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Nach jedem Lebensmittelskandal wollen die Verbraucher wissen: Was können wir noch essen? Dabei ist die Frage, wie wir einkaufen, mindestens genauso

Kleiner Discount-Ratgeber: So sabotieren Sie erfolgreich Ihr Luxussortiment!

| 13 Lesermeinungen

Sie sind von ganzem Herzen Discounter und können sich nicht mit dem Entschluss der Geschäftsführung anfreunden, überflüssiges Luxusessen ins Sortiment aufzunehmen? Dann sabotieren Sie doch die eigene Premium-Marke! Lidl's macht vor, wie's geht – und das Supermarktblog verrät, wie leicht sich die Strategie adaptieren lässt.

Sie sind von ganzem Herzen Discounter und können sich nicht mit dem Entschluss der Geschäftsführung anfreunden, überflüssiges Luxusessen ins Sortiment aufzunehmen? Dann sabotieren Sie doch die eigene Premium-Marke! Lidl’s macht vor, wie’s geht.

1. Schaffen Sie Widersprüche!

Montags kommt die Kundschaft in den Laden, weil sie im Radio gehört hat, dass die Radieschen bei Ihnen statt der üblichen 39 Cent nur 27 Cent kosten. Halten Sie alle paar Wochen mit großflächiger Prospektwerbung für Hirsch in der Dose, edle Wurstzipfel in Plastik und Wachtelfamilie aus dem Tiefkühler dagegen! Damit ist Ihnen ein Kopfschütteln der Radieschenfuchser sicher. Denken Sie dran: kein Gericht ist zu absurd. Je größer der Kontrast zum Restsortiment, desto besser. (Obwohl Hirsch in der Dose natürlich schwer zu toppen sein wird.)

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2. Machen Sie den Luxus zum ewigen Sonderposten!

Marketingpraktikanten behaupten, mit künstlicher Verknappung ließe sich alles verkaufen. Der wahre Vorteil der „Nur für kurze Zeit im Angebot“-Strategie ist aber, dass sich die Leute dann nicht dran gewöhnen. Und beim nächsten Wachtelangriff wieder genauso irritiert sind.

3. Nutzen Sie die gesamte Fläche!

Die beworbenen Produkte sollten großzügig über den ganzen Laden verteilt werden, damit möglichst lange danach gesucht werden muss. Verstecken Sie die Artikel dort, wo wirklich keiner sie vermutet: Die Aktionsfläche neben den Damenslips ist ein hervorragender Ort, der sich in Berliner Lidl-Filialen bewährt hat. Geben Sie den Sachen um Himmels Willen keinen festen Platz im Regal! Sonst finden die Leute sie wieder.

4. Sorgen Sie für Tarnverpackungen!

Wenn die Luxusartikel fast genauso aussehen wie die normalen Produkte, fügen sie sich chamäleonartig ins Gesamtbild ein und gehen nahezu unter.

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5. Bestellen Sie keinen Nachschub!

Wenn sich nach einer Weile herumgesprochen haben sollte, dass der ein oder andere Luxusartikel verhältnismäßig genießbar ist und Kunden ihn wieder kaufen wollen (ganz zu schweigen von lästigen Weiterempfehlungen), ist er nicht mehr vorrätig. Das senkt die Zufriedenheit enorm.

6. Verramschen Sie die Reste!

Übriggebliebenes lässt sich nach einigen Wochen hervorragend in Tiefkühlgräbern beerdigen. Mit großen neonroten „Aktion“-Schildern konterkarieren Sie die hochwertig gestalteten Verpackungen. Entwerten Sie die Produkte zusätzlich über gesenkte Preise, damit die Kunden sich einprägen, dass der Normalpreis nur ein Scherz ist und sie den Kram immer erst am Aktionsende zu kaufen brauchen, weil er dann sowieso herabgesetzt wird.

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7. Klonen Sie Doppelgänger!

Wenn zusätzlich zu der Luxusmarke, die alle paar Wochen wieder aus dem Laden verschwindet, andere Luxusmarken im Regal stehen, die ähnlich aussehen und immer vorrätig sind, blickt auch der treueste Kunde nicht mehr durch. Wiederholen Sie die Doppelgänger-Strategie beliebig oft, damit die Leute zuhause beim Auspacken schon nicht mehr wissen, wo sie die Sachen herhaben.

8. Keine Angst vor großen Portionen!

Je unhandlicher, klobiger und mengenreicher die Artikel sind, desto eher effektiver widerlegen sie das Luxus-Prinzip: Als Orientierungshilfe eignet sich die Anderthalb-Kilo-Entenpfanne in der XXL-Aluschale.

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Wenn Sie diese in zahlreichen Lidl-Märkten erprobten Prinzipien beachten, wird es Ihnen in kürzester Zeit gelingen, das Luxusessen ein für allemal aus dem Sortiment zu radieren – und Sie können endlich wieder reiner 27-Cent-Radieschen-Discounter sein. Das Supermarktblog wünscht viel Erfolg!

Fotos: Supermarktblog

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13 Lesermeinungen

  1. CaoKy60 sagt:

    Das mit den sich...
    Das mit den sich wiederholenden Sonderangeboten hat es in sich, wie Praktiker gelernt hat: immer wieder „x% Rabatt auf Alles“ fuehrte dazu, dass eigentlich nur noch zu Rabattzeiten gekauft wurde … Lidl’s „Deluxe“ Label sieht im Retro-Look doch irgendwie gar nicht so luxurioeus, „edel“ oder gar „hochwertig“ aus :).

  2. Petra sagt:

    Von mir kommt heute kein...
    Von mir kommt heute kein Kommentar, ich liege lachend auf dem Boden, neudeutsch ROFL!

  3. PS sagt:

    Ein klasse Artikel - ich war...
    Ein klasse Artikel – ich war beim lesen nur am feiern 😉 Viele dieser Wahrheiten treffen aber auch auf andere LEHs zu…
    Bitte häufiger schreiben, die Pausen und unregelmäßigen Beiträge werden langsam aber sicher nervenstrapazierend 😉

  4. Jeeves sagt:

    Schade, ich war noch nie bei...
    Schade, ich war noch nie bei Lidl, kann das alles deshalb wenig nachvollziehen.
    .
    Aber, wieso eigentlich mein „Schade“ anfangs`?

  5. perfekt57 sagt:

    wieso? der discounter entlarvt...
    wieso? der discounter entlarvt doch nur, was eben alles kein luxus ist. lediglich dafür gehalten werden soll(te). oder wurde, „um sich eine evtl. gehobene nische durch aussergewöhnlich gut geübte orale selbstverwöhnung glaubhafter einreden zu können“.
    .
    luxus fängt damit an, arbeiten gehen zu können, aber nicht zu müssen. oder die firma im eigenen haus zu haben, nicht fahren zu müssen. morgens gegen 7:15, wenn die kids richtung schule sind, als paar gemeinsam im bett locker nochmals in löffelstellung den tag zu besprechen, statt u-bahn oder stau. und man auch tags überhaupt nicht an essen denkt, weil man gerne jeden mittag zusammen in ruhe kocht, ohne dies noch als etwas besonders wahrzunehmen. und das essen auf dem tisch in der schüssel sich beweist. über sein aussehen und seinen geschmack geredet wird. aber verpackungen nie, auch nicht gesprächsweise, den weg von der küche ins esszimmer schaffen. (genausowenig wie „bürokollegen“ übrigens. denn sowas hat man nicht. besser nicht womöglich.) aber naja.

  6. Herr Schader, kleiner...
    Herr Schader, kleiner Vorschlag: Sie könnten doch den Erfolg dieser Kampagnen recherchieren. Wenn Sie schon nicht die konkreten Zahlen bekommen, vielleicht starten Sie eine Art Langzeitprojekt? Inhaltsleere – ob auf das Produkt selbst, dessen Platzierung oder Bewerbung bezogen – ist nicht immer ein Beweis für mangelnde Nachfrage…
    : )

  7. westernworld sagt:

    <p>hier haübersichtlichendelt...
    hier haübersichtlichendelt es sich um ein mißverständnis deluxe ihrerseits wie ich meine.
    deluxe wird von lidl wie alle seine länderspezialitätensortimente auch gehandhabt und ist anders als rewe feine welt auch gar nicht als ständiger bestandteil des sortiments gedacht.
    es soll einfach etwas abwechslung bringen, mal was anderes sein als das sehr übersichtliche übliche bei lidl. kein kunde glaubt das er auf einmal lukullisches auf feinkostkäferniveau angeboten bekäme.
    ob das sortiment in auswahl und in der präsentation gelungen ist halte ich auch für fraglich, aber einzelne produkte wie die butter mit meersalz waren super.

  8. pschader sagt:

    @westernworld: Ich glaube, das...
    @westernworld: Ich glaube, das Problem ist eher, dass Lidl die Erwartungshaltung von nicht regelmäßigen Kunden völlig egal ist und dass es deshalb zu solchen Unfällen kommt. Meine These ist: Mit Premium funktioniert dieser Aktionsrhythmus nicht, wenn die Reste nachher rausgeramscht werden, weil das das komplette Teilsortment entwertet.

  9. westernworld sagt:

    "Mit Premium funktioniert...
    „Mit Premium funktioniert dieser Aktionsrhythmus nicht, wenn die Reste nachher rausgeramscht werden, weil das das komplette Teilsortment entwertet.“
    wie gesagt meiner meinung nach ist das gar nicht im selben sinne als premium gemeint wie bei den vollsortimentern. es ist mehr ein motto mangels der sonst bei lidl-aktionsware üblichen länderrubrik. insofern läuft das entwertungsargument etwas ins leere.
    was das verramschen angeht ist das deluxe sortiment das einzige das einen relativ hohen anteil von schneller verderblichen artikeln gerade im tk bereich hat und die sollte man ja nicht einfach wegschmeißen (man erinnere sich an die einschlägigen texte in diesem blog) nur weil sie zum ursprünglichen preis nicht weggehen.
    „Lidl die Erwartungshaltung von nicht regelmäßigen Kunden völlig egal ist und dass es deshalb zu solchen Unfällen kommt.“
    lidl ist die erwartungshaltung von kunden grundsätzlich ziemlich egal, so mein eindruck.
    der anteil von nicht regelmäßigen kunden am umsatz dürfte aber eher gering sein. lidl hat in seinem segment einfach kaum ernsthafte konkurrenz.
    aldi ist für einen lidl-kunden keine wirkliche alternative (keine marken, keine aktionen, unzuverläßiges frischangebot) die anderen discounter sind eher profillos.
    der einzige andere der in der softdiscount sparte noch was auf die beine hätte stellen können (ja lidl kommt von diesem konzept zunehmend ab ich weiß.) nämlich plus ist über die wupper.
    mich ärgert es auch das lidl mit seiner aktionsware umgeht wie pro7 & rtl mit serien, aber sie können sich das offenbar leisten. leider.

  10. Uli sagt:

    Köstlicher Artikel, ich hab...
    Köstlicher Artikel, ich hab mir beim Lidl gleich mal den riesigen „Deluxe“ Schinken angesehen, der wäre mir vorher nie aufgefallen.

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