Supermarktblog

Supermarktblog

Nach jedem Lebensmittelskandal wollen die Verbraucher wissen: Was können wir noch essen? Dabei ist die Frage, wie wir einkaufen, mindestens genauso

Überall Sonderangebote: Lidls "Super-Samstag" und die Folgen

| 22 Lesermeinungen

Früher haben die Elektronikmärkte ein Sonderangebot nach dem nächsten herausgebrüllt. Inzwischen überbieten sich auch die Lebensmittel-Discounter in schrillen Werbespots mit ständig neuen Rabattversprechen. Das Supermarktblog erklärt, woran Sie erkennen, welcher Aktionswochentag gerade ist.

Mit seinem „Super-Samstag“ hat Lidl im vergangenen Jahr einen furchtbaren Trend gesetzt: die Mediamarktisierung der Discounterwerbung. Während sich die großen Elektronikketten gerade von der Sonderangebotsbrüllerei verabschieden (siehe FAZ.NET), schreien nun also die Discounter ihre Kunden an, dass sie gefälligst in den Laden kommen sollen, um ausgewählte Schnäppchen abzugreifen – aber nur an ganz bestimmten Aktionstagen, solange der Vorrat reicht, wenn sie sich ganz arg beeilen und beim Einkaufen gelbe Socken tragen.

Bei Lidl hat das so gut funktioniert, dass auch die Konkurrenz sich dazu animiert fühlte, solche Aktionen zu erfinden.

Weil dabei schnell die Übersicht verloren geht, erklärt das Supermarktblog, woran Sie erkennen, welcher Aktionswochentag gerade ist. Am Ende stehen noch ein paar Vorschläge, wie auch der bisher vernachlässigte Dienstag, der Mittwoch und der Donnerstag zu etwas Sonderangebotsruhm kommen könnten.

Bild zu: Überall Sonderangebote: Lidls "Super-Samstag" und die Folgen

„Super-Samstag“

Wo gibt’s das? Bei Lidl, an regulären Samstagen.
Wichtigstes Merkmal? Wöchentlich werden zwei wechselnde Markenprodukte zu stark rabattierten Preisen angeboten und im Radio beschrien. Jeder Spot wiederholt bis zu dreimal, um welche Produkte es sich handelt und zu welchem Preis sie angeboten werden („Falls Sie’s nicht glauben können, noch einmal“), je nach Sender mehrmals stündlich. Falls Sie’s nicht glauben können, noch einmal: zwei Produkte, stark rabattiert, permanent wiederholt! Die Kampagne funktioniert ein bisschen wie die Überredungskunst fernöstlicher Teppichverkäufer: Ehe man sich versieht, sitzt man zuhause und hat einen lebenslangen Vorrat Saftschorle, Kinderjoghurt und mittelscharfen Senf eingekauft. (Beispielspot anhören.)

„Super-Wochenende“

Wo gibt’s das? Bei Netto (ohne Hund), Donnerstag bis Samstag.
Wichtigstes Merkmal? Undurchschaubares Produkt-Sammelsurium, das vor allem per Handzettel beworben wird, weil es zu lange dauern würde, im Radio nacheinander die herabgesetzten Preise für Schweinerollbraten, Delikatess-Schinkenwürfel, Herren-Boots, Spitzpaprika, Pralinen mit Pfefferminzfüllung, Schmelzkäsezubereitung, Mild-&-Elegant-Kaffee, Mandeltorte und Jubiläumskorn aufzusagen. Im Hörfunk werden stattdessen Einzelprodukte zur früheren Erkennungsmelodie der „Rudi-Carrell-Show“ besungen („Lass dich überraschen“). Der Zusammenhang ist unklar. (Beispielspot anhören.)

„Framstag“

Wo gibt’s das? Bei Penny, freitags ab 18 Uhr und samstags.
Wichtigstes Merkmal? Die Discokugel im Logo. Keine Ahnung, was die da soll. Immerhin passt das prima zur ominösen neuen Werbekampagne des Rewe-Discounters. Mit dem „Framstag“ wagt sich Penny sogar ins Fernsehen: Im Spot steigt eine hochschwangere Dame mit einsetzenden Wehen ins Taxi und will „Erstmal zu Penny“, um dort 4 Kilo Kartoffeln für 49 Cent zu kaufen. Was sonst? (Fernsehspot ansehen.)

„Montags-Alarm“

Wo gibt’s das? Bei Lidl, immer am Montag natürlich.
Wichtigstes Merkmal? Der „Montags-Alarm“ funktioniert eigentlich genau wie der „Super-Samstag“, bloß dass in den Radiospots noch lauter geschrien und dazu ein penetranter Alarmton eingespielt wird, der sich wie das Signal einer bevorstehenden Atomkraftwerkabschaltung anhört. Vermutlich weckt Lidl damit unterschwellig das Bedürfnis der Kunden, sich den Keller mit Lebensmittelvorräten vollzustellen, damit während eines Ernstfalls nicht eingekauft werden muss, weil die Dosenpfirsiche aufgebraucht sind. (Beispielspot anhören.)

Um die Woche vollständig mit Aktionstagen vollpflastern zu können, sollten die Discounter auch die folgenden Vorschläge berücksichtigen:

Den „Dinkel-Dienstag“ – mit großzügigen Rabatten auf alle verdauungsanregenden Bio-Lebensmittel.

Den „Mettwoch“ – an dem Aushilfsmitarbeiter mit Stefan-Raab-Masken hackbestrichene Brötchen aus der filialeigenen Backstation zur Verkostung anbieten.

Und natürlich den „Primadonnastag“ – an dem in den Läden statt Angebotsdurchsagen Operettenmusik läuft, um ein gehobeneres Kundenklientel anzusprechen.

Weshalb sich Aldi als einziger großer Discounter aus der Aktionstage-Erfinderei raushält und warum lautstark beworbene Preisaktionen auch ziemlichen Schaden anrichten können, steht im nächsten Supermarktblog-Eintrag.

Abbildungen: Lidl, Penny, Netto

Das gefällt Ihnen? Das Supermarktblog gibt’s auch bei Facebook und Google+.


22 Lesermeinungen

  1. evm sagt:

    Hoffentlich setzt sich dieses...
    Hoffentlich setzt sich dieses Marketing nicht auch bei den Blogs der FAZ durch. Ansonsten lesen wir demnächst: „SUPI-SUPERMARKTBLOG!!!“ oder „SCHADIS MITTWOCHS-BLOGEREI!!!“

  2. pschader sagt:

    @evm: Sie bringen mich da auf...
    @evm: Sie bringen mich da auf eine Idee…

  3. Uli sagt:

    Ehrlich gesagt kann ich mir...
    Ehrlich gesagt kann ich mir nur schwer vorstellen das jemand wegen heruntergesetzten Kartoffeln extra an einem bestimmten Wochentag zu einem anderen Discounter als sonst geht. Das nimmt man doch mit wenn man eh da einkauft und ignoriert es sonst.
    Bei Aldi hingegen stehen regelmäßig Kunden Schlange wenn es (donnerstags?) neue Angebote gibt und ich gehe auch oft nur wegen einem Aktionsangebot dort hin (Weihnachtsbeleuchtung als Beispiel).
    PS: Stefan Raab stellt dazu fest das er nie Mettbrötchen mit Gurkenscheiben isst.

  4. pschader sagt:

    <p>@Uli: Jaha, nicht <i>mit...
    @Uli: Jaha, nicht mit Gurkenscheiben!

  5. Raoul sagt:

    Der Iron-Montag: Nur Kunden,...
    Der Iron-Montag: Nur Kunden, die auf dem Fahrrad ankommen und in Badebekleidung einkaufen erhalten einen Rabatt. Diese Aktion ist allerdings auf 15 Minuten begrenzt.
    Gibt ordentlich PR und für die Lifestyle-/Trendzielgruppe gedacht.
    Mir sind die ganzen Angebote egal. Nicht weil ich kein Geld sparen möchte, es ist mir zuviel Stress in der freien Zeit auch noch Angebots-Hopping machen zu wollen.

  6. CaoKy60 sagt:

    @Uli: unterschaetzen Sie mal...
    @Uli: unterschaetzen Sie mal die Leute nicht, was die sich alles antun … Framstag wird dann zum Kartoffeltag bei Penny :-).
    Apropos Framstag: Da sollten die Erben des SF Autors Paul van Herck mal hellhoerig werden, der hat naemlich den Begriff fuer sein Buch „Framstag Sam“ (1981) wohl erfunden!
    Weitere Ideen:
    Monster Monday: Auf alle Dinge in Uebergroesse (XXXL Kuechenwischtuecher, etc.) und in Ueber-Gebinden (10xSixpack PETflaschenbier!) gibt es 3 Prozent Rabatt!
    Texas Tuesday: Es gibt Rabatt auf drei Markenprodukte, z.B. erstens Coca Cola, zweitens Tempo Taschentuecher, und drittens … oops, I forgot! (Thanks to Gov. Perry)

  7. Marc sagt:

    "Die Discokugel im Logo. Keine...
    „Die Discokugel im Logo. Keine Ahnung, was die da soll. “
    Ich vermute, es symbolisiert das Wochenende, weil Freitags und Samstags die Leute in die Diskotheken gehen.
    Oder weil es „Disco-unter“ sind, haha.

  8. Lidlman sagt:

    Oh doch, das funktioniert:...
    Oh doch, das funktioniert: Wenn guter Artikel im SuSa beworben werden, dann merkt man das klar am Umsatz. Kommenden Samstag bei LIdl z.B. Pringles für 0,99€ oder Red Bull für ebefalls 0,99€. Das wird ordentlich Kunden in den Laden schwemmen und die kaufen dann eben nicht nur die Aktionsartikel. Ob der Umsatz aber nicht teuer erkauft wird, ist eine andere Frage. Bin gespannt auf den nächsten Blog-Eintrag!

  9. <p>Die Frage nach den...
    Die Frage nach den Schnäppchenangeboten und die Bewertung derselben ist doch ein wenig komplexer. Natürlich kann man sich über die Art und Weise der Aktionen lustig machen – aber dem Kunden scheint es in der überwiegenden Mehrheit zu gefallen. Sonst gäbe es die Aktionen ja nicht… Die Tatsache das der bekannte Elektronikmarkt nicht mehr auf die Geiz ist Geil Drüse drückt, liegt aber in dem Segment insbesondere an der starken Online-Konkurrenz. Inzwischen passt sich der lokale Händler nämlich den rabattierten Preisen im Internet an. Was letztendlich im Kleinen wie im Großen auf eine Rabattschlacht hinausläuft.

  10. Uli sagt:

    "Dem Kunden scheint es in der...
    „Dem Kunden scheint es in der überwiegenden Mehrheit zu gefallen. Sonst gäbe es die Aktionen ja nicht… “
    Naja das kann man ja immer als Argument bringen, nur ob das jemand wirklich prüft wage ich zu bezweifeln. Angeblich sind 90% der Werbung (das schließt Angebotsaktionen mit ein) für die Katz, man weiß bloß nie genau welche 90%. So lange man nicht weniger verkauft kann man immer sagen „geschadet hat es zumindest nicht“.

Hinterlasse eine Lesermeinung