„Lieber Vladimir, Du bist so großzügig, hast so viele bewundernswerte Charaktereigenschaften und Begabungen! Ich gratuliere Dir allerherzlichst zum Geburtstag – was für ein Glück, das es Dich gibt!
Birgit Keil
„Will you still need me, will you still feed me, when I’m Sixtyfour”….sangen die „Beatles”, aber diese Frage ist für Vladimir Klos beantwortet, positiv beantwortet, denn seit heute, dem 1. Juli 2011, ist der ehemalige Startänzer, heutige Ballettmeister, Pädagoge, bald Stellvertretende Ballettdirektor Professor Vladimir Klos, nicht mehr vierundsechzig, sondern fünfundsechzig Jahre alt. Und ja! Selbstverständlich wird er gebraucht, als Lehrer, als Trainer, als Idol, als lebendiges Gedächtnis einer der schönsten, bedeutendsten Epochen der Tanzgeschichte. Und ja! Seine Kunst ernährt ihn. Seine Kunst wäre schön blöd, wenn sie es nicht täte…Auf youtube sieht man Vladimir Klos und die Frau, in die er sich, nachdem er 1968 aus seiner tschechischen Heimatstadt Prag geflohen war, verliebte – als er ihr wunderschönes Gesicht in einem überfüllten Fahrstuhl entdeckte – auf Youtube sieht man die beiden im Pas-de-deux des Prinzen Siegfried mit Odette, seinem weißen Schwan. Das Bild ist schlecht, schwarzweiß, unscharf, verkrisselt mitunter, und dennoch überträgt sich ohne Verzögerung die Faszination der Interpretation dieses Paares. Man muß nur sein Gesicht beobachten, die tiefe Konzentration, die anstrengungslose, liebevolle Aufmerksamkeit, mit der er jede Bewegung des weißen Schwans unterstützt, begleitet, verfolgt, immer im richtigen Abstand zu ihr, stets bei ihr, als hinge von jeder der Regungen dieses faszinierend fremdartigen Geschöpfes alles für ihn ab. Die Aufnahme könnte noch viel schlechter sein, man könnte gezwungen sein, den Liebenden auf dem denkbar kleinsten Bildschirm zuzuschauen, das würde nichts ändern, die Welt würde um die beiden Tänzer und ihre Zuschauer herum versinken.
In New York: Vladimir Klos und Birgit Keil
Noch 1968 wurde Vladimir Klos, der seine Tanzausbildung am Prager Konservatorium und Nationaltheater erhalten hatte und beim Prager Studio-Ballett tanzte, bevor er sein Land verließ, von John Cranko engagiert. Bald wurden ihm Hauptrollen anvertraut. 1973 wurde er Solist, wenig später Erster Solist. Neben den Hauptrollen von John Cranko tanzte er für Glen Tetley und Kenneth MacMillan, Jiri Kylian, John Neumeier, Heinz Spoerli und Uwe Scholz.
Dass die Männer am Staatstheater Karlsruhe, dessen Ballettdirektion er angehört, so phantastisch tanzen, das ist heute sein Verdienst. Wer seine Schüler zu ihm schicken möchte, er unterrichte an der Akademie des Tanzes Mannheim. In seiner an Preisen, Auszeichnungen und bemerkenswerten Vorstellungen reichen Karriere gab es einen besonders unvergeßlichen Moment. Auch ihn teilte er mit Birgit Keil:
„Das beeindruckendste Erlebnis für Vladimir und mich war der Schlussmoment, als wir „Romeo und Julia” in New York an der Met tanzten. Nachdem sich der Vorhang geschlossen hatte, herrschte absolute, unglaubliche Stille. Die Zuschauer waren wie gebannt, keiner gab einen Laut von sich. Uns kam es endlos vor. Als wir dann zum Verbeugen hinter dem Vorhang bereitstanden und es immer noch still war, fürchteten Vladimir und ich, dass kein Applaus mehr kommen würde. Als sich dann aber der Vorhang öffnete, brach ein Sturm der Begeisterung, ein ungeheurer Jubel aus, wie wir ihn vorher und auch nachher nie wieder erlebt haben.”
Being Romeo and Juliet
Mehr als vierzig Jahre haben Vladimir Klos und Birgit Keil Seite an Seite den Tanz in Deutschland geprägt. Sie tun es noch. Aber kennen wir sie darum? Klos, erzählt Keil, verehrt Maria Callas und liebt Dvoraks „Rusalka”. Ihn faszinieren Architektur und Gärten, Mode, und Kostüme. Er liest Kriminalromane und schaut alte Hollywoodfilme. Er spricht sieben Sprachen und schmückt die gemeinsame Wohnung des Paares mit Blumen, auch ohne nahenden Hochzeitstag.
Wer aber ist Vladimir Klos?
„Was man aufgrund seines großen Bühnentalents gerne vergißt”, sagt Birgit Keil, „sind seine vielen anderen Fähigkeiten. Zum Beispiel ist er der geborene Pädagoge. Das Besondere an unserer Partnerschaft im Leben und auf der Bühne ist das absolute Vertrauen, das wir zu einander haben.”