Supermarktblog

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Nach jedem Lebensmittelskandal wollen die Verbraucher wissen: Was können wir noch essen? Dabei ist die Frage, wie wir einkaufen, mindestens genauso

Rewe Drive vs. Kaiser’s Bringmeister (3): Warum kostet das im Laden weniger?

| 17 Lesermeinungen

Kaiser's wirbt in den Filialen für seinen Online-Dienst, hängt Werbeplakate auf und druckt Gutscheine auf Kassenbons. Aber wenn man als Kunde nachher wissen will, warum die Lebensmittel im Netz alle teurer als im Laden sind, liegt's an der "Unabhängigkeit". Vor dem Finale im Online-Supermarkt-Test gibt's noch den Preisabgleich.

Das Supermarktblog testet, welches Online-Supermarkt-Konzept die Nase vorn hat: Rewes Abholservice oder Kaiser’s Bringdienst. Im ersten Teil stand schon, wie die Lieferung geklappt hat, im zweiten Teil alles zum umständlichen Bestellprozess. Und gleich folgt das Fazit. Vorher kommen aber noch …

IV. Die Preise

Kaum ist die „Bringmeister“-Lieferung da, steht der nervige Kunde schon zum Preisvergleich in der nächsten Kaiser’s-Filiale und macht eine unschöne Entdeckung: Er hat für seinen Online-Einkauf ganz schön draufgezahlt. Fast alle bestellten Produkte sind in der Filiale günstiger – kurioserweise mit Ausnahme des frischen Gemüses. Meistens beträgt der Unterschied zum Ladenpreis zehn Cent. Bei Pudding, Toilettenpapier, Nutella und Abfallsäcken fällt der Aufschlag noch höher aus – jeweils bis zu 30 Cent. Das heißt: Wer bei Kaiser’s Lebensmittel im Netz bestellt, zahlt nicht nur für Kommissionierung und Lieferung (zur Erinnerung: immerhin schon mit bis zu 6 Euro), sondern auch für jedes weitere Produkt nochmal drauf. Der Kasten Mineralwasser ist im Laden im Angebot: 4,79 Euro statt 7,19 Euro online. Einen Hinweis auf die 2,40 Euro Preisunterschied gibt es im Netz nicht. Wer sich darüber nicht ärgert, der ruht schon sehr in sich selbst.

Bild zu: Rewe Drive vs. Kaiser's Bringmeister (3): Warum kostet das im Laden weniger?

Ich hab bei den „Bringmeistern“ auf Facebook nachgefragt, wie das sein kann, und folgende Antwort bekommen:

„Hi Peer, wir orientieren uns an den Filialpreisen. Genau wie die Preise von Filiale zu Filiale schwanken, bepreisen auch wir unsere Artikel unterschiedlich. Es kann also vorkommen, dass einige Produkte teurer sind als in deiner Filiale, aber genauso auch, dass einige Produkte günstiger sind. Wir hoffen, dass wir dir mit unserem Angebot einen tollen Service bieten können und freuen uns, dass du unser Kunde bist. Viele Grüße, Cindy“

(Hi Cindy, in meiner Bestellung war leider kein einziges Produkt günstiger als im Laden.) Über die Beschwerde direkt auf bringmeister.de kommt von „Frau Tömek“ (genau so steht’s drunter) diese Antwort:

„Die Bringmeister von Kaiser’s Tengelmann arbeiten unabhängig/eigenständig von den Filialen. Von daher können sich die Preise gegenüber eines Supermarktes unterscheiden. Preise können höher oder niedriger sein.“

Moment mal: Kaiser’s wirbt in seinen Filialen stark für den Online-Service, hat im Liefergebiet Berlin Anfang des Jahres massig Werbeplakate aufgehängt und Gutscheine auf seine Kassenbons gedruckt, also alles getan, damit die Bekanntheit des Ladens auf Online abstrahlt? Aber wenn nachher alles teurer ist als im Laden, liegt das plötzlich an der – Unabhängigkeit? Da fühlt man sich als Kunde, um’s mit Frau Tömek zu formulieren, leider übersOhrgehauen/hintersLichtgeführt.

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Rewe verspricht seinen Drive-Kunden (z.B. in den FAQ), „Preise wie im Markt“ zu berechnen. (Das ist aber auch leicht, weil die Sachen in einem anderen Markt ja ebenfalls günstiger sein können, die Kunden aber nur in dieser speziellen Filiale abholen können.)

V. Das Fazit: Welcher Online-Supermarkt ist besser?

Das müssen Sie schon selbst ausprobieren. Aber ein paar Dinge sind klar: Der Einkauf im Netz ist technisch noch stark verbesserungsbedürftig. Rewe ist bei Nachbestellungen oder Korrekturen unkomplizierter als Kaiser’s. Abholen und liefern klappt problemlos, wobei Rewe Drive wegen der kuriosen Sonderbehandlung an der Abholstation ein bisschen mehr Spaß macht, die Lieferung samt schweren und sperrigen Sachen an die Haustür aber viel praktischer ist.

Bild zu: Rewe Drive vs. Kaiser's Bringmeister (3): Warum kostet das im Laden weniger?

Damit würden Rewe Drive und die „Bringmeister“ eigentlich fast gleichauf liegen – wenn sich bei letzteren nicht der fatale Eindruck festgesetzt hätte, ziemlich stark zur Kasse gebeten zu werden, und zwar ohne das vorher kommuniziert zu bekommen. Wer bei bringmeister.de bestellt, muss annehmen können, dass mit dem Lieferbetrag die Zusatzkosten für die Bestellung abgedeckt sind. Und wenn es nicht so ist, sollte Kaiser’s das klipp und klar sagen, weil der Kunde das Aha-Erlebnis irgendwann selbst hat und nicht mal eine plausible Erklärung dafür bekommt, sondern bloß vorformulierte Werbebotschaften entgegengeschleudert. (Wer sich bei den „Bringmeistern“ über den Service beschwert, kriegt als Antwort, dass der Service toll ist? Ähm.)

Solange Kaiser’s da nicht einlenkt, ist das Fazit eindeutig: Wer keine Lust auf Einkaufswagenschieben hat und sowieso mobil ist, für den klappt Rewe Drive ganz gut. Die Dienste der „Bringmeister“ sind nur was für Leute, denen es völlig egal ist, was sie dafür ausgeben.

Genau das scheint auch das Hauptproblem des Online-Einkaufens in Deutschland zu sein: Die Unternehmen haben als Zielgruppe offensichtlich nur Leute im Blick, denen günstiges Einkaufen schnuppe ist. Das ist – vor allem in Städten, wo immer ein Aldi, ein Lidl, ein Netto oder ein Penny um die Ecke ist – aber Quatsch: Noch dazu haben die Supermärkte ihre Kundschaft selbst so erzogen, dass sie gewohnt ist, sich ihren eigenen Einkaufsmix aus Marke und Billig zusammenstellen kann. Die Internet-Supermärkte wollen hingegen, dass wir bei ihnen Produkte bestellen, die teurer sind als in der Filiale, bieten aber gefühlt nur eine Auswahl wie im Discounter. Und veranstalten, anstatt die Grundprobleme zu beseitigen, quatschige Facebook-Wettbewerbe.

So wird das ganz bestimmt nix mit der Lebensmittel-Revolution im Netz.

Und was haben Sie für Erfahrungen beim Online-Einkauf gemacht?

Fotos: Supermarktblog

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17 Lesermeinungen

  1. Mondkuppel sagt:

    Das Einpacken jedes einzelnen...
    Das Einpacken jedes einzelnen Artikels in den Korb kostet das Unternehmen mehr Arbeitszeit als das Aufstellen von Artikeln im Supermarkt. Man könnte es sich so vorstellen, dass man mit den 6 € die Fahrtkosten und mit den etwa 10 Cent pro Produkt eben diesen Service bezahlt.

  2. pschader sagt:

    <p>@Mondkuppel: Rewe Drive...
    @Mondkuppel: Rewe Drive packt für 2 Euro ein, Real Drive für 1 Euro. Beide versprechen Preise wie im Markt. Meine Lieferung bei Kaiser’s war bei einem Warenwert von 55 Euro inkl. aller Gebühren und Aufschläge ca. 12 Euro teurer als der Einkauf im Laden (plus Zusatzmargen wegen fehlender Billigmarken).

  3. Mondkuppel sagt:

    @Peer Schader: Zugegeben, der...
    @Peer Schader: Zugegeben, der Aufschlag schein zu hoch zu sein, dennoch ergibt ein Aufschlag pro Artikel meines Erachtens mehr Sinn als eine Pauschale für das Einpacken, denn ein Einkauf von 50 Artikeln kann sicher nicht für 1 Euro eingepackt werden, bei einem Einkauf von einem Artikel hingegen ist ein Euro schon zu viel. Bei Real Drive findet also Quersubventionierung der Großeinkäufer durch Kleineinkäufer statt. Der Vergleich zu Real Drive zeigt aber, dass der Aufschlag pro Artikel nicht nur für den Einpackservice sein kann, wenn Real dies so viel günstiger schafft. Entweder reichen also die 6 Euro nicht aus, um die Lieferung selbst vorzunehmen, dann gäbe es auch hier Quersubventionierung, allerdings dann von Leuten die große Bestellungen vornehmen an die, die sich wenig liefern lassen, und eine transparentere Preisgestaltung wäre wünschenswert, oder die Lieferservices haben hohe Gewinnmargen.

  4. Max sagt:

    <p>Ich verstehe nicht warum...
    Ich verstehe nicht warum sich hier darüber so extrem aufgeregt wird das einige Produkte wesentlich mehr kosten. Wenn ich ein großes Paket verschicke bezahle ich auch mehr als für ein kleines und für ein schweres mehr als für ein leichtes. Und ein Kasten Wasser hat nun mal ein sehr schlechtes Platz/Kosten Verhältnis. Auf dem gleichen Platz könnte man sonst auch Waren im 5-fachen Wert unterbringen. Auch der Aufwand bei der Lieferung zur Haustür ist hier wesentlich aufwendiger als bei ein paar Paketen Wurst. Das deswegen der Aufschlag auf Wasser und co höher ausfällt ist doch nur Verständlich.
    Mir spart der Service Zeit und das sollte einem auch etwas Wert sein. Außerdem möchte ich das derjenige der diesen Job macht auch ein vernünftiges Gehalt bekommt und nicht nur 5€ netto die Stunde.
    Wenn ihr nicht bereit seit für diesen Service angemessen mehr zu bezahlen werden die anfallenden Kosten anderweitig gespart. Vielleicht bekommt ihr dann die Sachen die schon näher am Verfallsdatum sind oder Obst was weg muss….
    Übrigens nutze ich diese Art von Service gelegentlich schon seit 2001!

  5. @Peer Schrader

    Haben Sie...
    @Peer Schrader
    Haben Sie schon einmal nachgefragt, ob der bringmeister tatsächlich ein Unternehmen der Tengelmann Gruppe ist?
    Wenn mittlerweile alles outgesourct ist, bis hin zu den Regalauffüller, verbunden mit den Lohndumping Unternehmen siehe Netto, ist zu vermuten, dass hier ein ähnliches Modell praktiziert wird.
    Aus der Logistikbranche, sei es DHL, Hermes, TNT kennen wir dies bereits.
    P.S.
    Haben Sie eigentlich einmal daran gedacht, was eine Ausweitung der Lieferservices zur Folge hat? Noch mehr Lieferfahrzeuge auf der Straße!!
    Alle reden von CO2 und Klimaveränderung und gehen dann zu Kieser…
    Wie wäre es wenn man sich einmal oder zweimal am Tag sein Rad nimmt, zu Kaisers fährt und dann zurück nach Hause.
    Aber das ist so wie beim TV, statt den Couch-Potato Hinter zu heben und auf den Ausschalteknopf beim TV zu drücken, zappt man und geht in den Ruhemodus und hat seinen Energiesparablaß geleistet.

  6. Andrea sagt:

    Also ich bestelle regelmäßig...
    Also ich bestelle regelmäßig bei http://www.supermarkt.de. Klar liefern die momentan nur in Hamburg aus, sodass es nicht von jedem genutzt werden kann. Aber die Preise sind super, da es von Discounter-Ware bis zu Markenartikeln alles gibt. Zudem haben die immer günstige Sonderangebote, die ich über den Newsletter beziehe. Man kann sich eine Stunde am Tag aussuchen, in der die Lieferung bis an die Wohnungstür kommen soll und das klappt eigentlich auch immer. Ich kann es nur jedem empfehlen, da ich die Preise verglichen habe und das Tragen der Einkaufstüten wegfällt.

  7. Marty sagt:

    Ich bestelle regelmäßig alle...
    Ich bestelle regelmäßig alle 6-10 Tage bei den Bringmeistern und bin sehr zufrieden. Sowohl das Onlineeinkaufen macht Spaß und ist unkompliziert (wenn man morgens um drei mal entspannt seine Einkaufsliste zusammenstellt, hat das was) als auch die Lieferung kommt pünktlich. Es kommt äußerst selten vor, das mal eine Sache nicht lieferbar ist, ich glaube bei mir war es mal eine Ananas und Blumenkohl. Das Obst und Gemüse ist immer frisch und gut ausgesucht, so heikle Sachen wie Avocado waren mehrmals auf den Punkt reif. Tiefgekühltes ist noch tiefgekühlt. Die Fahrer kommen pünktlich im ausgesuchten Fenster und wenn sie mal eher könnten, krieg ich einen Anruf, ob es möglich ist.
    Die vier bis sechs Euro Liefergebühr finde ich in Ordnung. Bleibt die Tatsache, das es manchmal teurer ist als in der Filiale. Das ist mir egal, denn die Tatsache, das ich nicht mehr so oft in den Supermarkt muß und vor allem, den ganzen Kram heimschleppen muß, denn ich habe kein Auto, ist mir die ganze Sache wert.

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