaum von Bedeutung. Ganz gewiss könnte man im Dezember 2011 ebensogut oder ebensoschlecht wie im Februar 2012 fünfzig oder hundert Mann aus Mazar herauslösen. Entscheidend sind die Frühjahrskampagnen. Unsere astrologische Vorhersage: In diesem Jahr wird die bislang virtuelle Reserve von 350 Mann aktiviert und zum Jahresende dann – Exit! Exit! – wieder gestrichen.
Man beachte jedenfalls die Sätze, die die zitierte Passage auf der Verteidigungs-Homepage rahmen:
„Die internationale Präsenz in Afghanistan wird sich in den Jahren 2011 bis 2014 also entscheidend verändern. … Afghanistan bleibt für die Staatengemeinschaft aber auch nach dem Abzug ihrer Kampftruppen eine langfristige Aufgabe.“
Eigentlich schulden wir es vor...
Eigentlich schulden wir es vor allem denen, die in Afghanistan ihre Haut zu Markte tragen, klar zu sagen, warum wir dort sind. Dazu gehört nach neun Jahren bewaffneten Konflikts eine Erklärung, wie lange wir noch brauchen, ehe wir bereit sind einzugestehen, daß unsere Ziele – wie ehrenwert sie auch sein mögen – illusorisch sind.
Die Alternative wäre heute wahrscheinlich als zynisch empfundene Rückkehr zum
Ethos des berühmten Gedichts von Tennyson aus dem Krimkrieg 1854:
„The charge of the Light Brigade“ Der Soldat soll gefälligst das Denken den Politikern überlassen (Their’s not to reason why).
‚Forward, the Light Brigade!‘
Was there a man dismay’d?
Not tho‘ the soldiers knew
Some one had blunder’d:
Theirs not to make reply,
Theirs not to reason why,
Theirs but to do and die,
Into the valley of Death
Rode the six hundred.
Heute sind bei dem „great game“ nicht 600 Lanzenreiter, sondern 140 000 NATO-Uniformträger beteiligt. Während diesseits und jenseits die Regierungen, Außen- und Verteidigungsminister noch diverse Reduzierungs- und Abzugsdaten verkünden (die den Autor dieser Zeilen an die Vorlesung von Gdem damaligen Oberst l Dr. Wöhrmann über die Fehlschlüsse der Logik im Herbst 1968 erinnern), schreibt das US Army Corps of Engineers Mitte Dezember die Erweiterung der Infrastruktur von Baghram Air Base nahe Kabul aus, in der dauerhafte und aufwuchsfähige Infrastruktur für eine Garnison von 20 000 gefordert werden (zeitglleich mit Obamas kurze Rede am 16. Dezember über die zu erreichenden „Core goals“) – eine Sammlung von mehr oder weniger inhaltslosen Phrasen, die auch durch reichlich verwendete Allitterationen seiner Redenschreiber nicht überzeugender werden („disrupt, dismantle, and defeat al-Qaeda“ die als „ruthless and resilient“ bezeichnet werden. Ein Schelm, wer da einen Widerspruch sieht.
Und unsere oberste Feldherrin im Verteidigungsfall am Hindukush? (oder ist die politisch korrekte Bezeichnung Feldfrau?)? Sie meint es natürlich gut mit ihren Soldaten, keine Frage. Aber ob sie sich jemals bereit sein wird, auch Soldaten früherer Kriege wie den Jagdflieger Werner Mölders zu rehabilitieren, die tapfere und moralisch integre Soldaten waren und heute als Berufskiller diffamiert werden?
Es zeigt sich das grundlegende...
Es zeigt sich das grundlegende Versäumnis des Bündnisses und der deutschen politischen sowie militärischen Führung: „Wer reingeht, muß zu diesem Zeitpunkt schon einen Plan haben, wie er wieder rauskommt.“ oder, etwas gepflegter: „Wer reingeht in einen Konflikt, muß auch ein Ausstiegsszenario haben.“
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@ Herr General Dr. Hagena: „Feldherr“ -> also vielleicht doch eher „Felddame“?
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Sind Sie gegenüber der jetzigen Regierung in Sachen Rehabilitierung Oberst Mölders‘ (und Rücknahme der zutiefst beleidigenden Behandlung der Soldaten des Jagdgeschwaders 74 „Mölders“) aktiv geworden?
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Auf jeden Fall: Chapeau ob Ihrer Beharrlichkeit, auch auf diesem Forum immer wieder auf die Schäbigkeit der seinerzeitigen politischen und militärischen Führung hinzuweisen – und auf die unsägliche Gutachtenpraxis des Militärgeschichtlichen Forschungsamts.
@LOsmers:
Vielen Dank für...
@LOsmers:
Vielen Dank für Ihren Kommentar. Er gibt mir Gelegenheit, einen Punkt zur Begründung eines Abbruchs des Afghanistanunternehmens nachzutragen:
Der kanadische General Rick Hillier, 2004 Oberkommandierender der NATO-Truppen in Afghanistan und von 2005 bis 2008 Oberkommandierender der kanadischen Streitkräfte, hat 2009 ein Buch veröffentlicht „A Soldier First“. Sein Fazit: Als die NATO 2003 die Verantwortung für Afghanistan übernahm, hatte sie keine Strategie und keine klare Vorstellung über ihre Ziele. Ihre Leistungen (performance) seien „abysmal“ (was man mit boden- oder hoffnungslos übersetzen kann; vom griechischen „byssos“ der Boden) gewesen Die Lage hätte sich seit dieser Zeit nicht verändert. Die NATO befinde sich auf einem Weg, der einen guten Teil ihrer Glaubwürdigkeit zerstört hätte. Sein vernichtendes Urteil: NATO – ein verwesender Leichnam („Afghanistan has revealed that NATO has reached the stage where it is a corpse decomposing.”)
Was Ihre Frage an mich nach der Haltung der derzeitigen Regierung zu Mölders angehtund unseren Aktivitäten angeht: Die Möldersfreunde sind Realisten. Angesichts der gegenwärtigen Struktur- und Finanzlage hat die politische und militärische Führung der Bundeswehr im Augenblick Wichtigeres zu tun als die unsägliche Art und Weise zu korrigieren, mit der die 1997 für den Bundestagsbeschluß Verantwortlichen Struck, J. Fischer und Gysi) Mölders und allen Angehörigen der Legion Condor die Ehre genommen haben.
Die Bundeskanzlerin hat noch zu Zeiten der schwarz-roten Koalition (in der Peter Struck einflußreicher Franktionsvorsitzender war) erklären lassen, sie halte das Aufgreifen der Mölders-Frage nicht für „opportun“. Generalinspekteur Schneiderhahn hat verdienstvollerweise etwas später angeordnet, das sogenannte Mölders-Gutachten von der Web-Seite des MGFA zu entfernen und dadurch zu erkennen gegeben, wie er dessen wissenschaftliche Qualität heute beurteilt. Der neue Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Aarne Kreuzinger-Janik, hat im Mai letzten Jahres anläßlich der Eröffnung eines historischen Seminars der Luftwaffe in Potsdam den neuen Minister zu Guttenberg zitiert. Der hatte wenige Tage vorher in einer Rede vor der Führungsakademie zur Tradition sinngemäß ausgeführt hatte: Wir alle stehen auf den manchmal gebeugten Schultern unserer Vorfahren. Ausgewählte Angehörige der ehemaligen Wehrmacht hatte er dabei ausdrücklich einbezogen, wenn er auch Mölders nicht ausdrücklich erwähnt hat. Meine Vermutung: Karl-Theodor zu Guttenberg wird sich ein persönliches Bild verschaffen und dann auch den Mut haben, den sein Vorgänger Jung aus zu respektierenden Gründen nicht hatte (Rolle von Struck in der schwarz-roten Koalition). – Die Zeitschrift „Das Parlament“ hält Mölders für rehabilitiert, und den bei dem Bundestagspräsidenten von Ulla Jelpke MdB (Linke) eingelegten Protest dagegen hat der Ältestenrat wohl nicht für stichhaltig gehalten (die Verhandlungen des Ältestenrates sind nicht öffentlich). Die US-Zeitschrift „Global War Studies“ hat vor einem Jahr in einem längeren Beitrag „German Military Tradition and the Mölders Case“ ( GWS 7/1 s. 6 ff.))die beiden seit der Entnamung des Mölders-Geschwaders veröffentlichten Bücher ausführlich besprochen und damit erstmalig eine Entgegnung eines Mitarbeiters des MGFA provoziert (Bernd Lemke, Moral Micrology). Dr. Lemke übt zwar leise Kritik an dem Gutachten seines MGFA-Kollegen Schmidt, dessen Belege er nicht immer für „überzeugend“ hält. Aber die detaillierte Widerlegung der unbelegten Behauptungen des Gutachtens ist für Lemke teils trivial, teils irrelevant. Mikrologie eben.
Für seine habilitierte MGFA-Kollegin Loretana de Libero (in: Die alten Helden haben ausgedient“, Zeitzeichen 1/11) gehört Mölders zu den vielen Helden, die der Bundeswehr auf der Suche nach einer zeitgemäßen Tradition abhanden gekommen sind. Mit Recht, wie die 1965 geborene Wissenschaftlerin weiß, haben doch ehemalige Wehrmachtsangehörige in die Bundeswehr, in der Gründungszeit ein überholtes Soldatentum in die „Liegenschaften“ hineingetragen, „das auf die Ebene der technischen Effizienz bar jeder ethisch-moralischen Bindung reduziert war“. Die Liste derartig qualifizierter Äußerungen aus dem MGFA ließe sich verlängern, aber es besteht die begründete Hoffnung, daß sich die Leitung des MGFA selbst äußert oder vom Minister zur Stellungnahme aufgefordert wird.
Für alle die, die glauben, dies alles habe nichts mit Afghanistan zu tun: ich meine doch. Die Art, wie ein Land mit seinen toten Soldaten umgeht, sagt viel aus über ihre Wertschätzung der Lebenden. So gnadenlos, wie Gysi, Struck, Fischer und Co. über Mölders und die Männer der Legion Condor den Stab gebrochen haben, werden sie in einer rot-roten Regierung auch über Offiziere wie Oberst Klein urteilen. „Freiwillig“ an einem völkerrechtswidrigen Konflikt teilgenommen? In einer „Wertegemeinschaft“ mit den USA? Thema durch. Allenfalls kommt sein christlicher Glaube bei der Beurteilung seiner „Kriegsverbrechen“ noch erschwerend dazu – wie schon im Gutachten über Mölders nachzulesen
Struck, der einzige, der sowohl bei dem Grundsatzbeschluß als auch bei dessen später „Umsetzung“ 2005 (!) dabei war, bekennt sich noch heute unbeirrt in seinen 2010 erschienenen Parlamentserinnerungen „So läuft das“ stolz zu seinem unsäglichen Wirken in den Fällen Mölders und Günzel.
So hört sich das auf S. 122 in holperigem Deutsch an: „Der Fliegereinheit der Wehrmacht [gemeint ist der Großverband Legion Condor“] hatte sich 1937 mit der grausamen Bombardierung von Guernica während des Spanischen Bürgerkrieges ein schreckliches Denkmal gesetzt. Dieser Eliteeinheit der Luftwaffe gehörte auch der bei der Luftwaffe immer noch als Legende verehrte Oberst Werner Mölders an…Die Anhänger des Wehrmachtfliegers konnten nachweisen, dass Mölders selbst an der Bombardierung gar nicht beteiligt gewesen war. Das Militärgeschichtliche Forschungsamt konnte umgekehrt belegen, dass die Luftwaffenlegende sehr wohl an anderen umstrittenen Bombardierungen beteiligt gewesen war.“
Den letzten Satz kann man beim besten Willen und bei aller auch für ehemalige Soldaten gebotenen Zurückhaltung als nicht anderes als eine glatte Unwahrheit bezeichnen. Zudem verrät schon der erste Satz vermutlich ungewollt die Methode, nach der die Dinge unter Struck „liefen“: Erst wird unter strengster Geheimhaltung der Guernica-Beschluß des Bundestages umgesetzt, bei Nacht und Nebel der Name „Mölders“ aberkannt und das von Bundespräsident Heinemann verliehene Fahnenband entsorgt. Dann wird es den Anhängern von Mölders anheim gestellt nachzuweisen, daß dieser erst ein Jahr nach dem Angriff auf Guernica zur Legion Condor versetzt wurde. Und nachdem dieser Nachweis erbracht wurde, wird schnell zur nachträglichen Begründung eine unwahre Behauptung nachgereicht, deren Unrichtigkeit wiederum von den Anhängern von Mölders zu beweisen ist. Juristen nennen das systematische Umkehrung der Beweislast. in einem Rechtsstaat, zu dem sich Herr Struck ja bekennt, unüblich und im Strafverfahren unzulässig. Denn: Bis zum Nachweis seiner Schuld wird vermutet, daß der wegen einer strafbaren Handlung Angeklagte unschuldig ist. Die Kenntnis des § 6 Abs. der Konvention zum Schutz der Menschenrechte von 1950 (1952 im BGBl. veröffentlicht) darf man bei Dr. Peter Struck wohl voraussetzen.
Die Methode von „So läuft das“ faßt man im Englischen zusammen mit „Don’t bother me with facts, I have made up my mind.“ Der Römer Iuvenal formulierte eleganter mit der ihm eigenen Prägnanz: „Sic volo, sic iubeo. Stat pro ratione voluntas“.[frei übersetzt: ich mache, was ich will, und halte mich nicht mit Begründungen auf.]
Kritische Beiträge zu seiner Entscheidung nach der Methode „So läuft das“ wischt Struck beiseite als „dumpf-reaktionär“ oder „wildeste Beschimpfungen“. Sie kommen für ihn nicht aus der (aktiven) Bundeswehr selbst, sondern „vor allem aus der Möldersvereinigung, einem Traditionsverein“. Der guten Ordnung wegen sei Struck berichtigt: Nachdem die Entscheidung gefallen ist, hat die Möldersvereinigung e.V. (deren stellv. Vorsitzender der jeweilige Geschwaderkommodore ist) sich jeglicher Kritik an der politischen Führung enthalten. Ihr Ziel bezogen auf die Tradition ist es, entsprechend den Traditionsrichtlinien Ziff. 1 die Generationen der Aktiven und Ehemaligen mit einander zu verbinden und so eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft zu schlagen. Dazu gehören selbstverständlich eine kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, allerdings keine pauschalen Vorverurteilungen.
@ General Dr. Hagena:
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Dank...
@ General Dr. Hagena:
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Dank für Ihre ausführliche erhellende Zusammenfassung und für den aktuellen Stand in Sachen Mölders (der ja durchaus auch positive Perspektiven für die Zukunft möglich erschein läßt).
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Ihr Hinweis darauf, daß ein Umgang, wie er dem Oberst Mölders von den Nachgeborenen zuteil wurde, auch aktuell im Einsatz befindlichen Soldaten beschieden sein kann, wenn das politische Umfeld sich geändert hat, kann nur unterstrichen werden.
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Sie werden wissen, in welch prominenter Gesellschaft Sie sich mit Ihrem Satz „Die Art, wie ein Land mit seinen toten Soldaten umgeht, sagt viel aus über ihre Wertschätzung der Lebenden.“ befinden:
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„Die Kulturhöhe eines Volkes erkennt man daran, wie es mit seinen Soldaten und Gefallenen umgeht.“ (Themistokles)
sowie, darauf fußend, und auf die Wehrmacht bezogen:
„Man erkennt den Charakter eines Volkes auch daran, wie es nach einem verlorenen Krieg mit seinen Soldaten umgeht.“ (General Charles de Gaulle)
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Nach einem „verlorenen“ Krieg: Nun droht der Bundeswehr, die ja jeden Traditionsbezug zur Wehrmacht vehement von sich weist (und sich nota bene als einzige Streitkraft des Bündnisses – anmaßend – in dieser Hinsicht selbst genügen will), daß sie ihre Tradition im ersten ernsthaften Einsatz mit einer Niederlage wird begründen müssen, der in Afghanistan nämlich.
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Die Auswirkungen auf das innere Gefüge der Bundeswehr liegen nahe.
@LOsmers
Ranke und de Gaulle...
@LOsmers
Ranke und de Gaulle waren mir als potentielle Quellen bekannt, aber daß wahrscheinlich beide auf Themistokles zurückgehen, war mir, wiewohl Absolvent eines humanistischen Gymnasiums, bilang – ich muß es zu meiner Schande gestehen – nicht bekannt. Ich revanchiere mich für die Erweiterung meines Wissens mit der Abwandlung einer Benerkung von Wagner aus dem Osterspaziergang von Goethe:
Mit Euch, Herr Osmers, zu parlieren,
ist ehrenvoll und bringt Gewinn.
Lassen Sie uns hoffen, daß die Bezüge zwischen der Pflege einer vernünftigen Tradition einschließlich der Erinnerung an vorbildliche Soldaten und dem Problem der Nachwuchsgewinnung in einer Freiwilligenarmee auch den Verantwortlichen einleuchten
Als „Rat Race“ bezeichnet...
Als „Rat Race“ bezeichnet man eine „selbstzerstörerische Zielerreichung“. Und in der Tat erinnert der dauernde politische Streit zwischen den Koalitionspartnern der Bundesregierung ein wenig daran. Angeblich hat man sich jetzt in puncto Abzugsdatum auf die Kompromissformel geeinigt: „Ende 2011, wenn es die Lage gestattet“. Ein ehrgeiziges „Aussteiger-Programm“, das erneut nur innenpolitisch motiviert ist .Vergessen sind die hehren Ziele, die einst Josef Fischer vor großer Kulisse großspurig proklamierte. Nun will man nur noch „raus „ aus Afghanistan und bezeichnet dies als Übergabe in „Verantwortung“. So, als ließe sich diese „Flucht aus der Verantwortung“ verbal kaschieren und vor der Öffentlichkeit verbergen. Was ist geblieben von der Verteidigung der Freiheit der Deutschen am Hindukusch? Der gescheiterte Versuch der Zivilmacht Deutschland, Soldaten in einem Krieg zu führen, den man nicht wahrhaben wollte. Und nun will man ihn nur noch beenden. Nicht schnell, dafür aber „gesichtswahrend“ und damit wieder zu Lasten der Soldaten. So gehen wir mit unseren Soldaten um.
So kann es gehen, wenn man den...
So kann es gehen, wenn man den richtigen Zeitpunkt verpasst hat. S. auch unteri Thukydides „Der Peloponnesische Krieg“.
https://de.wikipedia.org/wiki/Nikias
Tut mir wirklich leid, aber...
Tut mir wirklich leid, aber dass irgendeiner der heute in Afghanistan Dienst schiebenden Militärs seinen Beruf gewählt hat, weil er das Vaterland gegen äußere Bedrohungen verteidigen will, kann ich einfach nicht glauben. Und wer sich so einen Job wählt ist wirklich selber schuld.
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Ausschlaggebend waren doch in den meisten Fällen ganz andere Motive (sicherer Job, Alkohol, Traditionspflege, Umgang mit Technik…), welche zu verschweigen auch nicht weniger verlogen ist als die Art, wie Politiker ihre Entscheidungen fällen.
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Wem am Kriegführen Spaß haben will, muß Politiker oder Journalist werden. Dann kann er nach Herzenslust die Kriege herbeischreiben und herbeientscheiden, welche dann andere ausbaden müssen. Das war schon im Krimkrieg so, allerdings mit einem großen Unterschied: Heute, wo jeder Dorfbub unbeschränkten Zugang zu allen Zeitungen hat, gibt es in Di schlichtweg niemanden mehr, der glaubhaft behaupten kann, „betrogen“ worden zu sein.
@Plindos: danke für den...
@Plindos: danke für den Hinweis auf Thukydides. Da zur Zeit mein Fernseher bzw. das Satelliten-Übertragungsmodul kaput ist, finde ich wieder mehr Zeit ihn zu Lesen. Seine Lektüre ist reichlich Entschädigung für lange Jahre der Beschäftigung mit den Verba auf -mi und anderen eher öden Zeitvertreib in einem humanistischen Gymnasium. Ob man allerdings in Afghanistan den richtigen Zeitpunkt verpaßt hat? Auf hupbonn@aol.com kann man einen Vortrag anfordern Afghanistan – ein sinnloser Krieg?. Dem ist der Satz vorangestellt: quod ab initio vitiosum est, non potest convalescere tractu temporis. Was von anfang an falsch ist, wird auch im Zeitablauf nicht besser. Thukydides ist zeitlos, wenn er über die Tapferkeit der Athener spricht: sie suchen das Glück in der Freiheit, die Freiheit aber in der Tapferkeit. Sie stürzen sich nicht blind in jede Art von Gefahr – aber sie gehen ihr auch nicht aus dem Wege, wenn es denn nicht anders geht. Sie wagen den Kampf erst dann, wenn sie sorgfältig das Für und Wider abgewogen haben.
Aber alle die, die wie Lafontaine und seine linken Nachbeter die Tapferkeit als „Sekundärtugend“ bezeichnen, mit der man auch ein KZ betreiben kann, haben vermutlich Thukydides nicht gelesen.
@ HansMeier555: Sie widersprechen sich (zum Glück) selbst, wenn sie nicht glauben können, daß „irgendeiner“ Soldat geworden ist, weil er (auch) bereit ist, einen Beitrag zur Verteidigung seines Vaterlandes (oder allgemein des Lebens in Frieden und Freiheit) zu leisten. In Ihrem zweiten Absatz nennen sie dann die Motive, die „in den meisten Fällen“ ausschlaggebend gewesen sein sollen.
Für jedes dieser Motive lassen sich Beispiele finden. Aber die Mehrheit der heutigen Bundeswehrsoldaten als dumpf-reaktionäre Wehrmachtsapologeten zu bezeichnen, die nur wegen der sicheren Staatsknete und der Möglichkeit, sich im Kreis gleichgesinner oder -veranlagter möglichst oft vollaufen zu lassen, ist schäbig.
Und wenn er für aseine Bewerbung bei der Bundeswehr tatsächlich kein anderes Motiv hätte als Begeisterung für Spitzentechnik und den Wunsch nach einem sicheren Arbeitsplatz, darf dann sein Dienstherr mit ihm machen was er will? Das glauben Sie doch wohl selbst nicht.
Meine Einlassung bezog sich...
Meine Einlassung bezog sich nicht auf die Motivation der Soldaten samt ihren Offizieren in Bezug auf den Afghanistan-Konflikt, sondern reineweg auf die Politik, die Deutschland mit in diesen Schlamassel (der jetzt höheren Orts sogar Krieg genannt wird) gezogen hatte. Genau genommen ist dieser Konflikt eher eine internationale Polizeiintervention mit Expeditionscharakter. Der sog. Mahdiaufstand im Sudan 1888-1891 hatte da schon eine andere Dimension.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mahdi-Aufstand
Den Soldatenstand halte ich persönlich, als Ungedienter (war kein Verweigerer), für einen ehrenwerten Beruf, zumal in einer Welt die nicht unbedingt von globalen Friedensgarantien geprägt ist. Vom gegenwärtigen innereuropäischen Zustand einmal abgesehen.
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HermannHagena@: Den Thukydides zu lesen ist nicht minder spannend und beklemmend lehrreich, als die Lektüre des Plutarch. Dass Sie ein humanistisches Gymnasium besuchen konnten, durften, würde ich an Ihrer Stelle als einen Vorzug ansehen. Ein nicht unerheblicher Teil der deutschen Offiziere in Gegenwart und Vergangenheit hatten diese Bildungseinrichtung durchlaufen.