Also gut, jetzt wird es etwas schwierig. Das Ding ist, dass ich eigentlich ziemlich viele Ideen hatte, worüber ich aus der Welt der Kunst schreiben möchte. Mir sind auch einige rein kulturell-zwischenmenschliche Dinge eingefallen, die ich unbedingt berichten muss. Aber in den letzten Wochen bin ich kaum dazu gekommen, mich damit zu beschäftigen.
In den letzten Wochen habe ich viel über Religion diskutiert. Anstoß war die mir inzwischen überdrüssig gewordene Beschneidungsdebatte. Da ging es viel um Grundrechtsabwägung, Menschenrechte und elterliche Freiheit – alles Argumente, die ich mit großem Vergnügen gesammelt und abgewogen habe. In der ganzen Debatte aber vernahm ich ein dünnes Stimmchen, das sich als Unterton heraus stellte, den ich immer lauter und lauter hörte. Und mir kam ein Gedanke: Wenn wir über die Unversehrtheit von Kindern sprechen würden, dann hätten wir doch eigentlich alle schon vor 10 oder 20 Jahren aufschreien können. Vielleicht geht es um mehr. Viele der Stimmen, die ich in der Debatte vernommen habe, fragten nicht nach Kindern. Sie fragten nach Religion.
Die Vertreter dieser Richtung äußern sich verschieden. „Das ist ein guter Schritt, man sollte auch die Taufe von Babys verbieten“, sagen sie. Oder: „Kein Elternteil darf seinem Kind seine Religion aufzwingen.“ Die plötzliche Empörung vieler Menschen, die lebhaft an der Beschneidungsdebatte teilnehmen, hängt vor allem damit zusammen, dass hier körperliche Veränderungen aufgrund der Religion passieren. Und vielen geht es gar nicht um die körperliche Veränderung dabei – wie das Taufe-Argument zeigt, dass ich mir nicht ausgedacht, sondern wirklich oft gehört habe. Es geht darum, ob Eltern das Recht haben, ihr Kind in ihren „Irrglauben“ zu zwingen.
Darum will ich heute überhaupt nicht auf Beschneidung eingehen, dieser Artikel hat gar nichts damit zu tun. Es ist wirklich nur der Auslöser meiner Gedanken. Die Beschneidung ist besonders, weil sie tatsächlich einen physischen Eingriff darstellt. Sie ist daher nochmal anders zu bewerten. Ich will aber nur über den psychischen Eingriff einer religiösen Erziehung sprechen. Die Argumente gegen religiöse Beeinflussung von Kindern finden wir überall. Auch, wenn es um Säkularisierung oder um Schule geht, gibt es immer wieder jene, die Kinder dringend vor Religion und damit der fremden Einflussnahme beschützen wollen.
In meiner Generation in Deutschland erscheint mir Atheismus eine Standardeinstellung zu sein. Wir leben in Zeiten, in denen die Wissenschaft als Welterklärungsmodell absolut ausreichend ist und alles, was nicht direkt wissenschaftlich nachgewiesen ist, allgemein erst mal als Humbug abgetan wird. Wer an die Wissenschaft glaubt, ist wirklich frei. Ich finde das als Wissenschaftlerin natürlich in gewissem Rahmen gut. Dinge beobachten und beweisen (beziehungsweise das Gegenteil widerlegen) ist, was wir tun. Wenn es beispielsweise um Medizin und Gesundheit geht, überlasse ich mich ungern reinem Glauben. Ich möchte Medikamente bekommen, deren Wirkung nachgewiesen wurde. Obwohl ich gläubig bin. Ebenso geht es den meisten anderen Gläubigen, die ich so kenne. Niemand davon betet bloß zu Gott, wenn er eine Lungenentzündung hat. Man geht zum Arzt und lässt sich Antibiotika verschreiben. Ich finde es auch gut, wenn Gesetze, die für alle gelten, nicht vom Glauben Einzelner beeinflusst sind. Das gibt jedem die Freiheit, zu glauben, was er will. Gott (oder Götter) und die Religion spielen eher in anderen Lebensbereichen eine Rolle. Vor allem dort, wo es die Traditionen und die Werte betrifft, mit denen ein Mensch so lebt. Religion bietet uns eine Orientierung an, was richtig und was falsch ist. Sie kann Hoffnung geben, wenn es gerade sonst nichts gibt, an das man sich halten kann. „Jemand da oben wacht über mich, weist mir meinen Platz zu. Die Welt ist noch in Ordnung, ich werde schon nicht untergehen.“ Ich habe von vielen Personen gehört, bei denen der Glaube alles war, was zwischen ihnen und Verzweiflung über ein schweres Unglück stand.
Einige Gläubige treiben es auf die Spitze. Sie verweigern ihren Kindern notwendige medizinische Eingriffe oder verurteilen andere Menschen, weil sie nicht denselben Glauben teilen. Ja, einige extrem wenige töten auch für ihren Glauben. Aus meiner bescheidenen Lebenserfahrung muss ich sagen, dass es ein wirklich kleiner Teil der Gläubigen ist. Trotzdem sind es gerade diese „Fanatiker“, die den neuen schlechten Ruf der Religion prägen. Religion wird assoziiert mit Homophobie, Xenophobie, Rückständigkeit, Wissenschaftsfeindlichkeit und viel anderem Mistzeug. So gesehen verstehe ich jeden, der sagt: „Ich möchte nicht, dass schon kleine Kinder in diese Schiene gelenkt werden“. Religion ist allerdings nicht das Einzige, was teilweise furchtbare Eltern mit furchtbaren Lebensanschauungen produziert. Wenn eine fanatische Mutter ihr Kind auch nicht taufen dürfte – ich bezweifle, dass dieses Kind mit einer völlig angepassten Lebensanschauung heranwachsen würde. Und, nur weil es Fanatiker gibt, dürfen wir nicht dem Großteil der Menschen einen Glauben verbieten.
Die vernünftigeren Religionskritiker sagen: „Okay, Religion muss nicht schlimm sein, aber der Mensch soll sich mit 14 Jahren selbst dafür entscheiden können. Kinder sind viel zu leicht zu beeinflussen und zu manipulieren.“
Und genau an diesem Argument, das ich wirklich verstehen und nachvollziehen kann, muss ich ansetzen. Denn es ist das Argument der Bewahrung eines „natürlichen Zustandes“.
Dahinter steckt der Glaube, dass ein Kind auf die Welt kommt und nur, wenn es möglichst unbeeinflusst von seiner Umwelt ist, sein eigentliches Wesen entfalten kann. Dazu ist folgendes zu sagen: Glaubt ihr wirklich, das aus einem Kind, das in einem völlig einflussfreien Raum aufwächst, etwas werden kann? Natürlich nicht! Ja, Menschen verfügen über gewisse genetische Veranlagungen, die aber erst in Wechselwirkung mit der Umwelt zu Handlungen, Gedanken und Charaktereigenschaften werden. Und dabei prägt das arme Kind praktisch alles. Angefangen bei der Farbe der Zimmerwände, über die Lautstärke der Umgebungsgeräusche, die Fütterungsroutine und die Beinfreiheit. Der Beeinflussungsprozess endet genau mit dem Tod der Person. Und zwar ob wir wollen, oder nicht. Die Mutter kann dem Kind erzählen, dass es Gott gibt, und das Kind würde es glauben. Militante Atheisten würden jetzt natürlich schreien, dass sie ihm dann Lügen erzählt. (Kann sein; ich könnte jedenfalls nicht beweisen, dass es nicht so ist.) Andererseits – wenn sie ihm erzählt, dass die Sonne abends schlafen geht, ist das auch eine Lüge. Auch, dass der Donner kommt, weil Wolken gegeneinander knallen – und sogar, dass das Schaf „määh“ macht. Wir erzählen unseren Kindern jede Menge Dinge, damit sie die Welt verstehen lernen. An viele davon glauben wir dann als Erwachsene. Zum Beispiel halten viele es für eine wissenschaftliche Tatsache, dass das Flugzeug fliegt, weil die Luftstrecke oberhalb des gewölbten Flügels länger ist, als die unterhalb, und das Flugzeug durch den so entstehenden Unterdruck nach oben gezogen wird. Habe ich in der Schule gelernt. Stimmt aber nicht, ist eine Vereinfachung. Ich bin übrigens auch gezwungen, das zu glauben, was mir Wissenschaftler erzählen, weil ich in Physik so mittelgebildet bin und nicht alles selbst beweisen kann. Aber es steht in einer Veröffentlichung und darum glaube ich es. Glaube ist also ganz normal und keineswegs schrecklich.
Der Glaube an Gott geht meistens mit einem bestimmten Wertesystem einher, um das es eigentlich primär geht. Denn ob es einen Gott gibt, oder nicht, beeinflusst mein Leben nicht direkt. Wohl aber, was Gott von mir für ein Verhalten erwartet. In den meisten Religionen kann man alle Gebote und Verhaltensregeln im Wesentlichen mit „Sei kein Arschloch“ zusammenfassen. Die Grundwerte der großen Religionen entsprechen meistens auch den gesellschaftlichen Werten: Teilen, sich gegenseitig kümmern, lieben und das Leben wertschätzen. Und ehe die empörten Kommentare sich ergießen: Ja, Extremisten aus allen Glaubensrichtungen gehen darüber hinweg und können Religion pervertieren. Das können sie aber auch mit Wissenschaft, Politik, Erziehungsstilen und wirklich Allem tun. Ein Prozentsatz an“ Arschlöchern“ existiert. Zu sagen, dass das ausschließlich in der Religion begründet liegt, wäre ein unreflektiertes Vorurteil. Ich kann nicht beweisen, dass es da keine Korrelationen gibt. Aber wieder: Der Großteil der Gläubigen ist einfach friedlich und für mich zählt das.
Wenn Eltern also ein Kind religiös erziehen, geben sie ihm einfach ihr Set an Werten mit. Und welche Eltern tun das nicht? Bildet sich irgendjemand ein, dass man ein Kind neutral und wertfrei erziehen kann? Es gibt keine Neutralität im menschlichen Umgang. Irgendwas vermitteln wir immer. Zumeist durch unser Vorbild. Es ist manipulativ, wenn ich meinem Kind beibringe, dass es mit anderen teilen soll. Es ist manipulativ, wenn ich es als Belohnung für das aufgeräumte Zimmer streichle oder ihm zu guten Noten gratuliere. Wenn Eltern einem Kind vermitteln, selbstständig zu denken, ist es egal, ob sie ihm gleichzeitig von Gott erzählen oder nicht. Das Kind wird das im Erwachsenenalter schon selbst reflektieren. Wenn Eltern nicht in der Lage sind, einem Kind das selbstständige Denken zu vermitteln – dann hätte es auch nichts gebracht, wenn sie es von Religion ferngehalten hätten. Selbstständig denken könnte es trotzdem nicht.
Wenn man also religiöser Erziehung unterstellt, sie sei autoritätsgläubig, konservativ und wissenschaftsfeindlich, müssen wir uns die Frage stellen, ob es besser wird, wenn autoritätsgläubige, konservative und wissenschaftsfeindliche Eltern ihr Kind ohne Taufe und das Wort „Gott“ großziehen.
Wenn wir ein Kind ohne Glauben erziehen wollten, dürfte es auch nicht an das Grundgesetz glauben. Es dürfte nicht blind an die moralischen Vorstellungen unserer Gesellschaft glauben, sondern müsste sie für sich selbst konstruieren. Kurz gesagt: Das wäre eine Katastrophe. Normen sind eben keine Fakten. Es gibt keine moralische Neutralität. Es gibt keinen „natürlichen Zustand“, bei dem wir das Kind belassen können. Ebenso wenig, wie es eine natürliche Sprache gibt, die Kinder sprechen, wenn man ihnen keine beibringt. Die Frage ist nicht, ob wir Kinder prägen, sondern nur wie.
Ich finde es sehr schwierig zu erwarten, dass ein atheistisch erzogenes Kind plötzlich und von ganz allein mit 18 Jahren zu irgendeiner Religion seiner Wahl findet und von ganzem Herzen an sie zu glauben beginnt. Es geht hier nicht um einen Livestyle, es geht um wirklichen Glauben. Den kann man sich nicht aussuchen und einkaufen, wie im Supermarkt. Glaube hängt immer eng mit dem zusammen, wie wir von unserer Umwelt geprägt wurden und was wir infolge dessen für richtig und für falsch erachten. So oder so ist er nicht unsere völlig selbstständige und unabhängige Wahl. Ich bin selbst in einem atheistischen Haus aufgewachsen und scheine hier eine Lanze für die Religion zu brechen. In Wirklichkeit möchte ich aber nur dafür plädieren, dass Eltern diesen sehr privaten Aspekt selbst entscheiden dürfen.
Eltern geben im Leben ihrer Kinder eine ganze Menge vor. Sie entscheiden, ob sie das Kind früh bilden und fördern oder nicht. Sie wählen den Kindergarten und bestimmte Impfungen, sie entscheiden, ob sie umziehen und das Kind seiner Freunde berauben, ob es Antidepressiva oder Ritalin bekommt, wie lange es aus bleiben darf, wie gut es aufgeklärt wird und über so Vieles mehr, was möglicherweise traumatische Folgen hat. Aber wir lassen es zu. Denn Eltern beeinflussen ihre Kinder nun mal. Und weil sie meistens das Beste für ihr Kind im Auge haben, sind viele von uns gar nicht so schlecht geworden. Den Rest erledigen Freunde, Schule, sonstige Umwelt.
Ich bin froh, dass wir in einer Gesellschaft leben, die Religion zur Privatsache erklärt hat und nicht per Gesetz durchsetzt. Die Neutralität von Bildungseinrichtungen, Gesetzgebung, Gerichten und Öffentlichkeit finde ich sehr wichtig. Sie ist die Voraussetzung dafür, dass wir wirkliche Wahlfreiheit haben, was wir glauben wollen und ob überhaupt. Jeder kann für sich entscheiden, was ihn am glücklichsten macht und erraten, was sein Kind vermutlich am glücklichsten macht. Das müssen Atheisten genauso entscheiden, wie religiöse Eltern. Wir leben damit, dass Eltern bei diesen Entscheidungen Fehler machen. Aber wir tolerieren das, weil die Alternative dazu zentralisierte Erziehung wäre, was eine reichlich beängstigende Vorstellung ist.
Ob Gott Bestandteil der Erziehung ist, oder nicht, sollte eigentlich gesellschaftlich keine Rolle spielen und im Ermessen der Eltern liegen. Man bräuchte vor Religion keinerlei Angst zu haben, solange Eltern ihren Kindern gleichzeitig Toleranz, eigenständiges Denken und generelle Sei-kein-Arschloch-Mentalität vorleben. Das ist das Wichtigste. Und ich glaube, dass die meisten das nach besten Möglichkeiten versuchen.
Natürlich beeinflußt jede...
Natürlich beeinflußt jede Religion bei der Erziehung das Kind, inklusive der “ atheistisch-wissenschaftlichen“ Religion. Wenn die Wissenschaftsgläubigen beispielsweise wüßten, daß der Begriff “ wissenschaftlich bewiesen“ rein wissenschaftlich gesehen völlig unhaltbar ist, könnten sie in eine ernste Glaubenskrise geraten.
Aber daß die Botschaft aller großen Weltreligionen das Mitmenschlichkeitsgebot sei, bezweifele ich. Gerade eine in unseren Breiten stark im Aufwind befindliche Religion, aus deren Kreisen sich viele Attentäter rekrutieren, kennt dieses Gebot nur für die eigenen Anhänger. Andersgläubige dagegen sollen sich gemäß des heiligen Buchs dieser Religion per Tributzahlung an die wahren Gläubigen unterwerfen, Ungläubige sollen sogar getötet werden. Und der Ehemann darf die ungehorsame Ehefrau schlagen. Schaut man in Länder , in denen diese Religion verbreitet ist, sieht man, daß diese Religion umso grausamer zelebriert wird, je mehr Anhänger sie hat. Es ist klar zu sehen, daß die in der Demokratie betriebene Religionsfreiheit somit zum Untergang dieser Demokratie führen muß. Ich kann damit leben, denn die Abschaffung der Demokratie wird frühestens in den 30ern kommen( vermutlich erst einige Jahrzehnte später). Da bin ich, so ich dann noch lebe, in den 70ern. Und als Mann könnte ich ja locker den gewünschten neuen Glauben annehmen, ohne die Welt durch einen Schleier wahrnehmen zu müssen.
Das musste dringend mal gesagt...
Das musste dringend mal gesagt werden. Vielen Dank für Ihre klaren und unaufgeregten Worte, Frau Weisband.
Sorry, aber vielleicht ist...
Sorry, aber vielleicht ist Frau Weisbrand hier einfach blind. Erzierhungsfehler und so weiter koennen die Beschnibbelung nicht relativieren. Sie ist ein ganz ueberfluessiges Leiden massiverer Art, das wir nicht laenger tolerieren sollten.
Und den offenen „anti-islamistischen“ Schlenker am Ende haette sie sich auch sparen koennen.
Neben der Frage, ob ein...
Neben der Frage, ob ein Eingriff bzw. eine Einflussnahme rückgängig gemacht werden kann, möchte ich als weiteren Prüfstein vorschlagen:
Geschieht der Eingriff (die Einflussnahme) in einer Beziehung, die von (bürgerlicher) Liebe der jeweiligen Eltern zu ihren Kindern geprägt ist?
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Wenn man die Frage bejahen kann, sollte die Bereitschaft, sich in fremde Angelegenheiten einzumischen (denn dazu, dass andere sich in unsere Erziehungspraxis einmengen, lädt ja niemand ein) jedenfalls deutlich behutsamer artikuliert werden.
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(Zudem entfällt die Notwendigkeit, gleich alle merkwürdigen Praktiken der merkwürdigen Fremden, die immer als gesichtslose Kohorten auftreten und schon deshalb bizarr sind, weil sie sonst nicht fremd wären, mit aburteilen zu müssen.)
"Wenn die...
„Wenn die Wissenschaftsgläubigen beispielsweise wüßten, daß der Begriff ‚wissenschaftlich bewiesen‘ rein wissenschaftlich gesehen völlig unhaltbar ist, könnten sie in eine ernste Glaubenskrise geraten.“
Ah… aber klar. Dumm nur, dass die „wissenschaftlich gesehene“ Unhaltbarkeit aufgrund der Unzulänglichkeit wissenschaftlicher Beweise auch nicht zeigen lässt, da beißt sich die Katze wohl in den Schwanz.
Aber Sie als Eingeweihter und uns intellektuell Überlegener haben das natürlich schon durchschaut. Und dass Sie die Kritik an den Weltreligionen nur an eine Religion heften, vor der Sie augenscheinlich Angst haben, lässt auf Ihren Glauben schließen, auch wenn Fanatiker das gern verschleiern.
Danke Frau Weisband,
ich...
Danke Frau Weisband,
ich möchte nur ergänzen, daß es die Eltern sind, denen die Sorge um ihr Kind auferlegt ist. Staatliches Handeln kann nur Ausfluß des Elternwillen sein. Den Willen der Eltern sollte die Gemeinschaft nur bei massivem Versagen der Eltern ersetzen dürfen.
Daß der Willen der Eltern von Religion und Tradition beeinflußt wird, ist hinzunehmen. Wie die Handlungen der Mitarbeiter in Jugendämtern beeinflußt sind, wage ich nicht, mir auszumalen.
Liebe Frau Autorin, ist die...
Liebe Frau Autorin, ist die Beschneidung für Sie eigentlich eine Körperverletzung? Ich finde im gesamten ĺangen Artikel keine Aussage darüber.
Sehr geehrte Frau...
Sehr geehrte Frau Weisband,
Vielen Dank für Ihren Artikel. Viele Punkte, die sie ansprechen, gefallen mir, besonders der Punkt, dass eine neutrale Erziehung überhaupt nicht möglich ist. Neutralitätsdenken vergibt sogar Chancen. Man kann nicht Kinder von Religion fernhalten und dann später erwarten, dass sie einen virtuosen, starken und gesunden Glauben haben werden.
Das wäre genauso wie wenn man Kinder von Musik fernhält und behauptet, dass diese ja im Erwachsenenalter noch ein Instrument lernen können.
Nun schreiben Sie allerdings, dass Sie die Neutralität von Bildungseinrichtungen, Gesetzgebung, Gerichten und Öffentlichkeit sehr wichtig finden.
Doch hier habe ich einen Kritikpunkt:
Erstens ist Neutralität auch hier nicht durchsetzbar. Der Staat bedient sich, wenn auch oftmals verborgen, immer religiöser Traditionen und Restbestände.
Zweitens, und das ist wesentlich wichtiger, ist Neutralität auch hier längst nicht immer wünschenswert. Die Öffentlichkeit kann nicht radikal neutral sein, ohne dass kostbare Einrichtungen und Symbole verschwinden.
Soll man Weihnachtsbäume von allen öffentlichen Plätzen verbannen?
Soll man alle religiöse Feiertage mir nichts dir nichts streichen?
Radikale Neutralität nimmt vielen Menschen die Luft zum Atmen.
Die Öffentlichkeit würde ein kalter Raum werden.
Eigentlich führt dies auch zu einer Schizophrenie, in der sich das Ich tief spaltet in einen privat-warmen und einen öffentlich-kalten Teil.
Die Öffentlichkeit sollte nicht radikal neutral sondern herzlich tolerant sein, bestimmt von Nächstenliebe.
Sie sollte weiten Raum bieten für Suchende, doch auch Orientierung für Wankende.
Sprüche wie „Religion privatisieren“ sind genauso kontraproduktiv, wie wenn man fordern würde: „Musik privatisieren“.
Religion sollte halt nur wie Musik sehr gut gespielt werden.
Viele...
Viele Selbstverständlichkeiten die wohl nur radikale Nichtgläubige infrage stellen werden. Die Erziehung und damit auch eine Religiöse Vorprägung liegen im Verantwortungsbereich der Eltern. Was die Kinder daraus machen liegt im Verantwortungsbereich der Kinder wenn sie Erwachsen werden.
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Auch ich bin der Meinung, dass Staat und Religion nichts miteinander zu tun haben sollten, und dementsprechend sollten auch keine Religiösen sonderregeln in das Strafgesetzbuch aufgenommen werden.
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Ein Argument welches mir immer wieder übel aufstößt in der Debatte ist die religiöse Stigmatisierung. Sowohl beführworter als auch Gegner der Beschneidung benutzen dieses Argument für ihre Sichtweise. Sollten wir nicht eher den Wert Vertreten, dass Anders sein auch dazugehöhrt?
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Erik Staack
Wahrscheinlich wird einiges in...
Wahrscheinlich wird einiges in diesem Artikel eine Grundsatzdiskussion über Religion lostreten. Wie dem auch sei: Ich danke dir dafür, dass dein ehrlicher Artikel etwas der gängigen Religionsphobie entgegenwirken kann.