Neulich hat der Seniorenbeirat der Stadt einen Ausflug zu „Emmas Enkel“ organisiert, damit auch die älteren Düsseldorfer, die nicht mehr so häufig herum kommen, den Laden kennenlernen können – vielleicht auch, um dort künftig ihre Einkäufe zu bestellen. Ein paar waren enttäuscht, dass das nicht per Telefon geht, sondern nur über dieses Internet. Aber dann haben die Senioren-Grüppchen doch ganz eifrig eine Zeitlang auf den Ipads im Laden herumgetatscht.
[Was genau „Emmas Enkel“ ist, haben Sie ja schon im ersten Teil gelesen – und falls nicht: bitte hier entlang.]
Während sich die großen Supermarktketten damit noch schwer tun, ist der Online-Bestellshop für Lebensmittel bei „Emmas Enkel“ unverzichtbar. Alleine mit dem Laden würde sich das Geschäft vermutlich nicht rentieren. Aber wenn die Kundschaft erstmal weiß, dass sie die Sachen auch nachhause geliefert kriegt, kann der Leerlauf im Geschäft vom Personal genutzt werden, um die Bestellungen einzutüten.
Geliefert wird in der Regel am gleichen Tag und ohne die Umständlichkeiten, die das Online-Einkaufen von Lebensmitteln sonst so nervtötend machen: Man muss nicht Ewigkeiten zuhause bleiben, um ein paar Fischstäbchen und einen Salat entgegenzunehmen, sondern sucht sich ein Zwei-Stunden-Zeitfenster aus. Der Einkauf ist auch nicht in einem riesigen Berg Verpackungsmüll versteckt, sondern in Papiertüten verstaut. (Und die Tiefkühlsachen in entsprechenden Boxen.)
Für die besonders technikbegeisterte Kundschaft gibt es draußen am Laden eine Wand mit Produkten, deren QR-Codes sich per Smartphone abfotografieren lassen, um sie direkt auf die Online-Einkaufsliste zu schubsen.
„Die meisten Leute bestellen online keine Lebensmittel, weil das Vertrauen fehlt“, sagt Benjamin Brüser, einer der beiden Ladengründer. „Die Kunden wollen das Obst und Gemüse, das sie kaufen, sehen und anfassen können. Bei uns kann sich jeder morgens die Banane raussuchen, die er abends geliefert haben will.“ Die Online-Einkäufe nehmen gerade Monat für Monat zu. Brüser sagt: „Manche Leute kommen tatsächlich die ersten Male in den Laden, machen Probeeinkäufe – und bestellen das nächste Mal im Netz.“ Meistens wird dann gleich alles auf einen Schwung gekauft, was man sonst nicht schleppen mag. Und bei Reklamationen muss man sich nicht mit irgendwelchen Hotlines herumschlagen.
Dass der Lieferservice bald deutschlandweit angeboten wird, weil es so viele Anfragen aus anderen Städten gab, passt da nicht ganz dazu. Brüser und sein Geschäftspartner Sebastian Diehl wollen es trotzdem versuchen. Jedenfalls mit Produkten, die nicht gekühlt werden müssen. Dabei ist das Charmante am „Emmas Enkel“-Konzept ja gerade die lokale Verankerung, die dann wegfällt.
Was die Kunden noch interessiert: Wie hoch sind die Preise? „Wir probieren, mit Rewe und Edeka mitzuhalten“, sagt Diehl. Das klappt mal ganz gut, aber für Schnäppchenjäger eignet sich „Emmas Enkel“ eher nicht. Es gibt auch keine 99er-Preise, stattdessen wird auf glatte Beträge aufgerundet.
Und wie kriegt man eine Bank dazu, ein Konzept wie „Emmas Enkel“ zu finanzieren? Gar nicht, sagt Inhaber Diehl. Die Idee, einen eigenen Laden zu eröffnen, gab es schon seit er und Brüser sich kennen, also ungefähr fünfzehn Jahre. Erst im vergangenen Jahr wurde der Plan aber konkret, als Diehl einen Businessplan dafür schrieb, er seinen Marketingmanagement-Job in Spanien kündigte und Brüser, der als Architekt arbeitete, ins Boot holte. Das Geld für die Eröffnung, die Miete, den Laden und die Mitarbeiter kommt von einem Privatinvestor – neudeutsch heißt der: Business Angel.
Solche Investoren finanzieren sonst zwar haufenweise neugegründete Online-Portale. Aber die wenigsten davon haben eine angegliederte Stadtfiliale mit Öffnungszeiten von 8 bis 22 Uhr. Diehl erklärt: „Wir wachsen vielleicht nicht so schnell wie reine Online-Gründungen, weil wir für unser Konzept den Laden brauchen. Dafür wachsen wir aber sehr viel nachhaltiger.“
In zwei bis sechs Monaten soll „Emmas Enkel“ profitabel sein, prognostizieren die Gründer. Wenn das wirklich funktioniert, müssen die großen Supermärkte ihre Strategien bald mal grundlegend überdenken.
Fotos: B. Brüser, Supermarktblog
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Also wir bestellen seit...
Also wir bestellen seit einiger Zeit schon beim Rewe Lieferservice, der ja auch frische Produkte im Sortiment hat sowie bei einem Bio-Lieferservice.
Mit beiden haben wir als Nicht-Autobesitzer sehr gute Erfahrungen gemacht, dennoch gibt es 2, für andere (potentiellen) Kunden 3 Probleme:
– manchmal bestellt man etwas, dass dann nicht lieferbar ist und einem das Rezept für das Mittag- oder Abendessen versaut – dann wird der Artikel zwar auch nicht berechnet, aber die restlichen Sachen sind ja dann da und muss dann doch wieder los, um bspw. die Avocados für die Guacamole zu kaufen
– es gibt vieles, aber leider längst nicht alles, was es im Laden gibt, auch online in gebündelter Form zu kaufen. Ich muss für bestimmte Haushaltsöle zu einem anderen Onlineshop gehen, als für Tiernahrung, die wirklich gut ist – nervt auf Dauer!
Das dritte Problem tangiert uns als ernährungs- und regionalbewusste KäuferInnen von Lebensmittel weniger, ist aber für den geschäftlichen Erfolg eines Lieferdienstes nicht zu unterschätzen:
– es gibt einfach kaum Lebensmittel zu Discountpreisen im Lieferangebot; die Kunden orientieren sich immer auch am Preisgefüge – wenn das schon nicht stimmt, bleibt die Breitenwirkung einer Marke meistens aus, oder bietet sich nur für eine spezielle Zielgruppe an!
Ich würde behaupten, dass wir zu dieser speziellen Zielgruppe gehören:
Wir sind Großstädter und haben KEIN Auto, wenig Zeit zum Einkaufen, mittelmäßig viel Einkommen und sind sehr ernährungs- und kaufbewusst, aber nicht immer nur auf den Preis versessen.
Wenn ich mir jetzt vorstelle, dass ich als Großstädter wenig verdiene, ohnehin Auto fahre und zudem auf den Preis beim Einkaufen achten muss, weiß ich nicht, ob der Lieferservice für mich in Frage käme.
Hallo Lieber Peer,
hier gibt...
Hallo Lieber Peer,
hier gibt es einmal wieder eine Glatte 6 für diese Internetpräsenz von Emmas Enkel. Du willst wissen Warum? Ganz einfach die Präsenz ist nicht Barrierefrei für Blinde. Somit speert man die zurzeit größte Gruppe von Einkäufern via Internet aus die Deutschland hat.
Soetwas kann heute jedes Unternehmen Kostenlos vom Blindenverband überprüfen lassen. Also mehr Service ohne mehr Kosten und auch mehr Kunden. Aber man scheint dort keine Kunden zu wollen!
Grüße
Carsten
Und wenn es zehnmal "Emmas...
Und wenn es zehnmal „Emmas Enkel“ sind, so muss sich so ein Laden doch rentieren, insbesondere für den Investor. Sonst wäre er kein Investor sondern ein Spender. Ein Business-Manager wird kaum von 800 € im Monat rumkrepeln wollen. Letztendlich ist es also nicht Herzblut, das die beiden antreibt, sondern schnöder Mammon in noch nicht zu sehr besetzten Marktlücke.
Bei unserem EDEKA gibt es die wöchentliche Versorgung mit Lebensmitteln schon immer, auch ohne das lästige Internet. Ganz einfach anrufen oder die Einkaufsliste auf den Tresen.
PS.: Letzter Satz im ersten Absatz -> Die Vokabel „herumtatschen“ assoziiert bei mir Nutella-Schnute und zermanschte Waffel mit Vanilleeis, aber nicht den Umgang von Senioren mit einem Hightech-Gerät.
An sich schöne Idee!...
An sich schöne Idee! Hinsichtlich der Website ist mir aufgefallen, dass das Wichtigste, nämlich die einzelnen Lebensmittel wenig ansprechend fotografiert / präsentiert sind, das Drumherum hingegen overstyled. Und dieses matte braun… Gibt es nicht fröhlichere Farben? Wenn man schon tagein tagaus darein gucken soll. Ratsam wäre es, die Hintergrundfarben gedeckt oder in weiß zu halten damit die Produkte besser zur Geltung kommen.
"Letztendlich ist es also...
„Letztendlich ist es also nicht Herzblut, das die beiden antreibt, sondern schnöder Mammon in noch nicht zu sehr besetzten Marktlücke.“
Und selbst wenn es so wäre, warum genau sollte das verwerflich sein? Der Absatz mit dem Investor sollte doch sicher bloß dokumentieren, dass man mit solchen Ideen einer Bank nicht zu kommen braucht.
Und bezüglich Barrierefreiheit macht ein Test allein natürlich noch längst keine barrierefreie Homepage! Dafür sind dann umfangreiche Anpassungen an der Homepage notwendig, die niemand umsonst oder mal „eben so“ macht. Und wenn man bisher noch nichtmal einen deutschlandweiten Versand hat lohnt sich der Extraaufwand eben nicht.
Insbesondere der letzte Absatz...
Insbesondere der letzte Absatz drückt das wesentliche Problem der bekannten Supermarktketten aus: Es wird verkrampft versucht eine Lösung zu finden, mit der sich Multichannel über zigtausende Outlets stülpen lässt.
Wer mit den beiden Gründern von Emmas Enkel gesprochen hat, wird recht schnell bemerken, dass diese eben nicht wie „typische Händler“ denken, sondern sich bei allem was sie tun voll auf Multichannel und somit letztendlich Kundennutzen konzentrieren.
Zeitgleich paaren sie jedoch diesen äußerst technischen Ansatz mit dem Charme des sympathischen Nachbarlädchens – keiner der großen Händler in Düsseldorf führt derartige Produkte, wie Emmas Enkel es tun.
Hallo Petra,
natürlich ist...
Hallo Petra,
natürlich ist ein Investor kein Spender, wäre eine Bank allerdings auch nicht. Und wir können wohl ziemlich sicher davon ausgehen, dass auch ein Edeka seinen Lieferdienst nicht für 800€ im Monat anbieten würde…
Ich habe die beiden Geschäftsführer inzwischen durch einige Einkäufe bei Emmas Enkel auch persönlich kennen gelernt und bin mir 100%ig sicher, dass es sehrwohl Herzblut ist was die beiden antreibt und keine Profitgier. Ehrenamtlich arbeiten wahrscheinlich auch Sie nicht, oder?
Ich habe bisher SEHR GUTE Erfahrungen mit Emmas Enkel gemacht und empfehle den Laden gerne und mit gutem Gewissen weiter!!! Viel Erfolg weiterhin!
Erinnert mich ganz stark an...
Erinnert mich ganz stark an das Startup zweier Freunde, Emma Mobil….https://www.emma-mobil.de/
Wenn das die gute „Tante...
Wenn das die gute „Tante Emma“ noch erlebt hätte, was aus ihrem alten Kauf-Laden geworden ist, vielmehr was die Enkel daraus gemacht haben .. ein-en Online-Verkaufsladen wie aus dem Internet, oder besser gesagt Bilderbuch. Und wenn ich ehrlich bin, Emmas Enkel auch. Urig sehen sie aus mit ihren Schürzen und bildhübsch. Auf was für Ideen man doch kommt und hoffentlich Frau bald auch. Ich meine, irgendwann werden bestimmt äußerst attraktive Urenkelinnen selbst am iPott stehen und genau das kochen, was smarter bzw. smartphoner Kunde in Auftrag gegeben hat. Somit hat „Kunde Kleiner König“ sich nicht nur das Einkaufen gespart, sondern auch das Zubereiten .. auf eine sehr praktische und dennoch anziehende Art.
Mal schau … man wird ja seh´n, ob Emma Urenkelinnen bzw. „Emmas Koch-Portal“ Zukunft hat.
Zusatz meinerseits: aber ich...
Zusatz meinerseits: aber ich unterstelle natürlich hier kein Plagiat! 🙂
Schön das ihr so erfolgreich seid und die Geschichte mit den Use-Cases der Senioren ist großartig!
Viel Erfolg weiterhin!