Nun ist es also doch nichts geworden mit dem „Oscar” für Wim Wenders’ Pina-Bausch-Film. Viele hatten so sicher damit gerechnet, dass „Pina – tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren” den „Oscar” als bester Dokumentarfilm gewinnen würde. Auch die Stadt Wuppertal, die dem Tanztheater und allen, die mit ihm hoffen, warten und feiern wollten, in der Oscar-Nacht eine Party ausrichtete in der Schwimmoper. Doch es brauchte dieses Ereignis nicht, um sich daran zu erinnern, wie es um das Tanztheater Wuppertal und das Erbe seiner Gründerin Pina Bausch bestellt ist. Offenbar zum Besten.
Das Pina-Bausch-Archiv ist im Aufbau befindlich und, wie der Arbeitsbericht Nr. 1 dokumentiert,- ein in der Druckversion farbiger Prospekt im Zeitungsformat – , in der Phase der Materialerfassung und Digitalisierung. Man macht sich schwerlich einen Begriff davon, wie aufwendig und arbeitsintensiv die Vorgänge sind, die sich hinter diesen Substantiven verbergen. Jedes Requisit, jedes Kostüm, jedes Bühnenbilddetail wird vermessen, fotografiert, digitalisiert und katalogisiert. Das bedeutet, jedes Stück, jedes Objekt aus einer bestimmten Produktion wird mehrfach in die Hand genommen, verifiziert, gewogen, geprüft, an Lineale oder Zollstöcke gehalten, aufgenommen, zugeordnet, festgehalten als Beweisstück einer großen künstlerischen Vergangenheit. Das alles müssen Menschen tun, die die Choreographin gekannt haben, sie vermissen, im Umgang mit diesen Gegenständen zugleich Trost finden und an ihre Untröstlichkeit erinnert werden. Allen voran ihr Sohn Salomon Bausch, Stiftungsvorstand, der im Vorwort schreibt, fast alle sechsundvierzig in Wuppertal von Pina Bausch geschaffenen Stück seien bis heute im Repertoire erhalten und wie einzigartig das sei.
Besucher der Rolf-Borzik-Ausstellung. Foto: Pina Bausch Foundation
Wie ungeheuer genau und skeptisch alle Tänzer, Assistenten, und künstlerischen und technischen Mitarbeiter an diese langwierige, schwierige Aufgabe herangehen, davon erhält man in diesem Bericht einen faszinierenden Eindruck. Zum Beispiel weiß man heute, dass die alternden und verderbenden Videos digitalisiert werden müssen, will man das Filmmaterial erhalten – tausende von Auszeichnungen von Proben und Aufführungen. Kopien ohne Qualitätsverlust herzustellen ist der Traum. Alle Archivarbeit ist ein Wettlauf gegen die Zeit.
Unter www.pinabausch.org findet man den Internetauftritt der Pina-Bausch-Stiftung und als Download den ersten Arbeitsbericht.