12:05 Uhr: Da haben wir es:
Innenminister de Maizière wird Guttenberg-Nachfolger
– CSU-Landesgruppenchef Friedrich wird neuer Innenminister =
Berlin (dapd). Der bisherige Bundesinnenminister Thomas de
Maizière (57) wird neuer Verteidigungsminister. Das verlautete am
Mittwoch aus Regierungskreisen in Berlin. Er folgt damit auf
Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), der am Dienstag seinen Rücktritt
erklärt hatte. Der CDU-Politiker de Maizière hatte erst 2009 das Amt
des Innenministers übernommen. Neuer Innenminister soll
CSU-Landesgruppenchef Hans-Peter Friedrich werden.
Eine Anmerkung: Eine gute Wahl.
Im übrigen: Siehe b) von heute morgen.
Wer wird es nun? Wahrscheinlich wird heute noch darüber entschieden, wer auf Guttenberg im Bendlerblock folgt. Unter den vielen Varianten, die im Umlauf sind, halten wir zwei für wahrscheinlich:
a) Volker Kauder wechselt von der Spitze der Bundestagsfraktion ins Verteidigungsministerium. Er selbst scheint nicht so recht zu wollen, aber da kann es übergeordnete Zwänge geben. Kauder hat politisches Gewicht, Verwaltungs- und Führungserfahrung und kennt als Fraktionsvorsitzender die großen politischen Linien auch im Verteidigungsressort. Ein Fachmann wäre er nicht. (In der Folge müsste ein CDU-Minister, wahrscheinlich Thomas de Maizière, die Fraktion führen, denn die Kanzlerin wird dort einen starken Vertrauten brauchen. Ein CSU-Mann würde wohl aus München nachrücken.)
b) Thomas de Maizière wäre ein sicherheitspolitischer Fachmann, und er hat Erfahrung darin, einen größeren bürokratischen Apparat zu führen. Außerdem hat sein Name natürlich in der Bundeswehr einen kräftigen Hall.
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Und wie sieht die Informationspolitik des Verteidigungsministeriums aus? Aktuelle Mitteilung:
Personalveränderungen
in militärischen und zivilen Spitzenstellen
…
II. Personalveränderungen in zivilen Spitzenstellen
Zum 1. April 2011 werden keine Personalveränderungen wirksam.
Naja, zum 1. April, das stimmt wahrscheinlich.
Wahrscheinlich ist ja der Herr...
Wahrscheinlich ist ja der Herr de Maizière der (unprätentiöse, Kontinuität versprechende) vermißte Aar, der jetzt auf den Schultern der Soldaten landet?
Der Große Zapfenstreich für...
Der Große Zapfenstreich für einen Betrüger und Hochstapler?!
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Die Staatsanwaltschaft Hof wird ein förmliches Ermittlungsverfahren gegen Guttenberg aufnehmen.
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Diesem wird klar sein, wie das Verfahren ausgeht. Deshalb trat er nicht nur als Verteidigungsminister zurück, sondern legte alle(!) politischen Ämter einschließlich seines Bundestagsmandats nieder (und sagte überdies die geplanten Wahlkampfauftritte in Baden-Württemberg ab).
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Und gerade höre ich im Rundfunk, in der nächsten Woche solle es den Großen Zapfenstreich für Guttenberg geben!
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Wie bitte? Das höchste militärische Zeremoniell der Bundeswehr für jemanden, der im dringenden Verdacht der Hochstapelei und des Betruges steht?! Für jemanden, der in absehbarer Zeit vorbestraft sein kann (Geldstrafe oder bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe)?!
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Ein absolutes – negatives – Novum; der bisherige Tiefpunkt war der Auftritt eines Stabsfeldwebels in Uniform mit getönten Haaren und tuntiger blauer Sonnenbrille, der hüftschwingend als Udo-Jürgens-Verschnitt bei der Verabschiedung des Ministerpräsidenten Koch im Herbst letzten Jahres agierte.
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De Maizière ist dringend zu empfehlen, den Zapfenstreich für Guttenberg zumindest so lange auszusetzen, wie kein – für diesen positives – Ergebnis der Ermittlungen des Staatsanwalts vorliegt!
Ich halte die fortgesetzten...
Ich halte die fortgesetzten Angriffe gegen Herrn zu Guttenberg unter den Gesetzen der Fairness für kaum noch nachvollziehbar. Der Mann ist gefallen, liegt am Boden und kann doch nun ein Mindestmaß an Fairness erwarten. Stattdessen schlägt ihm weiter unverhohlener Hass entgegen. Das ist nicht mehr nachvollziehbar und auch nicht akzeptabel. Er hat als Verteidigungsminister die Lebenslüge der deutschen Sicherheitspolitik beendet, indem er die Einsatzwirklichkeit auf dem Kriegsschauplatz Afghanistan als Krieg bezeichnet hat. Danach hat er den deutschen ISAF-Soldaten die Kriegsmittel zukommen lassen, die in einem Krieg unerlässlich sind. Und schließlich hat er eine Bundeswehrstrukturreform angepackt, die längst überfällig war. Ein junger Verteidigungsminister, der zu „seinen“ Soldaten stand und der sich um die Streitkräfte verdient gemacht hat. Er hat es verdient, dass man ihn in Ehren aus den Streitkräften verabschiedet.
@Losmers: Lieber Herr Osmers,...
@Losmers: Lieber Herr Osmers, ich kann Ihr emotionales Engagement in der causa Guttenberg zwar verstehen, aber auch für völlig überzogen. Ich rate zu mehr Nüchternheit.
Die strafrechtlichen Vorwürfe konzentrieren sich auf Verstöße gegen das Urheber(straf)recht. Für die Verfolgung ist in aller Regel ein Antrag eines Betroffenen erforderlich. Solche Anträge gibt es bislang noch nicht, und wenn man das Phänomen des Kettenplagiats kennt, kann man sich auch vorstellen, warum.
Wegen „Betrugs“ (§ 263 StGB) wird nicht ermittelt. Hochstapelei ist aus moralischer Sicht ein höchst unerfreuliches Phänomen, aber nicht strafbar. Man müßte sonst gegen die dreißigtausend „Doktoranden“, soweit sie sich als „Wissenschaftler“ bezeichnen, als Hochstapler ermitteln, denn selbst die Promotion macht sie noch nicht zu Wissenschaftlern Zum „Betrüger“:
Was den großen Zapfenstreich angeht, den Sie im Fall zu Guttenberg beanstanden: Struck hat ihn bekommen wie auch Schneiderhan. Beide haben die Öffentlichkeit, die Soldaten der Bundeswehr und jedenfalls die Abgeordneten des Bundestages, die es nicht besser wußten, über das, was in Afghanistan vorging, getäuscht. Sie machen dafür natürlich aus ihrer Sicht gute Gründe geltend – Bündnissolidarität, „responsibility to protect, von dem flotten Spruch der „Verteidigung am Hindukusch“, an die Struck selbst nicht glaubt, zu schweigen. Aber ihre Täuschung hat Menschenleben gekostet. Haben sie den Zapfenstreich verdient?
Matthias Claudius, in seinem „Brief an seinen Sohn Johannes“ gab ihm folgenden Rat: „Ehre einen jeden nach seinem Stande, und laß ihn sich schämen, wenn er es nicht verdient.“
Mir erscheint interessanter als der große Zapfenstreich eine Analyse der Berichterstattung der FAZ – mit der uns bei aller Kritik doch so etwas wie Zuneigung verbindet – über die Nachfolge von zu Guttenberg. Unser verehrter Blogmaster hat ja letztlich mit seiner Prognose (Volker Kauder oder de Maizière)
richig gelegen, ohne – wie ich meine klugerweise für den einen oder anderen Stellung zu nehmen.
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Günter Bannas hat demgegenüber am 28.2. und 2.3. für Volker Kauder kräftig die Trommel gerührt.
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Am 28.2. – noch stand Angela Merkel in Treue fest hinter zu Guttenberg – pries Bannas auf Seite 2 bereits Volker Kauder als potentiellen Nachfolger: „Politiker vom Schlage Peter Strucks“ – „kennt sich…als Fraktionsvorsitzender in sämtlichen (!) Fragen der Politik aus“.
Einen Tat später – nach dem Rücktritt des Verteidigungsministers – weiß Bannas zu berichten, daß Kauder Fraktrionsvorsitzender bleiben wolle. „Doch gilt er in der CDU-Spitze als der eigentliche Kandidat.“ Detailliert wird sein Aufstieg in der CDU-Fraktion über den Ersten parlamentarischen Geschäftsführer zum Fraktionsvorsitzenden geschildert. Er sei – nach einem anfänglich „gebrochenen Verhältnis“ inzwischen ein Vertrauter Angela Merkels geworden, „der im Umgang mit ihr das offene und auch kritische Wort pflegte.“ Und dann kommt der schwer verständliche (und erträgliche) Satz, Kauder könne sich bei dem privat befreundeten Struck Ratschläge für die Führung des Verteidigungsministeriums holen. Wenn man weiß, daß ausgerechnet Struck die Entlassung von Schneiderhan durch Struck als „unanständig“ bezeichnete, wirft der Hinweis auf die Freundschaft mit dem Autor von „So läuft das“ (ein eher primitives Macchiavelli-Plagiat) ein merkwürdiges Licht auf Kauder.
Auch nachdem die Entscheidung für de Maizière gefallen ist und in der Öffentlichkeit auf Erleichterung und Zustimmung gestoßen ist, tauchen díe beiden Dioskuren Struck und Kauder in einem (vorläufig) letzten Beitrag von Bannas wieder auf. Der berichtet über ein gemeinsames Mittagessen von Struck und Kauder am „ersten Tag der neuen Zeit“ und „spekuliert“, worüber denn bei diesem Essen wohl gesprochen wurde: Kauder „könnte“ erzählt haben, wie der Kelch des Verteidigungsministers an ihm vorbeigegangen sei, Ein entsprechendes Angebot der Kanzlerin habe es gegeben, daß er, Kauder, aber abgelehnt habe mit dem Hinweis, daß er und nur er die wichtige Arbeit des Fraktionsvoritzenden leisten könne. „Das habe Frau Merkel dann auch so gesehen.“ Damit sei klar gewesen, daß alles auf Thomas de Maizière zulaufe „den sie in der Unionsfraktion den bestmöglichen Behördenleiter nennen.“ Für derartige verbale Schläge unterhalb der Gürtellinie kann man Kauder natürlich nicht haftbar machen. Bannas hat ja schließlich nur laut vor sich hinspekuliert; er war beim Treffen der alten Freunde nicht dabei. Und Kauder würde nie öffentlich zugeben, was er so mit einem dem guten Peter, der rein zufällig auch ein politischer Gegner ist, so alles am Tage danach bespricht.
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Die ganze Geschichte ist natürlich noch nicht einmal gut erfunden. Wahr ist erstens, daß Kauder weiß, daß niemand unersetzlich ist und es bei der Union bestimmt ein Dutzend Abgeordnete gibt, die sich den Fraktionsvorsitz ebenfalls zutrauen. Wahr dürfte zweitens sein, daß Kauder gerne Verteidigungsminister geworden wäre, aber sich der enormen Risiken bewußt war. Volker Kauder wie sein jüngerer Bruder Siegfried Kauder, früher wegen der guten Verbindungen zur wehrtechnischen Industrie als die „Waffenbrüder“ im Bundestag bekannt) macht kein Hehl daraus, daß er sich für die in seinem Wahlkreis ansässige Firma Heckler und Koch (Produzenten des G3-Gewehres und des Nachfolgemodells G36) eingesetzt hat. Die hat immer mal wieder größeren Ärger mit dem Staatsanwalt wegen angeblichen Verstößen gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz. Bekannt sind auch Firmenspenden von Heckler und Koch für die CDU in Höhe von angeblich 40 000 Euro, aber wer die Usancen im Rüstungsgeschäft kennt, kann über diese Summen, die zudem ordnungsgemäß deklariert wurden, nur müde lächeln. Aber wer nach Zeichen unfriedlichen Engagements sucht und wer weiß, daß H&K exportieren muß, um zu überleben, der kann immer ein Haar in der Suppe finden. Stichworte sind Weiterexporte in verbotene Länder, unrichtige Endverbraucherzertifikate etc.
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Von daher ist einsichtig, daß die Regierung einen Mann, der solche Angriffsflächen bot, nicht ins Kabinett holen wollte. Unverständlich allerdings bleibt, warum Kauder unbedingt seinem Freund Struck – und damit der Öffentlichkeit – auf die Nase binden mußte, er sei die erste Wahl der Kanzlerin für das Verteidungsressort gewesen – immer vorausgesetzt, die Quelle von Bannas ist zuverlässig.
De Maizière wurde der Einstieg in sein schweres Amt damit jedenfalls nicht
erleichtert.
@ Politikverdruss: siehe auch die Äsop-Fabel über den sterbenden Löwen, der von einem „mutigen“ Esel vor seinem Tode noch einmal kräftig getreen wurde.
Guten Tag die Herren.
Werter...
Guten Tag die Herren.
Werter LOsmers
Ohne Ihnen zu nahe zu treten; ich teile völlig die Ansicht von Herrn Hagena.
Es ist gut, einen so treffenden Kommentar lesen zu dürfen
Ich finde außerdem, daß gerade Ihnen, werter LOsmers, (Klarheit schafft Wahrheit) ein >Nachtreten< überhaupt nicht steht. Überlassen Sie das doch lieber solchen Gestalten, wie >HansMeier 555< in dem vorangegangenen Blogbeitrag. Beim Fußball jedenfalls gibt es für das Nachtreten die rote Karte. ZUm Thema Personalveränderungen: Hat nun also doch schon stattgefunden. Ohne Begründung (laut dieser Zeitung) wurde der beamtete Staatssekretär Otremba in den vorläufigen Ruhestand versetzt. Ein Gutes hat es ja, denn nun weiß ich, daß meine Frage aus einem meiner früheren Beiträge damit zum Teil beantwortet ist. Und Thema Einsatz? Über die Schiffe der deutschen Marine vor Libyens Küste läßt sich recht wenig erfahren. Auf den InternetSeiten der Bundeswehr sind die Ergebnisse dazu sehr dürftig. Ich hege die Befürchtung, daß Libyen schon in kurzer Zeit, trotz allgegenwärtiger Beschwichtigungen von der USA und deren Verbündeten (möglicherweise auch Deutschland!?) besetzt und geteilt wird. Das Sinai wird von Israel besetzt und sodann der Schlag gegen den Iran geführt, um deren Atomprogramm zu stoppen, die Menschenrechte einzuführen und natürlich Frieden, Freiheit und Demokratie zu bringen, was ja, wie im Irak herausragend zu betrachten, im 9! Jahr der Besetzung in geradezu vorbildlicher Art und Weise gelungen ist. Dabei ist Volk und Führung hier, und insbesondere die Medien, mittlerweile anscheinend schon derartig abgestumpft, daß die vielen Anschläge mit den hohen Opferzahlen nur noch eine Randnotiz wert sind. Nun ja, Schaun mer mal, wie der Franzl früher immer zu sagen pflegte. Schönen Gruß, wenn auch bedeckt und immer noch frostig aus der Nordmark. Prekarianer
@hermannhagena: nach Ihrem...
@hermannhagena: nach Ihrem ausführlichen Detailbericht überlege ich mir ernsthaft, ob ich nicht dem amerikanischen Botschafter einen Strauß Blumen schicke mit einer Dankeskarte, daß er ausweislich Wikileaks die deutsche Öffentlichkeit von allzuviel Positionierungsträumereien freigehalten hat.
Sehr geehrter @ Prekarianer...
Sehr geehrter @ Prekarianer (und auch @ Politikverdruss sowie @ General Dr. Hagena),
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„Ich finde außerdem, daß gerade Ihnen, werter LOsmers, (Klarheit schafft Wahrheit) ein >Nachtreten< überhaupt nicht steht." . Vielen Dank. . Sowohl in diesem Blog als auch in den FAZ.NET-Foren sind meine häufigen, oft mehrmals an einem Tage abgegebenen Kommentare zur causa Guttenberg nachzulesen. Vom Tage seines Amtsantritts an hatte ich das Gefühl, hier sei ein Blender am Werk (ebenfalls belegbar); mit seinem Afghanistan-Besuch in Begleitung von Ehefrau und "Talkmaster" und seiner Behandlung der "Gorch Fock"-Affäre mit den schäbigen Umständen der Amtsenthebung des Kommmandaten wurde meine Beurteilung bestätigt. Zu den Umständen der Dissertation und der Behandlung der Affäre in den zwei Wochen von der Aufdeckung bis zum Rückritt ist alles gesagt worden. . Auch von mir - denn ab der Rücktrittserklärung am 1. März gab es keinerlei Beiträge resp. Kommentare mehr. . Noch einmal die alten Argumente aufzuwärmen, nachzutreten - das liegt mir nicht, da haben Sie Recht. . Die Tatsache, daß die Bundeswehr zu Guttenbergs Ehren den Großen Zapfenstreich aufführen soll, war neu und empört(e) mich, deshalb der nicht nur von Ihnen beanstandete Kommentar, dessen Intention alles andere ist als nachzukarten. . Er bezieht sich nämlich auf die Zukunft. . *** Zum Thema Lybien (mit möglicherweise deutscher Beteiligung, die Sie in die Diskussion einbringen - mit Fragezeichen!) und einem Angriff auf den Iran ist Ihre Skepsis unüberhörbar. . Es ist nicht ganz auszuschließen, daß der aktuelle Aufruhr in Arabien für ein entsprechendes "Fait accompli" durch Israel sowie die U.S.A. (nebst westlichen Verbündeten/Vasallen) benutzt wird, aber die Risiken eines solchen Vorgehens scheinen mir unbeherrschbar und nicht zu veranworten zu sein. . Speziell zu Libyen findet sich am 27. Februar mein folgender Beitrag im FAZ.NET unter der Überschrift "Öl und Senfgas - da muß der Westen ja was tun!": . Ach ja, die "Internationale Gemeinschaft" will entschieden gegen das libysche Regime vorgehen? . Die U.S.A. gar erwägen ein militärisches Eingreifen? Im Interesse "westlicher Werte"? Trotz Irak und Afghanistan? . Die libysche Wüste hat - für westliche Nasen - einen unwiderstehlichen Duft, einen Wohlgeruch, nach viel, viel Öl nämlich. . Und dann gilt es überdies ja auch, gegen die schon häufiger beigezogenen berühmten Massenvernichtungswaffen (in diesem Fall: Senfgas) etwas zu unternehmen. . Immer das gleiche Drehbuch.
"Ohne Begründung (laut dieser...
„Ohne Begründung (laut dieser Zeitung) wurde der beamtete Staatssekretär Otremba in den vorläufigen Ruhestand versetzt.“
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Deutschland hat ja wohl auch ein Problem. de M.’s Vorgehen wirkt absolut stimmig und ist ganz sicher von der Sachlage bestimmt:
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Wie seit rund 14 Tagen der Presse zu entnehmen ist (wir zitieren die Zahlen als ca. aus dem Kopf) haben sich ganz allgemein rund 150.000 junge Männer und Frauen für den neuen „Freiwilligendienst“ interessiert. Davon haben rund 1.400 ernsthaftes Interese bekundet. Ob alle oder nur 800 oder nur 300 oder keiner von denen tatsächlich geeignet wäre, wissen wir nicht. Der tatsächliche Bedarf liegt bei 14.000.
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Selbstverständlich konstatiert man zwei Sachverhalte:
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1. Bei der Bundeswehr brennt tatsächlich die Hütte. Und
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2. Mit einem Otremba, der dafür verantwortlich zeichnet(e), würde ich auch nicht weiterarbeiten.
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Denn da wurden wohl viele Schritte vor dem Ersten gemacht. Und der wäre gewesen, sicherzustellen, dass die Republik auch wirklich 30- oder 40.000 geeignete Bewerber „hergäbe“, aus denen dann die 14.000 auszuwählen wären. Und erst dann konnte ich die Wehrpflicht abschaffen.
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So aber gilt nicht nur für die Bundeswehr „höchste Gefahr im Verzuge“, sondern für die ganze restliche Republik mit. Daher hat Frau Merkel passend und richtig gehandelt, in dem sie mit de M. direkt ihren (und unseren) besten Mann in charge drangestellt hat.
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Und selbstverständlich kann die Zukunft nicht mit dem Namen Otremba verbunden resp. belastet sein. (Da dessen Versagen unter den gegebenen Umständen leider zu konstatieren zu sein scheint.)
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Nebenher: Es zeichnet „die Zivilgesellschaft Deutschland“ aus(!), dass sich so wenige finden wollen, man woanders besser unterzukommen meint, auch weiterhin dort interessantere, bessere Entfaltungsmöglichkeiten sieht, wo man schon ist, so gesehen.
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(3. zu Guttenberg hat überhaupt kein gut bestelltes Haus hinterlassen, sondern genau das Gegenteil ist der Fall. Alles andere ist bloß die notwendige Politikinszenierung und Nebeltaktik, um Schaden von Deutschland, der Bundeswehr und der Regierung fernzuhalten. Und wg. Deutschland und der Bundeswehr schweigt auch die Opposition.)
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Die Bundeswehr kostet ca. 30 Milliarden im Jahr. Der Bundeshaushalt Arbeit& Soziales z. B. liegt bei der ca. 5-fachen Summe. Man wünscht dem besten Mann der Regierung daher glückliche Hand und schnellen Erfolg – und uns schnelles Gelingen, denn es handelt sich zwar um einen kleinen Haushalt, dem allerdings größte öffentliche und internationale Aufmerksamkeit, Wirkung und Prestige zu Teil wird. Deutschland darf und wird hier nicht versagen.
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Trotzdem wird de. M. danach noch für wichtigere Aufgaben gebraucht, Deutschland und die Welt bleiben Baustelle.
@ perfekt!57
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Gute und...
@ perfekt!57
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Gute und überzeugende Analyse, wenn Sie mir dieses Urteil erlauben.
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De Maizière scheint schon zuvor gewußt zu haben, daß Guttenberg ihm alles andere als ein gut bestelltes Haus hinterlassen würde – sonst wäre seine schnelle Reaktion zur Sache („nehme mir die notwendige Zeit“) und in der Personalie Otremba nicht zu erklären.
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Insofern sehe ich mich in meiner Einschätzung, Guttenberg sei in j e d e r Hinsicht ein Blender (gewesen), auch hinsichtlich der Bundeswehrreform, bestätigt. An anderer Stelle, auch in diesem Blog, habe ich mich dazu schon am 27. Februar geäußert – siehe Fußnote.*)
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Noch ein Nachtrag zur Debatte, ob Guttenberg mit dem Zapfenstreich geehrt werden sollte.
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General Dr. Hagena hat hier die Namen Struck und Schneiderhan genannt und gefragt, ob diese die Ehrung verdient hätten; dazu führt er deren Täuschung über die Vorgänge in Afghanistan an.
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(Ich darf etwas abschweifend ergänzen: Struck hat die Ehrung allein aus einem ganz anderen Grunde nicht verdient, wie es General Dr. Hagena weit berufener als ich beurteilen kann: er trägt die Verantwortung für die ehrverletzende und entwürdigende Behandlung des Jagdgeschwaders 74 „Mölders“ mit Aberkennung des Namens und Ablegen der Ärmelbänder. Mölders wurde bis heute – auch vom CSU-Minister Guttenberg – nicht rehabilitiert.)
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Auch auf diesem Forum unterliegt so mancher dem grundlegenden Irrtum, die sogenannte Kampagne gegen Guttenberg könne nur von „Linken“ resp. „Sozis“ ausgegangen sein, um aus den Reihen der Bürgerlichen bzw. Konservativen (womit sie tatsächlich noch immer CDU und CSU meinen…) deren vermeintliche Lichtgestalt und Zukunftshoffnung herauszuschießen.
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Weit gefehlt. G e r a d e wir Konservative empfanden/empfinden Guttenbergs Verhalten als Beleidigung unserer Werte, sahen/sehen in diesem Manne einen „Nestbeschmutzer“ unserer Sache!
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Insofern gehen Vergleiche völlig ins Leere, die gezogen werden in Hinsicht auf die Behandlung z.B. des unsäglichen früheren Außenministers Joseph Fischer oder anderer Grüner, „Linker“ oder Sozialdemokraten mit zweifelhafter Vergangenheit.
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Das Scheitern der Bundeswehrreform ist vorgezeichnet – wie das Guttenbergs!
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Als Guttenberg die Aussetzung der Wehrpflicht betrieb, versäumte er es (arglistig?), auch auf die Konsequenz hinzuweisen, die Bundeswehr nicht nur in eine Unterschichten- resp. Prekariatsarmee umzuwandeln, sondern sogar in eine „Fremdenlegion“ bzw. Söldnertruppe.
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Gezielt junge Leute ohne Schulabschluß anzuwerben? Nur solche geben sich mit einem von Sparzwängen diktierten Sold zufrieden.
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Wollen wir wirklich solche Streitkräfte?
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Und können die „Planer“ im (noch) Guttenberg-Ministerium es vor ihrem Gewissen vereinbaren, einen solchen Weg mitzugestalten?
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Nein. Die Offiziere und Beamten haben entweder ihr Verantwortungsgefühl vor dem Volke an der Garderobe abgegeben – und/oder sie haben innerlich gekündigt.
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Diese „Reform“ ist zum grandiosen Scheitern verurteilt – wie der Ex-Doktor!
@LOsmers: "Auch auf diesem...
@LOsmers: „Auch auf diesem Forum unterliegt so mancher dem grundlegenden Irrtum, die sogenannte Kampagne gegen Guttenberg könne nur von „Linken“ resp. „Sozis“ ausgegangen sein“.- Ich vermutete in aller Stille eine ganz leise große Koalition, denn, wie @perfect ausführt, die Hütte brennt. Das einzige, was G.s Aussetzen der Wehrpflicht mMn Gutes an sich hatte, war wohl, daß es endlich mehr Leuten ins Auge fiel, daß es wirklich brennt.