Es gibt kaum einen Ort, der faszinierender ist wenn man sich mit der Zukunft der Arbeit, Wirtschaft und Gesellschaft beschäftigt: Im südlichen Teil der San Francisco Bay Area liegt das Tal der technischen Revolutionen – allseits bekannt als Silicon Valley. Wir, ein Wissenschaftlerteam vom Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung in München, haben uns jetzt abermals eingereiht in die lange Schlange der Silicon Valley-Wallfahrer. Zum dritten Mal nach 2008 und 2015 gehen wir auf Spurensuche nach den Geheimnissen dieses Technik-Tals.

Beim ersten Besuch waren wir fasziniert von der kalifornischen Innovationskultur. Eine Mischung aus Lässigkeit, großem Selbstbewusstsein und Erfindergeist prägte seinerzeit die Unternehmen. Sieben Jahre später war die Welt des Silicon Valley schon eine ganz andere. Inzwischen ist das Valley zu einer hyperaktiven Innovationsmaschine geworden. Die ganze Region unternimmt einen Katapultstart in die digitale Gesellschaft. Tausende Start-up-Unternehmen fungieren hier als „Plankton“, als Nährboden, für ein Innovationssystem, das all seine Energie darauf richtet, ganze Märkte auf den Kopf zu stellen. Denn es geht in der Bay Area nicht einfach nur um Innovation, sondern vielmehr um die so genannte Disruption – das ist das aktuelle Trend-Wort hier schlechthin: Die Rede ist von der Verdrängung bisheriger Geschäftsmodelle, Produkte und Technologien. Wie eine Art Akt schöpferischer Zerstörung ist die Disruption zum innersten Prinzip der Innovationsmaschine Silicon Valley geworden.
Mittlerweile ist klar, worin ihr Erfolgsgeheimnis liegt. Die Giganten im Valley haben begriffen, worin das disruptive Potential der Digitalisierung besteht: Das Internet ist nicht einfach nur eine neue digitale Technologie. Es ist die Basis für einen globalen Informationsraum, einen neuartigen sozialen Handlungsraum für Gesellschaft und Wirtschaft. Die Ökonomie muss neu gedacht werden. Was aus Sicht der deutschen Unternehmen lange Zeit wie eine Spielerei erschien, hat sich mittlerweile als Generalangriff auf die industriellen Kernsektoren entpuppt.
Schon 2015 konnten wir diese disruptive Wucht der neuen Phase der Digitalisierung im Valley spüren. Es gab neue Trends wie das Cloud Computing, also die Bereitstellung von Software, Speicherplatz oder Rechenleistung über das Internet und das Internet der Dinge, also vernetzte Maschinen. Diese Trends lassen erahnen, wie grundlegend der Umbruch ist, der sich in Wirtschaft und Gesellschaften abzeichnet. Namhafte IT-Firmen wie Google, aber auch die deutsche SAP befinden sich in der Transformation zu „Cloud Companies“. Gleichzeitig machen neue Spieler wie Salesforce oder Netflix vor, dass die Cloud weit mehr als ist als ein Hostingkonzept, also mehr als die pure Bereitstellung von Software und ähnlichem. Sie begreifen die Cloud als Leitidee, um radikal neue Geschäftsmodelle umzusetzen, die datengetrieben und auf den Einzelkunden ausgerichtet sind.
An diesem neuen Paradigma setzt auch das Internet der Dinge an. Jenseits bloßer Vernetzung und Automatisierung von Fertigungsprozessen entsteht hier eine neue Sicht, wie Wertschöpfung über die Ebene der Informationen organisiert werden kann: fließend, als integriertes Gesamtsystem und über Unternehmens- und Branchengrenzen hinweg bis hin zum Konsumenten.
Aber bislang dominieren nicht die traditionellen Industrieunternehmen die Welt der Informationen, sondern die neuen Internet-Giganten aus dem Silicon Valley. Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auch auf die europäische Wirtschaft. Die Karten werden neu gemischt. Ausgehend von der Cloud und dem Internet der Dinge wird aktuell die künstliche Intelligenz, also die Idee sich selbst optimierender Algorithmen, zum neuen Trend im Silicon Valley. Doch was bedeutet diese Entwicklung für die Menschen? Werden sie überflüssig? Der gesellschaftliche Sprengstoff dieser Innovationen liegt auf der Hand.
Die „Tour durchs Valley“ ist Teil des Verbundprojekts digit-DL und wird von Wissenschaftlern des ISF München durchgeführt. Das Forschungsprojekt wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Programm „Innovationen für die Produktion, Dienstleistung und Arbeit von morgen“ gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autoren. Mitgeschrieben an dem aktuellen Beitrag haben Katrin Gül, Tobias Kämpf, Barbara Langes, Thomas Lühr, Kira Marrs, Elisabeth Vogl und Alexander Ziegler.
Reisen (auch wenn man nicht selbst dabei ist) bildet ...
Nachdem die letzten Beobachtungen so eindrucksvoll geschildert wurden, bin ich total gespannt auf den neuen Blog.
Disruptives Paradigma
So sind sie halt die Deutschen. Während die US-Amerikaner Produkte für den Markt entwickeln und ihre Position im Bereich der IT immer weiter ausbauen, schicken die Deutschen auf Staatskosten ein Soziologenteam vor Ort, das auf einer offenbar totalen Schlagwortebene, ohne tieferes technisches Verständnis grob beschreibt, was dort vorgeht. Ziemlich blödes Modell, Steuergeld zum Fenster rauszuwerfen. Zu Zeiten von Charles Babbage kam bei seinen Fabrikbesuchen wenigstens noch etwas Verwertbares heraus. Und der hat seine Besichtigungsurlaube noch aus eigener Tasche bezahlt.
Welch ein Teaser und welch ein nachfolgender Text
„Generalangriff“? Geht’s noch eine Nummer größer? Dann im Text „Schon 2015“ bemerkten wir die Cloud. „Schon“??? Ohne es näher zu recherchieren: Bei mir als ITler ist das schon gefühlt seit einem Jahrzehnt der Fall. Die Cloud erst 2015 zu bemerken ist schon peinlich. Wie konnte das einem Wissenschaftler passieren? Ach so jetzt sehe ich „“Sozialwissenschaftliche Forschungen“ … Jetzt verstehe ich.
Da ist viel Hype...
…. am Ende kann man keine Bytes essen oder anfassen. 4.0 mag helfen die Dinge effizienter zu machen, noch ein paar mehr Prozent bessere Produkte für weniger Geld.
Silicon Valley ist eine künstliche Sache. Viel mehr als Bytes gehen da nicht raus aus eigener Kraft.
Natürlich gibt es kalifornischen Wein, Mandeln, Peanuts, aber das Wasser dafür kommt von weit her.
Flüsse enden schlicht im Silicon Valley, auf denen früher Raddampfer gefahren sind.
Ein Stromausfall, ein Hacker- Angriff, und im Silicon Valley gibt es nichts zu essen.
Autos, Häuser, eine Partnerin, Kinder, Zukunft geht nicht allein mit Bytes.
Am Ende, da ist immer der Mensch mit Händen, der macht.
Etwas zum anfassen, real.
Innovation findet immer unerwartet statt!
Die Systematisierung ist immer der zweite Schritt und er ist eben weniger innovativ! Ich kann dies verstehen, warum da Professoren ins Valley reisen, um diese Effekte zu untersuchen. Besser wäre es, aktuelle Innovationszentren wie bsp. weise Berlins Internetszene zu fördern. denn da spielt die Musik. Das nächste kommende Innovationsfeld wird die Robotik sein. Und da ist D ganz vorne dabei!