Noch bis in den Juli hinein dauert die Saison des „American Ballet Theatre“ im Metropolitan Opera House in New York. Wann Herman Cornejo tanzt, sieht man am besten auf seiner Seite hier https://www.hermancornejo.com/news. Er ist in allen großen Rollen des Repertoires zu erleben – in „Symphony in C“, in „Le Corsaire“, „Don Quixote“, „Romeo und Julia“, „Dornröschen“, „Schwanensee“, und „Sylvia“. Und es dürften eine Menge Leute werden, die speziell ihn sehen möchten. Gerade ist er beim „Benois de la Danse 2014“ in Moskau als bester Tänzer ausgezeichnet worden. Als Herman fünf Jahre alt war, nahmen ihn seine Eltern in ihren Sportverein in Buenos Aires mit und stellten ihm frei, welche Sportart er erlernen mochte. Herman wählte Rollschuhlaufen! Dann aber drückte er sich immer die Nase pallt an dem Glasauge der Tür, durch das hindurch man in den Ballettsaal schauen konnte, in dem seine Schwester Erica von Wasil Tupin unterrichtet wurde. Tupin, ein freundlicher Lehrer, schenkte dem kleinen Jungen gelegentlich eine Süßigkeit, aber eines Tages machte er etwas viel Wichtigeres: Er lud ihn ein, am Unterricht teilzunehmen.
Das war’s dann. Vorstellungsbesuche und Videoabende, an denen einige der berühmtesten Tänzer über die Bühne und den Bildschirm sprangen, zementierten Hermans Berufswunsch. Mit siebzehn Jahren wurde er als Eleve in die Company aufgenommen, 2003 im Alter von zweiundzwanzig Jahren zum Ersten Solisten ernannt, und nun, 2014, mit dem „Benois“ ausgezeichnet. Sehr oft sei Herman Cornejo, schrieb die „New York Times“ „der überzeugendste Künstler auf der Bühne“. Auch einige der anderen Preisträger sind dieses Mal bemerkenswert. Polina Semionova legt in New York bei derselben Company, dem ABT, eine erstaunliche überseeische Karriere hin. Man muß sagen, dass sie offenbar exakt zum richtigen Zeitpunkt das langweilige Staatsballett Berlin verlassen hat, und seit sie im Herbst 2011 zum ersten Mal mit dem American Ballet Theatre auftrat, hat sich ihr Repertoire Schritt für Schritt interessanter gestaltet, als das in Berlin je der Fall war. Neue Verbindungen nach Berlin bilden ihre Aufgaben als Lehrerin an der Staatlichen Ballettschule, und es heißt, sie werde auch unter Nacho Duato wieder mit dem Staatsballett zu erleben sein. Aber sicherlich wird sie eine andere sein!
Alexej Ratmansky ist der Gewinner des Benois in der Kategorie Choreographie. Das allerdings dürfte niemanden verwundern. Bereits 2005 schlug er alle Konkurrenz aus dem Feld und erhielt den Benois für sein Tolstoi-Ballett „Anna Karenina“, das er für das Königliche Dänische Ballett in Kopenhagen geschaffen hatte. Ausgezeichnet werden Tänzer und Choreographen immer für bestimmte Rollen und Werke, die sie im Jahr vor der Preisverleihung präsentiert haben. Cornejo und Semionova wurden unter anderem für ihre Partien in Ratmanskys preis-würdigem neuen Schostakowitsch-Ballett ausgezeichnet.
So gingen drei von fünf Benois’ an das American Ballet Theatre. Als weitere Ballerina krönte man Mariko Kida für ihre Interpretation der „Julia“ in Mats Eks im Mai 2013 in Stockholm uraufgeführter Fassung von „Romeo und Julia“.
Besonders gefreut haben dürfte sich die Französin Brigitte Lefevre, als sie den Benois für ihr Lebenswerk in Empfang nehmen konnte. Seit sie mit sechzehn Jahren in das Corps de ballet der Pariser Oper eintrat, ist sie dieser berühmtesten europäischen Ballettinstitution treu geblieben. In diesem Jahr übergibt die langjährige Ballettdirektorin an ihren Nachfolger Benjamin Millepied.
Der Benois wird seit 1992 im Rahmen einer Ballett-Gala verliehen.
In diesem Jahr bestand die Jury ganz aus Frauen, mit Beverly d’Anne, Direktorin des Tanzdepartments des „New York State Arts Council“, Gabriela Komleva, Ballettmeisterin am Marijnsky-Theater in St. Petersburg, Ana Laguna, berühmter internationaler Star der Tanzwelt, Ballettmeisterin und Coach, Frau und Muse des schwedischen Choreographen Mats Ek, Agnès Letestu, Etoile der Pariser Oper, die heute als Coach und Kostümbildnerin arbeitet, der Schwedin Madeleine Onne, die das „Hong Kong Ballet“ leitet, Lidia Segni, Direktorin der „Teatro Colon Ballet Company“ in Buenos Aires und schließlich Carla Fracci, Star des italienischen Balletts, eine der Lieblings-Giselles von Rudolf Nurejew, genannt „Carla Nazionale“.
Die Jury wird jedes Jahr neu zusammengestellt, ständiger Vorsitz aber ist und bleibt Yury N. Grigorovich, einflußreicher langjähriger gewesener Direktor des Bolschoi- Balletts und noch immer Hauschoreograph dort.