Kultur würden vielen sehr viel weniger Spass machen, wenn sie allen gleich viel Spass machen würde. Wo bliebe dann die Distinktion, würde sich mancher sagen, wo wäre meine Überlegenheit, wie könnte ich mich absetzen – allein die Vorstellung ist so entsetzlich, dass man sogleich ein Abo für das Parkett der Oper abschliesst und sich die Meinung der Modefeuilletonisten stichpunktartig für die Pause aufschreibt. Dabei will das alles doch niemand haben. Die Eliten quälen sich, die anderen schalten die Glotze ein. Man kann Kultur ganz einfach wieder geniessen. Weiterlesen
Artikel im: Oktober 2010
Das Punktesystem für die besseren Kreise
Fraglos hat ein Punktesystem für Integration enorme Vorteile: Jeder glaubt zu wissen, woran er ist, kann sich Mühe geben, und dahinter entscheidet ein anderer, ob er es mit dem Öffnen der Tore ernst meint, oder es sich doch wieder anders überlegt. Für Migranten finde ich das im Übrigen menschenverachtend zynisch, aber für meine Kreise passt es gar nicht mal so schlecht. Weiterlesen
Der Unprominentenanwalt
Natürlich sind Jugendalkoholismus und Vandalentum keine beliebten Errungenschaft kleiner, feiner Städte in Westdeutschland – aber es gibt sie, man muss damit fertig werden, die entsprechenden Täter aus den schlechten Vierteln strengstens bestrafen, und die Gefallenen besserer Kreise vor dem zusätzlichen, üblen Gerede schützen. Und somit stellt sich auch die Frage, ob bei all dem Schaden nicht auch ein Nutzen durch ein neues Berufsbild entsteht. Weiterlesen
Das Bedenken der Veränderung
Unter Kohl war Konservativismus eine einfache Sache: Es war, wie es war. Ein paar Geschichtsumdrehungen weiter ist gar nichts mehr, wie es einmal gewesen ist, und Frau Merkel fordert, Veränderungen zu bedenken. Natürlich muss sie sich da die Frage gefallen lassen, warum man das als normaler Polizeirufer bei nächtlicher Ruhestörung tun sollte – würde man das wollen, wäre man doch Trotzkist, Anarchist oder wenigstens Entwicker riskanter Derivate an der Wall Street geworden, aber sicher nicht konservativ. Weiterlesen
Die Zukunftsfähigkeit der Lokalfürsten
Vielleicht geht es bei Stuttgart21 gar nicht um Bäume oder Bahnhöfe, um geschönte Gutachten und explodierende Kosten: Vielleicht geht es um den Klassenkampf von Bürgern, die ihre Ruhe haben wollen, gegen andere Bürger, die mobil, effizient und schnell sein wollen. Dazwischen in schlecht sitzenden Anzügen, fettfleckigen Hosen und ohne einen passablen Friseur: Die Lokalfürsten, die von den einen gewählt und von den anderen für zukunftsfähig gehalten werden wollen. Weiterlesen
Ein besserer Sohn in Schmutz und Morast
Meine Mutter wusste schon immer: Es wird mit mir nicht gut gehen. Irgendwann gerate ich auf die schiefe Ebene, dann geht es bergab mit mir, und ich werde leiden und fluchen und bis zum Hals im Dreck stecken. Und was soll ich sagen? Sie hatte Recht. Dass es mit mir so weit aber in der Toskana im Auftrag der hoch angesehenen FAZ kommen würde – das hätten wir uns beide nicht vorstellen können Weiterlesen
Die mordlustige Toskanafraktion
Von allen Regionen, in denen man politische Bücher schreiben kann, ist die Gegend zwischen Siena und Florenz die schönste, lieblichste und angenehmste Gegend. Und damit eigentlich auch die Region, in der man stets etwas Besseres tun könnte: Weinstöcke pflanzen, Rennrad fahren, der Liebsten ein Seidentuch kaufen, alte Roadster sammeln und fahren. Trotzdem gab es einen Herrn, der hier eines der wichtigsten politischen Bücher geschrieben hat – und das im Gegensatz zu dem Textmüll des politischen Berlin auch nicht so schnell im Schredder enden wird. Weiterlesen