Aufforderung zum Tanz

Aufforderung zum Tanz

Was sie schon immer über Tanz hätten wissen wollen können und bisher nicht auf die Idee kamen zu fragen.

Abschiede, Neuanfänge und 100.000 Euro zu gewinnen

Spielzeitende, das heißt Abschied, Umzug, Neubeginn für viele Tänzer. Und was man tun muß, um 100.000 für eine neue Choreographie zu bekommen

 

Für die Tänzer kommt jetzt die Zeit des Wechsels. Manche verlassen eine Institution, der sie mehr als drei Jahrzehnte angehört haben so wie Nicolas Le Riche der Pariser Oper, und sie werden, so wie er, ihr eigener Chef. Zwischenbemerkung: Interessant war, wie die „New York Times“, daraus einen Fall von Ballettkritik als Politik machte. Deren Korrespondentin ist bekanntermaßen schwer auf Seiten von Natalie Portmans Ehemann Benjamin Millepied, des siegreichen Konkurrenten von Le Riche und künftigen Ballettdirektors der Pariser Oper. So spielte die „New York Times“ die Rede von César-Preisträger, Autor, Filmschauspieler und Dramaturg Guillaume Gallienne herunter und hielt den Namen Millepied vollkommen aus dem Artikel heraus, und erwähnte das Demonstrative an dem Applaus für den unterlegenen Le Riche überhaupt nicht. Gallienne hatte in einer typisch französischen Mischung von Scherz und Kampfgeist bemerkt, nun, dann werde sein Freund Le Riche eben auf anderen Brettern weitertanzen, wenn nicht auf diesen, – womit er natürlich auf die Tatsache anspielte, dass Le Riche die Oper verläßt, weil er nicht ihr Ballettdirektor geworden ist, was er ziemlich gut hätte werden können. Was er vielleicht hätte werden sollen, historisch betrachtet. Die „New York Times“ erwähnt nicht einmal, welcher Jubel Galliennes bitterem Scherz antwortete, und dass das ganze Palais Garnier bis in den vierten Rang mit Befürwortern dieser Lösung angefüllt war. Nein, stattdessen mault sie, das Programm der Gala sei nicht erstklassig und und zuwenig klassisch und zuwenig tanze Le Riche selbst. Er hatte gerade eine ganze Abschiedsserie von Vorstellungen in der Opéra Bastille absolviert als Protagonist des Victor-Hugo-Balletts „Notre Dame de Paris“ von Roland Petit aus meinem Geburtsjahr, aber das kann man ja übersehen….oder es so meinen und die Ballettkritik einfach politischen Interessen unterordnen und so schreiben, dass es den zu den eigenen gemachten Interessen dient. Blöd, dass das jetzt aufgefallen ist :)

Aber wir waren beim Thema Wechsel. Nicolas Le Riche hört ebensowenig auf zu tanzen wie Thiago Bordin, der John Neumeiers Hamburg Ballett verläßt nach einem guten Jahrzehnt und nun beim „Nederlands Dans Theater“ in Den Haag beginnt. Das wiederum etwas Sternenglanz und choreographische Zukunft gut gebrauchen kann, um es vorsichtig auszudrücken.

Einige Tänzer also schlagen komplett neue Kapitel ihrer Karrieren auf. Andere stehen vor dem ersten Schritt. Das ist – wie die „Adieux“ – besonders berührend zu erleben. In der Akademie des Tanzes an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Mannheim zeigten die Studenten von Professor Birgit Keil, was sie gelernt haben. Sechs Paare, alle aus der Masterclass, tanzten schwerste klassische Pas de deux’ an drei Vorstellungsabenden hinter einander, wobei der erste der Prüfungsabend war. Alle haben gänzend bestanden, 80 % Prozent von ihnen wechseln in ein Engagement, eine fabelhafte Vermittlungsquote. Phantastisches Spieltalent zeigten die Studenten der Bachelor-Klasse III im Fach Charaktertanz in einer Choreographie von Professor Alexandre Kalibabchuk, es war eigentlich ein Stück Tanztheater, frei, aufregend, über die Geschichte der Roma. Der Moment, auf den alle, die nicht zum ersten Mal da waren,  warteten, war gekommen, als die Studenten ganz in Schwarz und Rot gekleidet die Akademie-Bühne betraten. Prof. Christine Neumeyer zeigte, wieviel sie die Studenten der Bachelor-Klasse IV hat lehren können im Fach Flamenco. Begleitet von Ausnahme-Musiker Rainer Hawelka an der Gitarre, sah man dann den wahrscheinlich besten europäischen Flamenco nördlich von Zaragoza. Ohne zuviele Rüschen am Rock, ohne strenge senkrechte Stirnfalten entfaltete sich das Drama des Flamenco ganz als eines unterschiedlicher Rythmen – geklatscht, gestampft, gezupft, geklopft….ein Ereignis…

Bravo, alle Studenten! Bonne chance!

Für die Choreographen unter Euch noch etwas sehr Wichtiges. In Paris wurden die auf Rolf Liebermann zurückgehenden „Fedora-Preise“ neu ins Leben gerufen. In enger Zusammenarbeit mit „Opera Europa“, einem Zusammenschluss von Opernhäusern und Festivals dieses Kontinents, werden Preise für Oper und Ballett vergeben. 150.000 Euro stehen für die Aufführung eines neuen oder wiederentdeckten Musiktheater-Werkes zum Gewinn. Bedingung ist, dass man zwei oder mehr Theater gewonnen hat, die Aufführungstermine im Jahr 2015 bereitgestellt haben.

Der Van-Cleef & Arpels-Preis für ein Ballett, das eine Uraufführung sein muß, beträgt 100 000 Euro. Zusammenkommen müssen für diese Produktionen junge Künstler verschiedener Genres, also Komponisten, Choreographen mit Ausstattern, Lichtdesignern, etc…

Gerade ist der Bewerbungsschluß verschoben worden auf den 31. Juli 2014. Alle Bewerbungsinformationen unter https://www.fedora-prizes.com.

Oder Fragen bitte an mich, ich bin Mitglied der Ballettpreis-Jury. Willkommen natürlich Mäzenen, die sich diesem Kreis von Opern-Enthusiasten und Ballett-Liebhabern anschließen möchten. Allez-y!