Zur Sicherheit

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Von den Alpen bis zum Hindukusch, von der Kieler Förde bis in den Golf von Aden: Die Kräfte der Bundeswehr sind längst über den halben Globus

Mission accomplished?

| 27 Lesermeinungen

Zu Bin Ladin drei Anmerkungen: Angesichts der vielen Terrortoten, die Usama bin Ladin letztlich zu verantworten hat, eine befriedigende...

Zu Bin Ladin drei Anmerkungen:

Angesichts der vielen Terrortoten, die Usama bin Ladin letztlich zu verantworten hat, eine befriedigende Nachricht. Ist die Welt durch seine Tötung sicherer geworden? Gewiss nicht unmittelbar. UBL wird keine operative Funktion mehr gehabt haben, und die Terrorismusexperten – der Autor des Blogs ist keiner – haben in den vergangenen Jahren ohehin eine starke „Dezentralisierung“ des Franchise-Unternehmens Al Qaida beobachtet. Seine Funktion als Ikone der islamischen Extremisten dürfte von bin Ladins Tod ungeschmälert bleiben, eher noch durch den „Märtyrertod“ gestärkt werden. Vielleicht wäre es besser gewesen, wäre es gelungen, ihn lebend festzusetzen, ihm in New York den Prozess zu machen und ihn lebenslang ins Gefängnis zu sperren. Ich persönlich hätte das als noch befriedigendere Strafe empfunden. Aber das soll keine Kritik vom warmen Sessel aus sein, die Schwierigkeiten liegen auf der Hand. Abgesehen davon, dass man vom derzeitigen Nachrichtenstand aus nicht einmal sicher sagen kann, ob das nicht doch sogar versucht worden ist.

Ein dickes Fragezeichen gehört hinter die Rolle Pakistans. Haben die Pakistaner wirklich mitgeholfen, UBL zu finden, oder sind sie im Nachhinein durch die Amerikaner – nolens volens – ins Boot gehievt worden? Auf jeden Fall kann er wohl kaum ohne staatliche Unterstützer dort im Kernland Pakistans gelebt haben. Aber das ahnte man ja schon lange. Die Frage lautet also: Ändert sich jetzt etwas im Machtgefüge in Islamabad?

Und was bedeutet der Tod von bin Ladin für Afghanistan? Unmittelbar wohl auch nichts. Aber sollte sich die Haltung Pakistans zu dem Konflikt ändern, so hätte das so oder so fundamentale Bedeutung für das Nachbarland. Und andererseits: Welche Nachricht könnte den Amerikanern wohl eher die Ausgangstür öffnen, nach dem Motto „Mission accomplished“?


27 Lesermeinungen

  1. LOsmers sagt:

    Nach Kenntnisstand 11...
    Nach Kenntnisstand 11 Uhr:
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    Stante pede wird wieder bestimmten Theorien Vorschub geleistet!
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    „… wurde der Leichnam Bin Ladins im Meer beigesetzt.“
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    Für gläubige Muslime ist die Erdbestattung die einzig mögliche Bestattungsform. Nur eine Mißachtung islamischer religiöser Vorschriften? Oder ein Versuch, die definitive Identitätsfeststellung des Toten zu verhindern? Darum auch die Hektik?
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    Warum nicht die naheliegende Überführung des Leichnams in die U.S.A. zur neutralen gerichtsmedizinischen Untersuchung, um allen einschlägigen Theorien den Wind aus den Segeln zu nehmen?
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    „… das entstellte Gesicht einer Leiche gezeigt“.
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    Natürlich, das Gesicht war entstellt…; siehe oben.
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    Im übrigen: der Tod eines Menschen, wer immer es gewesen sein mag, wird nach abendländischer Tradition nicht „bejubelt“; man kann indes Genugtuung empfinden.
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    Wenn U.S.-Amerikaner „mit wehenden Flaggen… singend und tanzend ums Weiße Haus“ zogen, legen sie ein miserables Zeugnis ihrer Kultur ab.
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    Ergänzungen am Nachmittag:
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    „Auch ein Sohn Bin Ladins und drei seiner Wachleute seien ums Leben gekommen. Die drei Ehefrauen Bin Ladins, sechs weitere Söhne sowie vier enge Mitstreiter seien festgenommen worden.“
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    Die Festgenommenen möchte ich bald sehen. Selbst auf seriösen Internet-Foren wird spekuliert, auch „Ehefrauen und Kinder“ Bin Ladins seien bei der U.S.-Aktion „umgekommen“.
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    Hoffentlich wird das nicht ständiger Brauch bei angloamerikanischen Aktionen – nach dem Tod von Gaddafis Sohn und Enkelkindern nun die Kinder Bin Ladins? Horribile dictu.
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    Offensichtlich herrschte hier das Gesetz des Dschungels resp. das des Wilden Westens – erst schießen, dann fragen. Nach unser aller „westlicher“ Werteordnung handelte es sich um Mord.
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    Es galt als ausgemacht, daß Bin Ladin schon vor etlichen Jahren, etwa 2003, das Zeitliche gesegnet hatte.
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    Zur Frage, warum also jetzt: cui bono?
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    Stephan Löwensteins Schlußsatz gibt die Antwort: „Welche Nachricht könnte den Amerikanern wohl eher die Ausgangstür öffnen, nach dem Motto ‚Mission accomplished‘?“
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    Es scheint den U.S.A. an der Zeit zu sein, ihr Afghanistan-Abenteuer mit möglichst geringem Gesichtsverlust zu beenden. Die heutige „Erfolgsmeldung“ ist dazu angetan, schlichte Gemüter in Begeisterung zu versetzen und von ärgerlichen und lästigen Nachfragen abzuhalten.
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    Ans Werk, deutsche politische Kaste. Verliert nicht den Anschluß an die U.S.A., wenn die jetzt ihre Truppen umgehend vom Hindukusch abziehen. Sonst steht die Bundeswehr dort plötzlich allein auf Wacht.
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    Zum gar nicht guten Schluß Merkel: „Ich freue mich, daß es gelungen ist, Bin Ladin zu töten.“
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    Offensichtlich hält Merkel ein rechtsstaatliches Verfahren für überflüssig. Steht sie noch auf dem Boden des Grundgesetzes? Ein Fall für den Verfassungsschutz.

  2. schusch sagt:

    Ich hätte Bin Laden auch...
    Ich hätte Bin Laden auch lieber in Den Haag gesehen. Aber es war wohl einfacher, ihn abzuknallen. In jeder Beziehung. Was das mit unserem Wertesystem zu tun hat, das ja durch Al Kaida bedroht sein soll und das verteidigt sein muss? Vermutlich nix.
    Kein Grund, stolz zu sein.

  3. wolfowitz sagt:

    Es gibt einen Spruch, dessen...
    Es gibt einen Spruch, dessen Urheber ich leider nicht kenne:
    „Nach der Schlacht ist vor der Schlacht.“
    Das Sicherheits-Establishment sollte jetzt nicht selbstzufrieden auf dem Sessel einschlafen, sondern lieber aufmerksam die Entwicklung der Lage in den nächsten Wochen beobachten.
    Die dezentrale Struktur des Franchise-Unternehmens Al Quaida schließt aus, daß die Handlungsfähigkeit des Netzwerkes durch einen einzelnen Schlag (wie propagandistisch erfolgreich auch immer) geschwächt wird. Eher ist wohl mit erhöhter Aktivität zu rechnen.
    Trotzdem: Der Mythos vom unfaßbaren OBL ist vorbei.

  4. Hekto sagt:

    Es ist gewiss müßig, sich...
    Es ist gewiss müßig, sich jetzt noch über das Für und Wider einer Gefangennahme zu diskutieren, wo bin Laden doch mittlerweile unter den Toten residiert, doch sei trotzdem eines angemerkt: Was wäre das Resultat einer Gefangennahme gewesen? Ich denke, man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass ein radikaler Anstieg von Entführungen und Anschlägen zu verzeichnen gewesen wäre, um ihn freizupressen. Natürlich kann man nun in islamistischen Kreisen seinen vermeintlichen Märtyrertod besingen, doch zurückholen kann man ihn nicht und das empfinde ich als befriedigendere Lösung. Man wird sehen, zu welchen Aktionen Al Qaida fähig ist. Die großen und wirkungsvollen Aktionen brauchen ein Netzwerk und wenn dieses – wie von den meisten Terrorexperten behauptet – durch eher autonom agierende Zellen ersetzt wurde, wird eine Reaktion wohl weit weniger heftig ausfallen können.

  5. perfekt!57 sagt:

    wir hatten heute auf grund der...
    wir hatten heute auf grund der nachrichtenlage mehrfach den eindruck, das obl dort in der garnisonsstadt nicht freiwillig war, nicht „untergetaucht“, sondern häftling, geisel der pak. Führung und ihres geheimdienstes (hinter den sechs meter hohen mauern). nach dem motto: „wenn ihr usa uns pakistanis nicht respektiert, resp. gefährdet, dann lassen wir obl so verschwinden, dass er nie mehr auftaucht – und ihr werdet nie gewissheit haben“.
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    und das hat eine ganze zeit lang funktioniert. Und jetzt wurde von den usa (auch zur stabilisierung der gegenwärtigen präsidentschaft) ein deal vorgeschlagen: „wir kriegen obl – und ihr davon von uns im gegenzug die zusicherung, dass ihr/pakistan nach libyen und assad nicht die nächte destabilisierung wird/sein werdet, sondern in ruhe gelassen.“ also hat man sich von dem compound weitgehend zurückgezogen und in richtung usa mit dem finger draufgezeigt „da isser“. und damit obl nicht davon reden konnte, dass und wie lange er schon gefangener der pakistanis gewesen war/wäre, musste er gleich sterben, praktischer weise. und pakistan bleibt uns erhalten, wie es ist (qed).
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    und mit der bundeswehr und deutschland hat das alles erst mal gar nichts zu tun (die folgen den ereignissen, als staatsbürger und brav).

  6. perfekt!57 sagt:

    und selbstverständlichrweise...
    und selbstverständlichrweise ist obl nicht bestattet. sondern das wird so gehen, gegangen sein, wie es noch immer ging mit den kleinbürgerlichen anteilen von staaten und staatsdienern, wie uns literatur und literaturwissenschaft lehren, z. b. schon wie bei weiland friedrich schiller: den (revoluzzer und gefährlichen wahrheitsaussprecher) hat die orbrigkeit auch klammheimlich vollständig obduziert: man will es alt genau wissen, weil man muss.
    und im falle obl halten wir eine kurz-obduktion innerhalb weniger stunden für ausgeschlossen: man will und wird ihn in den usa sehen. ganz genau. von allen geheimen namhaften experten. mit allem trara. und von hirn, herz und leber nicht nur ein ct von außen. schon für die akten. und die eigene gewissheit.
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    aber so was ist ja nicht so wichtig.

  7. perfekt!57 sagt:

    immerhin finden wir friedrich...
    immerhin finden wir friedrich schillers obduktionsbericht aus dem geheimen staatsarchiv heute bei den akten: staaten verlieren nicht gerne was. man muss nur 200 jahre warten.

  8. Wen erinnert die Reaktion...
    Wen erinnert die Reaktion (nicht nur) der Amerikaner auf den gewaltsamen Tod von Osama bin Laden nicht an die Reaktion der Kinder Israels, als sie aus Ägypten in das gelobte Land aufbrachen? ? Moses hatte sie trockenen Fußes durch das Schilfmeer geführt, aber als die Ägypter mit 600 Wagen besetzt mit ausgesuchten Männern ihnen nachsetzten, ließ der Herr das Wasser wiederkommen und herfallen über alle Rosse und Männer, und nicht einer von dem großen Heer des Pharaos blieb übrig. Im zweiten Buch Moses wird die menschliche Reaktion der Kinder Israels auf ihre wunderbare Errettung berichtet. Sie stimmten mit Moses einen Lobgesang an und priesen den Herrn, weil er eine herrliche Tat getan hatte
    In der Thora geht die Geschichte weiter. Die Engel begannen ebenfalls zu Ehren Gottes zu tanzen und zu singen, aber Gott tadelte sie: “Was hier geschehen ist, war das Werk Meiner Hände. Uns steht es nicht zu, über ihren Tod zu jubeln.“
    So ist es. Menschen sind „liquidiert“, von denen einer, nach allem, was wir wissen, ungeheure Schuld auf sich geladen hat. Grund genug, über seine Beweggründe nachzudenken. Sicherlich Grund, auf ein Ende des Tötens und auf Frieden zu hoffen. Grund auch, der vielen zu gedenken, die im „war on terror“ sterben mußten. Aber Grund zur Freude – da hat Benedikt XVI. recht – kann das, darf das für einen Christenmenschen nicht sein
    PS. Ich wiederhole mich: Zu den Traditionen, die wir gemäß der von Verteidigungsminister Jung vor nicht allzulanger Zeit neu herausgegebenen Zentralen Dienstvorschrift über die Innere Führung mitsamt Anlage „Traditionsrichtlinien“ von 1982 so stolz als „eigene“ Traditionen“ pflegen, gehört (Ziff. 20) „die Einbindung in die Allianz und die kameradschaftliche Zusammenarbeit mit den verbündeten Streitkräften auf der Grundlage g e m e i n s a m e r W e r t e“. Welchem gemeinsamen Wert ist die Handlungsanweisung „kill or capture“ verpflichtet?

  9. Plindos sagt:

    HermannHagena@: Die...
    HermannHagena@: Die inflationäre Entwertung der Werte, so auch im „Westen“. Der, durch Osama Bin Ladin ausgelöste Terror, traff in erster Linie an beklagenswerten Opfern die Umma selber, vom Maghreb bis nach Indonesien über Pakistan. Die anstehenden und angeschobenen Veränderungen in der arabisch-islamischen Welt speisen sich aus anderen Mustern und Denkweisen, als denen, welcher sich dieser selbsternannte Gotteskrieger verpflichtet fühlte. Er war war ein Antimoderner per se, in seinem Wähnen aber auch ein Mensch.

  10. hölderlin sagt:

    bei aller diskussion darüber,...
    bei aller diskussion darüber, wie bin laden unschädlich gemacht werden sollte – tot oder lebendig -, das positive gefühl stellt sich ein, dass alle untaten gesühnt werden, auch wenn es zehn jahre dauert! respekt vor der arbeit der geheimdienste!
    einen inhaftierten bin laden hätte ich mir beim besten willen nicht vorstellen können. das bliebe eine offene provokation nach allen seiten hin…

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