„Für die Gräfin Lillan Ahlefeldt-Laurvig, ein Herz aus Gold und eine reine Seele, meine spirituelle Muse und treue Freundin in allen Geschicken“
Serge Lifar, in der Widmung seines letzten Buches, „Les Mémoires d’Icare“
Zeichnung von Jean Cocteau (Abbildung: Auktionskatalog)
Die große Frühjahrsauktion des Hôtel des Ventes in Genf präsentiert den Nachlaß von Serge Lifar, dem 1905 in Kiew geborenen berühmten Danseur étoile und Choreographen der Pariser Oper, der 1998 in Lausanne starb: Eine große Kunstsammlung und ein Schatz der Tanzgeschichte. Der Schätzwert der zur Auktion gelangenden Lose beträgt 2,5 Millionen Schweizer Franken, etwa zwei Millionen Euro. Aus dem Besitz der Gräfin Lillan Ahlefeldt-Laurvig, die Gefährtin Lifars war und seine einzige Erbin, stammen diese Werke, die der Tänzer sammelte, sowie weitere Lose, persönliche Gegenstände wie sein Schrankkoffer (CHF 300), sein Teddybär ( CHF 200) oder Programmhefte mit Widmungen. Mit Serge Lifar begann in den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts eine neue Ära klassischen Tanzes in Frankreich.
Mehr als dreihundert Bilder, Zeichnungen, Ölgemälde und Gravuren bedeutender Künstler des zwanzigsten Jahrhunderts werden versteigert, darunter Werke von Marc Chagall, Max Ernst, Juan Gris, Francis Picabia und Picasso. Von den legendären „Ballets Russes” gab es bekanntlich keine Filmaufnahmen, Lifar aber besaß etwa dreitausend Photographien bekannter Photographen, auf denen Künstler der „Ballets Russes” und interessante Zeitgenossen abgebildet sind – auch sie werden in Genf angeboten. Einen besonders bemerkenswerten Ausschnitt der Sammlung Lifars stellt der Fund von Zeichnungen und Entwürfen zu zahlreichen Hauptwerken aus der Hand Jean Cocteaus dar.
Serge Lifar erhielt ersten Tanzunterricht bei Nijinskys Schwester Bronislawa Nijinska. 1923 engagierte ihn Diaghilew in Paris für die „Ballets Russes” wie so viele geflohene russische Tänzer vor ihm. Enrico Cecchetti wurde im Westen zu seinem wichtigsten Lehrer. In beinahe jeder Produktion der „Ballets Russes” tanzte der begabte Lifar wichtige Rollen. Seine Energie und sein Talent dokumentiert etwa eine Photographie von Man Ray aus dem Jahr 1926, die ihn als Romeo in einer Inszenierung zeigt, für die Max Ernst und Joan Miró die Ausstattung schufen.
Besichtigungstage sind der 9. bis 11. März , Auktionstage sind der 12., 13., 14. und 15. März 2012.
Bühnenbildentwurf von Alexandre Benois zu “Giselle” (Abblidung: Auktionskatalog)
Die zur Auktion stehenden Werke sind alle eng mit Lifars tänzerischem und choreographischem Ruhm verbunden. Es handelt sich um Bühnenbilder, Kostüme und Partituren. Unter den vertretenen Künstlern sind viele große Namen, die mit dem Aufbruch des Balletts in die Moderne assoziiert werden: Léon Bakst, Alexandre Benois, Gontscharova und Strawinsky.
Nicht nur finden sich außergewöhnliche Namen der russischen Kunst in dieser Sammlung, sondern, wie vermutet werden darf aus Sehnsucht nach seiner Heimat, auch viele Objekte russischen Silbers, Ikonen, Miniaturen, Bücher und Kunstwerke.
Die Gräfin Lillan Ahlefeldt-Laurvig war in erster Ehe mit dem dänischen Grafen Carl Ahlefeldt-Laurivg verheiratet. Sie begegnete in Serge Lifar 1958 der Liebe ihres Lebens und blieb dreißig Jahre an seiner Seite, bis zu seinem Tod 1986.
„Liebster Serge, in Licht und Schatten warst Du stets ein Grand Seigneur, Lillan“.
(Aus dem Abschiedsbrief an ihren verstorbenen Geliebten)