Kakteen, man sehe den Tatsachen ins Auge, haben nicht die soziale Intelligenz von Menschen, besitzen die Dreistigkeit, nicht demütige Sklaven von Werbern zu sein, und lassen auch sonst jede Einsicht in freundliche Notwendigkeiten der PR vermissen. Das erlebte ich gestern Abend, als ich aus Gründen der angewandten Ritterlichkeit durch einen Berghang voller Gestrupp robbte, und dabei die Gelegenheit hatte, die Grosstanten aller Feigenkakteen bei ihrem Gespräch über über die Schweinegrippe zu belauschen. Weiterlesen
Artikel im: Juli 2009
Das stilvolle Überleben der Pandemie II: Pest und Brand am Brennerbad
Wer sehen will, wie der Paradigmenwechsel im Bereich Exklusivität seine Scharten in den Zeitläufen hinterlassen hat, möchte auf den Brenner fahren, Keine hundert Jahre ist es her, dass man dort im exklusivsten Bad des Kontinents Krankheiten ausheilte, die mit der Schweinegrippe konkurrieren konnten. Heute gibt es dort keinen Badebetrieb mehr, nur noch Scheinexklusivität mit Outlet, Sale und Prozenten. Und manchmal ist es deshalb auch ganz gut, wenn die Vergangenheit restlos weggeräumt wird, um nicht als leere Hülle für das Neue missbraucht zu werden Weiterlesen
Das stilvolle Überleben der Pandemie I: Entschluss
Vielleicht werden alle sterben, vielleicht aber auch nur manche und jene nicht, die das tun, was man immer tun sollte, wenn eine Pandemie kommt: Dorthin gehen, wo die Pandemie nicht eingeladen ist und einem auch nicht vorgestellt wird. Was für die Cholera nur Recht war, sollte gerade bei der Schweinegrippe nur billig sein. Die Überlebenden können dabei gerne lernen, wie man das macht, und wo man Zuflucht findet. Weiterlesen
Reichtumsbericht 2009
Sobald man etwas nur noch protokolliert und nicht mehr erzählt, verliert alles und jeder seinen Glanz. Man muss sich nur an die Fakten halten, und schon wird das Leben so fad und leer wie das Leben. Oft genug wird dergleichen getan, um das Elend der Armen zu beschreiben, aber ich denke, bei unsereins ist das auch nicht anders. Nur die Bilder sind hübscher. Und die Torte hat mehr Kalorien. Weiterlesen
Die Unvereinbarkeit des Digitalen mit der Elite
Mitunter frage ich mich, was für einen Elitenbegriff die Leute so haben. Manche Ältere denken, Promis seien Elite, oder Sportler, oder gar Politiker. Bei den Jüngeren scheint sich der Begriff auch zu Popmusikern und jenen seltsamen Figuren zu erstrecken, die was im Internet machen, die digital sind und die richtigen Gerätschaften mit sich herumtragen. Diese Dinge sind natürlich etwas ganz anderes als mein 7 Jahre alter Rechner, aber das macht nichts: Elite ist ja auch nicht digital, sondern das genaue Gegenteil. Weiterlesen
Digitale Bücherverbrennung und Feudalismus bei Amazon
Natürlich bin ich bei aller Kritik fest überzeugt, dass die bürgerliche Gesellschaft erheblich besser als der vorhergehende Feudalismus ist, dem ich nur zu gerne die Stadtpaläste, die Bücher, die Möbel, die Gemälde und die Silberkannen aus dem Nachlass breche. Umgekehrt finde ich es aber überhaupt nicht akzeptabel, wenn sich nun mit Amazon ein Konzern anschickt, mit seinen widerlichen Lagerhallen und hässlichen Serverparks einen neuen Feudalismus zu errichten und zu dessen Einführung gleich mal eine digitale Bücherverbrennung auf den Lesegeräten der Kundschaft aufführt. So nicht, meine Herrschaften. Weiterlesen
Werbung oder Das Gegenteil von Oben
Manche behaupten ja, dass gewisse Dinge für alle unvermeidlich wären, und ihnen niemand entginge: Geburt, Tod, Erbsünde, Liebe, Lügen, Betrug, Enttäuschung – und vielleicht stimmt das auch. Aber gerade, was Lügen, Betrug und Enttäuschung angeht, so erweist sich das Leben in den bevorzugten Wohnlagen doch reichlich befreit von deren professioneller Variante. Begleiten Sie mich einfach an das Ufer des Tegernsees. Weiterlesen
Bürger, Würger und noch Schlimmeres
Es ist ja nicht so, dass man grundlos froh ist, der besseren Gesellschaft anzugehören. Und jede Kritik an den Zuständen dieser Schicht, die oft erheblich schlechter als ihr Ruf ist, wird sofort erstickt, wenn man sie an der Realität der anderen misst. Diese andere Realität ist normalerweise gut abgeschottet, aber hin und wieder dringt sie auch in meinen Lebensbereich vor. Wie gestern Nacht. Ein Protokoll. Weiterlesen
Geständnisse eines Distanzierten
Offen gesagt: Es ist gut zu wissen, dass nicht alle auf einer Ebene sind. Es ist angenehm zu wissen, dass es unterschiedliche Normen gibt, die Disatnzen zwischen Menschen legen. Mir gefällt das gutbürgerliche, altmodische Modell der Distanz weitaus besser als die dem Kapitalismus entlehnte Konkurrenz, die man in der Moderne angeblich nötig hat, und mit der Manieren irrelevant werden – bis man an deren Nichtbeherrschung zugrunde geht und mit seinem Unglück jene erfreut, die das Spektakel aus der Distanz des Tegernsees betrachten. Weiterlesen
Ich starre gern auf 1930
Schliesslich bin ich Kulturhistoriker. Und obendrein lasse ich mir ungern sagen, wohin ich in krisenhaften Zeiten zu starren habe. Das muss man sich ja heute sagen lassen. Aber: Wer einem die Blickrichtung vorgibt, hat vielleicht auf der anderen Seite was zu verbergen. Und nachdem trotz übelster Krise gerade fast jeder Journalist damit beschäftigt ist, im Schlechten das Gute und im Falschen das Richtige zu entdecken, sehe ich 1930 noch mehr Ähnlichkeiten zur Gegenwart. Weiterlesen
Die Vergeblichkeit musikalischer Zwangsmassnahmen
So wünscht man sich die Kinder: Gebildet, musikalisch und eine Freude für alle Tanten, wenn sie zu Weihnachtend das Repertoire populärgeistlicher Werke auf Geige oder Klavier vortragen, bevor es zum Braten geht, wo sie dann von schulischen Erfolgen erzählen. Die Realität jedoch ist jämmerlich; jämmerlicher gar als meine einstigen Blockflötenversuche – begleiten Sie mich in die Abgründe und Vorhöllen der gescheiterten Musikzurichtung meiner Kreise, die Ihnen vermutlich nur zu gut bekannt sein dürften. Weiterlesen
Herr Burda ist ein kunstsinniger Mann.
Und ich bin kunstsinnig und obendrein elitär. Deshalb habe ich Probleme, Herrn Burda und seiner Klage über die Inhalteenteignung im Internet durch Suchmaschinen zu folgen. Das Problem ist nicht Google – das Problem sind die wertlosen Inhalte. Weiterlesen