Credo quia absurdum
Tertullian
Grias di oide Wuaschdhaut
und bitte sehen Sie es mit nach, lieber Herr PhDoktor Scheuer von der CSU, wenn ich Sie hier nicht als „Generalsekretär“ anspreche, denn als echter Bayer mit mindestens drei Jahrhunderte zurückreichender Ahnenlinie in diesem schönen Lande liegt es mir natürlich fern, einen Titel zu verwenden, der aus zwei lateinischen Wörtern zusammengesetzt ist. Oide Wuaschdhaut dagegen ist ganz klar bayerisch und deshalb ganz sicher mehr angemessen als welsche Fremdwörter, gegen deren Verwendung in hiesigen Wohnstallzimmern die CSU antritt, und das soll natürlich auch im Salon – jo gruzinesn scho wieda so a hundsvareggds Froschfressawort – ich meinte im Saal meiner Liegenschaft gelten. Bin ich doch der Vorzeigebayer vom Dienste und durch meine Tätigkeit verantwortlich für den guten Ruf unserer schönen Heimat bei den niedriggeborenen Niederdeutschen, die hier oft genug erfahren dürfen, dass unsereins genau weiss, was gut für sie in ihren unterentwickelten Morastregionen ist.
Also wegen was ich Sie hier anschreibe – es ist nämlich so. Gestern kam der Toni hier vorbei. Der Toni aus Mailing, der Sohn vom alten Moosmüller, vielleicht kennen Sie den ja. Also, der Toni jedenfalls war hier und so nach sechs Bier meinte er im Saal meiner Liegenschaft, dass er jetzt aufs Potschamperl müsste. Da habe ich dem Toni gesagt, Toni, hab ich gesagt, du hast doch gehört, dass man in unserer geliebten bayerischen Heimat keine ausländischen Wörter gar nie nicht verwenden soll. Jo und, hat der Toni da gesagt. Potschamperl ist fei nicht deutsch, habe ich dem Toni erklärt, weil das kummt von Pot de Chambre her, was Zimmertopf heisst und der Nachttopf auf Französisch ist. Ah so, hat der Toni gesagt, nachert gehe ich halt aufs Klo.
Nein, habe ich gesagt, während der Toni schon ganz wepsig wurde, weil mit sechs Halbe, da kann ein echter Bayer zwar immer noch von Kufstein auf Passau auffi fahren, aber er hat dann halt einen Druck nicht wahr, also jedenfalls muss er den aushalten, wenn es um die richtige Sprache geht. Nein, habe ich gesagt. Klo kannst du auch nicht sagen, weil das von „Klosett“ kommt, das kommt vom englischen „closet“ und das wiederum lateinischen „clusus“ und das kannst du doch dem lieben Herrn Scheuer nicht antun ja wo kämen wir denn da hin wenn hier jeder – aber da ist der Toni dann schon losgerannt, weil sechs Kneitinger Bock, das ist nicht wenig und als er wiederkam, war genug Platz für das nächste Flascherl.
Also, sagte der Toni, wenn ich nicht mehr Potschamperl sagen kann und nicht mehr Klo, was soll ich denn dann sagen? Weil, WeCe bekommen mir zwar über unsere bayerischen Lippen weil es schön breit ist, aber das ist pfeilgerade Englisch und steht für Water Closet. Diese zwei Nullah aber kriegen wir nie gescheit über die Lippen weil so spitzen kann die nur ein Saupreiss, bei uns klingt das wie eine Kuh, die nicht muht, sondern zweimal nuht. Und da hat der Toni recht gehabt, weil wir im gottgesegneten Bayern machen ja immer den Mund schön breit weil sonst läuft da auch zu wenig Bier hinein und die damische Zuzelsprache mit den Ü und U und Ö die kännan mia goah nia ned owa des woast jo eh, gei, Scheiah. Wie auch immer, also kein Nullnull und was dann? Is des a Gfred, sagte der Toni und schenkte sich noch eine ein.
Weil Sanitärkeramik geht auch nicht, das ist auch sehr lateinisch, wie auch Abort, das von “abortus” kommt. Hygieneraum hat einen altgriechischen Anteil, und man will ja nicht an die Pleite unseres schönen Bayernlandes bei den Hellenen erinnern. Toilette wiederum ist nicht nur wegen des spitzen „oi“ kaum aussprechbar in Bayern, sondern auch wieder französisch. Und überhaupt, dann haben wir gemerkt, dass ja auch französisch ein französisches Wort ist und das geht fei nicht. Aber wie sagt man dann? Wir haben also sehr aufgepasst, dass wir von da an nur noch froschfresserisch gesagt haben bei den Franzosen, das beliebte, altbayerische Wort Katzelmacher erschien uns bei den Italienern als angemessen und Saupreiss ist alles im Norden, also auch die Briten. So waren wir immerhin in der Lage, uns dem Problem des Notdurftraumes mit deutscher Sprache politisch korrekt erneut zu nähern.
Und wir haben dann auch zwei ganz naheliegende Wörter für den fraglichen Raum und die darin unabdingbare Sitzgelegenheit gefunden, die Ihrem Wunsch vollauf entsprechen. Zwei Wörter, die keinesfalls welsch verseucht sind und der wahren Sprachschöpfungskraft unseres stolzen Volkes entsprungen sind, und, da wurden wir uns als Wackersdorf-Veteranen schnell einig, auch den politischen Zielsetzungen unserer glorreichen Volkspartei und ihrer überaus klugen Einlassungen für Gott, Sprache und Vaterland entsprechen, den Wesenskern ungeschminkt und rein transportieren, und eine lange Tradition in unserer Heimat haben, die der Tradition der CSU in nichts nachsteht. Es is wias is.
Brunzkachel für den Sitz und Scheisshaus für die Räumlichkeit.
Darauf hat der Toni dann den nächsten Kneitinger Bock aufgemacht und gefragt: Sag einmal, meinst du, dass die Gaudiburschen von der CSU wirklich stolz wie die Löwen bei der Merkel mit Froschfressern, Saupreissn und Katzelmachern in einer Konferenz sitzen und, um heimlich mit dem Seehofer zu telefonieren und sich seine Befehle zu holen, sagen: „Entschuldigung Frau Merkel, ich muss auf die Brunzkachel, wo ist hier im Kanzleramt das Scheisshaus?“ Gib obacht, habe ich dem Toni gesagt, Gaudibursch darf man auch nicht mehr sagen, auch das ist nämlich alt-katzelmacherisch und leitet sich von Gaudium Puer ab. Ja zefix soll ich ebba zu meinen Landesherrn vielleicht Schnoindreiba sagen? regte sich der Toni auf und hatte recht. Denn Schnallentreiber sind ja auch Burschen mit Gaudium in Form von Schnallen und das ist zwar nicht ganz gendergerecht, aber es ist bayerisch und damit angemessen, nicht wahr? Oder ebba nicht?
Jedenfalls – wir sind klar verunsichert. Wir können natürlich alles auf Deutsch sagen. Die Frage, die uns allein umtreibt lautet: Das gleitet bei uns vorzüglichen Bayern doch immer ins Niedrige ab, nicht umsonst war die Sprache der feinen Leute mit Fremdwörtern für Unaussprechliches durchsetzt, die das hochgschissne Gschleaf des greisliche doch gar nicht kennt. Böfflamot für billiges Pferdefleisch, Bagage für Kanalratzn, Fisimatenten für die Geschäfte der ehemaligen Staatskanzleichefin, unkommod für das Verhalten von Zwiedawurzn, und Schartekn für ältere Damen, die sich ohne anstand in anderer Menschen Belange einmischen. Sollen wir jetzt wirklich Giftnudel und Dreckdrossel sagen? Soll ich, wenn die CSU das nächste mal den Wünschen eines Rüstungskonzerns nachkommt, etwas Deutsches anstelle von „den Polante machen“ sagen?Weil, das können wir schon und als der Toni dann nach der zehnten Halben in den 7er BMW gestiegen ist, um vorsichtig nach Hause zu fahren, da hat er auch noch ganz andere Wörter in die Nacht geplärrt wie ein Jochgeier, weil er sich an Wackersdort erinnerte und das war nicht welsch, sondern sehr bayerisch aber halt auch nicht so ganz freundlich.
Aber wenn Sie oide Wurschdhaut von dera Kanzlerin im Amt wirklich wissen wollen, wo sich dort jener Sitz und Ort finden lassen, passen wir uns natürlich an und lassen die Schleifmühl und ihren deutschen Ton zu schönster Geltung kommen, ganz, wie es der CSU gefällt. Der Toni jedenfalls lehnt als guter Bayer auch alt-katzelmacherische Worte wie sozial und Union ab und sagt zu iher Partei S
S
Servus midanad
ach nein, Servus darf man ja auch nicht mehr sagen, unser bayerisches „habe die Ehre“ träfe den Kern meines Anliegens nicht wirklich, sagen wir mal Tschüss, nö.
Ihr Don Alphonso