Die Goldgräberstimmung im Silicon Valley ist ungebremst. Es bleibt ein gigantischer Magnet für Unternehmen, Start-ups, kreative Köpfe und Risikokapital aus aller Welt. Von hier aus wollen sie die digitale Zukunft vorantreiben und den nächsten technologischen Megatrend – das „next big thing“ – auf den Weg bringen. Was könnte sie daran hindern? Es sind interessanterweise Probleme der alten Welt, der „old economy“, die sie bremsen und das Innovationscluster gefährden.
Herausforderung Nummer eins sind die galoppierenden Immobilienpreise und der Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Selbst für gutverdienende „Techies“ wird das immer mehr zum Problem. San Francisco konkurriert heute mit Manhattan um den ersten Platz für die teuersten Wohnungspreise in den Vereinigten Staaten. Zwischen 3000 und 4000 Dollar Miete für ein Einzimmerappartement sind keine Seltenheit. Viele befürchten, dass das Silicon Valley seine Anziehungskraft für kluge Köpfe in Zukunft verlieren könnte, wenn diese Entwicklung ungebremst anhält – weil sie es sich schlichtweg nicht mehr leisten können, hier zu wohnen. Auch die Universitäten klagen darüber, dass die Leute nicht mehr herziehen wollen und investieren eigenständig verstärkt in den Wohnungsbau. Und spätestens wenn die IT-Spezialisten Familien gründen und Kinder bekommen, werden für sie die Mieten zum echten Problem. Mit zwei Kindern will man auch im Valley nicht mehr in einer WG wohnen. Das führt dazu, dass die Leute immer mehr in die Vorstädte ziehen. Aber auch hier werden sie von der Entwicklung eingeholt: Städte wie Oakland verzeichnen, neben einigen anderen, den höchsten Anstieg der Wohnungspreise in den Vereinigten Staaten.
Außerdem treffen die Menschen hier auf ein weiteres Problem der „old economy“: den Verkehr und den schlecht ausgebauten öffentlichen Nahverkehr. Im High-Tech-Zentrum der Welt bestreiten noch immer klapprige Dieselloks den Nahverkehr. Gerade weil der öffentliche Nahverkehr so nicht gerade attraktiv ist, ist der Stau zwischen Palo Alto und San Francisco legendär. Für die rund 30 Meilen kann man im Berufsverkehr schnell deutlich mehr als zwei Stunden brauchen. Der Problemdruck ist enorm, zahlreiche Initiativen wurden deshalb angestoßen. Aber selbst aus deutscher Perspektive (Hallo Berlin!) geht es nur im Schneckentempo voran. Die Unternehmen betreiben selbst schon eigene Buslinien, um ihre Beschäftigten von San Francisco ins Valley zu bringen.

Es geht hier nicht um lästige Alltagsprobleme. Vielmehr wird hier ein zentrales Erfolgsgeheimnis des Innovationclusters Silicon Valley in Frage gestellt. Die Konzentration von innovativen Unternehmen, Universitäten und Talenten auf engstem Raum ist die Basis für die einmaligen Netzwerke des Valley, den permanenten Austausch und die offene Zirkulation von innovativen Ideen. Es hat uns überrascht, wie wichtig hierfür der persönliche Kontakt und spontane Treffen sind. Wenn heute jedoch schon 30 Meilen für viele wie ein unüberbrückbares Hindernis erscheinen, wird eine zentrale Lebensader des Valleys durchtrennt.
Dies gilt umso mehr, wenn man bedenkt, dass sich heute viele Start-ups nicht mehr nur rund um Palo Alto, Mountain View und Cupertino ansiedeln, sondern in San Francisco selbst. Unsere Gesprächspartner erzählen uns, dass sie sich manchmal schon scheuen, Treffen und Meetings anzusetzen, weil sie niemandem den Stau und die „Anreise“ zumuten wollen. Vielleicht sollten sich die Vordenker des Valley nicht nur mit den neuesten so genannten Moonshot-Projekten beschäftigen, mit denen sie die Welt revolutionieren wollen, sondern mit der Elektrifizierung von Lokomotiven auch die Disruption des öffentlichen Nahverkehrs vorantreiben.
Die „Tour durchs Valley“ ist Teil des Verbundprojekts digit-DL und wird von Wissenschaftlern des ISF München durchgeführt. Das Forschungsprojekt wird mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Programm „Innovationen für die Produktion, Dienstleistung und Arbeit von morgen“ gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autoren.
Klapprig?
Dass die Dieselloks von Caltrain klapprig sind, ist mir noch nicht aufgefallen. Es dürften recht normale Dieselloks sein. Eine Elektrifizierung
der Strecke ist auch schon im Plan. Das Schnellbahnnetz BART (Bay Area Rapid Transit) ist auch im Ausbau von Oakland bis San Jose und Santa Clara. Der Verkehr auf der US 101 ist zu den Stosszeiten sehr dicht. Wenn man seine Termine ausserhalb dieser Zeiten einplant, kommt man
auch mit dem Auto recht gut voran. Es wird im Valley auch intensiv an völlig neuen Transportkonzepten gearbeitet. Der Wohnraum ist allerdings exorbitant teuer, die Steuern in Calif hoch und alle Regulierungen und Vorschriften machen den Unternehmen zu schaffen. Letzteres will ja auch Präsident Trump ins Visier nehmen.
Schon ein Problem, wenn das gesamte Kapital in sogenannte Startups fliesst und
niemand mehr auch nur in Einzimmerapartments investiert. Von der Investition in Infrastruktur ganz zu schweigen, denn Steuern zu zahlen gilt ebenfalls nicht als cool. Bei 3000-4000 Dollar Mieteinnahme sollte dies doch eigentlich ein lukratives Geschäft sein. Ob denn all die superschnellen Tesla gerade beim Aufladen in der Garage stehen, oder ist dies etwa ein älteres Foto ?
Suburbia
Die Leute in den USA haben dieses eigenartige Behausungskonzept Suburbia. In der Nachkriegszeit geplant für den Dritten Weltkrieg, am besten Nachts, wenn alle draußen in Suburbia schlafen, ist das Konzept heute überholt.
Warum die Leute z.B. in Berlin dem nacheifern, verstehe wer will. Morgens mit dem Auto aus dem Umland in die Stadt, Abends wieder raus. Man freut sich auf den Garten, weil man im Auto genug von Infotainment hat. Tja, muss jeder selber wissen.
Nervig für die Menschen in der Stadt, die mit Fahrrad oder Tram ins Büro fahren, ist, dass die auswärtigen Häuslebauer mit ihren schweren Autos die Stadtluft verseuchen und Lärm produzieren. Mal ganz abgesehen von der Unfallgefahr, die von diesen gestressten Leuten ausgeht.