Aufforderung zum Tanz

Aufforderung zum Tanz

Was sie schon immer über Tanz hätten wissen wollen können und bisher nicht auf die Idee kamen zu fragen.

Bühnenreif in Dortmund: Tanzen lernen ab 55

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Über der Begeisterung für den „Tanz in Schulen”, also Unterrichtsangebote von Bühnentänzern für Kinder in ihren Schulen wird meistens vergessen, dass Royston Maldoom („Rhythm is it”) in Großbritannien nicht nur Schüler tänzerisch bildete. Ursprünglich leitete er Gruppen in „Community Dance”, zu denen alle kommen durften. Das Alter spielt im „Gemeindetanz” keine Rolle.

Im frühen zwanzigsten Jahrhundert hatte der Ausdruckstanz den Laientanz popoulär gemacht.

Gegenwärtig ist das kein besonders angesagtes Hobby. Manche Frauen gehen vielleicht in „Zumba”-Kurse, eine wilde neue musikalische Fitness-Mode, in Squaredance schon weniger, in den Großstädten machen sie Bauchtanz. Aber ernsthaft in eine Laientanzgruppe zu gehen und zu trainieren und an Stücken zu proben, das machen die wenigsten. Solange man sehr viel arbeitet und vielleicht Kinder großzieht oder Angehörige umsorgt oder pflegt, ist das auch schwierig. Womöglich aber folgt der zunehmenden Beliebtheit von „Ich-kann-nicht-singen”-Chören bald eine Bewegung von „Ich-kann-nicht-tanzen”-Ensembles.

Eine Frau, die bereits seit Jahren viel dafür tut, dass dies so kommen könnte, ist die nord-rhein-westfälische Tänzerin, Tanzpädagogin und Choreographin Barbara Cleff. An der Folkwanghochschule, der Rotterdamse Dansakademie und der Hochschule in Arnheim ausgebildet, begann sie früh eigene Stücke zu entwickeln. Vier Jahre war sie Choreograpische Assistentin bei Susanne Linke und Urs Dietrich am Bremer Tanztheater.

Mit generationenüberspannenden Tanztheaterstücken trat sie hervor, als noch kaum jemand davon sprach. Dabei entdeckte sie, wieviel erstaunliche Bewegungs- und Ausdrucksmöglichkeiten ältere Menschen in sich entwickeln können. Was im Butoh, dem modernen Ausdruckstanz Japans selbstverständlich war, dass Tänzer wie Kazuo Ohno die Alterszerbrechlichkeit und Lebendigkeit, die schauspielerische Ausdrucksstärke in aller Schönheit zelebrierten, war dem Westen fremd, wenn auch faszinierend.

Barbara Cleff unterrichtet Workshops, hält Vorträge und lehrt in Lecture Demonstrations, wie „Kulturarbeit 55 +” im Tanz aussehen kann. Seit dem Herbst 2009 hat sie eine eigene Compagnie an prominentem Ort. Sie leitet am Theater Dortmund das Seniorentanztheater, das zum Ballett Dortmund unter Leitung von Xing Peng Wang gehört. Dreißig Männer und Frauen (ok, es sind mehr Frauen) im Alter von fünfundfünfzig Jahren und älter tanzen bei ihr. Am kommenden Donnerstag, dem 21. Juni und am Freitag, den 22. Juni findet die nächste Uraufführung des Ensembles statt: „stunden-weit” beginnt jeweils um 20 Uhr im Schauspiel.

 

Wenn man sich vorstellt, was man machen möchte im Älterwerden, fallen einem oft Dinge ein, die man schon als Kind gerne tat und die inzwischen verlorengegangen sind, nicht mehr praktiziert werden. So war es bei nicht wenigen leuten, die sich in Dortmund für das Seniorentanztheater bewarben. Angeboten wurde zunächst ein wöchentliches Training von 2,5 Stunden im Ballettzentrum, der Arbeitsstätte des Ballett Dortmund. Die Profitänzer haben montags morgens frei, da sie ja samstags arbeiten, darum sind die Ballettsäle frei für Barbara Cleffs Tänzer. Technik ist ihr ein Anliegen. Ein Film, den man auf www.theaterdo.de sehen kann, zeigt in einer Szene, wie sie sanft einer Frau dazu verhilft, ihre Zehen entspannt und im sicheren Stand auf dem Boden glatt auszubreiten. Beide freuen sich über den „Schönen Fuß!” und lachen. Cleffs anatomische Genauigkeit und ihr sensibles Gespür dafür, was ihre Tänzer können und wohin sie sie locken kann, begeistern ihr Ensemble. Nicht wenige hatten zuvor nie getanzt. Cleff suchte nicht nach Können aus, sondern entschied sich, nach der Reihenfolge des Bewerbungseingangs aufzunehmen. Sie konnte und kann sich kaum retten vor Bewerbern. Dortmund ist das erste Seniorentanztheater Nordrhein-Westfalens. „Welcher Choreograph hat schon auf Anhieb dreißig Tänzer zur Verfügung?” freut sich Barbara Cleff. Sie kann sich darauf verlassen, dass ihre Leute den Ernst, mit dem sie ausgebildet, trainiert und an künstlerischen Ausdruck und Improvisation herangeführt werden, auch mit Zuverlässigkeit beantworten. Denn am Ende der Arbeit soll eine Aufführung stehen, die einen genauen Eindruck vom Können der Compagnie und ihrer künstlerischen Auffassung von Tanztheater gibt. In drei Tagen ist es soweit. Und alle, die keine Kinder mehr sind und auch noch nicht fünfundfünfzig Jahre alt, fragen sich wahrscheinlich, wer für sie endlich „Ich-kann-nicht-tanzen”-Ensembles aufmacht. 

 

 


1 Lesermeinung

  1. royston sagt:

    weil ich hab diese artikel gut...
    weil ich hab diese artikel gut verstehen , enschuldigung wann ich auf englisch schreiben.
    I have waited a long time for someone to oint out that community dance does not mean Tanz in Sculen. of course dance with schoolchildren is also part of the work, but as i have been saying for so long in nearly every interview, community dance is dancing with anyone anywhere anytime and makes no distinction between five yeart olds and 9o year olds.
    Despite the well archived work of Wigman, Laban and others in germany. austria, prague or budapest and the number of practitionerscurrently working in dance with Laientänzer of all ages, there seems to be now in germany a total focus on dance practise only happening in schools.
    Firstly there are hundreds of thousands of people in germany who are not at school, secondly one of the most exciting things is to see the positive transformation that occurs in people involved in inter generational dance activity.
    It is so good to hear of people who are breaking the conventional age barriers as they are as individuals rarely noticed.
    The three main projects that i initiated in germany with colleages (Making a Move – Hamburg, Kids and Youth and Adult dance company – Marl, and ResiDance – Detmold, as well as Tanz Die Toleranz – Vienna, are all age-inclusive and all now run by local dance artists. In London the Company Of Elders which i founded at Sadlers Wells Theatre in the late eighties is still going strong withperformances, television documentaries and tours. In the mid nineties members of the company joined us in the Duisburger Akzente European YOUTH Festival as part of the 8 to 80’s programme founded by Ulla Weltike with the support of Dr. Konrad Schilling the then Duisburg Kultur Director.
    Maybe the arrival in the cinema of the film Rhythm is it! coinciding with the revelation of the german results in the Pisa studies league table played a part in the over association of community dance and schools.
    there are great projects happening with schools in germany, and i have been part of many but i still wonder why it is so difficult to get projects out of school. During my years in community dance in the Uk, especially as Dancer – in Residance for fife region, scotland, all our classes,workshops and performances took place out of school, evenings and weekend, and all longer projects in school holidays and catering for all the peole of all ages and abilities and from all walks of life was a full time job for me and my team. When i suggest this to promoters in germany i am always told that everyone goes away on holiday..no- many people do not , or cannot afford to go on holiday, certainly not in every school holiday and fr the whole duration. Many kids do not know what a holiday is – and the way things are heading in the current economic climate many more will join them.
    So keep dancing seniors..as a 70 year old no one is going to tell me i am too old to dance!
    Yours, Royston maldoom

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