Zur Sicherheit

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Von den Alpen bis zum Hindukusch, von der Kieler Förde bis in den Golf von Aden: Die Kräfte der Bundeswehr sind längst über den halben Globus

Fußnoten (II)

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Die Deutsche Presse-Agentur hat eine Dokumentation der Aussagen von Dr. a.D. Guttenberg über seine Dissertation zusammengestellt. Man lese selbst:...

Die Deutsche Presse-Agentur hat eine Dokumentation der Aussagen von Dr. a.D. Guttenberg über seine Dissertation zusammengestellt. Man lese selbst:

SCHRIFTLICHE ERKLÄRUNG AM MITTWOCH, 16. FEBRUAR: „Der Vorwurf, meine Doktorarbeit sei ein Plagiat, ist abstrus. Ich bin gerne bereit zu prüfen, ob bei über 1200 Fußnoten und 475 Seiten vereinzelt Fußnoten nicht oder nicht korrekt gesetzt sein sollten und würde dies bei einer Neuauflage berücksichtigen. Und sollte jemand auf die Idee kommen zu behaupten, Mitarbeiter meiner Büros hätten an der wissenschaftlichen Erarbeitung meiner Dissertation mitgewirkt, stelle ich fest: Dies trifft nicht zu. Die Anfertigung dieser Arbeit war meine eigene Leistung.“
MÜNDLICHE ERKLÄRUNG AM FREITAG, 18. FEBRUAR: „Für diese Stellungnahme bedurfte es keiner Aufforderung und sie gab es auch nicht. Meine von mir verfasste Dissertation ist kein Plagiat, und den Vorwurf weise ich mit allem Nachdruck von mir. Sie ist über etwa sieben Jahre neben meiner Berufs- und Abgeordnetentätigkeit als junger Familienvater in mühevoller Kleinstarbeit entstanden und sie enthält fraglos Fehler. Und über jeden einzelnen dieser Fehler bin ich selbst am unglücklichsten.
Es wurde allerdings zu keinem Zeitpunkt bewusst getäuscht oder bewusst die Urheberschaft nicht kenntlich gemacht. Sollte sich jemand hierdurch oder durch inkorrektes Setzen und Zitieren oder versäumtes Setzen von Fußnoten bei insgesamt 1300 Fußnoten und 475 Seiten verletzt fühlen, so tut mir das aufrichtig leid. Die eingehende Prüfung und Gewichtung dieser Fehler obliegt jetzt der Universität Bayreuth.
Ich werde selbstverständlich aktiv mithelfen festzustellen, inwiefern darin ein wissenschaftliches, ich betone: ein wissenschaftliches Fehlverhalten liegen könnte. Und ich werde gerne bis zum Ergebnis dieser Prüfung vorübergehend, ich betone: vorübergehend, auf das Führen des Titels verzichten, allerdings nur bis dahin, anschließend würde ich ihn wieder führen.
Ich werde mir keine anderen Maßstäbe anlegen, als ich bei anderen angesetzt hätte. Jede weitere Kommunikation über das Thema werde ich von nun an ausschließlich mit der Universität Bayreuth führen. Die Menschen in diesem Land erwarten, dass ich mich um das fordernde Amt des Verteidigungsministers mit voller Kraft kümmere und das kann ich auch. Wir stehen vor einer historischen Bundeswehrreform. Und ich trage die Verantwortung für die Soldaten im Einsatz, wie ein Ereignis an dem heutigen Tag einmal mehr auf bittere Weise zeigt.“
REDE BEI EINER CDU-VERANSTALTUNG IM HESSISCHEN KELKHEIM AM MONTAG, 21. FEBRUAR: „Meine Damen und Herren, es hat ja so ein bisschen gemunkelt an der einen oder anderen Ecke: Kommt er denn überhaupt, drückt er sich? Soweit kommt es noch, meine Damen und Herren, dass man sich nach einem solchen Sturm drücken würde. Soweit kommt’s noch. Und hier oben steht zu Ihrer aller Versicherung auch das Original und nicht das Plagiat (…).
Mir ist in diesen Tagen auch einfach nochmal wichtig zu sagen, dass ich nicht als Selbstverteidigungsminister gekommen bin (…), sondern als Bundesminister der Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland, als Freund, als Nachbar (…) und insbesondere als einer, der in diesen Tagen auch deutlich macht, dass eine oberfränkische Wettertanne solche Stürme nicht umhaut.
(…) Da verlässt man nicht irgendwelche Schiffe, sondern da bleibt man an Deck und hält die Dinge entsprechend durch und wenn es gelegentlich etwas absurd wird, dann hält man die Dinge auch einfach aus. Auch das ist, glaube ich, eine Erwartungshaltung, die Sie an jemanden haben, der in Verantwortung steht. Und so soll’s auch sein.
Ich möchte das Thema gerne aufgreifen, weil es dieser Tage doch sehr, sehr interessiert, und ich weiß, dass man auch den Anspruch hat, dass jemand, der sich in die Öffentlichkeit begibt, dann auch in der Öffentlichkeit zu gewissen Dingen Stellung nimmt.
Und ich mache das mit großer Freude und von Herzen gerne vor Ihnen heute Abend – und nicht alleine vor der Hauptstadtpresse in Berlin.
Sondern bewusst und gerne vor Ihnen, weil dieser Bezugspunkt glaube ich einer ist, der deutlich macht, dass uns die Öffentlichkeit als Öffentlichkeit wichtig ist. Und dass Sie erfahren können aus erstem Munde, was mir am Herzen liegt und in meinen Augen mitteilenswert ist und Sie nicht erst wieder durch Kommentierung letztlich erreicht.
(…) Ich habe – in der wenn man so will „Affäre“ um Plagiat: ja oder nein – an diesem (…) besonders gemütlichen Wochenende mir auch die Zeit nehmen dürfen, nicht das zu lesen und anzusehen, was da alles so geschrieben wurde und gesendet wurde, sondern mich auch noch einmal mit meiner Doktorarbeit zu beschäftigen. Ich glaube, dass war auch geboten und richtig, das zu tun. Und nach dieser Beschäftigung, meine Damen und Herren, habe ich auch festgestellt, wie richtig es war, dass ich am Freitag gesagt habe, dass ich den Doktortitel nicht führen werde.
Ich sage das ganz bewusst, weil ich am Wochenende, auch nachdem ich diese Arbeit noch einmal intensiv angesehen habe, feststellen musste, dass ich gravierende Fehler gemacht habe. Gravierende Fehler, die den wissenschaftlichen Kodex, den man so ansetzt, nicht erfüllen.
Ich habe diese Fehler nicht bewusst gemacht, ich habe auch nicht bewusst oder absichtlich in irgendeiner Form getäuscht und musste mich natürlich auch selbst fragen, meine Damen und Herren, wie konnte das geschehen? Und wie konnte das passieren? Und so ist es, nach einem Blick, den man zurückwirft, dass man feststellt, man hat sechs, sieben Jahre an einer solchen Arbeit geschrieben und hat in diesen sechs, sieben Jahren möglicherweise an der ein oder anderen Stelle, an der ein oder anderen Stelle auch zu viel, auch teilweise den Überblick über die Quellen verloren.
Das ist eine Feststellung, die darf man treffen, und die muss man treffen. Und dann gibt es ganz besonders peinliche Beispiele dabei, etwa dass die Frankfurter Allgemeine so prominent in der Einleitung einer Doktorarbeit erscheint, das ist im Umfeld von Frankfurt natürlich eher schmeichelhaft, meine Damen und Herren, aber es ist weniger schmeichelhaft in einer Doktorarbeit.
Und das sind selbstverständlich Fehler. Und ich bin selbst auch ein Mensch mit Fehlern und Schwächen. Und deswegen stehe ich auch zu diesen Fehlern. Und zwar öffentlich zu diesen Fehlern, meine Damen und Herren. Und ich bin auch ganz gerne bereit, dies in die hier stehenden Kameras zu sagen, die ja de facto heute hier wegen einer Kommunalwahl gekommen sind.
Und ich sage ebenso und mit der notwendigen (…) und mir in diesen Tagen gerne abgesprochenen Demut (…), dass ich mich von Herzen bei all jenen entschuldige, die ich mit Blick auf die Bearbeitung dieser Doktorarbeit verletzt habe. Das ist eine Entschuldigung, die von Herzen kommt und die als solche auch zu sehen ist. (…) Die Entscheidung, meinen Doktortitel nicht zu führen, schmerzt, insbesondere wenn man sechs, sieben Jahre seines Lebens daran gearbeitet hat und insbesondere wenn man weiß, was die Familie da auch durchgemacht hat. Ich kann auch eines sagen: Ich habe diese Arbeit selber geschrieben, weil ich stehe auch zu dem Blödsinn, den ich da geschrieben habe. Ich habe sie selber geschrieben. (…) Von daher ist das eine schmerzliche Entscheidung. Aber es ist eine wichtige Entscheidung, weil es auch gleichzeitig darum geht, dass man auch bereits eingetretenen Schaden, etwa für eine Universität, eingetretenen Schaden beim honorigen, hochgeschätzten Doktorvater, beim Zweitkorrektor zu begrenzen weiß. (…) Dass wir am vergangenen Freitag in der Bundesrepublik, wenn man den Fernseher eingeschaltet hatte oder wenn man sich am nächsten Tag die gesamte Medienlandschaft in diesem Land angesehen hat, den Hauptaugenmerk mit Sondersendungen und allem Pipapo auf die gegebenen oder nicht gegebenen Fußnoten in einer ministeriellen Doktorarbeit gelegt haben und gleichzeitig der Umstand, dass in Afghanistan drei Soldaten gefallen sind und zehn Soldaten mitunter schwer verwundet worden sind und immer noch zwei mit dem Leben ringen, dieser Umstand zur Randnotiz verkommen ist, ist in meinen Augen kein wirkliches Beispiel für exzellenten Journalismus.“ 

Drei Anmerkungen:

1. Gravierende Fehler? Aus Versehen absatzweise fremde Texte hineinkopiert und (siehe die Einleitung) so verändert dass sie wie eigene aussehen? Das ist schwer zu glauben, aber auch schwer zu widerlegen.

2. Sofern nicht doch noch ein Ghostwriter auftaucht, dürfte durch die Erklärung Guttenbergs vom Montag abend – in Verbindung mit der Unterstützung durch die Unionsgewaltigen – die Basis gelegt sein, die politische Affäre zu überstehen.

3. Finden wir das gut? Nun, einerseits sträubt sich alles dagegen, dass dieses Verhalten ohne Konsequenzen bleiben soll: Nicht nur die Doktorarbeit selbst, sondern dann auch der aggressive Hochmut, mit dem die Kritik kleingeredet wird („ein paar Fußnoten“). Auch jetzt, da die Erkenntnis immerhin dahin gereift ist, dass es sich um gravierende Fehler gehandelt habe, werden die Kritiker („Hauptstadtpresse“ – gelegentlich etwas absurd“) beschimpft. Aber andererseits: um unsere Befindlichkeit geht es auch nicht. Und wenn, dann ändert sich diese jedesmal, wenn wir den Fernseher einschalten und auf Gregor Gysi blicken, wie er den Rücktritt  Guttenbergs wegen Unwahrhaftigkeit fordert.


36 Lesermeinungen

  1. "Guttenberg beleidigt all...
    „Guttenberg beleidigt all jene, die sich ihren “Dr.” ehrlich verdient haben
    Ich selbst habe drei lange Jahre an meiner eigenen Dissertation gesessen. Ich kann daher nachvollziehen, was “mühevolle Kleinstarbeit” heißt. Stundenlanges Suchen von Literatur in Bibliotheken; stundenlange Lektüre, stundenlanges Konzipieren, Aufschreiben, Redigieren. Und da war kein wissenschaftlicher Dienst des Bundestages, der beim Erstellen der Arbeit half. Mir wäre nicht im Traum eingefallen, auch nur ansatzweise abzukupfern. Dazu war ich zu stolz. Dazu hatte ich zu viele eigene Ideen. Aber was ist der “Doktor” in einem Land noch wert, wenn man künftig verdächtigt wird, auch nur ein bisschen geguttenbergt zu haben? Guttenbergs Vorgehen ist eine Beleidigung für alle, die wirklich in mühevoller Kleinstarbeit einen solchen wissenschaftlichen Kraftakt vollbringen. Und er ist ein schlechtes Vorbild für jene Stundenten, die meinen, eine gute Google-Suche ersetze die Investition eigenen Gehirnschmalzes.“
    Ich habe mich keineswegs beleidigt gefühlt, wohl aber die obige Einlassung im am 20.2. neu eingerichteten Blog des „Bonner Generalanzeigers“ von Dr. phil. Alexander Marinos, seines Zeichens stellvertretender Chefredakteur dieses bedeutenden Regionalblattes als pharisäerhaft empfunden. Sie hat mich , veranlaßt, bei Lukas 18, 9-14 das Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner nachzulesen. Da ich bei den überwiegend von den Werten des christlichen von mir als unerträglich empfundeneAbendlandes durchdrungenen Kritikers unseres Verteidigungsministers die Kenntnis dieses Gleichnisses wohl voraussetzen darf,
    verzichte ich auf Angabe der genauen Fundstelle. Statt einer eigenen Bewertung sei mir gestattet, einen bekannten Dichter zu zitieren:
    .
    Der Salto
    .
    Ein Mensch betrachtete einst näher
    die Fabel von dem Pharisäer,
    der Gott gedankt voll Heuchelei
    dafür, dass er kein Zöllner sei.
    Gottlob! rief er in eitlem Sinn,
    dass ich kein Pharisäer bin!
    .
    Da ich einmal am Plagiieren bin:
    .
    „Drei Anmerkungen“:
    Erstens: Für die Promotion an der Universität Heidelberg Ende der fünfziger Jahre waren zwei Arbeiten erforderliche: Eine römischisch-rechtliche Exegese und die eigentliche Doktorarbeit. Bei ersterer waren gute Lateinkenntnisse vonnöten, Google wäre nicht hilfreich gewesen. Bei letzterer (einer völkerrechtlichen Arbeit) ging es um die Frage, ob die Staatenvertreter in der „beratenden“ Generalversammlung der Vereinten Nationen einem strikten Weisungsrecht unterliegen, wie die sogenannte „herrschende Meinung“ annahm. Für meine eigene These, eine „beratende Versammlung“ sei widersinnig, wenn alle Mitglieder sich nur „nach Weisung“ berieten, fand ich lange keinen Unterstützung in der Literatur, die vom Dogma des „imperativen Mandats“ beherrscht war. Erst als die Arbeit fast fertig war, entdeckte ich einen Aufsatz in einer englischen Zeitschrift, in der zwar nicht für die Generalversammlung, aber für ihre Unterorganisationen „meine“ Thesen mit ganz ähnlicher Begründung gestützt wurden. Ich schwankte einen Augenblick, ob ich den späten Fund einfach unterschlagen sollte (eine Art negatives Plagiat). Zitierte ich die sprachlich gut formulierte Quelle, konnte ich mich dem Vorwurf aussetzen, ich hätte „meinen“ Gedanken einem weit renommierteren Autoren gestohlen.
    Mir scheint, daß die Grenzen beim Plagiat fließend sein können, und daß in der Wissenschaft auch das Weglassen, die Nicht-Auseinadersetzung mit anderen Meinungen, unredlich sein kann .
    .
    Zweitens: @Matthias Mersch: die Frage, ob zu Guttenberg nach wie vor ungeachtet seiner teils widersprüchlichen Erklärungen von Herrn Löwenstein für „amtswürdig“ gehalten wird (oder von einem anderen Teilnehmer an der Diskussion), mag aus Ihrer Sicht berechtigt oder sogar interessant sein. Als Journalist sollte sich Herr Löwenstein eher zurückhalten. Nach dem Grundgesetz entscheidet eine Regierung unter Beteiligung der sie bildenden Parteien, wer „würdig“ ist, ihr anzugehören. Sie kann sich dabei irren.
    Drittens: Zu der Behauptung von Dr. Alexander Marinos, ihm wäre es nicht im Traum eingefallen, bei irgend jemand abzukupfern. Dafür hätte er zuviele gute eigene Ideen gehabt – dazu fällt mir nur noch ein: Hybris. Schließlich zu seiner Klage, was denn sein Doktor künftig noch wert sei, wenn man nicht hart gegen die „Plagiatoren“ vorgehe: der „Doktor“ begründet längst allenfalls eine Vermutung für eine eigene geistige Leistung, und Journalisten wissen das auch. Er soll sich doch mal die Berichterstattung seiner Zeitung über den Fall der schönen Dr. Margarita Mathiopoulöos (1989) ansehen. – Mit der Abschaffung der Bestimmung, daß der „Doktor“ Teil des Namens ist, wäre schon ein Anfang für den Mißbrauch dieses akademischen Grade gemacht.

  2. Hohenstaufen sagt:

    Es soll keine Entschuldigung...
    Es soll keine Entschuldigung sein sondern mehr aus eigenem Erleben das Thema Dissertation, hier in der Medizin, beleuchten:
    Beim Beginn meiner eigenen Dissertation (immerhin experimentell) wies mich mein Doktorvater (!) darauf hin, dass man den Großteil der Arbeit von vorausgegangenen Dissertationen übernehmen könne, Einleitung, Methodenteil und Literaturteil praktisch komplett. Nur kleine Modifikationen seien notwendig. Es sei ja „nur eine Doktorarbeit“.
    Während meiner Dissertationszeit las ich auch andere Dissertationen, die Ähnlichkeiten derselben waren oft verblüffend, der Großteil der Arbeiten bestand aus dem Wiederholen von umformulierten altbekannten Dingen. Der Anteil neuer Erkenntnisse war in der Regel extrem gering.
    Einer wirklich kritischen Betrachtung hätten grob geschätzt 2/3 der von mir gelesenen medizinischen Dissertationen nicht standgehalten.
    Als Quelle sind medizinische Dissertationen meist nicht zu gebrauchen, wirklich Wichtiges steht in den Artikeln meist englischsprachiger Fachzeitschriften, dank pubmed im Internet gut zugänglich.

  3. LOsmers sagt:

    Herr General Dr....
    Herr General Dr. Hagena,
    .
    hoffentlich halten Sie mich nicht für anmaßend, wenn ich bekenne, wie sehr mich Ihre letzten geistreichen Bemerkungen und die Schilderung Ihrer Erfahrungen mit Ihrer eigenen Dissertation beeindruckt haben.
    .
    Chapeau – und vielen Dank.
    :
    Mein Notizen der letzten drei Tage zum Thema dieses Blogs:
    .
    20. Februar
    .
    Ergänzend sei darauf hingewiesen, daß Guttenberg nicht nur in den Fällen des Staatssekretärs Wichert und des Generals Schneiderhan elementarste Führungsgrundsätze – aus Unkenntnis? mangels Charakters? – verletzte (und das in einer Armee, die doch so stolz auf ihre „Errungenschaft“ der „Inneren Führung“ ist!).
    .
    Erinnert sei an das schäbige Verfahren, in dem der Kommandant der „Gorch Fock“, Kapitän zur See Schatz, sein Amt verlor – ohne Anhörung(!!), aufgrund spontaner nächtlicher Anordnung Guttenbergs aus dem rasenden Dienstwagen heraus, in Begleitung eines „Bild“-Reporters.
    ***
    Die Maxime „Mehr sein als scheinen“ wurde und wird allen Schlieffen-Pimpfen, den Eleven des Generalstabsdienstes, dringlich anempfohlen.
    Bescheidenheit ist offensichtlich jedoch nicht die Sache des (nicht preußischen, sondern fränkischen) Edelmanns.
    ***
    Als Guttenberg die Aussetzung der Wehrpflicht betrieb, versäumte er es (arglistig?), auch auf die Konsequenz hinzuweisen, die Bundeswehr nicht nur in eine Unterschichten- resp. Prekariatsarmee umzuwandeln (es wird angestrebt, insbesondere junge Leute ohne Schulabschluß als Freiwillige zu gewinnen!), sondern sogar in eine „Fremdenlegion“ bzw. Söldnertruppe.
    .
    Nicht genug damit, daß diese Armee in ihrer Kampfkraft und Einsatzfähigkeit durch die uneingeschränkte Öffnung für Frauen gelitten hat (zuletzt anschaulich vorgeführt durch die zwei Todesfälle an Bord der „Gorch Fock“), jetzt steht die Öffnung für Ausländer bevor.
    .
    Das kann man dem Ex-Doktor doch nicht ernsthaft als Verdienst anrechnen!
    ***
    „Aalglatter Blender“ und „Schaumschläger“, so die Titulierung Guttenbergs durch @ Herrn Bernd Grupe. Darf ich ergänzen: „Schnösel“.
    .
    Zwar zitiere ich mich selbst ungern, hier sei mir aber eine Ausnahme nachgesehen, weil sie ein Licht wirft auf Guttenbergs Taktgefühl im Umgang mit Gefallenen und Verwundeten der Bundeswehr (hier nach dem Karfreitag letzten Jahres).
    .
    Also:
    „Dieser junge Schnösel geht mir gewaltig auf den Geist!
    Ich hörte ihn schon im Fernsehen faseln: ‚… ich betone: umgangssprachlich…‘
    Mein Gott, geht denn diesem smarten jungen Mann jegliches Gespür dafür ab, wie man sich verhält, wenn Gefallene und Verwundete zu beklagen sind?
    ‚… ich betone: umgangssprachlich…‘: mir geht der Hut hoch! Er soll still sein und sich nur wortlos verneigen.“
    .
    21. Februar
    .
    Merkels Rechtfertigungen gehen an der Sache vorbei. Es ist völlig uninteressant, ob Guttenberg seine Aufgaben als Minister (angeblich!!) „hervorragend“ erfüllt.
    .
    Das könnte er schließlich auch als überführter Raubmörder!
    .
    Dieser noch amtierende Verteidigungsminister hat sein Gesicht verloren, er ist kein Mann von Ehre; er ist als Blender, Schaumschläger und Schnösel enttarnt.
    .
    Das ist KEINE Vorverurteilung. Die Belege kann jedermann nachlesen, schwarz auf weiß!
    .
    Er ist Vorgesetzter von zwei Bundeswehr-Universitäten. Wie will er dort noch glaubhaft vor Lehrkörper und Studenten „Werte“ vertreten wollen?!
    .
    Die politische Kaste – in diesem Fall CDU und CSU – legt erneut ein beredtes Zeugnis dafür ab, weshalb der denkende Teil des Volkes sich mit Verachtung von ihr abwendet.
    .
    Sie kapieren es nicht. Sie schielen auf Umfragen, wonach die Lügen des „Doktors“ gar nicht so schwer wiegen.
    .
    Sie haben nicht verstanden, daß sie hier jemanden stützen, der – um es noch einmal zu wiederholen – seine Ehre verloren hat, SEINE EHRE!
    .
    Es ist unfaßbar.
    ***
    In seiner Dissertation (summa cum laude!!) habe er Blödsinn geschrieben.
    .
    Na, das ist ja auch ein tolles Kompliment für seinen so „renommierten“ Doktorvater und den Zweitgutachter, die ihn bedingungslos bis zuletzt verteidigt hatten, um nun von Guttenberg gedanken- und gnadenlos mit dieser Feststellung konfrontiert und kompromittiert zu werden.
    .
    Merkel hatte ihm ja schon den „Ausweg“ gewiesen mt dem Hinweis, sie habe nicht einen wissenschaftlichen Assistenten oder Doktor, sondern einen Verteidigungsminister ins Bundeskabinett berufen.
    .
    Dieser Ausweg war ein vergifteter Irrweg.
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    Guttenberg ist „Held“ ein sehr kurzen Geschichte.
    .
    Wenn er den „Überblick zu verlieren“ pflegt, ist er in seinem gegenwärtigen Amt inkompetent.
    .
    Frau von der Leyen steht als Nachfolgerin bereit. Sie muß allerdings sehr vorsichtig sein auf diesem Schleudersitz, sonst scheidet auch sie aus der Riege der potentiellen Kanzler(innen) aus!
    .
    22. Februar
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    Mich erschüttert die Reaktion der Plebs in Kelkheim.
    .
    Sind die denn nicht mehr ganz richtig im Koppe?
    .
    Da feiern sie frenetisch den Plagiator, den wir jetzt getrost Betrüger nennen dürfen, wie ihren Messias.
    .
    Sie wollen sich weiterhin blenden lassen.
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    Sie haben aus der Geschichte des vergangenen Jahrhunderts nichts gelernt, sie sind unbelehrbar, sie sitzen erneut einem skrupellosen Demagogen auf.
    .
    Und das öffentlich-rechtliche ARD-Fernsehen übeträgt zu gleicher Zeit zwei Stunden lang die Ordensverleihung eines Karnevalsvereins – an wen? Just an diesen Hochstapler (der sich allerdings vertreten ließ).
    .
    Sind wir nun vollends von Idioten in diesem Lande umzingelt?
    .
    Will diese Knallcharge tatsächlich versuchen, das Ministeramt weiter auszuüben?!
    .
    Vielleicht wäre eines dieser so kolossal „bereichernden“ (nach eigener Aussage) Telefongespräche mit seiner Ehefrau hilfreich, um ihn zur Einsicht zu bringen, daß er sich das nicht antun kann, daß seine Autorität perdu ist, daß nur ein sofortiger Rücktritt wie der Käßmanns einen kläglichen Rest Ehre retten kann.
    ***
    Bah, wat hat der für ne fiese Charakter…
    .
    Leicht abgewandeltes(!) Zitat(!!) aus Heinrich Spoerl: „Die Feuerzangenbowle“.
    .
    Physiklehrer Bömmels Worte; erinnern Sie sich? „Also, wat es en Dampfmaschin? Da stelle mer uns janz dumm…“

  4. Prekarianer sagt:

    Hans Meier 555

    Die Bundeswehr...
    Hans Meier 555
    Die Bundeswehr wurde und wird schon immer auch im Inland eingesetzt.
    Steht auch im Grundgesetz.
    Einer der großartigsten Einsätze dieser mutigen Männer war derjenige, der von einem der bisher tatkräftigsten Politiker dieses Republik angefordert wurde.
    Der Politiker war Helmut Schmidt und das Ereignis die Hamburger Sturmflut 1962.
    Mein Stiefvater war dort auch eingesetzt und es war ihm eine Ehre, und er war stolz darauf; ich schreibe dies, obwohl diese Begriffe heutzutage durch Komiker durch den Kakao gezogen wird. (was in übertriebenen Fällen allerdings gerechtfertigt ist)
    Ich darf aus ihrer Bemerkung von 19:17 schließen, dass Sie entweder nicht in einer Hafenstadt wohnen oder über ein eigenes Boot verfügen?

  5. Prekarianer sagt:

    Hohenstaufen

    Was Sie da...
    Hohenstaufen
    Was Sie da schildern, erzählte mir ebenfalls am Sonntag ein guter Bekannter.
    Er hat seine Dr. Arbeit im Bereich Wirtschaft geschrieben, mit Summa cum laude abgeschlossen und betonte, dass es nicht wirklich viel Neues gäbe; das meiste sei zitieren und zusammenfassen bereits bestehender Erkenntnisse.
    Werter LOsmers
    Sie verzeihen, wenn ich Sie noch einmal darauf aufmerksam mache, dass die Entlassung des Kapitäns eine vorläufige war und laut dem Minister deshalb geschah, um ihn aus der >Schusslinie< zu nehmen. Lese ich richtig? Frau von der Leyen als Verteidigungsministerin? Ob es dann die Gorch Fock zukünftig mit Quotenfrauen gibt? Und eine persönliche Frage: Sind Sie der Betreiber eines Blogs mit einer häufig recht drastischen Sprache oder lesen sie den nur? Freundliche Grüße Prerkarianer

  6. HansMeier555 sagt:

    Mutti weiss längst, dass sie...
    Mutti weiss längst, dass sie ihn loswerden muss. Aber das geht nicht so einfach. Die Basis liebt ihn, und sie ist als Wegbeißerin der besten Köpfe verschrien.
    .
    Darum wiegt sie ihn jetzt in Sicherheit, stärkt ihm den Rücken, und sagt nur ganz ganz leise: „wenn sich aber doch herausstellen sollte, dass Absicht im Spiel war…“. Tja, was dann? Ob damit wohl zu rechnen ist? — Ja ja. Aber „erst muss natürlich das Urteil der Uni Bayreuth abgewartet werden“, alles andere wäre ja nicht korrekt!
    Und das dauert ein paar Wochen. So gibt sie ihm genügend Zeit, sich weiter zu diskreditieren, sich weiter hineinzureiten. Morgen schickt sie ihn in den Bundestag. Dort hat er die Wahl, den Betrug zuzugeben oder die Vollversammlung anzulügen. Popcorn!
    .
    Wichtig für Merkel ist, dass er, wenn er am Ende zurücktreten muß, dermassen abgehetzt, diskreditiert und blamiert ist, dass sogar BILD von ihm abrücken muß. (Als Trostpreis gibt es dann eine tolle Story).
    (Ihrer Partei wird das Spektakel schaden — aber was soll man machen, wenn man so eine Partei regiert?)
    .
    Das ist wie Stierkampf. Nur sage bitte keiner, der politische Gegner sei schuld. Die menschliche Verantwortung für die sadistische Treibjagd, das uns jetzt bevorsteht, tragen die C-Parteien und die ihnen nahe stehenden Gossenmedien. Diese haben den Stier doch erst heiß gemacht und in die Arena getrieben.
    Das hat Herr Lammert sehr gut auf den Punkt gebracht. Offenbar der einzige CDU-Parlamentarier mit einem Rest von Charakter.
    .
    Liebe Frau Prof. Dr. Schavan: Si tacuisses!

  7. LOsmers sagt:

    Sehr geehrter...
    Sehr geehrter Prekarianer,
    „Sie verzeihen, wenn ich Sie noch einmal darauf aufmerksam mache, dass die Entlassung des Kapitäns eine vorläufige war und laut dem Minister deshalb geschah, um ihn aus der >Schusslinie< zu nehmen." . Diese "Fürsorge" wurde lediglich nachgeschoben - aufgrund des verheerenden Echos in der Öffentlichkeit -; sie ist völlig unglaubwürdig. (Wie m.E. der ganze Mann.) . "Lese ich richtig? Frau von der Leyen als Verteidigungsministerin? Ob es dann die Gorch Fock zukünftig mit Quotenfrauen gibt?" . Wäre die Konsequenz... . War mal so eine Idee - die aber ihren Charme hat. Wie oben erwähnt - für Merkel ggf. eine Kanzler-Konkurrentin weniger, wenn sie genauso wie Guttenberg stolpert/scheitert. . "... mit einer häufig recht drastischen Sprache." . Bin Mitglied im Verein für klare Aussprache. "Klarheit schafft Wahrheit" 😉 . In diesem Sinne Ihr Lüder Osmers

  8. Andi sagt:

    Die Ironie bei Gysi hin oder...
    Die Ironie bei Gysi hin oder her: Wenn Gysi dann doch mal recht hat, ist das ein untrüglicher Indikator dafür, dass man so richtig tief in der Patsche sitzt.

  9. Prekarianer sagt:

    Werter LOsmers.

    Klarheit...
    Werter LOsmers.
    Klarheit schafft Wahrheit finde ich gut.
    Hat mich gefreut, Ihr Humor.
    Für heute verabschiede ich mich.
    Angenehme Nachtruhe
    Prekarianer

  10. Disenchanted sagt:

    Ihnen und der DPA vielen Dank...
    Ihnen und der DPA vielen Dank für die Gegenüberstellung von Guttenbergs Aussagen der letzen Tage.
    Guttenbergs von persönlicher Geltungssucht sowie Feigheit (dem Versuch, die Scham, von der er im Grunde weiß, daß sie ihn treffen muß, vor sich und seinen Anhängern zu verleugnen) motiviertes Festhalten an seiner Position fügt dem ohnehin an vielen Enden krankenden politischen System unseres Staates (ja, es ist unser Staat, und wir sind für ihn mitverantwortlich!) nachhaltigen Schaden zu.
    Doch damit nicht genug. Mit seinen immer neuen, gequälten Einlassungen befördert er zielstrebig die Verluderung unserer politischen Kultur. Waren seine ersten Lügen noch schlicht, dreist und unverschämt, werden seine darauffolgenden Stellungnahmen immer gewundener und widerwärtiger. Jedes dritte Wort ein Füllwort, jeder zweite Halbsatz eine nichtssagende, gekünstelte Phrase. Mit geschraubten, unerträglich affektierten und unverändert dünkelhaften Formulierungen versucht Guttenberg, die Illusion von Substanz herzustellen und zugleich seine erbärmliche Blöße zu verschleiern. Vermutlich tut er das noch nicht einmal vollkommen bewußt – der Mann kann einfach nicht anders.
    Betrügen, Lügen, Phrasendreschen – das kann er. Wann endlich ist Schluß damit? Dieser Guttenberg hat nicht den Hauch der Statur, die ein öffentliches Amt und die damit verbundene Verantwortung verlangen.

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