Als Verteidigungsminister de Maizière am Donnerstag in Moskau seinen russischen Amtskollegen Serdjukow getroffen hat, erhielten die mitgereisten Journalisten während des Delegationsgesprächs eine Unterrichtung zu der russischen Streitkräftereform. Für intime Kenner der russischen Verhältnisse (was wir nicht sind) war möglicherweise wenig Neues dabei, doch halten wir die Notizen aus zwei Gründen dennoch für festhaltenswert. Zum einen ist es schon an sich ein ungewöhnlicher Schritt, dass ausländische Medienvertreter ein solches Briefing durch den russischen Generalstab erhalten. Zum anderen ähneln manche Probleme und Herausforderungen – bei allen Unterschieden in Struktur, Anspruch und Ausgangslage – doch in erstaunlichem Maße denen, die sich auch bei der Bundeswehrreform stellen.
Also sprach Generalmajor Sergej Fjodorowitsch Ruzkoi, stellvertretender Chef der Hauptabteilung Operativ des Generalstabs der Streitkräfte der russischen Föderation (durch uns stichwortartig zusammengefasst, doch behalten wir einige eigentümliche, vielleicht auch durch die Übersetzung noch eigentümlicher gewordenen Formulierungen bei; erläuternde Ergänzungen durch uns in Klammern): 2008 hat die Führung des Staates eine Reihe von wichtigen Entscheidungen getroffen, um die Streitkräfte zu reformieren. Gründe waren die Veränderung der militärpolitischen Lage und des Wesens von Kampfhandlungen sowie der Zustand der Streitkräfte der russischen Föderation. Die Streitkräfte sollen künftig nicht mehr darauf ausgerichtet werden, an einem großen Krieg teilzunehmen, nach einer umfassenden Mobilmachung, sondern sie solle für die neuen Formen von Kampfhandlungen fit gemacht werden. Beispiele dafür: Kampf gegen Terroristen oder gegen Piraten. Der Prozess der Umsetzung dauert an.
Es stellen sich fünf grundsätzliche Aufgaben. Erstens verabschiedet sich Russland von der großen Mobilmachungsarmee. Das heißt, es soll künftig nicht mehr (Kader-)Verbände geben, die noch (mit Reservisten oder Rekruten) aufgefüllt werden müssen. Alle Verbände sollen (als Einsatzverbände) zu hundert Prozent aufgefüllt sein. Zweitens sollen die Streitkräfte mit modernen Waffen und modernem Material ausgerüstet werden. Drittens sollen ein „neuer Offizier“ und ein „neuer Sergeant“ (als Leitbild) formiert werden. Das heißt, die Ausbildung wird neu konzipiert, und ein Netz von neuen Ausbildungseinrichtungen wird gebildet. Viertens sollen Programme und Vorschriften neu erstellt werden zu: Ausbildung, Dienst in der Garnison, Gefechtshandlungen. Fünftens geht es um die Absicherung der Soldaten. Sie sollen angemessenen Sold beziehen und vorrangig mit Wohnungen bedacht werden.
Künftige Stärke der Streitkräfte: Eine Million Soldaten. Die maßgebliche Führungsebene soll nicht mehr die Division sein, sondern die Brigade. Alle Brigaden sind gefechtsbereit. Sie können wenige Stunden nach dem Einsatzbefehl ins Gefecht eintreten. Reformiert wird auch die Führungsebene der Militärbezirke. Aus bislang sechs sollen vier Militärbezirke werden. Auf dieser Ebene sollen die Teilstreitkräfte ihr Eigenleben verlieren, sie werden in den Führungsstrukturen zusammengefasst. Alle Truppen auf dem Gebiet eines Militärbezirks unterstehen also einem Befehlshaber. Ausnahme: Die strategische Raketentruppe und die Weltraumtruppe. Der Befehlshaber ist persönlich verantwortlich für die Sicherheit des Staates und die Integrität des Gebiet seines Militärbezirks. Auch die Führungsstruktur der Teilstreitkräfte wird reformiert, ihre Aufgaben werden präzisiert. Ergebnis soll sein: Keine Doppelung mehr bei der Erfüllung der Aufgaben. Jeder Stab erfüllt nur die Aufgaben, die ihm angemessen sind.
Neu soll auch das System der Versorgung der Streitkräfte gestaltet werden. Vorher wurde unterschieden zwischen der technischen Sicherstellung (wohl: Instandsetzung) und der materiellen Versorgung. Stattdessen: Ein einheitliches System der Logistik. Dadurch soll es auch ermöglicht werden, Gerät durch zivile Firmen instand setzen zu lassen (auf gut deutsch: Outsourcing).
Die militärischen Führer sollen von Aufgaben der Logistik befreit werden, so dass sie sich vorrangig um Ausbildung kümmern können. Priorität hat die Einsatzausbildung.
Die schwierigste Aufgabe ist die massenhafte Umrüstung der Truppe mit neuem Material, moderner Bewaffnung und Gerätschaft. Hier hat der Präsident die Prioritäten festgelegt. An erster Stelle steht die strategische Kernwaffentruppe, es folgen Weltraumverteidigung und Luftverteidigung. Weiter hinten stehen Fernmeldeausrüstung und elektronische Führung der Truppe. (Wir haben die Punkte nicht alle genau verstanden, jedenfalls kam mehrmals der Weltraum vor, nicht aber Panzer, Gewehre, Schiffe oder so etwas wie der „Infanterist der Zukunft“.) Bis 2015 soll die Umrüstung zu 30 Prozent mit modernem, zukunftsfähigem Material fertiggestellt sein, bis 2020 zu 70 Prozent; in einigen Schwerpunktbereichen sollen 2020 bereits 100 Prozent erreicht werden.
Gleichzeitig wird das Stationierungskonzept neu gestaltet. Es wird sehr viel weniger Standorte geben: 200 Garnisonen der gesamten Streitkräfte. (Bei einer Million Gesamtstärke; das werden ziemlich große Garnisonen.) Damit ist man optimaler aufgestellt für strategische Aufgaben, und vor allem können Kosten gesenkt werden. Offiziere sollen mit ihren Familien in der Nähe von Städten wohnen können, die Familien müssen in sozialer und kultureller Hinsicht abgesichert sein (Schulen für die Kinder, Arbeitsplätze für die Ehefrauen).
Für jede Teilstreitkraft wurden wissenschaftliche- und Ausbildungszentren geschaffen. Militärische Akademien wurden zusammengelegt. Die Gesamtzahl der höheren Ausbildungsstätten wurde von 64 auf 16 gesenkt. Die Offizierausbildung wird konkret auf den vorgesehen Dienstposten hin ausgerichtet. Besonders wichtig ist die Ausbildung der Sergeanten. Ein mehrstufiges Ausbildungssystem sieht vor: Ausbildungsverbände, Offizierschulen, zentrale Einrichtungen des Verteidigungsministeriums.
Der Anteil der Zeitsoldaten soll deutlich erhöht werden. Wie schnell das geht, hängt davon ab, wie gut es gelingt, den Dienst attraktiv zu gestalten, das heißt vor allem: soziale Absicherung. Vor allem sollen mehr Unteroffiziere als Zeitsoldaten auf Dienstposten kommen, die wichtig sind für die Einsatzfähigkeit.
Wichtig für Auftrag Nummer fünf (das war die soziale Absicherung der Soldaten): Streitkräfte mit neuem Antlitz sollen entstehen. Dabei geht es nicht nur darum, die aktiven Soldaten sozial abzusichern, sondern auch die Pensionäre und Veteranen. Ein solches Tempo beim Wohnungsbau hat es noch nie gegeben. Es entstehen etwa 50.000 Wohnungen pro Jahr. Im Januar 2012 soll der Wehrsold deutlich erhöht werden – in angemessener Höhe.
All diese Reformen sind seit zwei Jahren im Gange. Die erste Etappe ist erreicht, aber natürlich sind noch nicht alle Aufgaben erledigt.
Schwerpunkte bis Ende 2011:
Eine neue Truppengattung wird eingeführt, die Luft- und Weltraumkräfte. Die Umrüstung wird vorangetrieben. Alles, was nicht Kernaufgaben der Streitkräfte sind, wird anderen übertragen. Im täglichen militärischen Leben wird die höchste Aufmerksamkeit auf die Ausbildung gelegt.
(Frage: Sind die Panzer immer noch die Speerspitze der Armee?) Früher war das Heer das wichtigste, das war die Grundlage der Streitkräfte der Sowjetunion. Die Theorie des modernen Krieges stellt nicht nur auf das Heer ab. Sondern beispielsweise die Luftstreitkräfte werden wichtiger, ihre Ausstattung mit Präzisionsmunition. Es geht nicht mehr um Massenheer und Panzerspitzen, sondern darum, in lokalen Konflikten begrenzter Intensität die Kräfte schnell und gezielt einsetzen zu können. (Frage: Steht genug Geld zur Verfügung?) Der Präsident hat allein für die Umrüstung bis 2020 die Summe von 20.000 Milliarden Rubel zur Verfügung gestellt, das entspricht 500 Milliarden Euro. (Frage: Was können die russischen Streitkräfte von der Bundeswehr lernen, und umgekehrt?) Großes Interesse besteht an den Erfahrungen der Bundeswehr bei der Einsatzausbildung und an Simulationssystemen für die Ausbildung der Soldaten (also so etwas wie das Gefechtsübungzentrum GÜZ in der Altmark). Und wenn die Bundeswehr Rat braucht, so wird man gerne zur Verfügung stehen.
So weit unsere Notizen. Wie gesagt, zur Sache können wir nicht viel an eigenen Anmerkungen beitragen, wohl aber zur Atmosphäre. General Ruzkoi machte einen freundlichen und hilfsbereiten Eindruck. Als er mit Nachfragen unterbrochen wurde (wie viele Wohnungen, wie viel mehr Sold?) schien er zwar überrascht, ging aber darauf ein. Frühere Moskaukorrespondenten sind dergleichen nicht gewohnt, sie kannten von Uniformierten eher einen entweder barschen oder herablassenden Ton. Mag also in vielem, was uns da präsentiert wurde, mehr Soll als Ist stecken – das kennt man auch aus hiesigen Armeereformen. Jedenfalls dokumentiert der Termin in einem hellgrünen Haus des Ministeriums die tatsächliche Absicht, „Streitkräfte mit neuem Antlitz“ zu schaffen.
Punkte, die uns besonders aufgefallen sind:
Die immer wieder betonte Bedeutung der sozialen Einbettung.
Dass die Bedeutung eines echten Unteroffizierskorps erkannt wird.
Der Vorrang von Welt- und Luftraum (samt Einführung einer neuen Truppengattung). Ja, Ja, Russland will natürlich als Weltmacht wahrgenommen werden.
Bei aller eingestandenermaßen Oberflächlichkeit unserer Russlandkenntnisse wagen wir doch die Vermutung, dass nicht die materielle Umrüstung die größte Herausforderung sein wird, sondern die Sache mit dem „neuen Antlitz“. Zumal, wenn die Mittel dann doch vorrangig ins Material (und in den Weltraum) gehen.
Und wer noch wissen will, was die Chefs noch gesagt haben, dem sei hier unsere Meldung aus der heutigen F.A.Z. angeboten:
löw. MOSKAU, 15. September. Die Bundeswehr soll Russland bei der Modernisierung seiner Streitkräfte unterstützen. Verteidigungsminister de Maizière stellte seinem Amtskollegen Serdjukow bei einem Besuch in Moskau am Donnerstag unter anderem Hilfe bei der Ausbildung von Militärpolizisten nach dem Vorbild der deutschen Feldjäger in Aussicht. Außerdem gehe es „in militärtechnischer Zusammenarbeit um Dinge, die es mit anderen Staaten so nicht gibt“. Russland interessiert sich für Trainingstechnik, wie sie im Gefechtsübungszentrum des Heeres in Letzlingen (Sachsen-Anhalt) in Gebrauch ist. Einen entsprechenden Vertrag mit der Betreiberfirma Rheinmetall hat Moskau bereits nach einem Besuch Serdjukows in Letzlingen im Juni abgeschlossen.
Russland arbeitet seit 2008 an einer tiefgreifenden Umgestaltung und Modernisierung seiner Streitkräfte. Sie sollen nicht mehr auf den Einsatz eines Mobilisierungsheeres in einem großen Krieg ausgerichtet sein, sondern kurzfristig schlagkräftige Verbände auf regional begrenzten Schauplätzen einsetzen können. Für die Umrüstung der Armee sollen nach Darstellung eines Offiziers des russischen Generalstabs, Generalmajor Ruzkoi, bis 2020 umgerechnet 500 Milliarden Euro ausgegeben werden. Die beiden Minister machten nach Darstellung de Maizières einen Erfahrungsaustausch über strukturell ähnliche Herausforderungen, wie sie auch bei der Neuausrichtung der Bundeswehr auftreten: „Wie man Widerstände in bürokratischen Apparaten überwindet, wie man mit Finanzministern redet.“
Bei der in Rede stehenden deutschen Unterstützung geht es vor allem um konzeptionelle Beratung. De Maizière betonte, es gebe keine russische „Wunschliste“, gefragt sei „Zusammenarbeit, keine Hilfe“. Die deutsche Bereitschaft zur Unterstützung sei „sehr groß, aber es gibt auch Grenzen“. Die lägen da, wo „Technologie und nationale Sicherheit“ betroffen seien.
Soviel zu den russischen Streitkräften mit neuem Antlitz. Apropos Antlitz: Kennt jemand diese Herren, die da in der Ahnengalerie im minzfarbenen Altbau hängen, wo wir unsere Unterrichtung erhalten haben?
(Fotos, wenn auch in lausiger Handyqualität: löw.)
Vielen Dank für diese...
Vielen Dank für diese interessanten Informationen!
Bezüglich der Fotos habe ich noch weitergehende Fragen. Sind da Deutsche mit bei (das unterste Foto)?
Die Rote Armee gibt es schon...
Die Rote Armee gibt es schon seit 1946 nicht mehr, da wurde sie in „Sowjetische Armee“ umbenannt.
Super aussichten! Wenn...
Super aussichten! Wenn Deutschland es schafft die russischen Streitkräfte so zu reformieren wie die Deutschen dann haben wir die russische Armee zuguterletzt doch noch besiegt.
Die Russen täten gut daran ihre Korpse ob Unteroffizierskorp oder Offizierskorp zu festigen, Kameradschaft zu fördern und nicht die Korpse durch Facheinsteiger zugrunde zu richten. Nachher hat man nen Haufen …entschuldigung…Fachidioten die nichtmehr wissen wo die Waffe ihr gutes und wo ihr böses Ende hat.
Das englische Modell der Fachlaufbahnen scheint wesentlich sinnvoller und hat sich auch bewährt. Der DG des Specialist und kenntlichmachung der Fachverwendung auf Dienstgradabzeichen.
Ist schon dumm gelaufen, wenn man im Gefecht den Soldaten nebenan in der Stellung Kommandos gibt oder die „Ampel“ abfragt (GrpFhr werden wissen was ich meine) und der Soldat nebenan antwortet nur mit „Hä? ich bin Funker, keine Ahnung was du da laberst“….nichtnur peinlich sondern auch echt gefährlich. Bei der guten alten Truppendienstlaufbahn wäre das eher nicht passiert. Da war die Kampfausbildung noch der Grundstein und bei allen Truppengattungen einheitlich. Da wusste auch der Funker und der Nachschieber was ein Sperrbestand ist, wie man die Ampel meldet und und und
@ExKontingent: Den "grossen...
@ExKontingent: Den „grossen vaterlaendischen Krieg“ hat die rote Armee auch ohne besondere Kameradschaft gewonnen.
Was die Facheinsteiger betrifft: Ist es wirklich so, dass diese keinen Unteroffiziers-/Offizierslehrgang machen muessen? Die Fachoffiziere (max. OLt) waren mir bekannt, aber die hatten ja zumindest einen Feldwebellehrgang hinter sich. Und dass neben Ihnen „im Gefecht“ ein Wissenschaftler in Uniform (z.B. Bundeswehrlabors, ich hab mal gehoert, Facheinsteiger fangen da als Major an) liegt, ist doch eher unwahrscheinlich, oder? Was hat es also mit den Fach-Funkern, die Sie erwaehnen, auf sich?
Die Gliederung ist zu...
Die Gliederung ist zu Haareraufen.
Als Geselle z.b. als Mechatroniker wird man als Stabsunteroffizier eingestellt. Dazu kommen 4 Wochen Uffzlehrgang der zu 80% im Hörsaal stattfindet. Danach ist man Uffz und darf wild Befehle um sich werfen. Den guten alten UL1 (grün 4-6 Mon.) und den Aufbaulehrgang UL2 (Fach 6 Mon) gibt es nichtmehr.
Möglich ist der Einstieg auch als SU …und nun festhalten…Feldwebelanwärter…der arme Kamerad muss dann eine goldene Litze tragen. Dieser macht dann 3 FW Lehrgänge die alle zusammen nicht so ausgeprägt sind wie der einzellne alte.
Ist man Meister in seinem zivilen Fach´kann man sogar gleich als Fw eingestellt werden. Als Studierter ist ein Einstieg als Major durchaus möglich. Selbst erlebt habe ich dies aber nur einmal und da handelte es sich um einen S6 Stabsoffizier der gerade von der zivilen Uni kam und als Major im Zug mitlief in dem ich die Grundausbildung leitete. Ist echt witzig wenn man als OFw einen Major durch den Wald jagen darf… doof wirds erst wenn die Grundi vorbei ist und man sich dann wieder begegnet…der Major sahs aber mit Humor…wie denn auch anders…von Militär und Disziplin hatte er ja keine Ahnung nach den 2 Monaten Grundi.
Problematisch wurden die Fachlaufbahnen aber eher dadurch, dass man einen Fachunteroffizier nicht von einem des Truppendienstes unterscheiden kann. Dadurch hat man die ganze Dienstgradgruppe der Uffz o. p. abgewertet. Ein Stuffz der 12 Jahre dabei war und dadurch sicher einiges an Respekt erlangt hatte war nichtmehr vom „NekkermannUffz“ zu unterscheiden. Ein extrem lustiges und doch eher ernüchterndes schauspiel offenbarte sich mir, als ein StUffz frisch aus der Grundi in seine Stammeinheit…mein Zug FschSpez… kam und eine Mannschaftsstube betrat und von diesen Manschaftsdienstgraden eine Meldung verlangte. Zum Glück war ich in der Nähe bevor der Oberstabsgefreite ihn in Stücke gerissen hat.
Das war meiner Meinung der Anfang vom Ende. Eines Tages kam ein Befehl, dass OFw nunmehr keine Zugführer sind sondern nurnoch Gruppenführer. StUffze waren keine Gruppenführer mehr sondern nurnoch Truppführer. Zugführer waren ab HFw aber meist junge OL.
Als dann sogar Fachdiener in meine Einheit kamen…wie gesagt…Fallschirmjäger Spezialzug… also eine Einheit die schon sehr „Grün“ ist… da hörte es für mich auf.
Die Frage die ich meinem KpChef stellte konnte er und kein anderer mir je beantworten… Was bitte muss man zivil gelernt haben um in einer Kampfeinheit als Fachdienstunteroffizier eingestellt zu werden???
Fach“Funker“ sind Stuffze oder Uffze die im zivilen z.b. Komunikationselektroniker gelernt haben. Das geht quer durch alle Berufsfelder. Und schlecht ist es sicher nicht. So nutzt man zivile Ausbildungen militärisch was den Staat jede menge Geld spart…aber man darf die nicht einfach so auf die Truppe loslassen. Eine Kenntlichmachung auf den Dienstgradabzeichen etc. hätte schon viel ärger erspart. Bei den Sanis macht man es doch auch…also weshalb nicht bei den anderen Fachdienern?
Grade in den Einsätzen muss man wissen wer der Soldat neben einem ist und was er kann. Hat der Soldat neben mir in der Stellung einen Apothekerstab über seinem Abzeichen dann weiß ich, dem brauch ich garnichterst einen Gefechtsbefehl geben.
Uffz ist nichtmehr Uffz und daher gibt es meiner meinung auch bald kein UffKorp mehr. Die alten Hasen werden immer weniger und die Paar die das Banner noch hochhalten die werden bald in der Masse der Fachdiener untergehen.
Ich habe es immer gewußt: Der...
Ich habe es immer gewußt: Der von zu Schnuckenberg ist in Wirklichkeit einer von uns.
An ExKontingent:
Danke für...
An ExKontingent:
Danke für die interessanten Beiträge. Ihre Schilderung schockiert mich etwas.
Nach all dem Gerede der Politik von „Armee im Einsatz“ und Konzentration der Bundeswehr auf Auslandseinsätze hätte ich eine „Professionalisierung“ der Truppe erwartet in dem Sinne, daß nicht nur die materielle Ausstattung des Infanteristen verbessert und modernisiert wird (scheint mehr oder weniger zu geschehen).
Vor allem hatte ich angenommen, daß jeder, der in Auslandseinsätze geht, eine solide infanteristische Ausbildung incl. intensiver, realitätsnaher Übungen erhält.
Ganz besonders die taktischen Führer wie Unteroffiziere und Feldwebel.
Nur so hat die Truppe, in Unterzahl in fremder, oft feindseliger Umgebung, überhaupt eine Chance, aus Schwierigkeiten heil herauszukommen.
Nach Ihren Angaben hat sich die Gefechtsausbildung der Unteroffiziere sogar deutlich verschlechtert.
Wird die Öffentlichkeit hier von der politischen Führung für dumm verkauft?
Und wie sieht es mit der Fürsorgepflicht gegenüber Soldaten aus, die ohne adäquate Ausbildung in Gefahrensituationen gebracht werden?
Auch die Berichte über abnehmende statt zunehmende „Gefechtsorientierung“ bzw. Praxisnähe der Truppe (Abgrenzung Fach/Truppendienst) sind befremdlich.
@Löwenstein: (Kennt jemand...
@Löwenstein: (Kennt jemand die Herren?) Es handelt sich, wie in einem Verteidigungsministerium wohl nicht anders zu erwarten, bei der Bildergalerie um die Amtsvorgänger von Verteidigungsminister Serdjukow. Zur Zarenzeit noch Kriegsminister, in den ersten Sowjetjahren Volkskommissare für Verteidigung genannt. Unklar ist, warum diese Galerie (wenn sie vollständig abgelichtet ist) erst in der Mitte des vorigen Jahrhunderts beginnt, mit D.A. Miljutin, Kriegsminister im zaristischen Rußland von 1862-1881 und Militärreformer.
@ MD: Unter hohen Militärs Rußlands gab es immer eine Reihe von Baltendeutschen, die es bis zum General gebracht haben. Zu Zeiten von Napoleon ist Christoph v. Lieven zu nennen, der den Sprung vom General zum Kriegsminister schaffte. Bekannter als v. Lieven ist sein Nachfolger als Minister, Michael Barklay de Tolly.
In der Galerie erscheint, soweit das zu erkennen ist oder aus der zeitlichen Abfolge zuvermuten ist, als potentieller „Deutscher“ nur Alexander F. v. Rödiger, dessen Vater aus Hanau stammte und der das Amt des Kriegsministers – zunächst geschäftsführend – von 1905 bis 1909 innehatte.
@ExKontingent: Danke fuer die...
@ExKontingent: Danke fuer die Ausfuehrungen. Die Entwicklung ist in der Tat bedenklich. Grundsaetzlich spricht ja gar nicht so viel gegen die Quereinsteiger, wenn diese denn brauchbare Laufbahnlehrgaenge absolvieren muessten und in der Zwischenzeit bspw. spezielle Litzen bekaemen (wie die OAs). … Einen aufgeblasenen Neckermann-StUffz gegen ein Natozebra, die haett ich in ihrem Streit nicht aufgehalten. Hatte in meinem bisschen Grundwehrdienst (PzGrenBtl) eigentlich recht schnell den Eindruck entwickelt, dass man bei SaZ und Berufssoldaten am besten mit OFw und Hptm aufwaerts auskommt. Aber seitdem hat sich vermutlich auch einiges geaendert, schon weil die BW jetzt fast sowas wie eine richtige Armee ist, die ihre Leute regelmaessig in (teils unsinnige) Einsaetze schickt.
@Wolfowitz
Wie die Situation...
@Wolfowitz
Wie die Situation in der Truppe aktuell ist kann ich nicht zu 100% wiedergeben, da ich 2008 selbst aus den aktiven Dienst ausgeschieden bin. Die Gründe dafür liegen wohl auf der Hand 🙂
Die Struktur und der Gedanke hinter der Reform ist sicher sehr gut. Die Umsetzung und die Handhabung der neuen Armee ist allerdings eher bedenklich.
Die Umgliederung und Neuaufstellung der 1.LLDiv zur DSO war überfällig. Mit dieser Division haben wie eine wirkliche Truppe von Profis im Antiterrorkampf. Der Gewaltakt der z.B. aus den FschPzAb LLUstg schuf oder aus den alten schwerfälligen SchFschJg die FschSpez schuf war genial. Es entstand eine kleine Armee in der Armee. Alle hatten eine Hervorragende Kampfausbildung im Häuser- und Städtekampf, großzügig angelegte Truppenübungsplatz Aufenthalte und ein hohes Budget für Übungen mit anderen Waffengattungen (Schiessen verbundener Waffen). So verfügz die DSO sowohl über 2 eigene Nachschubbataillone (LLUstgBtl 262 und 272) die über die allg. Fallschirmjägerausbildung verfügen, über LLSanKp´s die den LLUstgBtl angeschlossen sind, über LLPiKp´s und und und. Ebenfalls zur DSO zählen die Spezialkräfte wie die FschJg, die Fernspäher, die KSK, die Jäger und diverse andere Kampfeinheiten.
Diese DSO ist ein Haufen von Profis nicht nur im Fach sondern auch im Kampf.
Im wirklichen Einsatz sieht das nur leider etwas anders aus. Da sind wohl auch Kampfeinheiten der DSO im Einsatz, diese sind aber meist nicht zusammen mit den Unterstützungsteilen der DSO dort. Wo eigentlich die LLUst den Nachschub regeln sollten tut dies z.B. die SKB (Streitkräftebasis). Ich will diese Kameraden nicht schlecht machen, aber von Kampf haben die null ahnung. Ebenso andere Truppenteile die im Einsatz eine eher unterstützende Funktion haben sollten. Ob Funker, Sani oder Inst. Alle Fachtruppenteile die mit der DSO in den Einsatz gehen sollten auch dieselbe Ausbildung haben. Dies ist aber leider nicht der Fall.
Und wie man schon in den ersten Tagen bei der BW lernt ist die Gruppe nur so stark wie ihr schwächstes Glied.
Ein Beispiel das ich immer wieder gerne anführe ist Kunduz im Jahr 2010. Eine deutsche Patrouille geriet in einen Hinterhalt und hatte hohe Verluste zu beklagen. Haben sie sich die Nachrichten mal genauer angesehen? Achten sie dabei auf die Truppengattung der Gefallenen und Verwundeten und ihre zugehörigkeit. (Wikipedia ist dabei auf recht aktuellem Stand). Nun verraten sie mir mal was diese Soldaten bei einer Patrouille zu suchen hatten? Mit den 3-4 Wochen Kontingentausbildung in Hammelburg ist der „Schütze“ längst nicht bereit für den Einsatz in einer Patrouille im Feindgebiet!
Im Dez. 2010 nun entsante man auf geheiss hoher Militärs große Teile der LLBrg 26 (Saarlandbrigade) nach Kunduz. Mit eigenen Nachschiebern, eigenen Sanis, eigenen EODTrupps etc.
Haben sie seither wieder von einem Zwischenfall derart im gebiet Kunduz gehört? Kunduz ist seither zum großteil gestellt durch die DSO…und schon haben die schlechten Schlagzeilen ein Ende…könnte man sagen…aber nein..es gibt einfach keine Schlagzeilen mehr von dort. Weder gute noch schlechte. Nur kleine Randberichte über zweitrangiges. Die Regierung steht eben noch immer nicht dazu, dass auch deutsche Soldaten wissen wie man eine Waffe bedient… haben sie schonmal Bilder gesehen auf denen US-Soldaten zu sehen waren die ihre Waffe benutzten? ganz sicher… auch von Briten und von Franzosen…aber haben sie solche Bilder mal von Deutschen gesehen?… gibt zu denken wenn man drauf hingewiesen wird oder? Vielleicht schiessen die Deutschen ja auch nicht sondern diskutieren die Sache aus….
…
Was ich damit sagen will… unsere BW ist nicht schlecht. Auch die Reform war nicht 100% schlecht. Die form wie man es umsetzt ist schlecht. Soweit ich weiss und es mir von alten Kameraden berichtet wurde, gibt es zumindest in der Kampftruppe keine Fachdiener mehr wie es während den Verwirrungen der ersten Reform der Fall war. Hier sind die Ausbildungen in erst und zweitverwendung wieder „Grün“. Bei den Fachtruppenteilen der DSO ist immerhin noch ein hoher Anteil die Kampfausbildung.
Für mich hätte das allerdings die Konzequenz, dass ich nur die DSO in den Einsatz schicken würde. Andere Truppenteile der BW wie z.b. die SKB (Logistiker) sind fast ausschliesslich Fachausgebildet und die Kampfausbildung ist auf ein Minimun reduziert. Solche Truppen dürften genaugenommen das Lager im Einsatzgebiet nie verlassen.
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Die Bundeswehr wie es sie früher gab existiert nichtmehr. Wer aber einen Teil dessen sucht was sie einmal ausgemacht hat. Die Kameradschaft, die Gemeinschaft und der Zusammenhalt, der sieht sich am besten die Soldaten der DSO an. Was aus der LW und der Marine so wurde kann ich nicht beurteilen, diverse Lehrgänge und Übungen gemeinsam mit dem „gemeinen Heer“ lassen mir jedoch zumindest dort einen Einblick zu. Während auf dem ganz normalen Dienstplan der DSO Kp´s mindestens jeden 2ten Tag der Woche Ausdauersport (Sprich: Amila, Laufen) angesetzt ist, findet man dort eher diverse Ballsportarten die meist mit Abwarten auf der Stube ergänzt werden. Heerestruppenteile die zu uns in die Einsatzvorbereitung kamen mussten erstmal sowas wie Kondition aufbauen und die Vorgesetzten konnten sich täglich das gejammer anhören „och man schonwieder laufen“…
…
Nach eigenem mehrmaligen durchlesen, dessen was ich hier geschrieben habe, komme ich neben den Rechtschreibfehlern, zu dem Schluss, dass ich wohl nicht ganz unparteisch und nur aus der Sicht der DSO argumentieren kann.
Ich will niemanden schlecht machen und keine Leistungen in den Dreck ziehen. Die einzelnen Soldaten können nichts dafür, denn sie kennen es nicht anders.
Ein SFw sagte kürzlich einen sehr einprägsamen Satz zu mir. „Wissen Sie, als wir zur Bundeswehr gingen, da taten wir das wegen unserer Einstellung und nicht wie viele Kameraden heute, des Geldes wegen.“
Ich glaube das bringt es u.a. auf den Punkt. Soldat sein ist kein Job, Soldat ist man oder man ist es nicht.