Es ist mir auf dem Rad eingefallen.
Albert Einstein über die Relativitätstheorie
Nun hat also der Bundesstaatsrat der DDR mit den beigetretenen Westländern beschlossen, dass man ab 2030 mit Hilfe des grossen Bruders aus Brüssel keine Autos mit Verbrennungsmotoren mehr zulassen will. Das ist in 14 Jahren, und wer die Modellwechsel der Firmen kennt, der weiss, dass es bereits die übernächste Generation der Flotten betrifft. Bislang werden nur Kleinwägen elektrisch betrieben. Wie dann ein anständiges Auto, das sich die Unterschichten nicht leisten können, betrieben werden soll? Vielleicht gibt es bis dahin ausreichend kompakte Atomreaktoren für den Antrieb. Vielleicht kommt ja auch die Sänfte wieder in Mode.
Wie auch immer, die Glühbirne war nur der erste Schritt, jetzt wolllen die Einheitsparteien unsereins offensichtlich an die S-Klasse. Der gleiche Staat, der in München, Berlin und Frankfurt an neue Startbahnen für Nichtelektrodüsenflugzeuge denkt, und seit Jahrzehnten verspricht, mehr Güterverkehr von der Strasse auf die Schiene zu bringen, will seinen Bürgern vorschreiben, womit sie ihre Mobilität betreiben sollen. Nicht mehr mit Sprit, sondern mit extrem teuren Akkus und Kohlestrommixturen, die aktuell kaum weiter als 300 Kilometer tragen, bevor sie mit einer noch nicht vorhandenen Masseninfrastruktur aufgeladen werden,. Unsere Bergbauern am Irschenberg können jetzt schon damit rechnen, dass man sie für die neuen Rastplätze an der Autobahn, auf denen die Akkus der kleinen, neuen Trabbis gefüllt werden, wie in der SBZ wegkollektiviert.
S-Klassen und andere grosse Fahrzeuge aus deutscher Produktion, die im Ausland so gerne gekauft werden, haben dann angesichts der begrenzten Leistung der Akkus vermutlich wenig Sinn. Naja. Mir kann es egal sein. Denn ich wohne in grosszügigen Anlagen mit viel Platz für Stromtankstellen. Was interessieren mich Bewohner von Schwabing und dem Schanzenviertel, denen man nicht einfach Kabel zu ihren Trabbis über die Trottoirs verlegen kann. Was stört mich das Schicksal der kleinen Leute, die sich einen doppelt so teuren Golf dann nicht mehr leisten können. Vor allem: Was juckt mich das deutsche Regime, wenn sie die Grenze zum nahen, dann sicher aus dem Neuwarschauer Pakt ausgetretenen Österreich nicht verminen, wo ich mein benzinbetriebenes Auto auch zulassen kann. Falls es noch keiner gesagt hat: Österreich hat viele Berge. Das senkt die Reichweite der E-Auton noch mehr. Aber daran denken die flachen Bundesländer nicht, die völlig zurecht als erste vom Meer überrollt werden.
Es wird sein wie immer; Wir, die Elite, wir werden es kaum merken. Probleme haben die anderen, und wenn es nach der Politik geht, bleiben 14 Jahre, sie zu lösen. Autofirmen werden pleite gehen, weil es unmöglich ist, die aktuellen Modellpaletten in 2 Fahrzeuggenerationen den begrenzten Akkuvorgaben anzupassen. Kohlekraftwerke in NRW werden nötig bleiben. Kupferpreise werden steigen, und irgendwelche armen Leute auf dieser Welt werden die Umweltprobleme der Akkuproduktion schultern. Ich werde mich höchsten über gekaufte Gutachten ärgern, die mich in Sachen Schadstoffreduzierung so informieren, wie andere Gutachten des gleichen Staates beim TTIP. Oder früher bei der Kernkraft.
Mich erinnern die Versprechungen von 600km Reichweite und 15 Minuten Ladezeit ein wenig an die Lügen, die uns als Jugendlichen in den CSU-nahen Schulen über Schnelle Brüter, Kernfusion und Endlagerung erzählt wurden: Dass man nämlich in 10, 20 Jahren technisch viel weiter und die Energieversorgung in dieser leuchtenden Zukunft kein Problem mehr sei. Journalisten glauben heute politisch gewollte Zukunftsszenarien einer Autoindustrie, die gerade mit einem Abgasskandal aufgeflogen ist. Die neue, grüne Staatsratdoktrin: Sie ähnelt mit ihrer Naivität ob der grandiosen Zukunft den alten Visionen im WAA-seligen, bayerischem Schwarzbraun, oder dem Arbeiter- und Bauernparadies, oder Renten durch zuwandernde Facharbeiter, und wenn man anderer Meinung ist, setzt der Staat das Personal mit Erfahrung aus der letzten Diktatur auf einen an.
Es ist typisch für vulgärsozialistische Regimes, dass sie auf eine grosse, umfassende Lösung des Verbots setzen, die in ihrer Unflexibilität für neue Probleme in anderen Lebensbereichen sorgt. Stalin hatte seine Kollektivierung, Mao hatte seinen grossen Sprung nach vorn, der “Sozialismus statt Kolonialismus”-Vorzeigepolitiker Mugabe seine Müllbeseitigung, und der Bundesrat will eine nicht ausgereifte Zwangstechnik für eine wichtige Industrie des Landes. Der Bundesrat ist sich übrigens nicht zu schade, von “schadstofffreien Autos“ zu sprechen. Grad so, als würden die Kraftwerke, die den Strom produzieren, allesamt keinerlei Auswirkungen auf die Umwelt haben.
So in der Art stelle ich mir in der DDR übrigens die Erreichung des Wirtschaftswachstums nach Beschluss des Staatsrates vor. Wie passend für den Bundesrat, wenn wir nun davon lesen, der Feinstaub wäre möglicherweise auch für Alzheimererkrabkung verantwortlich. Der kommt zwar auch vom elektromobilistischen Reifenabrieb und aus dem Kohletagebau, aber wer wird denn genauer hinschauen.
Dabei ist längst klar, wo das eigentliche Problem liegt: Nicht bei den Langstrecken, für die das E-Auto ungeeignet ist, und die ein gut gefüllter Benzinwagen bequem und sparsam durcheilt. Sondern bei der Faulheit der gern grün wählenden, progressiven Menschen in den Städten, die kurze Strecken ohne Notwendigkeit mit dem Auto zurücklegen. Das verursacht den höchsten Verbrauch und die meisten Emissionen. Das zwingt zum autogerechten und menschenfeindlichen Umbau der Städte. Das ist die Ursache von Staus und Lärm, der krank macht. Das Elektroauto ist eine Lösung, die die Folgen der Mobilität in die Regionen verlagert, in denen der Strom erzeugt wird: Ein mobilitätspolitisches Gorleben. Was spricht denn dagegen, Städter in ihren eigenen Abgasen zu lassen?
E-Autos sind natürlich leiser, und man kann sich als Fussgänger jetzt mit dem guten Gefühl über den Haufen fahren lassen, dass wir einen Weg gefunden haben, die immer noch gleichen breiten Hintern in Tonnen von Metall und Plastik durch die Stadt kriechen zu lassen. Es ist eine teure Zwangstechnik, die wegen des angeblichen Klimaschutzes ein paar Probleme verschiebt und das Grundübel unserer Zeit – Eltern mit SUVs, die den Nachwuchs mit dem Auto zur Schule bringen, danach zum Yoga fahren und dort über Biolebensmittel sprechen – ungeschoren lässt. Dieses Übel darf sich dann als “emissionsfrei“ bezeichnen.
Noch nicht mal ich bin emissionsfrei. Ich trage bewusst Kleidung aus heimischer, fairer Produktion und nachwachsenden Rohstoffen, kaufe regionale Nahrung und fahre trotz enormer Höhenunterschiede am Tegernsee meistens mit alten Rädern. Ich produziere dabei aber auch CO2, und durch den Kalorienverbrauch muss ich mehr essen. Kluge Köpfe haben errechnet, dass zur Produktion dieser zusätzlichen Nahrung auf 100km rund ein Liter Benzin verbraucht wird, und diese Nahrung ist dann auch teurer als ein Liter Benzin. Es ist ein Naturgesetz: Geschwindigkeit und Beschleunigung sind in der Welt der Schwerkraft und des Luftwiderstandes nicht ohne Energie zu bekommen. Energieerzeugung hat meistens unschöne Nebenwirkungen und Emissionen. Das Fahrrad wäre, auf kurzen Strecken im urbanen Raum, eher eine Problemlösung als das Stromauto.
Erstaunlicherweise geht das in als chaotisch verschrieenen Innenstädten Italiens. In Mantua und Ferrara hat man den Autoverkehr einfach aus der Stadt geworfen. Nur noch Einwohner dürfen rein. Wer nicht zu Fuss gehen will, muss radeln. Es funktioniert. Es funktioniert auch in London, wo Autofahrer für die Verschmutzung bezahlen und Firmen für Umweltzertifizierung abschliessbare Radräume und Duschen füt Mitarbeiter anbieten müssen. Es funktioniert bei mir am Tegernsee, denn in meinem reichen Viertel wurde die Strasse selbstverständlich als Anwohnerstrasse deklariert, damit nicht mehr Creti und Pleti mit dem Auto kommt. Es funktioniert in der Oberstadt von Bergamo, in Verona und in Parma. Sind die Autos weg, kommen die Bistrotische, die Sprizzgläser und die Lebensfreude. Es reduziert den Feinstaub in der Stadt und die Folgen auf dem flachen Land. Es ist halt etwas unbequem für die Kernzielgruppe der Grünen in den Städten, die nur das Beste für ihr Kind will, aber das sollten sie sich nochmal überlegen:
Denn in einem plakativen Radkorb sieht man die weitgehend vegane Louis-Vuitton-Schultasche des Kindes besser, was auch zum Ruhme der Elternschaft erheblich beiträgt. Kollektives Benzinverbot und E-Autoförderung sind nichts anderes als Kientelpolitik für Kurzstreckenfaulpelze in der Stadt, und eine Benachteiligung derer, die auf dem Land leben und nicht alle 20 Meter ein Auto eines Mobilitätsdienstleisters finden. Natürlich schätzt es das verwöhnte, grünurbane Zielpublikum moderner Grossstadtparteien nicht, auch einmal für die Folgen des eigenen Tuns Verantwortung zu übernehmen.
Aber irgendjemanden wird man unterdrücken müssen, um die Klimaziele zu erreichen. Und wer die Märchen vom 600 Kilometer fahrenden E-Auto und 15 Minuten Ladezeit glaubt, der glaubt vielleicht auch die simple Wahrheit, dass man auf den meisten kurzen Strecken auf dem Rad, das im Keller mit einem Plattfuss gammelt, weitaus besser, schöner, günstiger und gesünder unterwegs wäre.
Und das geht sofort, und nicht erst nach EU-Gesetzen in 14 Jahren.