Ist man über 40, und tut man etwas, das nicht ganz der Norm entspricht, setzt man sich schnell dem Verdacht aus, hier den Anforderungen einer veritablen Lebenskrise zu entsprechen. Das gilt gemeinhin nicht als fein und angemessen, weshalb es bei Privilegierten natürlich möglich ist, diese Krise in Luxus und Annehmlichkeiten zu gestalten. Weiterlesen
Artikel zum Schlagwort: Tod
Mann braucht Frau und Kontrolle
Schlimmer als alle Schmerzen beim Unfall ist der Moment, in dem einem jeder sagt, er hätte es ja schon immer gesagt. Und mehr noch, zur Stunde der Rechthaber kommt dann auch noch die Woche der Entmündiger dazu, die aus dem Recht haben das Recht ableiten, das Leben des Autors dieses Blogs nach ihren Vorstellungen und unter Anbietung einer geschiedenen Tochter zu reformieren. Weiterlesen
Bildung als Investition
Erstaunlicherweise gilt Bildung nicht nur als Tugend, sondern auch als beständiger Wert gegen die Unwägbarkeiten der Zeitläufe. Investitionen in Bildung gehören untrennbar zu jeder politischen Sonntgagsrede, aber heute ist Dienstag, und da sei es erlaubt, ein paar kritische Gedanken über den Realwert der angeblichen Wissenschätze vorzutragen. Weiterlesen
Fleisch und Fleischproll
Früher galt Fleischverzehr als Privileg der Reichen und Adligen, heute ist Kadaver nicht mehr unbegrenzt erwünscht. Es gibt einen Trend zum Vegetarismus. Aber wie alle schlechten Eigenschaften der Reichen ist auch das Fleisch ein willkommener Anlass weniger Bevorzugter, in oberschichtlichen Marotten zu posieren. Weiterlesen
Sommeranomalie und Tegernseenormalität
Früher sagte man angeblich in besseren Kreisen und mit wenig erfreulichen Folgen, die Leute sollten doch Kuchen essen, wenn sie kein Brot haben. Vermutlich macht man sich heute keine Freunde, wenn man sagt, die Leute sollten doch in die Berge ziehen, wenn es ihnen im Flachland zu heiss ist. Mit gebotener Distanzierung und kritischer Hinterfragung meines eigenen Tuns scheint es mir aber durchaus möglich, diese schwierige Thematik über Leben und Tod anzuschneiden, ohne selbst angeschnitten zu werden. Weiterlesen
Nikotin, Cholesterin, Verbote und andere Drogen in guter Gesellschaft
Raucher sind, statistisch gesehen, tendenziell eher jung und/oder wenig begütert und sterben recht früh, während vermögende Menschen in höherem Alter fast durchwegs Nichtraucher sind. Nun gab es in Bayern gerade einen Volksentscheid gegen das Rauchen, der für Freunde der Fluppen schlecht ausgegangen ist. Man kann mit guten Gründen fragen, was eigentlich die alten Reichen ohne Nikotinsucht dazu brachte, für Verbote zu stimmen, die in ihrem normalen Leben absolut keine Rolle spielen. Und wer als nächster dran ist. Weiterlesen
Die besten Familien und der Hamster im Mixer
Zehn Jahre sind eine lange Zeit, in zehn Jahren kann viel passieren, und gerade in den zwischenmenschlichen Dingen lernt man dazu: Entweder, weil man heiratet und damit nicht glücklich wird, oder weil man nicht heiratet, und deshalb der ideale Ort ist, das Unglück einer Scheidung frei Haus geliefert zu bekommen. Zehn Jahre sind der Unterschied zwischen der Begeisterung über Hochzeitskleider und der Ironie über Schlager, die die beste Zeit des Lebens und nicht brechende Liebe versprechen. Zehn Jahre ist der Zeitraum, den man benötigt, um Jochzeitskleid nicht mehr als Tippfehler zu erachten. Zehn Jahre sind eine lange Zeit. nicht bis zum Lebensende, aber oft genug zu lang. Passiert in den besten Familien, dass sich manche wie der Hamster im Mixer fühlen. Weiterlesen
Das Begräbnis der Dinge und der Bürgerlichkeit
Früher gab es alte Frauen der besseren Gesellschaft, die Nachmittage damit zubrachten, sich ein eigenes Grab herauszusuchen, einen Grabstein zu bestimmen und Vorkehrung für die letzten Dinge zu treffen, um ein anständiges Begräbnis zu erhalten. Der Rest lebte, freute sich des Daseins und gab sich Lustbarkeiten hin. Heute jedoch sind gerade die Jüngsten gezwungen, zu Lebzeiten den Ort zu bestimmen, an dem sie ihren Besitz, ihr Dasein und ihre Kontinuität begraben, und auch dafür gibt es passende Totengräber der Moderne, und das angemessen schicke Mausoleum. Weiterlesen
Mit Stil und Würde den Trunkenen begegnen.
Es ist ja meistens kein gutes Zeichen für meine Klasse, wenn, von Medien dazu aufgerufen, niedrigere Schichten von anständigen deutschen Hooligans bis runter zu Boulevardjournalisten sich nationaler Hysterie, dem Trunk und dem Geschrei hingeben. Wir müssen zwar keine kollektiven Angriffe mehr befürchten, sondern nur noch einige verwirrte Vandalen, aber dürfen sie auch gleichzeitig nicht mehr einfach von unseren Dienstboten vom Hof peitschen lassen, sondern sind sogar eventuell zur Hilfeleistung verpflichtet, selbst wenn sich diese Personen selbst in schlimme Lagen bringen. Trotzdem denke ich, dass auch diese Zeit der Beschwernisse und des Ansturms schlechtester Eigenschaften mit den guten Regeln meiner Klasse adäquat zu bewältigen ist Weiterlesen
Köhler’sche Lektionen in Müstair
Die Schweizreise in diesem Blog neigt sich zum Ende, wie auch das Amt des Bundespräsidenten Köhler. Vielleicht hätte Köhler vor seiner verhängnisvollen Reise nach Afghanistan und seinen unvorsichtigen Einlassungen wie ich das Val Müstair besuchen und seine Geschichte studieren sollen – dann wäre sein Ton vielleicht ein anderer, und angemessen weiser gewesen. Weiterlesen
Der exklusivste Ort der Welt
Klassengrenzen kann man mit verschiedenen Mitteln ausdrücken, aber was wäre besser geeignet, was wäre definitiver als ein fast unpassierbarer Abgrund mit Gletschereis und Geröll, ein paar Kilometern Abstand und luftige Höhe? So ein hermetisch von normalen Sterblichen abgeschotteter Olymp für Reiche sollte tatsächlich vor einiger Zeit in der Schweiz gebaut werden, und es ist nicht uninteressant, sich des Projektes zu erinnern. Weiterlesen
Davoser Kanten für bessere Kreise
Es gibt im bürgerlichen Umfeld Worte, bei denen stets ein besonderer Subtext mitschwingt: Am See (Gute Wohnlage). Ostdeutschland (Niemals). Scheidung (Man hat es ja immer schon gesagt). Arzt (Idealer Mieter). Schweiz (Geld vor dem Finanzminister retten). Davos (Mann, Zauberberg, schick, Wintersport). In Davos war ich gerade, aber es war Mai und und nicht Winter, weshalb ich den Ort auch ohne gnädige Schneedecke sah. Und mich frage, warum manche da Wohneigentum kaufen. Weiterlesen
Vom Niedergang der Perlenketten
Es gibt typische, ehemals grossbürgerliche Insignien, über die man kaum ohne Vorurteile reden kann. Der Niedergang der Perlenkette und der Ruf, den sie mittlerweile besitzt, ist beispielsweise öffentlich schwerer zu besprechen, als all die als normal geltenden Sexualpraktiken, ohne die man heute nicht mal mehr in einen Container von RTL II kommt. Angesichts der grossen Geschichte, die Perlen jedoch im Vergleich zum kümmerlichen Vegetieren der Glotze haben, ist es dennoch eine traurige Geschichte, die ich in weissem Satin zu erzählen mich nun anheischig mache. Weiterlesen
Retro oder der Sieg über die Zeit
Manche sagen, man kommt nicht vom Morgen ins Gestern zurück. Das würde ich vielleicht auch sagen, wenn ich ein armes Schwein wäre, das keine Alternative zur Zukunft hat, weil die Vergangenheit eher wenig erbaulich war. Oder wenn ich keine Phantasie hätte, oder kein unsinniges Auto in Italien, wo sehr viele andere unsinnige Autos und Räder das Gegenteil belegen: Man kann immer Gestern, und dabei die Zeit und das Morgen ignorieren. Weiterlesen
Die Hoffnung mit der zertrümmerten Hand
Oberitalien ist übervoll mit Kulturgütern, und so kann es schon mal passieren, dass man an einem Dorf vorbei fährt, ohne die Kirche zu beachten. Natürlich ist auch nicht jede Kirche grandios, aber in Breda Cisoni sollte man unbedingt halten, wenn man von Mantua nach Parma fährt. Dort ist ein Rokokojuwel zu finden, das auch nach einem Viertel Jahrtausend des Zerfalls sehr viel über unser Leben erzählt. Weiterlesen