Eine Mutter kann 10 Kinder ernähren, aber 10 Kinder keine Mutter
Bayerisches Sprichwort
Lebt man allein, kommt man öfters auf einen dummen Gedanken. Diese dummen Gedanken walze ich dann zu Beiträgen aus und verdiene damit nicht unbedingt meinen Lebensunterhalt, aber ich habe ja auch finanzielle Verpflichtungen gegenüber meiner anwachsenden Gemäldegalerie.
Lebt man zusammen, was bei mir dank der Räumlichkeiten gut geht, trifft man sich ab und zu, und tauscht solche dummen Gedanken auch aus. Einer meiner dummen Gedanken zum Beispiel ist, dass all die Medienbeiträge, die uns versprachen, die Migranten des letzten Jahres würden später unsere Rente bezahlen, bestenfalls überoptimistisch sind. Oder waren. Ich habe schon länger keinen mehr gelesen. Ausserdem bin ich dafür, dass Leute, die solche Artikel geschrieben haben, nur Anspruch auf derartig erwirtschaftete Renten haben sollten. Rosige Zukunft war gestern.
Dafür liest man Vorschläge der CDU, das Renteneintrittsalter an die Lebenszeit zu koppeln. Steigt das erwartbare Alter, muss man eben auch länger arbeiten. Für die angebliche “globale Elite“, für die sich kreativ prekäre Existenzen vor dem 40. Lebensjahr halten, sind das wenig erbauliche Aussichten. Aber so ist es nun mal, jemand muss die Rente erwirtschaften, und das bedeutet: Die Zahl der Bezieher muss entweder kleiner oder die Zahl der Zahlenden grösser werden. Jetzt geht es also um die dynamische Verkleinerung der Bezieherzahl und Vergrösserung der Erarbeiterzahl. Ein Jahr nach den Versprechungen, die Migranten würden uns dabei helfen, ist das schon eine etwas ernüchternde Planung.
Natürlich können Migranten nichts dafür, wenn sie Erwartungen nicht erfüllen, die sie selbst nicht teilen: Da unterscheiden sie sich in nichts vom klassischen deutschen Berufssohn, das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Aber wie auch immer, wir werden auch weiterhin mit dem Problem konfrontiert, dass jemand bezahlen muss, was andere erhalten. Und an dieser schwer zu überwindenden Stelle meiner Überlegungen kam es zum Austausch der dummen Gedanken. Medizinisch beschlagen und mit Lebenserfahrung gesegnet vertritt man nämlich im Gästeflügel die Ansicht, dass es für Gewissenlose auch noch andere Methoden gäbe, die Zahl der Alten klein zu halten: Mit Euthanasie, zynischerweise in Verbindung mit dem, was wir als Pflege bezeichnen. Marode Gesundheit, Einsamkeit im Alter und fragwürdige Zustände in der Pflege nämlich lassen den Wunsch nach dem Ende gross werden, die Politik muss da nur mir einer vorgeschalteten Ethikkommission zugreifen.
Jetzt haben wir also schon zwei Vorschläge, wie wir das Problem lösen können: Erweiterte Lebensarbeitszeit und absichtlich herbei geführte Lebensverkürzung. Wobei ich mir da nicht so sicher bin, denn in einer grossen, alten Familie hat man es laufend mit alten Menschen zu tun, die sagen “Wann i nua mei Ruah hed“ oder “I kannd so schee schteam“ oder “Wann i nua scho draussn liagad“. Ich habe mit so einer Person einmal einen Menschenversuch gemacht: Mit dem Roadster in persönlicher Bestzeit den Jaufenpass hinauf. Mit Sportfederung und Übersteuern. Da kann man bekanntlich jede Sekunde sterben und seine Ruh haben und draussen ausserhalb der Kurve fliegen und später liegen, aber was soll ich sagen: Schon nach vier Serpentinen war der Ausruf “Du bringst uns um“ keine Aufforderung mehr, dasselbige wirklich zu tun. Meine private Erfahrung ist vielmehr, dass jene, die dauernd vom Sterben und der Gnade des Todes reden, das sehr lang tun und es eigentlich gar nicht wirklich vor haben. Will sagen: Die Möglichkeit der eigenständigen ethischökonomisch bedingten Todes ist alles andere als eine Garantie, dass er genutzt wird.
Die ethische Frage, ob längeres Kaputtarbeiten nicht auch eine indirekte Euthanasie ist, möchte ich einmal dahin gestellt sein lassen, und wie das dann in normalgrossbürgerlichen Familien laufen soll, in denen Oma und Opa mit dem Beginn ihrer Pensionierung dann Zweitaufgaben bei der Enkelbetreuung übernehmen – diese Frage stellt sich keine SPD-Frauenministerin, die kasernierte Volkskinderei KiTa für die beste aller möglichen Welten der Bazillenverbreitung hält. Ich habe jedenfalls nicht den Eindruck, dass der Generationenvertrag mit dem Erreichen der Rente erfüllt ist, aber das mag auch daran liegen, dass ich noch aus einer herkömmlichen, guten, und damit nicht mehr zeitgemässen Familie stamme.
Also, da sind jetzt schon zwei dumme Ideen und keine will so richtig überzeugen, weil die Verlängerung des Lebensarbeitszeit kaum den Realitäten des Arbeitsmarktes entspricht und niemand staatlicherseits gezwungen werden kann, aus dem Leben zu scheiden. Allerdings gab es da letzthin noch so eine Idee, die etwas untergegangen ist: Jemand in einer Regierungspartei rief die Menschen auf, frühzeitig selbst vorzusorgen, wenn sie ein schönes Leben im Alter haben wollten. Das ist sehr positiv ausgedrückt, aber wenn man es negativ sagen will, klingt es nach “Spar gefälligst frühzeitig, und verlass Dich besser nicht darauf, dass Du am Ende von uns sauber eingesäumt wirst.“ Vielleicht täusche ich mich auch, aber die Ansage wurde von der jüngeren Generation gar nicht beklagt – was man eigentlich erwarten sollte – sondern gleich wieder verdrängt.. Die jungen Leute demonstrieren wegen TTIP und der Vorzeigefeministin Gina Lisa, aber nicht für die eigene Rente. Haben sie es nicht verstanden? Oder wollen sie es gar nicht wissen? Vielleicht denkt die globale Elite™ noch gar nicht so weit.
Das ist in gewisser Weise praktisch, denn wenn es den zukünftig Zahlenden so egal ist, könnte man natürlich, wie das in der Politik so gern gemacht wird, echte Härten vermeiden. Nicht eine brutale Lösung einführen, die zu Protesten führt, sondern von allem ein wenig. Die Arbeitszeit etwas an die Lebenszeit koppeln. Ein verpflichtendes soziales Jahr für jene einführen, die nicht in die wiedereingeführte Wehrpflicht wollen. Euthanasie in gewissen, ethisch hübsch ausschauenden Grenzen erlauben. Und die Rentensätze eher überlebensferner niedrig halten – was kann die Politik denn dafür, wenn die Menschen die klar ausgesprochene Warnung von 2016 nicht gehört haben. Die Intendanten der Anstalten, in denen Migrationsrentengewinne erdichtet wurden, sind dann längst selbst in Rente. Das wäre dann eine nur bei genauerem Hinschauen ziemlich kranke, volkswirtschaftlich aber gesunde Mischkalkulation mit einem ganzen Massnahmenbündel, das man kaum auf dem iPhone lesen und durchschauen kann. Reiche kommen dabei natürlich gut weg, wie es sein soll.
Nur damit wir uns verstehen: Mir kommen solche dummen Gedanken auf einem sehr hohen Niveau, und es ist mir auch reichlich egal, wenn es ganz anders kommt und ein Meteorit mit anspruchslosen Aliens vom Himmel fällt, die wir “Österreicher“ nennen und für die Wettschöpfung versklaven – was mindestens so wahrscheinlich wie jede andere wirklich gute, humane Lösung des Problems ist. Mir langt’s, muss ich da wie meine Grossmutter sagen, egal wie die Politik entscheidet. Für mich ist das alles eher eine theoretische Diskussion, so wie in Berlin manche den Sozialismus diskutieren. Am Umstand, dass das Verhältnis von möglicher Lebensdauer, Arbeitsleben und Rentenniveau schwierig ist, kommt man nicht vorbei. Ob Kita-Kinder rentenergänzend besonders elternlieb sind, weiss ich nicht, da kommt es wirklich auf den betreuungsgeldlosen Menschenversuch an, der gerade bundesweit (ausser Bayern) läuft. Und so lange die globale Elite, die sich bevorzugt in den Medien herumtreibt, das Thema mit todesverachtendem Zynismus ignoriert – wer weiss schon, wie viele Fremdstoffe Ahmed morgen im Görli ins Crystal Meth gerutscht sein werden – ist die Gelegenheit günstig, jetzt einen neuen grenzsolidarischen Pakt zu schliessen.
Für mich, wie gesagt, sind das alles nur dumme Gedanken, während die Jugend lieber über wirklich soziale Themen wie Gendersternchen und Inklusion nachdenkt.